Ein tödliches Komplott. Matthias Boden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matthias Boden
Издательство: Bookwire
Серия: Michael Korn & Liz Croll
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783985109371
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er­hellt. Mit quiet­schen­den Rei­fen hiel­ten meh­re­re Strei­fen­wa­gen di­rekt ne­ben den bei­den kämp­fen­den Män­nern. Vi­vi­an hielt den gan­zen Vor­gang mit ih­rer Ka­me­ra fest. Plötz­lich fiel ein lau­ter Schuss und der Pa­ket­bo­te brach blu­tend zu­sam­men.

      Die Be­am­ten schnapp­ten sich die Res­te des Pa­kets, küm­mer­ten sich um den Ver­letz­ten und wo­gen das rest­li­che Pul­ver in ei­nem Strei­fen­wa­gen ab. Vi­vi­an hat­te ge­nug ge­se­hen. Den gan­zen Vor­gang hat­te sie mit ih­rer Ka­me­ra do­ku­men­tiert. Es war Zeit zu ver­schwin­den und die Ka­me­ra mit der Spei­cher­kar­te in der öf­fent­li­chen Toi­let­te zu hin­ter­le­gen. Sie ver­ließ ih­ren Jä­ger­un­ter­stand und mach­te sich auf den Rück­weg durch das klei­ne Wäld­chen. Wäh­rend sie die Ka­me­ra fest an sich ge­drückt durch den Wald quäl­te, mach­te sie sich Ge­dan­ken. Hat­te sie eben aus si­che­rer Ent­fer­nung einen Dro­gende­al be­ob­ach­tet der schief­ge­gan­gen war? Aber warum hat­ten die Be­am­ten auf den jun­gen Mann ge­schos­sen? Man konn­te doch den Wi­der­stand mit Hand­grif­fen bre­chen, oh­ne den Dea­ler so schwer zu ver­let­zen. Aber wenn das ein schief­ge­gan­ge­ner Dro­gende­al war, wes­halb hat­te ei­ne Bun­des­be­hör­de wie das SNB dar­an In­ter­es­se?

      Vi­vi­an blieb im Wald ste­hen und dach­te dar­über nach, was sie mit den Be­wei­sen an­fan­gen soll­te. Ei­ne Si­che­rungs­ko­pie be­hal­ten oder ih­re Be­wei­se ab­lie­fern und nicht wei­ter dar­über nach­den­ken. Sie hat­te ihr Geld ja ver­dient, oh­ne ih­ren Auf­trag zu ge­fähr­den. Die Fra­ge war nur was sie mit der Si­cher­heits­ko­pie an­fan­gen soll­te, wenn sie denn ei­ne an­fer­tig­te. Sie hat­te ja nur ei­ne Po­li­zei­ak­ti­on mit Bil­dern fest­ge­hal­ten und ei­ne Ko­pie der Fo­tos brach­te ihr ja kei­ne Vor­tei­le. Vi­vi­an könn­te sie nur an ei­ne Ta­ges­zei­tung ver­kau­fen und da­mit noch ein paar Dol­lar ver­die­nen, aber in den USA pas­sier­ten je­den Tag tau­sen­de Ver­bre­chen, die nicht un­be­dingt in der Zei­tung stan­den. Sie ent­schied sich da­ge­gen. Ihr Job war er­le­digt und sie wür­de mit Si­cher­heit noch wei­te­re Auf­trä­ge er­hal­ten, mit de­nen sie ihr klei­nes Ge­halt auf­bes­sern konn­te.

      Vi­vi­an setz­te ih­ren Weg in die In­nen­stadt von Port­land fort, oh­ne einen wei­te­ren Ge­dan­ken an den Vor­fall zu ver­schwen­den. Hin­ter dem Wäld­chen hat­te sie ih­ren Klein­wa­gen ge­parkt, den sie sich durch den zu­sätz­li­chen Ver­dienst ih­rer Ne­ben­tä­tig­keit leis­ten konn­te. Sie klemm­te sich hin­ter das Steu­er und fuhr in die Stadt. Vor ihr tauch­ten die ho­hen leuch­ten­den Ge­bäu­de von Port­land wie aus dem Nichts auf und be­leuch­te­ten ih­ren Weg zum Über­ga­be­ort. Dort an­ge­kom­men park­te sie ih­ren Wa­gen in der Nä­he ei­ner Piz­ze­ria und be­gab sich auf die Da­men­toi­let­te. Wie vor­her­ge­sagt fand sie dort an der Wand den Au­to­ma­ten für Da­men­hy­gie­ne­ar­ti­kel. Die Klap­pe ließ sich ganz ein­fach öff­nen und sie de­po­nier­te dort die Ka­me­ra. Dann schloss sie die Klap­pe wie­der und setz­te sich in den Au­ßen­be­reich des Lo­kals.

      Sie hat­te einen gu­ten Blick auf den Ein­gang. Der Kell­ner nahm ih­re Be­stel­lung auf und kehr­te kurz dar­auf mit ih­rem Er­fri­schungs­ge­tränk zu­rück. Vi­vi­an be­hielt den Zu­gang der Toi­let­te die gan­ze Zeit im Blick. Nach den gan­zen er­folg­rei­chen Auf­trä­gen woll­te sie nun end­lich wis­sen, wer ei­gent­lich hin­ter den Auf­trä­gen steck­te. Ir­gend­je­mand muss­te die Ka­me­ra ja am Über­ga­be­ort ab­ho­len und zur Bun­des­be­hör­de SNB brin­gen. Der Kell­ner brach­te ihr die be­stell­te Piz­za. Er war et­was ver­wirrt, weil Vi­vi­an dar­auf be­stand so­fort zu be­zah­len. Wenn schon je­mand die Ka­me­ra ab­ho­len wür­de woll­te sie kei­ne Zeit ver­lie­ren, um der Agen­tin zu fol­gen.

