RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Indira Jackson
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738093896
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sie dankbar, dass er es nicht getan hatte und ihre spontane Blitzidee sowohl für sie als auch für den armen Ali glimpflich abgelaufen war.

      Was sie Rayan jedoch nicht verzeihen konnte, dass er sie am Ende doch noch bedroht hatte. Sie machte eine interne Notiz, dass sie ihm erst einmal die kalte Schulter zeigen würde, sollte er irgendwann wieder auftauchen.

      Hanif hatte sie gebeten, den Rest des Tages im Zelt zu bleiben, um eventuellen neugierigen Blicken aus dem Weg zu gehen, ein Wunsch, dem sie nur zu gerne nachkam.

      2014 - Oase von Tayma - Ein Kompliment

      Rayan ging erst einmal einige Minuten spazieren, um sicher zu sein, dass er sich wieder voll unter Kontrolle hatte.

      Als er Carina zum Schluss gepackt hatte, um sie zu warnen, war er nahe genug an ihr dran gewesen, um auch trotz des schlechten Lichts im Zelt sehen zu können, dass die linke Wange von Carina blau und geschwollen war.

      Und auch wenn eine kleine Stimme in ihm sagte, dass sie das verdient hatte, so richtete sich sein Zorn gegen Tarek. Was fiel dem Kerl eigentlich ein? Frauen gegenüber schien er sich stark zu fühlen. Wenn er mit seinen eigenen Frauen so umging, konnte und wollte Rayan nicht eingreifen, aber Carina gehörte zu ihm!

      Erst als er sich sicher war, dass er Tarek nicht gleich den Hals umdrehen würde, ging er zu ihm in sein Zelt.

      Dieser grinste ihn, wie zu erwarten gewesen war, süffisant an. „Was für eine interessante Nacht, nicht wahr? Gleich in zweifacher Hinsicht.“

      Es kostete Rayan einiges, ruhig zu bleiben und keine Emotionen zu zeigen. „Allerdings.“ Meinte er daher. „Deine Tochter ist eine wundervolle Frau.“

      Und Tareks Grinsen vertiefte sich. Er fühlte sich auf sicherem Terrain, weil er Rayans Gemütslage nicht bemerkte. Er meinte dem Scheich ein Kompliment zu machen, indem er bewundernd sagte: „Ich habe gehört, Ihr seid eben nicht zimperlich gewesen.“ Und grinste breit.

      Auch Rayan grinste breit, aber ohne jeden Humor in seinen Augen. Wie üblich, wenn er wütend war, war das blau seiner Augen eine ganze Nuance dunkler geworden.

      Und mit einer blitzschnellen Bewegung packte er Tarek am Hals und zog ihn ganz dicht an sich heran.

      „Wie du siehst, kann ich meine Angelegenheiten selber regeln. Wenn du es noch einmal wagst, sie oder auch irgendein anderes noch so kleines Teil von meinem Eigentum anzufassen, schneide ich dir den Hals auf – haben wir uns verstanden?“

      Tarek war blass geworden. Er nickte schnell, denn nur gegenüber Schwächeren oder Frauen war er mutig, sonst war er ein erbärmlicher Feigling.

      Rayan ließ ihn los und ging wieder nach draußen in die Morgensonne.

      2014 - Oase von Tayma - Abschied von Jamila

      Am nächsten Tag ging Carina schon in aller Frühe aus dem Zelt und setzte sich an die Wasserstelle außerhalb des Lagers. Noch heute würden sie hier abreisen und sie war verdammt froh darüber.

      Mit Rayan hatte sie kein Wort mehr gesprochen. Wie üblich war er erst mitten in der Nacht ins Zelt gekommen und auch heute bereits vor dem Morgengrauen aufgestanden.

      „Wann schläft der Kerl eigentlich?", fragte sie sich. Mehr als vier Stunden konnte er nicht geschlafen haben, eher weniger. Langsam hatte sie das Gefühl, als ginge er ihr aus dem Weg.

      Sie hatte nochmals ein Frauengewand angelegt, das ihr diesmal Nihat am Vorabend gegeben hatte. Er hatte ihr erklärt, dass sie später anhalten würden, um sich umzuziehen und ihre Reiterkleidung anzulegen.

      Auch dieses Kleid war wunderschön. Die Grundfarbe war Schwarz, doch im oberen Bereich war es in Dunkelblau und Silber abgesetzt. Dazu gehörte ein leichter, blauer Schleier, der am Rand ebenfalls mit Silber verziert war.

      Auf einmal trat Jamila zu ihr. Sie fragte, ob sie sich setzen dürfe. Carina war etwas verlegen, aber antwortete, dass sie natürlich gerne Platz nehmen könne.

