Moira. Michaela Santowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Santowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847613350
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erwiderte sie mit einem Blick auf Fabian.

      „Auf gar keinen Fall“, sagte er schmunzelnd und gab Katrin einen Kuss.

      Judit, die ihre Freundin ziemlich gut kannte, blickte sie verwundert von der Seite an. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass Tony wegen Matze hergekommen war. Dafür war ihre Reaktion auf seinen Anruf heute Morgen nicht freudig genug. Sie schien eher im Gegenteil genervt zu sein. Andererseits konnte sie sich auch nicht vorstellen, dass Tony nur hier war, um Eis zu essen. Für sie gab es nichts Wichtigeres als ihr Studium möglichst gut abzuschließen. Und dazu gehörte nun mal das Lernen. Auch bei Temperaturen, bei denen andere sich lieber im Freibad als in der Wohnung aufhielten. Was soll´s, dachte sie. Ich bin jedenfalls froh, dass sie mal rauskommt.

      In dem Moment traf Matthias ein und freute sich sichtlich, Tony wiederzusehen. Als er sie zur Begrüßung auf den Mund küssen wollte, schaffte sie es grade noch, ihm die Wange hinzudrehen. Fabian lächelte amüsiert vor sich hin.

      „Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Nachmittag?“ Jonas blickte fragend in die Runde.

      „Wir könnten ein bißchen spazieren gehen“, schlug Katrin vor.

      „Oder wir kaufen an der Tankstelle ein paar Sachen ein, gehen zu Tony und Judit und kochen gemeinsam“, erwiderte Fabian.

      „Sehr gute Idee“, stimmte Jonas zu. „Mein Bruder ist ein hervorragender Koch.“

      Eine Dreiviertelstunde später ließen sich die fünf gemütlich auf dem Balkon nieder, während Fabian anfing, in der Küche zu hantieren.

      „Ich störe euch nur ungern in eurer wohlverdienten Ruhe“, hörten sie keine drei Minuten später Fabians Stimme hinter sich, „aber ich kenne mich leider nicht gut genug in eurer Küche aus, um ohne Hilfe die ganzen Dinge, die ich benötige, zu finden.“

      Seufzend wollte Judit aufstehen.

      Fabian drückte sie sanft wieder in ihren Stuhl zurück. „Das kann Tony machen. Ich möchte deine Schmuserei mit Jonas nicht stören.“

      „Und meine Schmuserei mit Tony willst du stören?“, fragte Matze empört.

      „Du bist nur ein Freund, Jonas ist Familie. Und Blut ist dicker als Wasser.“

      Tony stand auf. „Du gönnst mir auch gar nichts.“

      „Oh doch, mein Spatz. Nur das Beste“, sagte er leise.

      „Ich helfe euch“, bot Katrin sich an.

      „Das musst du nicht, meine Hübsche“, erwiderte Fabian charmant. „Bleib ruhig in der Sonne liegen und hol dir ein bißchen Farbe. Das passt gut zu deinen blonden Haaren.“

      Katrin lächelte ihn an. „Da hast du recht. Aber ihr sagt Bescheid, falls ihr doch Hilfe braucht.“

      „Selbstverständlich.“

      „Hast du keine angst, dass du eines Tages auf deiner Schleimspur ausrutscht?“, fragte Tony als sie in der Küche waren und drehte sich zu ihm um.

      Anstatt ihr einen Antwort zu geben, legte er seine rechte Hand auf ihren Rücken und zog sie mit sanfter Gewalt zu sich heran. Mit seiner linken hob er ihr Kinn an. Er blickte ihr tief in die Augen. Tony kam nicht umhin, zu bemerken, dass seine Augen von einem dunklen Grün waren, das sie so noch nie gesehen hatte. Verwirrt stellte sie fest, dass sie Herzklopfen bekam. Langsam beugte er sich herab und küsste sie. Als seine Zunge behutsam ihre Lippen öffnete, erschauerte sie leicht. Fabian vergrub seine Hände in ihrem vollen Haar. Tony seufzte gegen ihren Willen auf. So war sie noch nie geküsst worden. Es lag eine Sanftheit in diesem Kuss, die sie bis in die Zehenspitzen erwärmte. Verdammt, Fabian hatte eindeutig sehr viel Erfahrung in diesen Dingen. Oder er war ein Naturtalent. Jedenfalls wünschte Tony sich, der Kuss möge ewig weitergehen. Nach einer Weile löste er sich sachte von ihr. Mit einem zärtlichen Blick strich er ihr noch einmal übers Haar bevor er sie los ließ. Dann wandte er sich wieder dem Gemüse zu und sagte: „Den war ich dir noch schuldig. Und ich habe nicht gerne Schulden. Könntest du bitte die entsprechenden Töpfe für das Gemüse und den Reis herausholen? Und eine Pfanne brauche ich auch.“

