Er grüßte Jamila zunächst freundlich und mit sanfter Stimme, um sie nicht noch mehr zu erschrecken. Dann setzte er sich ihr gegenüber auf die Kissen am Boden. Das riss sie etwas aus ihrer Starre und sie begann, ohne ein Wort zu sagen, ihm Tee einzuschenken.
Dabei zitterte ihre Hand, die das filigrane Chai- Glas hielt, so stark, dass sie die Hälfte verschüttete.
Vorsichtig legte er seine linke Hand über ihre Rechte, um ihr Zittern zu beruhigen, dann nahm er ihr mit seiner anderen Hand die Kanne aus der Linken, stellte sie auf den niedrigen Tisch neben ihnen und danach auch das Teeglas.
Ihre rechte Hand hielt er weiter fest. Ganz sanft, nur um sie am Zittern zu hindern.
„Sieh‘ mich an.“ Forderte er sie mit ruhiger Stimme auf. Als sie den Blick hob, um ihm in die Augen zu sehen, fuhr er fort: „Wir sind hier in der gleichen dummen Falle gelandet. Dein Vater hat uns beide in eine unangenehme Situation gebracht! Ich habe es nicht nötig, Frauen zu etwas zu zwingen, verstehst du mich?“ Sie nickte, aber er war sich nicht sicher, ob sie ihm folgen konnte.
„Hör zu!“, sagte er zu ihr. „Heute Nacht wird hier nichts passieren, was du nicht möchtest, verstehst du? – lass uns einfach reden und sehen, was die kommenden Stunden bringen und wenn wir uns bis morgen früh lediglich gut unterhalten, ist das für mich vollkommen in Ordnung.“ Er schien zu ihr durchzudringen, denn sie schaute nun überrascht.
„Also, dann erzähl mir doch mal, wie du deinen Ehemann kennengelernt hast …“ Erst begann sie stockend zu reden, doch dann immer freier und nach und nach löste sich ihre Starre.
Rayan stellte fest, dass sie das Glück hatte, in fast allem nach ihrer Mutter geschlagen zu sein. Außer dass sie etwas mollig war, was wohl eher die Gene des Vaters waren, hatte sie ein durchaus attraktives Gesicht und seidiges, schwarzes Haar.
Wenn sie lachte, bildeten sich Grübchen links und rechts ihres Mundes und als ihr Rayan dies als Kompliment sagte, war jedes Eis gebrochen. Wie üblich erzählte er wenig von sich selber, hörte aber umso intensiver Jamila zu und stellte ihr auch Fragen, die sie bereitwillig beantwortete.
Nach kurzer Zeit war sie hin und weg von diesem Fremden, den ihr Vater ihr da so unverhofft aufgezwungen hatte. Während er ihr zuhörte, ließ er sie nicht aus den Augen, kein Detail von dem, was sie erzählte, entging ihm. So etwas hatte sie bei noch keinem arabischen Mann erlebt. Wobei sie zugegebenermaßen ja hauptsächlich ihren Vater kannte und daher auch nicht wirklich vergleichen konnte.
Auch faszinierte sie die Farbe seiner Augen, die sie an den Abendhimmel im Sommer erinnerte. Hier hatten alle Männer schwarze oder braune Augen. Es waren diese Augen, die sie in seinen Bann schlugen.
Auf einmal sah sie nicht mehr voller Erschrecken einen anderen Mann vor sich sitzen, sondern voller Lust. Sie fand, dass es eine Chance war, die sich ihr da bot. Sie würde außer ihrem Ehemann nie wieder einen anderen Mann anschauen dürfen. Außerdem war sie noch Jungfrau, ganz so, wie sich das gehörte. Wer weiß, was sie da verpasste?
Rayan hatte die Veränderung in ihr bemerkt. Er setzte sich näher an sie heran und begann, mit seinem Finger die Linien ihres Gesichtes nachzufahren. Von ihrem Ohr zum Kinn, von der Stirn über die Augen, erst rechts, dann links. Im ersten Moment war Jamila wieder zusammengezuckt, doch dann entspannte sie sich und ließ es geschehen. Sie schloss die Augen und genoss diese Form der Liebkosung. Auf einmal spürte sie seinen Mund auf ihrem. Zunächst wie ein zarter Hauch, dann intensiver, drängender, bis sie sich schließlich leidenschaftlich küssten.
Jamilas Herz schlug in ihrem Hals, auf der einen Seite hatte sie Angst vor dem Unbekannten, wie würde es sein? Doch auf der anderen Seite spürte sie brennendes Verlangen in sich.