      Jamila erkundigte sich zuerst, ob es ihr gut ginge und als Carina mit einem Lächeln bestätigte, dass sie sich sehr gut fühle, fügte sie hinzu: „Carina ich beneide dich. Ich weiß das klingt komisch, denn schließlich sollte ich so kurz nach meiner Hochzeit glücklich sein. Und das bin ich auch! Sehr sogar. Bereits morgen werden mein Mann Abdullah und ich von hier fortgehen und ich werde meinen Vater nur noch selten sehen. Wir werden uns unser eigenes Leben aufbauen. Darauf freue ich mich sehr. Aber trotzdem beneide ich dich um deinen Mut! Dass du Ali helfen wolltest, erfordert großen Mut. Wir Frauen sind hierzulande oft viel zu passiv. Du bist endlich jemand, der die Initiative ergreift. Behalte dir diese Eigenschaft!

      Und nimm es nicht so schwer, dass Rayan deswegen wütend ist. Die Männer hierzulande sind immer sehr auf ihr Ego bedacht. Ich bin sicher, er wird dir bald verzeihen – er ist ein wirklich wunderbarer Mann mit viel Verständnis. Jemanden wie ihn findet man hier nicht so leicht.“

      Die Art und Weise wie sie „wunderbar“ und „Verständnis“ betonte, lies Carina aufhorchen. Das klang wie ein richtiger Fan. Offenbar war es ihm gelungen, sie vollständig für sich einzunehmen. Und dann der Spruch, dass ER ihr verzeihen würde – was für eine Theatralik! Wie machte er das nur?!

      Sie musste sich zusammenreißen, nicht laut loszulachen und so dankte sie Jamila kurz und die beiden Frauen verabschiedeten sich freundlich.

      Und sie hatte gedacht, die arme Braut sei ein Opfer. Aber je länger Carina darüber nachdachte, hatte Jamila eher gewirkt, als hätte sie den besten Sex ihres Lebens gehabt. Gehässig fügte sie in Gedanken dann aber dazu, dass Jamila andererseits sicherlich bisher wenig oder gar keine Vergleichsmöglichkeiten hatte.

      Kopfschüttelnd ging Carina in Richtung Zelt zurück und machte sich zur Abreise fertig.

      2001 - Oase von Zarifa - Unerwarteter Support

      Sieben Tage nach ihrem Aufbruch aus der Oase von Zarifa kehrte Rayan mit Halef und Tarek und den vier Pferden dorthin zurück.

      Sie waren schnell geritten und oft auch weit bis in die Nacht hinein. Mittags hatten sie den Pferden in der größten Hitze eine Pause gegönnt, nur um dann wieder weiter zu eilen.

      So schafften sie den Weg zurück trotz des großen Umwegs in zwei Tagen.

      Als sie oben auf der großen Sanddüne angekommen waren, staunten die beiden Jungen nicht schlecht – so viel hatte sich seit ihrem Aufbruch verändert!

      Vor der Oase war ein breiter Graben von West nach Ost angelegt worden. Lediglich in der Mitte blieb noch Platz zum Durchreiten, jedoch für nicht mehr als drei Reiter auf einmal. Hinter dem Graben auf Seite der Oase waren über die gesamte Breite viele der Palmen gefällt und als Schutz wie eine kleine Mauer aufgebaut worden.

      Am faszinierendsten war jedoch, dass direkt vor ihnen, fast am Gipfel der Düne, über die ganze Breite Schilder angebracht worden waren, die deutlich vor Betreten warnten.

      Rayan wusste, dass dies keine leeren Drohungen waren, sondern das Gebiet tatsächlich in ein Minenfeld verwandelt worden war, welches bis hinunter an den Graben reichte.

      Es handelte sich um sogenannte M19 Panzerminen, die mit 9,5 kg Sprengstoff ausgestattet waren. Der Auslösedruck, der auf 200 kg eingestellt war, würde bei einem Reiter mit Pferd die Mine zünden.

      Kein Feind konnte also in breiter Front auf Zarifa zureiten, wollte er nicht seine Armee in die Luft gesprengt sehen, bevor sie unten am Fuß der Düne ankommen konnte.

      Links und rechts waren zudem Stacheldrahtfelder installiert worden, um ein seitliches Durchbrechen zu verhindern.

      „Halef, Tarek! Bleibt in der Mitte“, ermahnte er seine beiden Helfer und dann ritten sie auf Zarifa zu.

      Unten wurden sie freudig begrüßt. Die Tarmanen waren klug genug die Chance zu erkennen, die ihnen Rayan eröffnet hatte und daher begrüßten