Dann beugte er sich zu ihr und küsste sie auf den Mundwinkel.
Sie hatte die Augen bereits geschlossen, als er ihre Wohnung verließ.
Äußerst zufrieden fuhr er nach Hause. Hätte er vorher gewusst, dass Tia so locker damit umgehen würde, dass sie ihn sogar aus ihrer Wohnung warf, hätte er sich vielleicht nicht so lange zurückgehalten.
In den 32 Jahren seines bisherigen Lebens hatte er noch nie eine so unkomplizierte Frau getroffen. Sie wollte absolut nichts weiter, als einen guten Fick und einen ordentlichen Orgasmus.
Beides hatte er ihr besorgt, dann war sie zufrieden eingeschlafen, mit der einzigen Sorge, dass er auch ja nicht bleiben würde.
Nicht nur, dass sie noch weniger Interesse an etwas Festem hatte als er, zudem war es auch noch so ziemlich der beste Sex seines Lebens gewesen.
Kein endloses Vorspiel, kein Süßholzraspeln, keine unnötigen Zärtlichkeiten oder Vorsicht.
Sex mit Tia war wie Tia selbst. Direkt, rau, kompromisslos. Genau das, was ihm gefiel.
Er parkte den Wagen auf dem Parkplatz vor seiner Wohnung und ging dann langsam hinauf.
Seine Glieder fühlten sich bleischwer an und er freute sich auf eine kurze Dusche und anschließend viele Stunden erholsamen, befriedigten Schlaf.
Besser konnte sein Abend definitiv nicht enden!
TIA
Als sie das Klicken der Wohnungstür hörte, die Luce hinter sich zu zog, entspannte sie sich endgültig.
Hätte sie gewusst, was sie bislang bei ihm verpasst hatte, wäre Warten definitiv keine Option gewesen. Dann hätte sie Luce schon viel früher verführt.
Verdammt! Dieser Mann wusste, was er tat. Sex mit Luce war auf jeden Fall eine Wiederholung wert!
Zufrieden und mit nichts als Luce in ihrem Kopf schlief sie schließlich ein.
3 Knapp verpasst
LUCE
Das Klingeln seines Telefons riss ihn aus seinem Schlaf. Orientierungslos schreckte er auf. Er sah sich hektisch im Zimmer um, ehe er sein Handy entdeckte und seine Beine mühsam aus dem Boxspringbett schwang.
Der Boden war eiskalt, genauso wie der Rest der Wohnung. So wie er es am liebsten mochte, wie er es von klein auf kannte.
Das vertraute Ziehen der Kälte durch seine Glieder beruhigte ihn und brachte ihn vollends zurück in die Realität.
"Suarez?"
"Was verdammt nochmal denkst du dir dabei?", knurrte Mat in den Hörer.
"Wovon sprichst du?"
"Von diesen Ghetto Kids, die du mit nach Talin schleifen willst."
"Du rufst mich mitten in der Nacht an, um mit mir über so einen Scheiß zu diskutieren?"
"Wir haben elf Uhr, mitten unter der Woche", blaffte Mat.
Er hasste es früh aufzustehen. Er hasste es noch mehr, unsanft geweckt zu werden. Und ein Streit, wenn sein Kopf noch nicht einmal wirklich funktionierte, war jenseits jeder Toleranzgrenze.
"Wenn du die Nacht durcharbeitest, ist es früh!", knurrte Luce unwillig.
"Das ist mir scheißegal, Luce. Ich habe Ryan gerade wegen einer Vertragsverhandlung getroffen und er hat mir von eurem Gespräch erzählt."
"Was ist dein Problem?"
"Ich sehe nicht ein, den Bewährungshelfer für deine Jungs zu spielen, wenn du nicht einmal dabei bist!", brüllte Mat so laut in den Hörer, dass Luce das Telefon ein Stückchen weghalten musste.
"Warum sollte ich nicht dabei sein?"
Mat lachte hart auf. "Hast du dir deine letzten Gehirnzellen auch noch raus gesoffen? Du bist auf Bewährung, Luce, du darfst das Land nicht verlassen! Hast du das vergessen?"