Rayans rechte Hand wanderte von ihrem Gesicht, das er mit beiden Händen umschlossen hatte, hinunter an ihrem Hals entlang und verharrte einen Moment auf ihren Oberarm. Dann legte sie sich langsam auf ihre Brust und begann diese zärtlich zu massieren. Noch brennender wurde Jamilas Bedürfnis und sie drückte sich an ihn. Da begann er langsam erst ihr Gewand über ihren Kopf zu streifen, um dann seine eigenen Kleidungsstücke abzulegen. Währenddessen ließ er sie nie ganz los und auch seine Lippen suchten immer wieder die ihren, oder liebkosten ihren Hals, ihre Wangen, ihre Stirn.
Dann begannen seine Hände über ihren nackten Körper zu wandern, ihn zu erkunden und erst nach einer ganzen Weile drückte er sie langsam, aber bestimmt, zurück in die Kissen und legte sich auf sie.
Ihr Herz schlug nun in einem Tempo, dass sie vorher nie für möglich gehalten hatte und einen Moment lang packte sie wieder die Angst, da drang er bereits in sie ein. Die Empfindungen, die sie durchfuhren, schalteten jegliches Denken aus, eine heiße Welle jagte durch ihren Körper, der Schweiß brach ihr aus allen Poren zugleich aus und kompensierte den leichten Schmerz, als er ihr die Jungfräulichkeit nahm. Er hielt einige Sekunden lang inne, als er hörte wie sie scharf einatmete, doch kurz darauf begann er sich rhythmisch zu bewegen und instinktiv passte sie sich seinen Bewegungen an.
Und so war es etwa morgens um zwei Uhr, als sich ihr beider Problem auf einfache Weise erledigte.
Eine Weile später lagen sie atemlos und schweigsam nebeneinander, dann stützte er sich auf seinen Arm auf und sah ihr in die Augen. Er lächelte und sie wusste, sie würde diesen einmaligen Moment und dieses strahlende Lächeln niemals in ihrem Leben wieder vergessen.
Rayan war froh, dass er immer Kondome bei sich trug, denn auch, wenn der Plan des Fürsten offiziell aufgegangen war, so wollte er den eigentlichen Sinn „der ersten Nacht“, nämlich die Zeugung von Nachwuchs, auf jeden Fall verhindern.
2014 - Oase von Tayma - Eigentum
Carina wachte mitten in der Nacht auf. Sie musste in den Schlaf gefallen sein. Gefühlt musste es etwa Mitternacht sein.
Die beiden jungen Männer unterhielten sich leise vor dem Zelt miteinander.
Sie verspürte Hunger und ihr wurde bewusst, dass sie nichts mehr gegessen hatte. Der Teller mit Obst und Backwaren, den Nihat ihr gebracht hatte, stand noch unberührt da. Und als sie sich ein wenig von dem Brot in den Mund schob, kam ihr eine Idee, wie sie dem widerlichen Knilch von Fürst zumindest einen seiner Pläne zunichtemachen konnte.
Sie nahm ihren Wasserschlauch, außerdem ein wenig von dem Obst und wühlte sich durch ein Loch im hinteren Teil des Zeltes nach draußen. Die beiden Wachen vorne merkten nichts.
Dann schlich sie zum großen Platz.
Eine Weile verharrte sie im Dunkeln, doch es regte sich nichts. Aus einigen Zelten waren Stimmen und Gelächter zu hören, aber niemand schien sich in unmittelbarer Nähe aufzuhalten.
Ohne ein Geräusch zu machen, schlich sie zu dem Mann hin, der dort noch immer festgebunden war.
„Nicht erschrecken, ich will Ihnen helfen“, raunte sie ihm ins Ohr. „Hier trinken Sie“ und hielt ihm den Schlauch an den Mund. Anfangs war der Mann verwirrt, doch dann siegte sein Instinkt und er trank. Sie passte auf, dass er nicht zu viel auf einmal nahm und immer wieder kleine Pausen machte.
Sie entschied sich, dass das Obst keine gute Idee war, er war vermutlich nicht in der Lage, es vernünftig zu kauen und sie fürchtete, Spuren zu hinterlassen. Also steckte sie es wieder ein.
Dann verschloss sie den Schlauch wieder und wollte sich gerade auf den Rückweg machen, als direkt vor ihr ein Scheinwerfer anging. Auf einmal stand sie im hellen Licht und wurde geblendet, sodass sie kurz desorientiert war. Jemand packte sie von hinten und riss ihr den Schlauch weg. Auch das Obst war gleich gefunden.
Und bereits wenig später stand Tarek vor ihr. Der Mann, der sie festhielt, sagte zu ihm: „Herr, ich habe sie gerade noch erwischt. Sie wollte zu Ali und ihm Wasser geben.“
Voller