Moira. Michaela Santowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Santowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847613350
Скачать книгу
Ecke stand, sodass sie sich ungestört unterhalten konnten. Fabian dachte wieder an Tony, die ihm unterstellt hatte, er würde sich mit seinen Eroberungen nicht unterhalten wollen. Tja, sie kannte ihn eben nicht. Er liebte gute Gespräche. Nur konnte er diese mit den meisten Frauen, die er kannte, nicht führen. Nicht, dass die Frauen alle dumm waren, bei weitem nicht. Es lag wohl eher daran, dass Fabian die Frauen am Anfang aufforderte etwas über sich selber zu erzählen. Fast alle kamen dieser Aufforderung nur zu gerne nach. Und bevor das Gespräch auf ihn kommen konnte, landeten sie meistens bei ihm oder ihr in der Wohnung. Streng genommen war Tony die erste Frau, die wirklich mit ihm redete. Auch wenn diese Gespräche immer provokant waren.

      Nachdem sie bestellt hatten, wandte Fabian sich an Silke. „Du studierst also mit Tony zusammen.“

      Diese nickte.

      „Kanntet ihr euch schon vorher?“

      „Nein, wir haben uns erst auf der Uni kennen gelernt. Tony hat mir Nachhilfe in Buchführung gegeben. Sie ist ein absolutes Ass.“

      „Ist wohl auch nicht schwierig, wenn man seine Nase nur in Bücher steckt“, warf Fabian ein.

      „Stimmt. Aber irgendwann wird schon jemand auftauchen, der ihr zeigt, dass es auch noch andere Dinge im Leben gibt.“

      Fabian blickte Silke an. „Hatte sie denn noch nie einen Freund?“

      „Bist du blind?“, fragte Silke zurück. „Glaubst du allen ernstes, dass eine Frau wie Tony noch nie einen Freund hatte.“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Natürlich hatte sie schon Freunde. Aber meistens konnte sie recht schnell mit denen machen, was sie wollte. Tony sagt `spring` und sie fragen wie hoch. Ziemlich blöd, da Tony für jeden dieser Männer einiges empfunden hat. Und jedes Mal wurde sie unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Am Anfang waren die Männer noch interessant und vor allen Dingen charmant. Und als sie endlich mit Tony zusammen waren, mutierten sie zu willenlosen Werkzeugen, an denen Tony recht schnell das Interesse verlor. Aber sie war jedesmal am Boden zerstört, wenn eine Beziehung zu ende ging. Irgendwann hatte sie dann die Faxen dicke und beschlossen, dass es wohl anscheinend keine richtigen Männer auf der Welt gäbe und sich ganz auf ihr Studium konzentriert. Meiner Meinung nach braucht sie einfach nur einen Mann, der sie herausfordern kann. Irgendwo wird es den schon geben.“

      Fabian hatte interessiert zugehört. So hätte er Tony auch eingeschätzt. Dann fragte er sich, warum ihn das überhaupt interessierte. „Genug von Tony. Erzähl mir ein bißchen was über dich“, forderte er Silke auf.

      Sie unterhielten sich die nächsten zwei Stunden über Silkes Träume und Ziele im Leben. Fabian hörte ihr aufmerksam zu.

      „Fabian“, sagte Silke nach drei weiteren Cocktails.

      „Ja?“, fragte er.

      „Ich finde, wir haben genug über mich geredet. Was hältst du davon, wenn du mir deine Wohnung zeigst?“

      Fabian lächelte sie an. „Du weißt wirklich sehr genau, was du willst.“

      Er winkte die Kellnerin herbei, bezahlte ihre Cocktails und verließ mit Silke die Bar.

      Wenig später betraten sie seine Wohnung. Silke schaute sich neugierig um. Das Wohnzimmer war schick eingerichtet. Unter dem großen Fenster stand ein weißes Sofa. Direkt davor befand sich ein kleiner schwarzer Tisch. Zu dem Sofa gab es zwei farblich passende Sessel, die links und rechts vom Tisch drapiert waren. Vor dem Tisch lagen zwei beige Sitzkissen auf dem Boden. Das ganze Bild rundete ein farblich passender Läufer ab, der ein wenig größer war als der Tisch unter dem er lag. Im kompletten Raum war dunkles Parkett verleg, was dem ganzen Zimmer etwas Gemütliches verlieh. Auf einer Kommode gegenüber der Sitzecke stand der Fernseher. Ansonsten gab es noch zwei weitere kleinere Schränke. Aufmerksam betrachtete Silke sich die Bücher in den Regalen. Fabian hatte einige über Cocktails und deren Zubereitung, aber auch Romane wie „Illuminati“ oder „Die Päpstin“, was Silke ziemlich beeindruckte. Sie kannte wenig bis gar keine Männer, die sich durch so dicke Wälzer quälten. Direkt ans Wohnzimmer schloss sich eine Wohnküche, die vom Wohnbereich durch einen Tresen mit drei Stühlen davor getrennt war. Das Wohnzimmer war in warmen Orangetönen gestrichen, während die Küche in weiß gehalten war.

