Moira. Michaela Santowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Santowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847613350
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meinst, dass du mich anhimmeln sollst.“

      Tony wurde rot. „Na gut, ich werde da sein“, gab sie klein bei, um das Gespräch schnellstens beenden zu können.

      „Sehr schön. Dann bis morgen.“

      Fabian legte auf und lächelte.

      Als es an der Tür klingelte, klappte Tony ihr Buch ärgerlich zu. Wie sollte sie denn hier zum Lernen kommen, wenn es zuging, wie in einem Taubenschlag. Sie öffnete. Vor ihr stand Matthias mit einer einzelnen roten Rose in der Hand. Auch das noch. Seufzend trat sie einen Schritt zur Seite und ließ ihn eintreten.

      „Hi, Tony. Da ich dich telefonisch nicht erreiche, dachte ich, ich komme persönlich vorbei.“

      Er hielt ihr die Rose hin.

      „Vielen Dank, Matthias. Geh schon mal in mein Zimmer. Ich stell nur kurz die Blume ins Wasser.“

      Der hat mir grade noch gefehlt, dachte Tony während sie eine Vase suchte. Nachdem die Rose versorgt war, ging sie ebenfalls in ihr Zimmer. Matthias saß am Schreibtisch und blätterte in ihrem Buch über Personal.

      „Bist du schon wieder am Lernen?“, fragte er als er sie reinkommen hörte. Warum stellte ihr heute jeder diese Frage? Als wäre es ein Verbrechen. Mit mühsam beherrschter Stimme antwortete sie: „Sieht wohl so aus. Ich bin nächstes Jahr fertig mit dem Studium und muss sehen, dass ich in Personal bessere Noten schreibe als in den vergangenen Jahren.“

      „Es gibt tatsächlich ein Fach, in dem du nicht so gut bist?“ Erstaunt guckte Matthias sie an.

      „Matze, was willst du hier? Du möchtest doch bestimmt nicht mit mir über BWL reden.“

      „Nein, nicht wirklich. Ich würde gerne über uns reden.“

      Tony blickte ihn genervt an. Dann war jetzt wohl der Zeitpunkt gekommen, wo sie ihn aufklären musste. „Es gibt kein `uns`“, sagte sie. „Wir hatten einen netten Abend, mehr aber auch nicht. Nur, weil ich dich geküsst habe, werde ich dich nicht gleich heiraten.“ Tony war wirklich langsam am Verzweifeln. Und da sie einen stressigen Tag gehabt hatte, hatte sie auch nicht die Geduld, Matthias das ganze schonender beizubringen.

      Matthias lächelte sie an. „Da habe ich aber etwas ganz anderes gehört.“

      Verständnislos sah Tony ihn an. Was sollte das denn nun bedeuten?

      „Jemand hat mir erzählt, dass du so etwas sehr ernst nimmst“, erklärte Matthias seine letzte Äußerung. „Du bist keine Frau, die wild in der Gegend rumknutscht, ohne sich was dabei zu denken.“

      „Wer immer dieser Jemand auch war“, presste Tony hervor und dachte im gleichen Moment, dass es nur Fabian gewesen sein konnte, der so einen Unsinn erzählte. Wahrscheinlich um mich zu ärgern. „Er kennt mich bestimmt nicht so gut, um das wissen zu können.“

      Matthias zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist das heute ein ungünstiger Moment, um reden zu wollen.“

      Erleichtert stimmte Tony zu, da sie keine Lust auf lange Debatten hatte. Und das schien eine werden zu wollen.

      „Wie wäre es denn mit morgen Abend? Ich lade dich zum Essen ein.“

      „Da habe ich schon was vor.“

      „Was denn?“

      „Ich werde mit Judit und Jonas zu einem Cocktailwettbewerb gehen.“

      Matthias zuckte sichtlich zusammen als er das hörte. „Und wieder ist es Fabian, der die hübschesten Frauen bekommt“, stellte Matthias gereizt fest.

      „Es ist besser, wenn du jetzt gehst“, sagte Tony nun wirklich verärgert. „Und nur um das klar zu stellen. Ich gehe nicht wegen Fabian in die Bar.“

      „Glaubst du eigentlich selber, was du da sagst?“, fragte Matthias mit einem verletzten Blick und verließ die Wohnung.

