Doch Tia konnte sich durchaus selber beschützen. Auch sie war auf der Straße groß geworden. Sie hatte sich stets gegen den Schutz ihres großen Bruders gewehrt.
Sie brauchte keine Hilfe, brauchte wahrhaftig keinen Bewacher. Sie war kein zartes Mädchen, sie konnte sich selber durchbeißen. Sie war tough, stark und selbstbewusst.
Wenn überhaupt müsste er den armen Spinner vor ihr beschützen. Sie ganz bestimmt nicht. Dieses halbe Hemd konnte sie, wenn es sein musste, auch selber noch auf die Matte werfen.
In diesem Moment griff er wieder nach ihrer Taille. Sie schlug seine Hand beiseite. Ihr Lächeln war verschwunden und ihre Miene war zu Eis geworden.
Sie zog ihre schönen schmalen Augenbrauen nach oben und zischte ihm etwas zu. Dabei bewegten sich ihre Lippen kaum.
Allein das Funkeln ihrer schönen, katzenhaften Augen reichte aus, um den armen Trottel in die Flucht zu schlagen. Er verzog enttäuscht das Gesicht, wandte sich aber schließlich ab.
Tia lehnte sich auf die Ellenbogen gestützt an den Tresen und ließ den Blick durch den Raum gleiten. Sie zog ihre kleine Nase kraus und schüttelte den Kopf.
Nein, es war wohl nichts dabei, was sie heute Abend haben wollte.
Luce konnte sich sein Lachen nicht mehr verkneifen. Frauen wie Tia waren eben wählerisch.
TIA
Die Auswahl an diesem Abend war grauenhaft. Einfach kein Mann dabei, der sie auch nur annähernd anzog.
Dabei könnte sie gerade heute dringend ein wenig Ablenkung gebrauchen.
Ein bisschen Sex, ein oder zwei kleine Orgasmen, ein wenig fliegen und einfach den Kopf abschalten, damit sie danach in Ruhe schlafen konnte.
Aber es schien nicht möglich zu sein. Wie meistens waren massenhaft leichte Mädchen hier, aber nur selten ein Mann, der in ihr Beuteschema passte.
Eigentlich klar, die Fire&Ice Jungs wollten die Geier für sich haben und sie nicht mit irgendwelchen Typen teilen.
Seufzend gab sie die Hoffnung auf einen ordentlichen Fick auf.
Wenn sie schon keinen Sex haben konnte, würde sie zumindest ein wenig tanzen, um sich auszupowern.
Tia ließ den Blick noch einmal durch den VIP-Bereich wandern. Erneut fanden ihre Augen die von Luce.
Sie kannte ihn schon seit ihrer Jugend. Er war definitiv genau der richtige Tanzpartner für diesen Abend. Auch wenn er es selten tat, Tia wusste genau wie viel Spaß man mit ihm auf der Tanzfläche haben konnte.
Sie lächelte ihn an, stieß sich vom Tresen ab und ging zu ihm hinüber.
Seine vollen Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. Er schüttelte den Kopf, doch seine fast schwarzen Augen blitzten. Er wusste genau, was sie vorhatte und würde es ihr nicht einfach machen.
Oft genug spielten sie dieses Spiel.
Die Geier an seiner Seite ignorierte Tia einfach. Sie waren weder ihr noch ihm wichtig. Sie lief auf direktem Weg zu ihm und ließ sich dann auf einen seiner gespreizten Oberschenkel sinken.
"Hey Darling", sagte sie und küsste ihn flüchtig auf den Mundwinkel.
"Hör auf mit dem Scheiß, Tia", sagte er, doch das Lächeln in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Sein Dreitagebart stand ihm. Ließ ihn noch maskuliner wirken, als würden die breiten Schultern und der beachtliche Bizeps nicht ausreichen.
Sein schwarzes Shirt lag hauteng um seinen muskulösen Oberkörper. Seine ausgeprägte Muskulatur zeichnete sich darunter ab.
"Tanz mit mir, Baby", sagte sie
"Ich bin beschäftigt, Tia, siehst du das nicht?", fragte er, ohne die Mädchen in seinem Arm zu beachten.
Sie zog eine ihrer Augenbrauen nach oben und wandte sich dem ersten Geier zu.
