RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Indira Jackson
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738093896
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mein Sohn.“ Rayan stand wie vom Donner gerührt. Wie oft hatte er sich diese Worte von seinem Vater gewünscht? Doch er ließ die Situation verstreichen und gab nur ebenso leise zurück „Reis dich zusammen und halte dich an unsere Abmachung.“

      Auf einmal hörte er amerikanische Stimmen und er traute seinen Augen kaum, dass da seine beiden Kampfgenossen und Kollegen mit breitem Grinsen auf ihn zukamen. Sie sprachen kaum Arabisch, aber hatten schon andere sprachliche Barrieren gemeistert. Sowohl sein Vater war des Englischen mächtig, als auch Hanif, die sich beide in den letzten Tagen als Übersetzer betätigt hatten, wo Gesten nicht mehr ausreichten.

      „Was macht ihr denn hier?“ – „Na wir haben gehört, dass du deinen kleinen Privatkrieg organisierst und den Spaß wollten wir uns nicht entgehen lassen!“ „Ihr seid doch verrückt!“, antwortete Rayan grinsend. „Ja wir freuen uns auch, dich zu sehen.“ Sie schlugen sich auf die Schulter.

      „Na, was sagst du zu unserer Arbeit? Ist ja wie immer, wir verrichten die echte Männerarbeit und du reitest spazieren“, grinste „Hummer“. Er war ein afroamerikanischer Riese, der in der Bronx in New York aufgewachsen war. Er wischte sich den Schweiß von seiner Glatze, „Mann ist das heiß hier.“

      Das war Hummer, immer einen kessen Spruch auf der Lippe und immer am Nörgeln. Eigentlich hörte er auf den Namen Joe Jackson, aber seinen Spitznamen verdankte er dem amerikanischen Geländewagen. Irgendwann hatte jemand festgestellt, dass er genauso „groß, breit, schwarz und stur“ wie das Auto war. Der Name war hängen geblieben.

      „Komm du Baby, dafür ist die Gesellschaft diesmal doch echt nett“, lächelnd kam Cho auf Rayan zu und umarmte ihn kurz. Er war ein kleiner Japaner, ebenfalls in Amerika geboren, jedoch mit einem Faible für die Kampfsportarten seiner Vorfahren.

      Wie sich herausstellte, hatten sie die „Einkaufsliste“ von Rayan beliebig erweitert.

      Zur Absicherung des Mittelstreifens durch das Minenfeld hatte Rayan eine 20 mm-Maschinenkanone M39 organisiert.

      Unter anderem hatte Hummer einen Flammenwerfer dazu geordert und es war auch seine Idee gewesen, den Graben mit Teermatten auszulegen. Auf Kommando konnten sie so den Graben mit Benzin füllen und anzünden. Hummer liebte die große Show.

      Cho’s Idee war es gewesen, die Bestellung der Lazaretteinheit gleich um den zugehörigen Doktor und zwei Krankenschwestern zu erweitern.

      Alles war am Tag nach Rayans Aufbruch per Flugzeug gekommen und abgeworfen worden. Sedat, Hanif und Ruhi hatten nicht schlecht gestaunt, als sie die vielen kleinen Fallschirme am Himmel sahen und hatten gleich nach Verstärkung geschickt. Mittlerweile waren fast alle Bewohner von Zarifa hier gewesen, um zu helfen. Jeder, der den Ritt ins Tal noch schaffte. Selbst die Frauen und älteren Mädchen hatten beim Graben der Löcher für die Minen geholfen.

      Viele waren inzwischen wieder nach Hause zurückgekehrt, aber einige der Frauen waren als freiwillige Helferinnen fürs Lazarett geblieben.

      Rayan war erleichtert, das hatte alles besser geklappt als gedacht.

      Auf einmal war er einfach nur erschöpft und müde. Er sagte lediglich: „Die Nachricht ist angekommen und außerdem werden sie spätestens in drei Tagen hier sein“ – dann richtete er sich eine Lagerstätte im Schatten einer Palme und war fast augenblicklich eingeschlafen.

      „Wortreich wie immer, was?“, knurrte Hummer und schüttelte den Kopf. „Welche Nachricht? Kann uns einer erzählen, was los ist?“

      Aber es war gar nicht notwendig, dass Rayan mehr sagte, es war ein Fest für Halef und Tarek, die Geschichte in aller Ausführlichkeit zu schildern. Sie hatten sich zwar an seine Anweisung gehalten, die Pferde fertigzumachen, doch dann hatte die Neugier gesiegt.

      So waren sie zum Rand der Düne gekrochen und hatten vom Hügel aus mit einem kleinen Fernglas die beiden Männer beobachtet. Als Rayan Yusufs Kehle durchschnitt, hatte Halef gerade das Fernglas. Gleichzeitig abgestoßen, aber auch fasziniert hatte er Tarek in jeder Kleinigkeit das Geschehen geschildert. Bis Tarek das Fernglas an sich riss, um selbst das Geschilderte zu inspizieren.