      „Großer Gott, ist das voll hier“, sagte Judit als sie die Bar betraten. Tony blickte sich interessiert um. Soweit sie sehen konnte, war die Bar sehr geschmackvoll eingerichtet. An den Wänden hingen Schwarz-Weiß-Bilder von Louis Armstrong, der Trompete spielte und Aretha Franklin, die in einem langen Kleid auf der Bühne vor einem Mikrophon stand. Auch waren hier und da einzelne Singles an den Wänden angebracht worden. Die Wände selber waren aus Natursteinen, was dem ganzen Raum eine gemütliche Atmosphäre verlieh, die noch durch das gedämpfte Licht, das aus kleinen Lampen, die direkt über den Tischen schwebten, fiel, unterstützt wurde. Über die gesamte hintere Breite zog sich ein Holztresen, der so groß war, dass er noch um eine Ecke reichte. Davor standen die typischen Barhockern, die man aus amerikanischen Filmen kannte. Hinter dem Tresen gab es mehrere Regale auf denen zahlreiche Flaschen standen. Soweit Tony die Etiketten der Flaschen lesen konnte, hatte sie von der Hälfte des vorhandenen Alkohols noch nie etwas gehört. Schien also gut sortiert zu sein. Hinter dem Tresen war ein großer Spiegel angebracht, sodass der ganze Raum viel größer wirkte als er in Wirklichkeit war. Aus mehreren Lautsprechern erklang leise Jazzmusik. Tony, die sich damit nicht auskannte, war sich trotzdem sicher, dass es Louis Armstrong war, den sie grade hörte. Hinter der Bar standen mehrere junge Männer, die ein wenig nervös wirkten. Nur Fabian konnte sie nicht entdecken.

      Jonas zog die beiden Frauen hinter sich her, bis sie fast an der Theke waren. Dort gab es tatsächlich noch einen freien Tisch mit drei Stühlen.

      „Den hat Fabian für uns reserviert“, erklärte Jonas.

      „Na, hallo, wen haben wir denn da?“, hörte Tony eine männliche Stimme neben sich. Sie drehte sich um. An ihrer linken Seite stand ein dunkelhaariger Mann, der sie freundlich anlächelte. Er hatte längere Haare, die er zu einem Zopf zusammengebunden trug. Der drei Tage Bart, den er sich stehen ließ, ließ sein Gesicht noch dunkler wirken als es durch den deutlich sichtbaren ausländischen Touch eh schon war. Die braunen Augen strahlten sie förmlich an als er ihre Hand in seine nahm und sagte: „Selten so eine Schönheit in diesem Laden gesehen. Mein Name ist Sandro.“

      Tony lächelte zurück. „Antonia. Und ich bin zum ersten Mal hier.“

      „Hoffentlich auch zum letzten Mal“, entgegnete er. Verständnislos blickte sie ihn an.

      „Ich bin hier, um an dem Cocktailwettbewerb teilzunehmen. Ansonsten würde ich keinen Fuß in diese Bar setzen“, erklärte er. „Und damit hätte ich keine Chance, dich je wieder zu sehen.“ Sandro hielt noch immer ihre Hand. Tony entzog sie ihm und strich sich leicht verlegen das Haar hinter die Ohren.

      „Und was hat dich hierher verschlagen, Antonia?“, fragte er und blickte ihr lächelnd in die Augen.

      „Der Wettbewerb.“ Und eine Nervensäge, die sonst immer weiter mit mir diskutiert hätte, fügte sie in Gedanken hinzu.

      „Dann hat dieser Wettbewerb ab heute einen noch größeren Stellenwert für mich.“

      Fabian, der noch etwas aus dem Lager geholt hatte, sah, wie Jonas sich an den Tisch setzte. Dann fiel sein Blick auf Tony. Sie trug ihr langes schwarzes Haar diesmal zu einem Zopf geflochten, der ihr locker auf den Rücken fiel. Zu einem eng anliegenden gelben Top, das zugegebenermaßen ein sehr schönes Dekolleté offenbarte, hatte sie einen schwarzen Minirock an, der ihre langen, schlanken Beine genau richtig betonte. Ihre Füße steckten in stylischen schwarzen Stiefeln, die kurz unter dem Knie endeten. Ihr Gesicht war nur wenig geschminkt. Lediglich ihre Augen hatte sie mit etwas Eyeliner und Wimperntusche betont. Alles in allem bot sie einen tollen Anblick. Das schien auch Sandro nicht entgangen zu sein, wie Fabian ärgerlich feststellte. Er kannte Sandro schon eine Ewigkeit. Früher mal waren sie gemeinsam um die Häuser gezogen. Das ging so lange gut bis sie feststellten, dass sie auf den gleichen Typ Frauen standen. Und das artete irgendwann in Stress aus. Obwohl Fabian zugeben musste, dass ihm die Zeiten mit Sandro fehlten. Sie hatten verdammt viel Spass gehabt.

      „Sandro“, rief er ihm zu, während er auf ihn zuging. „Du wirst hinter der Bar verlangt. Es geht um dein Rezept.“

      „Dann bis später, Antonia“, sagte Sandro mit verführerischer Stimme