Moira. Michaela Santowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Santowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847613350
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      „Hast du nicht Lust, mit mir Eis essen zu gehen? Es wird bestimmt ein sehr heißer Tag“, stellte sie fest und wedelte sich demonstrativ mit der Hand Luft zu. Dabei achtete sie darauf, dass ihr T-Shirt ein wenig höher rutschte, sodass Fabian einen Blick auf ihren schlanken Bauch werfen konnte. „Oder hast du schon andere Verpflichtungen?“, fragte sie mit einem sehr gelungenen Schmollmund.

      Fabians Blick fiel ungeniert auf ihren Bauch. „Und wenn, würde ich sie kurzerhand absagen“, entgegnete er.

      „Du bist wirklich der charmanteste One-night-stand den ich je hatte“, gab Katrin zu und legte ihre Hand auf seine.

      Fabian lachte auf. „Ich hoffe doch, dass du so viele One-night-stands noch nicht hattest“, ging er auf ihren Flirt ein.

      „Und wenn, würde ich es nicht zugeben“, antwortete sie verwegen und schlug gespielt schüchtern die Augen nieder, was Fabian besonders reizend fand.

      „Ich gehe nur kurz nach Hause, duschen. Dann hole ich dich ab. Hast du was dagegen, wenn mein Bruder und seine Freundin mitkommen?“

      Katrin schüttelte den Kopf.

      „Dann bis gleich. Ich freue mich.“

      Sie stand auf. „Vielleicht können wir aus dem One-night-stand ja einen Two-night-stand machen“, fügte sie herausfordernd und sehr direkt hinzu.

      „Wer könnte so einer netten Aufforderung widerstehen.“ Fabian zwinkerte ihr zu und lief in Richtung seiner Wohnung davon.

      Als er dort angekommen war, rief er seinen Bruder an und fragte ihn, ob sie sich auf ein Eis treffen wollten. Dieser stimmte begeistert zu. Ihm wäre sowieso zu heiß für irgendwelche anderen Aktivitäten. Fabian legte auf. Sie waren so verblieben, dass er Jonas gleich abholen und sie gemeinsam zu Judit fahren würden. Das wiederum bedeutete, dass er Tony wiedersehen würde. Fröhlich vor sich hin pfeifend ging er duschen.

      4

      „Guten Morgen, junge Dame“, begrüßte Judit Tony. „Hast du gut geschlafen?“

      „Geht so“, murmelte sie. „Ich glaube mit soviel Alkohol im Blut schläft man nicht gut.“

      „Möchtest du einen Kaffee oder verträgt das dein Magen noch nicht?“

      Tony hielt ihr schweigend die Tasse hin, die Judit schmunzelnd füllte.

      Nachdem Tony einen Schluck genommen hatte, blickte sie Judit über den Rand ihrer Tasse an. „Sag mal, das mit Fabian und dem Kuss zum Schluss war kein Traum, oder?“

      „Sein Gesicht war göttlich. Ich glaube, das war das erste Mal in seinem Leben, dass er sprachlos war.“

      „Ich hab’s befürchtet. Es war kein Traum“, seufzte Tony verzweifelt.

      „Mach dir keinen Kopf!“, entgegnete Judit und stellte ihr Geschirr in den Spüler.

      „Du hast leicht reden. Sowas ist normalerweise gar nicht meine Art.“

      „Das kannst du ihm ja gleich erklären. Ach ja, Matze hat vorhin angerufen und wollte dich sprechen.“

      „Auch das noch. Matze ist zwar ganz nett, aber...Moment mal!“, rief Tony entsetzt aus als ihr klar wurde, was ihre Freundin grade gesagt hatte. „Fabian kommt gleich?!“

      Judit nickte. „Jonas, Fabian, Katrin und ich wollen Eis essen gehen.“

      „Katrin?“, fragte Tony verwirrt.

      „Scheint eine Freundin von Fabian zu sein. Ich hätte dich gefragt, ob du mitkommen möchtest, aber du wolltest ja lernen.“

      „Ja, muss ich auch dringend. Viel Spaß.“ Tony nahm die Kaffeekanne und ihre Tasse und ging in ihr Zimmer. Entgegen ihren sonstigen Gewohnheiten schloss sie die Tür hinter sich.

      Judit grinste. „Falls du nachkommen möchtest, wir sind bei Piedro´s!“, rief sie ihr noch hinterher.