      Sie wussten zwar nicht genau, was er im Zelt des Fürsten der Banu Shams gemacht hatte, aber da half ihnen ihre Phantasie weiter, sie erzählten von abgeschnittenen Köpfen und Füssen und malten ihre Geschichte immer weiter aus.

      Sedat erbarmte sich auch für Hummer und Cho und übersetzte ihnen das Erzählte. Seine Augen glänzten vor Stolz.

      Als Rayan etwa drei Stunden später wieder erwachte, fühlte er sich wie ein Filmstar. Er hatte Mühe, die Männer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

      Es gelang ihm, indem er das Heer beschrieb und nochmals die Kürze der Zeit betonte, die ihnen noch blieb.

      Er hatte etwas Angst wegen der ganzen Euphorie. Motivation war ja gut, aber dass alle nun felsenfest davon überzeug waren, dass sie mit einem solchen Helden nur gewinnen konnten, das war schlichtweg gefährlich, denn es führte zu Leichtsinn.

      Leider waren seine amerikanischen Kollegen in dieser Hinsicht auch keine Hilfe, im Gegenteil, sie schürten das Heldentum noch, indem sie bildreich einige ihrer alten Missionen beschrieben und dabei natürlich ebenfalls maßlos übertrieben.

      Immerhin konnte Rayan sie insofern zur Vorsicht motivieren, dass sie Boten aussandten, die nach der feindlichen Armee Ausschau halten sollten.

      1998 - Rabea Akbar - Neubeginn

      Der General hatte sowohl Yasin als auch Hummer und Cho von ihren jeweiligen Einsätzen abgezogen und nach Rabea Akbar beordert.

      Dies war eine so ungewöhnliche Vorgehensweise, dass vor allem Hummer und Cho gespannt im Einsatzzimmer auf das Eintreten des Generals warteten.

      Yasin wusste, was kommen würde, denn sein Stiefvater hatte ihn vorher gefragt, welche seiner Kameraden sich für ihr Projekt eignen würden. Er hatte gelächelt, als Yasin wie erwartet sofort die Namen seiner beiden Kameraden genannt hatte. Aber er ließ sich nichts anmerken, denn er hatte Jack versprochen, dass er ihn seine Idee selbst erklären lassen würde.

      Alle drei sprangen auf, als der General eintrat, und salutierten. „Rühren!“, meinte Jack ruhig. „Ihr wundert euch sicher, warum ich euch hierher beordert habe. Ich will es kurz machen: Unsere Einheit hier wird geschlossen werden.“ Er ließ den beiden einen Moment Zeit, diese Nachricht zu verdauen. „Alle Einheiten werden an andere Standorte verlegt.“ Wieder hielt er einen Moment inne. „Ich bin seit vielen Jahren hier in Rabea Akbar. Und ich bin inzwischen 60 Jahre alt - ein Dinosaurier in unserem Job.“ Er wehrte Proteste der Männer, die ihm versichern wollten, wie „jung“ und „aktiv“ er noch war, ab. „Ich werde also nicht mehr weitermachen, sondern in den Ruhestand gehen. Schon in einem Monat ist es so weit.“

      Cho und Hummer sahen Yasin an, ihnen war klar, dass er das bereits gewusst hatte. Ihr Blick sagte: “Das hast du genau gewusst und uns nicht gesagt …“, doch Yasin zuckte nur die Achseln. Dann wandten sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem General zu und wollten ihm gerade diverse Fragen stellen, doch dieser hob die Hand und brachte sie so zum Schweigen: „Lasst mich ausreden! Ich habe keine Lust, in der Armee noch einmal einen Anfang an einem anderen Stützpunkt zu machen, jedoch fühle ich mich keineswegs zu alt zum Arbeiten.“ Und er grinste jugendlich, als er fortfuhr: „Ich habe Pläne für die Gründung einer eigenen Firma. Eine Sicherheitsfirma, die Firmen in jeglichen Fragen berät, die in dieses Gebiet fallen: Kameraüberwachung, Personenschutz, Beschaffung und Ausbildung von Sicherheitskräften, aber vor allem auch Software und Waffen. Und Yasin wird mich unterstützen.“ Wieder tauschten Cho und Hummer einen überraschten Blick aus, sagten aber nichts mehr, sondern warteten nun weiter ab.

      „Wie ihr wisst, habe ich aufgrund der jahrelangen Tätigkeit für die Spezialeinheit gute Verbindungen. Nicht nur zur amerikanischen Regierung, sondern zu so manchen wichtigen Personen aus Regierungen weltweit. Ich habe Yasin gefragt, von wem er glaubt, dass er uns bei diesem Vorhaben unterstützen kann und vor allem bereit ist, mit in diese Firma zu wechseln. ‚Völlig überraschend‘ hat er sofort Eure Namen genannt. Ich möchte