"Kusch, kusch, Mami ist zurück und jetzt verzieh dich."
Der Geier, der schon zuvor schockiert dreingesehen hatte, zuckte erschrocken zusammen, stand dann jedoch widerspruchslos auf und trollte sich.
Als sie sich dem Mädchen auf Luces anderer Seite zuwandte, musste sie nicht einmal mehr etwas sagen. Augenblicklich verzog sich auch diese.
"Kann los gehen!", zwitscherte sie fröhlich und strahlte Luce an.
Sie genoss sein volltönendes Lachen. Tief und rau. Seine Stimme hörte sich immer ein wenig nach Sex an. Herrlich brummig wie die ihres Bruders. Ty und Luce hatten extrem viel gemeinsam, die Stimme war nur ein kleiner Teil davon.
"Du bist unmöglich, Tia! Ich habe die beiden jetzt 30 Minuten lang ertragen und du musst mir meinen Fick versauen?"
Sie wusste, dass er es nicht ernst meinte. Um Luce wütend zu bekommen, reichten zwei verschwundene Geier bei Weitem nicht aus. An manchen Tagen wäre er sogar froh darüber gewesen.
"Steh auf und tanz mit mir, dann hast du vor ihnen deine Ruhe", antwortete sie lachend und gab ihm einen Klapps auf die Brust.
Er schüttelte den Kopf, ließ sich aber von ihr auf die Beine ziehen und kam mit ihr zur Tanzfläche.
Luce hatte ihr noch nie etwas abschlagen können. Auch wenn er gern den Badboy heraushängen ließ, so hatten die Mädchen aus dem Viertel bei ihm immer leichtes Spiel.
Er sah ein wenig genervt aus, aber sie wusste, dass es nur Show war.
Er schob seine großen Hände in die Taschen seiner Jeans und wartete darauf, dass sie zu tanzen begann.
Genau das tat sie. Sie nahm den Beat mit ihren Hüften auf und bewegte sich im Takt der Musik. Kreisend, schlängelnd ließ sie die Bewegung durch ihren ganzen Körper fahren. Sie hob die Hände über ihren Kopf und drehte sich um ihre eigene Achse.
Dann lächelte sie ihn auffordernd an und freute sich über das kleine Lächeln, das über seine sonst immer ernsten Gesichtszüge huschte.
Er würde es ihr nicht leicht machen, aber schließlich würde er doch nachgeben und mit ihr tanzen, wie er es immer tat.
Lächelnd tanzte sie auf ihn zu, bis ihre Körper nur noch eine Hand breit voneinander entfernt waren.
Sie schob ein Knie zwischen seine und bewegte sich aufreizend an ihm.
Dann drehte sie sich von ihm weg und schmiegte ihren Rücken an seine Brust. Ihr Arsch veränderte den Rhythmus nicht, kreiste im Takt des Hiphop Beats eng an ihn geschmiegt.
Genauso, wie sie ihn schon immer geknackt hatte, wenn er sie zappeln ließ.
Irgendwann gab er auf und tanzte mit ihr, nur um seine Ruhe zu haben. Zumindest war das seine Ausrede. Tia glaubte ihm nicht, sie wusste, dass er genauso viel Spaß dabei hatte wie sie.
Sie harmonierten einfach perfekt.
Sie spürte, wie er seinen Kopf zu ihr hinab beugte und seine Nase in ihren Haaren vergrub.
"Immer das gleiche Spiel, Tia", brummte er, doch sie hörte das Lächeln in seiner Stimme.
Er atmete tief ein, sie spürte das Heben und Senken seines Brustkorbs in ihrem Rücken.
Dann griff er nach ihren Hüften, doch statt sie wie gewöhnlich von sich weg zu drehen und mit ihr zu tanzen, nahm sein Körper den gleichen Rhythmus wie ihrer auf.
Er hielt sie locker fest, bewegte sich an ihrer Rückseite, schmiegte sich an sie und tanzte mit ihr.
Sie tanzten auch sonst gern sexy und aufreizend miteinander, aber das hier war eine Nummer mehr als gewöhnlich. Es glich eher einer Art Vorspiel. Ein Vorspiel, das sie anturnte und eindeutig mehr Spaß machte, als es mit einem alten Freund sollte.
Sie spürte sein raues