      Es dau­er­te gut ei­ne gan­ze Stun­de bis end­lich ei­ne adrett ge­klei­de­te jun­ge Frau die Toi­let­te be­trat und kurz dar­auf mit ei­ner Ta­sche wie­der in der Tür er­schi­en. Die Aus­ma­ße der Ta­sche wa­ren groß ge­nug um die Ka­me­ra dar­in zu ver­ber­gen. Vi­vi­an be­schloss ihr in si­che­rem Ab­stand zu fol­gen. Wäh­rend sie ihr in ei­ni­gem Ab­stand durch die Stra­ßen folg­te, schätz­te sie die schlan­ke Frau ab. Ihr Bu­si­ness­ko­stüm in dem dunklen Blau pass­te zu ei­ner Bun­de­s­agen­tin im Dienst des SNB, aber warum trug sie kei­ne Waf­fe oder an­de­res Ma­te­ri­al zur Ver­tei­di­gung bei sich. Nichts deu­te­te dar­auf hin, dass sie in der La­ge war sich zu ver­tei­di­gen. Die Blon­di­ne war schlank, deut­lich klei­ner als Vi­vi­an mit ih­ren 1,75 m und be­weg­te sich eher wie ei­ne nor­ma­le Passan­tin.

      Die Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te folg­te ihr bis zu ei­nem Bü­ro­ge­bäu­de, das sie oh­ne Kon­trol­le be­trat. Sie war sich un­si­cher, ob sie ihr bis in das Ge­bäu­de fol­gen soll­te. Wenn das ein Bü­ro der SNB war, woll­te sie nicht im Ge­bäu­de auf­ge­grif­fen wer­den. Vi­vi­an lief an dem Ge­bäu­de vor­bei und ris­kier­te einen Blick ins In­ne­re. Ein Schild an der Tür des Bü­ro­ge­bäu­des ver­riet ihr, dass es ein Ver­wal­tungs­ge­bäu­de der staat­li­chen Was­ser­ver­sor­gung war. Ei­ne Bun­des­be­hör­de wie das SNB ver­steck­te sich al­so hin­ter ei­ner In­sti­tu­ti­on im Diens­te der Ein­woh­ner. Es war nichts Un­ge­wöhn­li­ches an dem Ge­bäu­de zu er­ken­nen. Die Schal­ter la­gen im Dun­keln und der hel­le Mar­mor wur­de nur durch leich­tes Licht der Not­be­leuch­tung er­hellt. Die Frau der Vi­vi­an ge­folgt war schi­en sich hier aus­zu­ken­nen, denn ihr Weg führ­te sie schnur­stracks zu ei­ner Tür am En­de des Gan­ges.

      Nach­dem die Agen­tin hin­ter dem Ein­gang ver­schwun­den war, stell­te sich Vi­vi­an auf ei­ne wei­te­re War­te­zeit ein. Nach we­ni­ger als zwei Mi­nu­ten ver­ließ die Agen­tin das Bü­ro aber wie­der oh­ne die Ta­sche und trat auf die Stra­ße hin­aus. Sie be­schloss die Agen­tin wei­ter­zu­ver­fol­gen. Wie ein An­dro­id ging sie durch die ho­hen Ge­bäu­de­schluch­ten in Rich­tung ei­nes eher ru­hi­gen Vier­tels. Oh­ne sich um­zu­se­hen, bog sie um die nächs­te Stra­ßen­e­cke. Vi­vi­an folg­te ihr wei­ter. Als sie an der Stra­ßen­e­cke an­kam, war die jun­ge Agen­tin plötz­lich ver­schwun­den. Vi­vi­an schau­te sich um, ob die Agen­tin sich in ei­nes der klei­ne­ren Häu­ser zu­rück­ge­zo­gen hat­te, konn­te sie al­ler­dings nir­gend­wo ent­de­cken.

      Mit ih­ren brau­nen Pu­pil­len blick­te sie su­chend in der Dun­kel­heit der Stra­ße und ach­te­te auf ei­ne Be­we­gung. Al­les, was sich be­weg­te, wa­ren ei­ni­ge Zwei­ge ei­nes Bu­sches die sich im leich­ten Wind wieg­ten, an­sons­ten war al­les still. Beo­b­ach­tend drang sie wei­ter in die Stra­ße vor bis sie an ei­ner klei­nen Mau­er­kan­te ei­nes Un­ter­stands von hin­ten ei­ne Hand an der Schul­ter nach hin­ten riss. Vi­vi­an fiel der Län­ge nach auf den Bo­den und nahm in­stink­tiv ei­ne Ab­wehr­hal­tung ein. Über ihr er­schi­en die blon­de Agen­tin. Sie press­te Vi­vi­an hart die Knie auf die Schul­ter und frag­te sau­er, »Wer sind sie und warum fol­gen sie mir schon die gan­ze Zeit?«

      »Ich bin Vi­vi­an Bur­ge­ss«, ent­schul­dig­te sie sich, »Ich woll­te nur wis­sen, wer sich hin­ter den drei Buch­sta­ben SNB ver­steckt. Tut mir leid, aber sie wa­ren mei­ne ein­zi­ge Spur!«

      Die Blon­di­ne blick­te sie bö­se an. »Ih­re Spur hat sie zu ei­ner Stu­den­tin ge­führt die sich ihr Stu­di­um mit klei­ne­ren Auf­trä­gen eben die­ser Ge­sell­schaft ver­dient!«

      Vi­vi­an war ent­täuscht. Das war nicht die Art von Ant­wort die sie sich er­hoff­te. »Wür­den sie mich bit­te auf­ste­hen las­sen und die spit­zen Knie von mei­nen Schul­tern