      „Deine Wohnung ist sehr geschmackvoll eingerichtet.“

      „Vielen Dank. Möchtest du noch etwas Trinken?“

      „Sehr gerne.“

      „Ich hätte einen guten Rotwein hier“, sagte Fabian und hielt die Flasche hoch.

      Silke nickte. Dann setzten sie sich zusammen aufs Sofa. Fabian schaltete den CD Player mit Hilfe einer Fernbedienung an. Aus den Lautsprechern klangen die sanften Töne einer von Meat Loaf gesungenen Ballade.

      „Ich sollte dir fairer Weise sagen, dass...“, fing Fabian an, doch Silke legte ihm den Finger auf den Mund.

      „Ich kenne deinen Ruf, Casanova“, lächelte sie ihn an. „Ich habe mich über dich erkundigt. Und du kannst mir glauben, dass es genau das ist, was ich möchte. Keine Verpflichtungen. Und vor allen Dingen kein blödes Gelabere morgen früh, dass es toll war, aber das du leider nicht für eine Beziehung geeignet bist.“

      „Klingt, als hättest du das schon erlebt.“ Fabian nahm einen Schluck aus seinem Glas und blickte sie aufmerksam an.

      „Ab und zu schon. Du glaubst nicht, wie wichtig sich manche Männer am nächsten Tag nehmen. Auch wenn man vorher abgeklärt hat, dass es eine einmalige Sache bleibt. Anscheinend können sich die wenigsten Männer vorstellen, dass es auch Frauen gibt, die für Beziehungen nicht geeignet sind“, sagte Silke ein wenig verzweifelt.

      „Keine Sorge. Ich verspreche dir, dass wir Spaß haben werden und morgen früh zusammen frühstücken ohne blöde Phrasen.“

      „Das wäre sehr schön.“

      Er nahm ihr das Weinglas aus der Hand, hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer.

      Am nächsten Morgen wartete Silke vor der Uni auf Tony.

      „Oh mein Gott, was für ein Mann“, begrüßte sie ihre Freundin, während sie in ihren Vorlesungssaal gingen.

      „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen“, entgegnete Tony. „Ich nehme mal an du redest von Fabian?“

      Silke nickte.

      Ich möchte mal einen Tag den Namen Fabian nicht hören, dachte Tony. Noch vor fünf Tagen kannte sie ihn nur vom Hörensagen und jetzt schien er sie förmlich zu verfolgen. Verzweifelt versuchte sie, sich auf die Vorlesung zu konzentrieren. Silke, die neben ihr saß, schrieb fleißig mit.

      „Hast du mit ihm geschlafen?“, flüsterte Tony ihr nach einer Weile zu und fragte sich im selben Augenblick warum sie das überhaupt interessierte.

      „Was?“, fragte Silke entsetzt. „Mit wem?“

      „Mit Fabian natürlich. Oder meinst du ich rede vom Prof.?“

      Silke kicherte. „Ich mag keine Männer mit Glatze“, erwiderte sie mit einem Blick auf ihren Professor.

      „Sehr witzig. Und, hast du?“

      „Ja, habe ich“, gab Silke ohne Umschweife zu, da sie schon immer ein ehrlicher und direkter Typ war.

      Eine Weile schwieg Tony. Dann beugte sie sich wieder zu Silke und fragte: „Hast du es bereut, mit ihm geschlafen zu haben?“

      „Antonia“, entgegnete diese. „Ich kann mich nicht auf dich und den Prof. gleichzeitig konzentrieren. Können wir das später klären?“

      „Schon gut.“ Nach weiteren fünf Minuten sagte Tony: „Du kannst doch wenigstens schon ja oder nein sagen.“

      Seufzend klappte Silke ihr Laptop zu und sagte zu ihr: „Laß uns verschwinden. Du gibst ja sowieso keine Ruhe.“

      Vorsichtig um nicht groß aufzufallen, schlichen sie aus dem Vorlesungssaal.

      In der Cafeteria angekommen, besorgte Tony