RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Indira Jackson
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738093896
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außerhalb des Zeltes so dicht wie möglich an einem der Felsen aufschlagen. Sollte etwas passieren, bleiben Sie mit dem Rücken an der Felswand, machen sich so klein wie möglich und verhalten sich ruhig. Nihat wird ständig bei Ihnen bleiben. Ok?“ Er sah sie prüfend an.

      Carina war entschlossen, sich ihre innere Panik nicht anmerken zu lassen und nickte tapfer und etwas trotzig. Rayan nickte zufrieden.

      Später fragte sie Nihat, warum sie trotzdem ein Feuer anzündeten, ob sie das nicht noch mehr gefährdete.

      „Sie wissen ohnehin bereits, wo wir sind, würden wir jetzt kein Feuer anzünden, wüssten sie, dass wir sie bemerkt haben und vor ihnen gewarnt sind.“

      Und so kauerte sich Carina etwas später eng an den Felsen, Nihat neben ihr.

      Hanif hatte ihr noch ermunternd zugegrinst: „Keine Angst, wir haben schon ganz andere Situationen durchgestanden.“ Gequält hatte sie zurückgelächelt.

      Zuerst dachte sie, sie würde niemals auch nur ein Auge zu tun können, aber irgendwann war sie doch in unruhige Träume gefallen.

      Kurze Zeit vor dem Morgengrauen weckte Nihat sie, in dem er ihr die Hand auf den Mund legte und ihr leise ins Ohr flüsterte: „Nicht erschrecken! Aber wenn sie angreifen, dann jetzt im Morgengrauen.“ Ein Schauer lief ihr über den Rücken.

      Die Minuten schienen sich stundenlang hinzuziehen und ganz langsam wurde es hell.

      Der befürchtete Angriff kam jedoch nicht.

      Als die Sonne schon deutlich über den Horizont aufgestiegen war, stand Rayan plötzlich neben ihnen. Sie hatte keinen Laut gehört, als er sich genähert hatte und so zuckte sie entsetzt zusammen. Er schüttelte den Kopf und sagte leise: „Keine Spur von ihnen. Ich denke, wir können aufbrechen, aber wir müssen weiter auf der Hut sein.“

      Sie beschränkten ihr Frühstück auf etwas Dörrfleisch, tränkten nochmals die Pferde und ritten los.

      Etwa eine Stunde später bewegten sie sich noch immer durch eher felsiges Terrain. Es begann bereits, merkbar warm zu werden. Statt des üblichen tiefen Sandbodens war eine Art Weg erkennbar, der sich mal auf mal ab durch eine Steinwüste zog.

      Auf einmal hielt Rayan, der vorweg ritt, sein Pferd an.

      „Ich kenne diesen Weg. Es sind ab hier nur noch eineinhalb Tage bis Zarifa.“ Auch die anderen hatten nun neben ihm angehalten.

      „Weiter vorne geht es wieder bergab. Links und rechts des Weges sind etwa zwölf Meter hohe Felsen. Wenn wir da durchkommen, sitzen wir wie auf dem Präsentierteller. Dort warten sie auf uns.“ Sein Tonfall ließ keinen Zweifel aufkommen und die anderen schienen ihm aufs Wort zu glauben. Zu oft hatten sie erlebt, dass ihr Herr ein fast unheimliches Gespür für derlei Situationen hatte.

      „Wir reiten alle gemeinsam langsam weiter, so wie jetzt auch, denn wir müssen sie so lange wie möglich glauben lassen, dass wir nichts ahnen. Dann müssen wir schnell sein!

      Hanif, du bist der beste Schütze, du brichst nach links aus und vor dem Felsen die Steigung der Sanddüne hoch. Auf dieser Seite ist der Felsen dann vom Dünenkamm aus nicht mehr so hoch und du solltest dich vom Pferd aus hochziehen können. Du hältst uns den Rücken frei. Aber Vorsicht! Sie könnten den gleichen Plan verfolgen, es könnte also schon jemand oben sein.“ Hanif nickte bestätigend.

      „Nihat, du reitest neben Carina her bis zum Anfang der Felsen. Die Angreifer werden nach dem Durchbruch der Felsen links und rechts im Sand auf uns lauern. Ihr seid also sicher, solange ihr vor dem Felsen bleibt. Wir anderen werden in dem etwa drei Meter breiten Durchbruch den Pferden die Sporen geben und sie laufen lassen, so schnell sie können. In diesem Moment werft ihr Euch aus dem Sattel. Lasst Eure Pferde mitlaufen und verkriecht Euch zurück auf die andere Seite des Felsen - Nihat du bist mir für Carina verantwortlich. Außerdem kannst du dafür sorgen, dass keiner von ihnen durch die Felsen zurück abhauen kann.“

      Nihat machte ein wenig begeistertes Gesicht, denn die Aussicht nicht selber am eigentlichen Kampf teilzunehmen, gefiel ihm überhaupt nicht. Aber er hatte sich nun einmal für diesen Job des Bewachers gemeldet. Und so nickte er.

