Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Johann Gottfried Herder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066398903
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diese Scene von seinem zu Griechischen Urtheil aus,12 und in der Sprache Miltons insonderheit selbst herrschet hier eine Süßigkeit, eine Anmuth, die uns in das Paradies selbst versetzet – und siehe! in diesem Paradiese eben zeigt sich eine kalte Hand des Critikus, um uns einige der schönsten Früchte Todbringend zu berühren.

      – – while universal Pan

       Knit with the Graces and the Hours in dance

       Led on th' eternal spring. Not that fair field

       Of Enna, where Proserpin gathering flowers

       Herself a fairer flowr etc. – – –

      – – – – – nor that sweet grove

       Of Daphne by Orontes, and th' inspir'd

       Castalian spring, might with this Paradise

       Of Eden strive; nor that Nyscian ile

       Girt with the river Triton etc. – –

      So schwebt unsre berauschte Einbildungskraft weiter, und kommt endlich vom Berge Amara aus Aethiopien zurück, um im Paradiese unendlich mehr, als in allen diesen Zaubergegenden zu finden. Ist dies eine Entheiligung des Gedichts? so ists eine Entheiligung des Höchsten unter den Propheten, des Poetischen Jesaias, Jehovah einen Gott der Götter zu nennen, und ihn Gesänge lang mit diesen heidnischen Klötzen zu vergleichen! aber wie erhaben!

      – – as Jupiter

       On Juno smiles, when he impregns the clouds

       That shed May flow'rs – –

      – – – in shadier bower

       More sacred and sequester'd, though but feign'd

       Pan or Sylvanus never slept, nor Nymph

       Nor Faunus haunted. – –

      So dichtet Milton: seine profanen Gleichnisse sind nichts als Hülfsvorstellungen zum Dienste seiner heiligen Vorstellungen: er nimmt zu ihnen seine Zuflucht, wenn Worte innerhalb dem Kreise seiner Religion nicht Triebfedern geben, seine Idee so hoch zu spielen, als er sie haben will: und nur dann irret seine Phantasie in diese Zaubergegenden der Griechischen Dichtung, wenn er schon unsre Sinne erfüllet, und jetzt der Seele Zeit läßt, die Bilder ihrer Jugend zu sammlen. Konnte er dies nicht thun, als Dichter? Eben dadurch schlägt er ja an unsern Geist, daß er gleichsam sich selbst dichte. Oder etwa nicht als Dichter der Religion? Was ist der Religion würdiger, als solche Vergleichungen zu ihrer Erhöhung? Die Bibel, ja Jehovah selbst in ihr spricht also.

      Schade, daß unserm Lateinischen Homeristen die Biblischen Epopeen, die wir in unsrer Sprache haben, z.E. ein Noah, Jakob, u.s.f. unbekannt oder nicht in seiner Compilation angeführt gewesen: welch ein gelehrtes Register Mythologischer Herrlichkeiten würde er da excerpirt haben, zur Freude aller frommen Christen, und zur Lehre der Männer in Zürich!