      Tony setzte sich an ihren Schreibtisch und schlug das Buch über Algebra auf. Sie hatte nur noch wenig Zeit sich den ganzen Kram zu merken. Das Sommersemester war in vier Wochen zu Ende und dann folgten die Klausuren. Sie schenkte sich Kaffee nach und begann zu lernen. Tatsächlich schaffte sie es, sich so sehr zu konzentrieren, dass sie die Klingel völlig überhörte.

      „Na, Spatz“, hörte sie plötzlich Fabians Stimme hinter sich. Erschrocken zuckte sie zusammen.

      „Ganz ruhig, ich bin’s nur.“

      „Mein Gott, Fabian. Kannst du nicht anklopfen?“ Böse funkelte sie ihn an und registrierte kurz, wie gut er aussah in seinen ausgewaschenen Jeans und dem dunklen T-Shirt. Seine Haare waren noch feucht und leicht strubbelig.

      Ohne auf ihre Frage einzugehen, schaute er ihr über die Schulter. „Algebra?“, fragte er mit einem Blick auf ihr Buch.

      „Erstaunlich, dass du das erkennst.“ Spöttisch blickte sie ihn an.

      „Ich bin nicht ganz so dumm wie du das anscheinend gerne hättest.“

      Tony wurde rot. „Entschuldige, das war gemein.“

      „Schon OK. Du willst also wirklich lernen anstatt mit uns Eis essen zu gehen?“

      „Ich muss.“

      „Dann viel Spass“, wünschte Fabian und ging.

      Ärgerlich knallte Tony das Buch zu. Was hatte er überhaupt in ihrem Zimmer zu suchen, wenn er doch nur blöde Kommentare abgeben wollte. Das hätte er sich auch sparen können. Mit ihrer Konzentration war es jetzt jedenfalls vorbei.

      Resignierend stand sie auf und ging in die Küche. Die anderen waren bereits gegangen. Sie warf einen Blick auf das Außenthermometer. 29 Grad im Schatten. Sie sollte doch lieber Eis essen gehen als in dem viel zu warmen Zimmer zu lernen. Frische Luft würde ihr ausserdem gut tun. Sie schnappte sich ihr Portemonnaie und die Schlüssel. Grade als sie die Wohnung verlassen wollte, klingelte das Telefon.

      „Antonia Nesser“, meldete sie sich.

      „Hi, ich bin’s, Matthias. Hallo, Tony.“

      Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen.

      „Hallo, Matze. Sorry, hab ganz vergessen, dich zurückzurufen.“

      „Habe ich mir schon fast gedacht. Was hältst du davon, wenn ich dich auf ein Eis einlade? Fabian hat mir grade eine SMS geschickt, dass er mit Katrin bei Piedro´s ist und hat gefragt, ob ich nicht auch vorbei kommen möchte. Und bei dem Wetter ist das doch eine klasse Idee.“

      Tony schnappte hörbar nach Luft. So ein hundsgemeiner Kerl, dachte Tony. Fabian hatte bestimmt genau gewusst, dass Matze sie anrufen würde. Schließlich lag die Eisdiele ganz in ihrer Nähe. „So, hat er das?“, fragte sie laut.

      „Wir könnten uns dort treffen“, schlug Matze vor. „Ist doch bei dir um die Ecke.“

      Da Tony aus der Situation nicht mehr rauskommen würde, gab sie klein bei. Zwar hatte sie keinerlei Lust, Matze so schnell wiederzusehen, da sie sich doch ein wenig schämte wegen der Hoffnung, die sie anscheinend in ihm geweckt hatte, aber ewig aus dem Weg gehen konnte sie ihm sowieso nicht. Sie hätte nur gerne den Zeitpunkt selber bestimmt und sich nicht von Fabian diktieren lassen. Ausserdem wollte sie mit Matze alleine sprechen und nicht, wenn noch vier andere dabei waren. Aufgeschoben war ja nicht aufgehoben. Sie würde eben ein anderes Mal mit ihm reden müssen.

      „Schön. Ich freue mich. Bis gleich.“ Matze legte den Hörer auf.

      „Hey, Tony!“, rief Judit als sie ihre Freundin entdeckte. „Schön, dass du doch noch kommst.“

      „Hallo alle zusammen. Ich musste einfach kommen. Anscheinend gibt es hier jemanden, der es ohne mich nicht aushält.“

      Fabian saß lächelnd da, den Arm um Katrin gelegt und blickte Tony an.

      „Ja,