"Fuck!" Daran hatte er überhaupt nicht gedacht. Diese verdammte Bewährungsstrafe raubte ihm noch den letzten Nerv.
"Ja, sprachlos, hm?"
"Das sind gute Jungs, Mat", versuchte er es versöhnlicher.
"Ja und?"
"Es sind gerade noch zehn Wochen bis Talin. Sie kennen die Tricks und sie sind wirklich gut darin. Was meinst du, was ich seit Jahren mit ihnen mache?", versuchte Luce zu argumentieren. Für Logik war Mat so gut wie immer zu haben.
"Ich nehme doch kein Rudel Halbwüchsiger mit", wehrte er dennoch ab.
"Vier Jungs, zwischen 18 und 26. Es sind gute Jungs, Mat. Sie sind raus aus dem Scheiß. Sie wollen etwas erreichen und würden niemals etwas riskieren", gab Luce zurück, in der Hoffnung, ihn umstimmen zu können.
"Du bist verrückt, das wird niemals funktionieren." Er klang zumindest minimal zugänglicher.
"Ich bringe sie am Donnerstag mit. Ihr schaut sie euch an und dann könnt ihr euch entscheiden. Wie soll es sonst gehen, Mat? Unsere Gruppe wird immer kleiner. Die Jungs sind alle viel zu sehr mit ihrem eigenen Scheiß beschäftigt. Sie haben Frauen, Kinder, Familie!" Er musste sich nur noch ein bisschen anstrengen, dann würde er ihn weich klopfen können.
"Du hast recht, aber … irgendwie scheint mir das der falsche Weg."
"Weil du sie nicht kennst, schau sie dir an, lern sie kennen."
Er seufzte. "Na gut. Wir sehen uns am Donnerstag. Ich muss arbeiten."
"Gut und ich muss schlafen, du Penner!", knurrte Luce und drückte das Gespräch weg.
Sehnsüchtig sah er zu seinem Bett. Gerne würde er noch ein paar Stunden schlafen, aber er musste sich sowieso um seine Werkstatt kümmern. Wenn er sich jetzt nochmal hinlegte, würde er sich danach fühlen, als hätte ihn ein Bus überfahren.
Also stieg er unter die Dusche. Sobald das lauwarme Wasser über seinen Körper lief, drängten sich Bilder von Tia in seinen Kopf, wie sie splitternackt und völlig ohne Scham unter der gläsernen Dusche stand.
Diese Frau war verdammt heiß!
Je länger er über ihr Arrangement nachdachte, desto besser gefiel es ihm. Er würde heute Abend auf jeden Fall noch in den Club gehen.
Er brauchte mehr von ihr, von ihrer ungehemmten Art, wie sie sich ihm hingab. Mehr Tia!
Nachdem er sich für den Tag fertig gemacht hatte, schwang er sich in seinen 5er BMW und fuhr zur Werkstatt. Weit hatte er es von seiner Wohnung aus nicht, aber das bisschen Abstand tat ihm gut.
Wenn er 24 Stunden am Tag mit seinen Jungs zusammen sein würde, wäre die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er einem von ihnen den Kopf abriss.
Er stellte die Musik laut, genoss den harten Bass des HipHops und das Vibrieren des Motors, auch wenn er nur fünf Minuten in den Genuss kam. Dann lenkte er den Wagen auf den Parkplatz vor seiner Werkstatt.
Das Tor war offen und die vier Jungs, denen er hier einen Job, ein Zuhause und damit eine Perspektive bot, waren bereits fleißig am Arbeiten.
"Morgen", rief er brummig in die Halle.
Sie sahen nicht viel fitter aus als er. Sie alle waren Nachtgeschöpfe. Unruhige Geister, die ihr ganzes Leben lang gegen ihr Schicksal kämpfen mussten.
"Donnerstag um sieben ist die Besprechung für Talin, Jungs. Wenn ihr pünktlich seid und euch gut anstellt, habt ihr eine Chance, dass man euch mitnimmt", sagte er und lief in Richtung seines Büros.
"Was soll das heißen?", brummte Juan. "Soll ich mich etwa wie einer dieser verdammten Sesselfurzer aufführen?"
"Nein, aber du sollst deine Fresse einfach nicht