Moira. Michaela Santowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Santowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847613350
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berichtete, dass sie nach der Cocktailbar zu ihm gegangen seien. Dann schwärmte sie eine Weile von seiner sehr geschmackvoll eingerichteten Wohnung. Gar nicht so, wie man das normalerweise von Junggesellen gewohnt sei. Und sauber sei sie auch gewesen. Grade als Tony sich fragte, ob sie auch mal auf den Punkt kommen würde, erzählte Silke, wie der Abend weiterverlaufen war. Fabian hätte ihr das Gefühl gegeben, sie sei die einzige Frau auf der Welt für ihn. Er war sehr einfühlsam und hätte nicht nur an sich gedacht. Ganz im Gegenteil. Ihrer Meinung nach habe er sich ziemlich lange zurückgehalten.

      „Ausserdem konnten wir gemeinsam lachen währenddessen. Mit den meisten Männern kannst du beim ersten Mal nicht mal reden geschweige denn lachen. Die machen da immer so eine ernste Angelegenheit daraus.“

      „Und es hat dich nicht gestört, dass er dich nur benutzt hat?“, harkte Tony nach.

      „Es war von Anfang an klar, dass es nur eine einmalige Sache bleibt. Leider muss ich im Nachhinein sagen. Ich könnte mich an ihn gewöhnen. Wir haben sogar heute Morgen noch zusammen gefrühstückt. Er ist wirklich sehr unkompliziert. Aber meiner Meinung nach“, fügte Silke hinzu, „bricht er jeder Frau früher oder später das Herz. Man sollte sich von Anfang an bewusst sein, dass Fabian nur für eine Affäre zu haben ist.“

      Tony war doch ein wenig erstaunt über das, was Silke von Fabian berichtete. Das klang nicht nach dem Fabian, den sie kannte; und erst recht nicht nach einem Frauenheld, dem alles außer ihm selber egal war. Aber noch war sie nicht bereit sich einzugestehen, dass sie sich in ihm getäuscht hatte. Warum auch? Schließlich behandelte er sie ganz anders als Silke.

      Silke wechselte das Thema, indem sie Tony fragte, ob sich bei ihr in letzter Zeit „Männertechnisch“ etwas getan habe. Diese erzählte ihr von Matthias, der ihr leider mittlerweile total auf den Wecker fiel. Er riefe ungefähr tausendmal am Tag an. Sie war richtig froh, dass er ihre Handynummer nicht hatte. Sonst wäre ihr Speicher mit seinen SMS bestimmt schon voll.

      „Ganz schön traurig“, kommentierte Silke das Verhalten von Matthias. „Ob Männer gar nicht merken, dass sie uns mit zuviel Aufmerksamkeit eher verschrecken.“

      „Das sag ich dir. Ich habe das Gefühl, dass ich keinen Schritt ohne ihn machen kann. Ich fühle mich schon total kontrolliert, obwohl wir uns nur zweimal im Leben gesehen haben.“

      „Das kannst du laut sagen“, warf Silke ein. „Ich kannte auch mal so einen Mann. Robert. Leider habe ich dem meine Handynummer gegeben. Das Ende vom Lied war, dass ich mir eine neue Nummer geben lassen musste.“

      „Den perfekten Mann müssen wir uns eben noch backen.“

      „Perfektes Schlusswort“, lachte Silke und stand auf, um wenigstens die nächste Vorlesung noch mitzubekommen. Tony brachte die beiden Tassen weg und folgte ihrer Freundin.

      „Puh, dafür, dass wir diese mega langweilige Vorlesung bis zum Schluss ertragen haben, haben wir uns ein Eis verdient“, stellte Silke fest, streckte sich und blickte Tony an.

      Tony drückte ihren Rücken durch, der vom Sitzen ganz steif war und nickte zustimmend. Dann fuhren sie gemeinsam mit Tonys Auto zu Piedro´s.

      Als sie die Eisdiele betraten, mussten sie feststellen, dass mehrere Leute auf dieselbe Idee gekommen waren. Alle Tische waren besetzt.

      „So ein Mist“, schimpfte Silke laut. „Ich habe keine Lust, mir ein Eis zu kaufen und dann wieder zu gehen. Ich wollte mich einfach einen Moment hinsetzen und entspannen.“

      Tony ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und entdeckte in einer Ecke Judit mit Jonas.

      „Können wir auch“, lächelte Tony. Sie bahnte sich einen Weg durch die ganzen Tische und Stühle, während sie Silke hinter sich herzog. Dort angekommen ließen sie sich erschöpft auf die Stühle fallen.

