RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Indira Jackson
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738093896
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und nun log, weil er sonst selber Ärger bekommen würde. So war für Ali wenigstens nicht alles umsonst.

      Daher blickte sie Tarek frech direkt in die Augen und schaffte trotz ihrer Angst sogar ein Grinsen.

      „Hab ich es mir doch gedacht, dass du Ärger machst.“ Und er holte auf und schlug ihr so hart ins Gesicht, dass sie Sterne sah. Er holte gerade zum zweiten Mal aus, da hörte er eine schneidende Stimme seitlich von sich.

      „Stopp! Sofort aufhören.“ Hanif und Nihat traten aus dem Schatten hervor ins Licht des Scheinwerfers.

      Tarek hielt inne.

      „Loslassen!“, kommandierte Hanif wieder und der Posten, der sie festhielt, reagierte. Carina merkte, dass sie losgelassen wurde und Nihat hob sie vorsichtig in seine Arme.

      Tarek versuchte zu protestieren, doch Hanif lies keinerlei Diskussion zu, indem er mit noch immer klirrender Stimme sagte: „Es handelt sich um die Ehefrau unseres Scheichs. Sie ist SEIN Eigentum! Wenn er der Meinung ist, sie muss bestraft werden, so wird er das selbst erledigen. Morgen früh. ER ALLEINE entscheidet dies! Es steht dir nicht zu, sie anzufassen!“

      Und Carina musste zugeben, dass sie noch nie in ihrem Leben so froh gewesen war, als jemandes Eigentum bezeichnet worden zu sein.

      Vorsichtig trug Nihat sie in ihr Zelt zurück und setzte sie auf ihrem Lager ab, dann ging er wieder nach draußen. Hanif kam mit einer Lampe, einer Schüssel kaltem Wasser und einem Lappen.

      „Lassen Sie mich einmal sehen“, sagte er ruhig.

      Carina drehte den Kopf mit der Seite ins Licht, die Tarek geschlagen hatte.

      Vorsichtig kühlte Hanif die Stelle mit dem kalten Wasser. „Da hat er Sie aber ganz schön erwischt, das wird mit Sicherheit blau werden.“ Er schüttelte ärgerlich den Kopf und fluchte irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Einige Minuten später sagte er: „Mehr kann ich leider nicht tun. Am besten Sie versuchen jetzt zu schlafen.“

      Carina nickte, doch alleine diese Bewegung reichte aus, um ihren Kopf explodieren zu lassen.

      Als Hanif sich umdrehte, um das Zelt zu verlassen, sagte Carina noch leise: „Hanif?“ Er blieb stehen, und sie fügte hinzu „Danke!“

      Er lächelte kurz und murmelte etwas verlegen „Schon gut.“

      2001 - Rub’al Khali, Oase von Farah - Nachricht mit Wirkung

      Etwa zwei Stunden nach Mitternacht weckte Rayan die beiden Jungen und Yusuf. Er erklärte Yusuf seinen Plan. „Hör zu, meine Absicht ist es, den Scheich davon zu überzeugen, dass wir keineswegs die leichte Beute sind, die er glaubt. Das wird deine Aufgabe sein.“ Und er gab Yusuf einen handgeschriebenen Brief, den dieser nur dem Scheich persönlich übergeben sollte. „Ich kann den Brief ja schlecht an sein Zelt hängen, verstehst du? Dafür verspreche ich dir, dass ich dich dort lassen werde und du dich dann erstmal ausruhen kannst.“ Um die Ehrlichkeit seiner Aussage zu unterstreichen, band er Yusuf los.

      „Natürlich wird die Hölle losbrechen, wenn wir da so ohne Einladung auftauchen. Deshalb erzähle ich dir offen von meinem Plan. Wenn du vorher laut bist und unser Kommen verrätst, werden uns die Wachen beide sofort töten. Wir haben Krieg, da wird keiner lange fackeln, auf welcher Seite du stehst. Vergiss nicht, dass du offiziell noch immer ein Tarmane bist und lediglich der Scheich von deiner Rolle weiß!“

      Yusuf nickte. „Ok, ich werde keine Probleme machen.“ Einen Brief übergeben - wenn das alles war? Nicht ganz, denn ihm war klar, dass Yuemnue danach erst einmal seine Loyalität infrage stellen würde. Aber seine Argumente hatte er sich ja bereits zurechtgelegt.

      Am sechsten Tag nach seiner Misshandlung hatten die Schmerzen endlich nachgelassen und auch die Wunden sahen bereits nicht mehr so schlimm aus. Doch waren sie noch mehr als deutlich zu erkennen und somit Zeugen der Folter, die er als Beweis präsentieren konnte. Er schien also aus dem ganzen Schlamassel noch einigermaßen heil herauszukommen.

      Die Jungs kamen noch ein Stück mit, aber Rayan schärfte ihnen ein, in Deckung zu bleiben und die Pferde bereitzuhalten.