      Tony starrte fassungslos auf Fabians Rücken. Sie wusste nicht über was sie sich mehr ärgern sollte: über Fabians kühle Art oder darüber, dass sie so auf ihn reagiert hatte. Fast hatte sie angenommen, dass er sie gerne geküsst hatte. Und das wiederum machte sie wütend auf sich selber. Sie wusste doch von Anfang an, was für ein Typ er war. Macho durch und durch. Zornig suchte sie die gewünschten Töpfe heraus und knallte sie auf den Herd.

      „Wenn das alles ist, was du brauchst, gehe ich wieder auf den Balkon, zu Matze“, fügte sie hinzu. Sie machte erst gar nicht den Versuch, ihren Missmut zu unterdrücken.

      „Tu das“, entgegnete er mit einem kurzen Blick.

      Während des Essens würdigte Tony Fabian keines Blickes. Es ärgerte sie, dass sie sich so wenig unter Kontrolle gehabt hatte. Als sie fertig mit Essen waren, stand Tony auf und verkündete, dass sie jetzt wirklich lernen müsse. Matze bedauerte, dass sie nicht mehr mit in die Stadt kommen wolle. Tony gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor er auf die Idee kommen konnte, sie auf den Mund zu küssen, und versprach, das nächste Mal mitzugehen. Bevor sie ging, warf sie Fabian noch einen giftigen Blick zu, den er mit einem leichten Kräuseln der Lippen beantwortete.

      5

      „Ich muss jetzt zur Arbeit“, weckte Katrin Fabian am nächsten Morgen. „Du kannst aber gerne noch etwas liegen bleiben. Schließ bitte nur die Wohnungstür ab, wenn du gehst und schmeiß den Schlüssel in den Briefkasten.“

      „Normalerweise sind das die Sprüche von uns Männern“, gab Fabian grinsend zurück. Katrin lächelte.

      „Kaffee ist in der Küche. Und Fabian?“

      Fragend blickte er hoch.

      „Ich hätte nichts dagegen, wenn du noch hier wärst, wenn ich wiederkomme.“

      „Sehr schmeichelhaft“, entgegnete er. „Aber du weißt doch, ich bin kein Mann für mehr als zwei Nächte.“

      „Leider“, seufzte sie.

      Er zog sie zu sich. „Aber zwei Nächte und ein Morgen sind durchaus drin“, murmelte er, während er ihren Mund mit seinem verschloss.

      „Jetzt komme ich wirklich zu spät“, stellte Katrin eine halbe Stunde später nach einem Blick auf ihre Uhr fest. „Aber für einige Dinge lohnt es sich, zu spät zu kommen.“ Mit diesen Worten ließ sie ihn allein.

      Fabian stand auf und ging ins Bad. Nachdem er sich fertig gemacht hatte, betrat er die Küche und nahm sich eine Tasse Kaffee. Seine Gedanken schweiften zu dem gestrigen Tag und zu Tony.

      Ihm war keineswegs entgangen, wie sie auf seinen Kuss reagiert hatte. Genauso wenig war ihm ihre Wut auf sein Verhalten danach entgangen. Normalerweise benahm er sich nicht so gegenüber Frauen. Er hatte durchaus Respekt vor ihnen. Und wenn er ehrlich war, hatte Tony ihn sogar ein wenig beeindruckt als sie ihn an dem ersten Abend geküsst hatte. Aber er ließ sich nun mal nicht gerne die Zügel aus der Hand nehmen. Und nichts anderes wollte er ihr mit seinem Kuss zeigen. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er los musste. Er stellte die leere Tasse in die Spüle und verließ Katrins Wohnung.

      „Wie war dein Wochenende?“, fragte Silke, eine Kommilitonin und Freundin von Tony als sie am nächsten Tag völlig fertig die Uni verließen und in Richtung Parkplatz gingen.

      „Algebra lastig. Ich träume schon davon.“

      „Du hast doch nicht etwa dein Wochenende damit verbracht, die kompletten zwei Tage zu lernen?“, fragte Silke fassungslos.

      Tony zuckte mit den Schultern. Silke kannte sie lange genug als das sie sich die Antwort auf diese Frage selber geben konnte. Nun gut, diesmal war sie Samstagabends ausgegangen. Aber im Großen und Ganzen war es ein solches