      „Hi“, sagte Judit erfreut. „Was macht ihr denn hier?“

      „Wir hatten anscheinend die gleiche Idee wie die Hälfte der Stadt. Man gut, dass ihr schon hier seid.“

      „Gedankenübertragung“, grinste Jonas. „Wir wussten, dass ihr dringend ein Eis benötigt.“

      „Dann habt ihr doch sicherlich auch schon für uns bestellt, damit wir nicht so lange warten müssen“, konterte Tony.

      „Mist, ich wusste, dass wir irgendwas vergessen haben.“

      Tony warf Judit einen verzweifelten Blick zu und hielt nach der Kellnerin Ausschau.

      „Morgen Abend ist in der Bar, in der Fabian arbeitet, ein Cocktailwettbewerb“, erzählte Jonas. „Habt ihr Lust, mitzukommen?“

      „Was ist denn ein Cocktailwettbewerb? Und warum arbeitet Fabian in der Bar?“, fragte Tony.

      „Da sind sieben oder acht Barkeeper, die jeder einen selbst kreierten Cocktail mixen und eine Jury entscheidet dann, welcher der beste ist. Keine große Sache, aber sicher sehr lustig. Und mein Bruder arbeitet dort, weil das sein Beruf ist. Er ist Barkeeper.“

      „Fabian ist Barkeeper?“, fragte Tony nach.

      „Ein verdammt guter“, erwiderte Jonas. Stolz auf seinen Bruder klang in seiner Stimme mit. „Ich bin mir sicher, dass er gewinnen wird.“

      Tony, die immer noch nicht bereit war, ein gutes Haar an Fabian zu lassen, dachte „Jetzt weiß ich, wo er die ganzen Frauen, die ihm nachgesagt werden, kennenlernt. Einfacher konnte es ein Mann wohl kaum haben.“

      Silke lehnte schweren Herzens ab, da sie schon einen Termin hatte, den sie unmöglich absagen konnte.

      Tony lehnte ebenfalls ab, da sie noch lernen müsse. Nichts lag ihr ferner als Fabian auch noch bei seinen diversen Flirts zu beobachten.

      7

      Abends telefonierte Jonas mit seinem Bruder.

      „Tut mir leid, Bruderherz“, sagte Jonas zu Fabian. „Anscheinend muss Tony morgen lernen.“

      „Sie kann doch nicht ständig lernen“, seufzte Fabian.

      „Warum ist es dir denn so wichtig, dass sie mitkommt?“

      „Es ist mir nicht wichtig, ich wollte nur, dass sie mal rauskommt.“ Fabian legte den Hörer auf. Dann blickte er sein Spiegelbild an. Der letzte Satz war gelogen. Es war ihm wichtig, dass Tony kam. Nur hatte er keine Antwort darauf, warum. Erneut griff er zum Telefonhörer.

      „Hi, Spatz“, begrüßte er Tony als sie sich meldete.

      „Mein Name ist Antonia“, beklagte sie sich. „Aber das wirst du dir wohl nie merken.“

      Fabian überging ihre Bemerkung. „Ich habe gehört, dass du noch überlegst, mich morgen Abend zu unterstützen.“

      Typisch, dachte Tony, die noch genau wusste, dass sie abgelehnt hatte, in die Bar zu kommen. Sie hatte nicht gesagt, sie denke noch drüber nach. Fest entschlossen, sich nicht wieder von Fabian provozieren zu lassen, antwortete sie: „Ich denke nicht, dass ich Zeit haben werde. Personal lernt sich leider nicht von selbst.“

      „Also immer noch die Nase in den Büchern.“

      So, wie Fabian diesen Satz betonte, klang es, als müsse sie sich dafür schämen, dass sie ihr Studium ernst nahm.

      „Ich möchte eben was aus meinem Leben machen“, giftete Tony ärgerlich. Hat ja nicht lange gedauert, mich nicht provozieren zu lassen.

      „Soll das eine Kritik an meinem Beruf oder an mir als Person sein?“, fragte Fabian belustigt.

      „Das ist lediglich eine Anmerkung, dass ich lernen muss.“ Tony fragte sich, warum sie nicht einfach den Hörer auflegte.

      „Nein, Spatz. Das war eine Kritik. Und ich finde, bevor du meinen Beruf kritisierst, solltest du dir erstmal angucken, was ich überhaupt mache.“

      „Stell dir vor, ich war in meinem Leben schon öfters in einer Bar. Und ich habe dort auch Barkeeper