      Dann zog er Yusuf mit sich mit in Richtung Oase.

      Da es noch dunkel war, fiel es beiden nicht schwer, sich an den dösenden Wachen vorbeizuschmuggeln.

      Aufgrund seiner Erkundungen am Vortag fand Rayan problemlos zum Zelt von Scheich Yuemnue. Noch ein Stück davon entfernt, befahl er Yusuf anzuhalten. Er drehte sich zu ihm um. „Also wir machen jetzt Folgendes …" Und ohne ein weiteres Wort, packte er Yusuf blitzschnell an einer bestimmten Stelle an der Halsschlagader, die diesen völlig lautlos in sich zusammensacken ließ.

      Die letzten Schritte würde er Yusuf tragen.

      Jetzt kam der eigentlich kritische Punkt: dass die Wachen am Zelt von Yuemnue nichts merkten, zumindest noch nicht.

      Aber er hatte Glück. Die Zelte waren nun schon so lange in der Oase stationiert, dass die Wachsamkeit bereits erheblich nachgelassen hatte. Sie waren eine Armee von 2600 Mann, was sollte da schon passieren? So kam Rayan unbemerkt bis zum Brunnen, direkt gegenüber dem Zelt des Scheichs.

      Mit wenigen Griffen band er den noch immer bewusstlosen Yusuf an den Brunnenaufbauten fest, sodass er beim Verlassen des Zeltes sofort ins Auge sprang. Mit ausgebreiteten Armen, ein wenig wie ans Kreuz genagelt.

      Er zog den falschen Brief, der zur Beruhigung Yusufs gedacht war, aus dessen Tasche und platzierte die eigentliche Nachricht gut sichtbar an seinem Gewand.

      Ohne jegliche Regung schnitt er dann Yusufs Kehle durch. Er achtete darauf, dass der Schnitt breit genug war, dass sich das Blut möglichst weit über Yusufs Leichnam ergoss. Ihm war wichtig, dass die Nachricht auch deutlich ankam: Zarifa war weder schwach, noch würde es sich Verrat bieten lassen! Wehe allen Feinden!

      Natürlich hatte er nie die Absicht gehabt, dem Verräter eine Chance zu lassen, noch irgendwem etwas zu verraten. Er hatte bereits genug Schaden angerichtet und schließlich sollten die Verteidigungsmaßnahmen eine große Überraschung bleiben.

      Die Geschichte hatte er erfunden, um Yusuf zum freiwilligen Mitkommen zu bewegen. Das war einfacher, als ihn den ganzen Weg zu tragen. Für einen guten Effekt war es wichtig, dass er noch möglichst lange lebte, damit das Blut frisch war.

      Er fügte Yusuf noch einige weitere Schnitte zu und ritzte ihm das Wort Verräter in die Stirn. „So nun kannst du lange ausruhen, ich habe dir ja versprochen, dass ich dich hierlasse.“

      Yusuf hatte erfreulicherweise nichts genauer hinterfragt, sodass er ihn keineswegs hatte anlügen müssen.

      Rayan hoffte nun, dass er auch noch dazu käme, den zweiten Teil seiner Nachricht ungestört zu überbringen. Außerdem war die volle Wirkung seines Planes davon abhängig, dass man Yusuf erst fand, wenn es hell wurde, erst dann wirkte das grausig inszenierte Bild so richtig.

      Mit schnellen Schritten, aber weiterhin auf äußerste Stille bedacht, schlich er zu den Zelten der Banu Shams am Rande der Oase. Er benötigte etwa 15 Minuten, bis er dort war und jeden Moment fürchtete er, einen Schrei aus Richtung des Brunnens zu hören. Doch bisher ging sein Plan auf.

      Als er die Zelte erreicht hatte, atmete er erst einmal kurz durch. Selbst wenn sie den Leichnam jetzt fänden, würden sie zwar das Lager nach Eindringlingen durchsuchen, diese aber kaum zwischen den Zelten der Banu Shams vermuten.

      Ungehindert schlich er weiter bis zum Zelt des Anführers. Dieser Stamm war für seine Arroganz bekannt. Er hatte schon in der Vergangenheit mit ihnen zu tun gehabt und wusste, dass sie für genug Gold ihre eigene Mutter verkaufen würden. Bei der passenden Bezahlung kämpften sie gnadenlos und ohne jegliches Mitleid. Frauen, Kinder und Alte fielen ihnen genauso zum Opfer wie Krieger. Deshalb waren sie gefürchtet und man hielt sich von ihnen fern. Sie hatten es nicht nötig Wachen aufzustellen, was die Basis für Rayans zweiten Streich war.

      Lautlos drang er in das Zelt des Anführers ein. Er verharrte im Inneren einen Moment, um sich zu orientieren, doch wie er es erwartet hatte, lag