      „Die Aufgabe aller anderen ist klar: Schnell sein und auf alles, was sich bewegt, schießen. Jassim du nimmst die rechte Seite, ich die linke. Hassan du gehst mit Jassim, Zati du mit mir.“

      Carina dachte ganz kurz, dass sie jetzt endlich die Namen der beiden jungen Begleiter wusste.

      Rayan blickte sie alle der Reihe nach ruhig an und er nickte zufrieden, denn alle machten einen entschlossenen Eindruck.

      Carina schlug das Herz bis zum Hals, doch sie wollte auf keinen Fall eine Last sein und war daher wild entschlossen, ihr Übriges dazu zu tun, dass sie aus dieser Lage heil herauskamen.

      „Also los. Viel Glück uns allen, möge Allah seine Hand über uns halten.“

      Und stolz ritt er voran, wohl wissend, dass es gut sein konnte, dass bereits ein oder mehrere Gewehre auf ihn gerichtet waren. Er zögerte keinen Moment, sein Pferd in die von ihm beschriebene Passage zu lenken, die anderen schlossen dicht auf.

      Ein leises „jetzt“, und schon preschten sie los.

      Carina spürte einen Ruck, als Nihat sie förmlich vom Pferd riss und sie prallte unsanft auf dem steinigen Boden auf. Dann rollte sie über den Boden, bis sie ganz am Felsen war. Dort setzte sie sich mit dem Rücken zum Stein auf, Nihat unmittelbar neben ihr. Er hielt sein Gewehr schussbereit vor sich, um wie besprochen keinen der Angreifer durch die Passage zu lassen.

      Sie hörten Schüsse, doch aus ihrer Perspektive sahen sie nicht, was sich weiter unten abspielte und Carina war sich auch nicht sicher, ob sie darüber froh war oder nicht.

      Einerseits war die Unwissenheit furchtbar, andererseits war sie froh, die Szenen, die sich dort abspielten, nicht sehen zu müssen.

      2001 - Oase von Zarifa - Die Niederlage der Banu Shams

      Die feindliche Armee kam drei Tage später an. Zuerst trafen die ausgesendeten Boten ein und berichteten, dass die Armee jetzt auf dem Weg sei. Dann dauerte es noch einen halben Tag, bis die große Anzahl an Reitern und Lasttieren auf der großen Düne vor Zarifa angekommen war.

      Rayan hätte gerne die Gesichter der Gegner gesehen, als sie den veränderten Anblick sahen.

      Das war kein Spaziergang mehr, so wie Scheich Yuemnue es geschildert hatte! Sie beschlossen erst einmal das Lager aufzubauen- sie hatten Zeit, da unten würde ihnen keiner davonlaufen …

      Aufgebracht kam der zweite der kleinen Fürsten zum Scheich. Anschließend tat er das, was sein Vetter bereits vor ihm getan hatte: Er versammelte seine Reiter um sich und machte sich auf den Heimweg. Mit Beschimpfungen als Feigling versuchte der Yuemnue ihn herauszufordern, aber der Fürst lachte nur und gab seinem Pferd die Sporen.

      Rayan frohlockte. Sein Plan war aufgegangen. Die ersten 500 Gegner waren ohne Kampf gegangen.

      Er hatte die Annäherung der Armee von einem Beobachtungsposten oben in den Bergen aus verfolgt und erfreut festgestellt, dass die ersten bunten Banner bereits verschwunden waren.

      Leider hatte offenbar die Nachricht an die Banu Shams keine Wirkung gezeigt, denn sie waren noch immer mit von der Partie. Das war nicht zu ändern, Rayan hoffte, dass sie wenigstens mehr Geld aus ihrem Feind herausgepresst hatten.

      Die Tarmanen verbrachten eine unruhige Nacht hinter ihren Stellungen und, wie zu erwarten war, versammelten sich die Angreifer im Morgengrauen auf dem Hügel. Nach der üblichen Kampfmanier stellten sie sich in breiter Front auf. Offenbar hielten sie die Warnschilder für Bluff.

      Rayan zuckte die Achseln, sie würden es früh genug merken.

      Dann gab jemand das Zeichen und die Reiter ritten los. Doch was war das? Offenbar traute Yuemnue dem Frieden nicht und hielt seine Männer zunächst zurück – sollten andere testen, ob es sich um einen Trick handelte oder nicht. Die Banu Shams bekamen schließlich genügend Gold, sollten sie doch etwas