Für immer sein. Grace R. Duncan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Grace R. Duncan
Издательство: Bookwire
Серия: Für immer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958236066
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griff nach seinem Telefon, entsperrte das Display und scrollte durch seine Kontakte, bis er den gefunden hatte, nach dem er suchte, und drückte die Wahltaste.

      »Derzeit kann ich Ihren Anruf leider nicht annehmen«, sagte eine sanfte männliche Stimme. »Aber wenn Sie mir eine Nachricht hinterlassen, erwäge ich, zurückzurufen.«

      Chad verdrehte die Augen. Der Mann, den er anrief – lediglich als Panther bekannt –, litt an leicht übertriebener Selbstgefälligkeit. Er ging sehr selten direkt ans Telefon.

      Chad ratterte die paar Informationen herunter, die er über seinen aktuellen Job hatte, und hoffte, dass Panther im Gegensatz zu ihm darin irgendeinen Sinn erkennen und etwas ausgraben konnte. Als er auflegte, warf er einen Blick auf seine kläglichen Notizen.

      Quincy Archer. Chad vermutete, dass Mr. Archer nicht gefunden werden wollte. Er war vor vier Wochen einfach verschwunden. Nach dem, was Chad herausgefunden hatte, hatte Quincy ein recht bodenständiges, wenn auch komfortables Leben geführt. Er hatte ein schönes Loft im Strip-Viertel, für das er ordentlich was abdrückte. Mehr, als sich ein Grafikdesigner sollte leisten können, wenn man sich die derzeitigen Mietpreise ansah. Er hatte einen dualen Abschluss vom Art Institute in Kunstwissenschaft und Grafikdesign. Seine Arbeit bestand ausschließlich aus freiberuflichen Projekten, was Chad erst recht annehmen ließ, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging.

      Wie konnte sich ein freiberuflicher Grafikdesigner, der erst seit ein paar Jahren seinen Abschluss hatte, ein so verdammt teures Loft leisten? Und warum würde er es zurücklassen und abhauen? Es gab mehr Ungereimtheiten als Dinge, die Sinn ergaben.

      Der Mann, der ihn angerufen hatte, hatte sich als Quincys Vater vorgestellt und darauf beharrt, dass er seinem Sohn seit der Uni kein Geld gegeben hatte. Quincy tat offensichtlich mehr, als nur Logos zu zeichnen und Bilder zu malen, und Chad vermutete, dass Quincy wegen etwas, was er sonst noch tat, um an Geld zu kommen, untergetaucht war. Geld, von dem die Steuerbehörde nichts wusste. Geld, das Quincy bei keiner amerikanischen Bank lagerte.

      Gähnend wandte sich Chad von seinem Computer ab und wäre beinahe über Murray gestolpert. Er hatte seinen neuen Mitbewohner fast vergessen. Aber nur fast, denn Murray beanspruchte dafür viel zu viel Platz. »Hey, Großer, tut mir leid. Ich konzentriere mich auf die Arbeit und vergesse alles andere um mich herum. Musst du mal raus?«

      Murray setzte sich auf und gähnte herzhaft, dann streckte er sich. Nachdem er sich kurz geschüttelt hatte, sah er zu Chad auf und trottete zur Tür.

      »Ich deute das als ein Ja«, sagte Chad glucksend. Er schnappte sich die Leine, auch wenn er sie nicht an Murrays Halsband einhängte, dann öffnete er die Tür.

      Obwohl er zum ersten Mal hier war, ging Murray wie selbstverständlich die Treppe hinunter Richtung Haustür.

      Chad musste herausfinden, was es mit diesem... Hund... auf sich hatte, bevor er noch verrückt wurde. An der Haustür ließ er Murray nach draußen, dann folgte er seinem Hund zum Gartentor und öffnete es.

      Schnüffelnd suchte sich Murray eine Stelle zum Wasserlassen und war nach ein oder zwei Minuten wieder zurück.

      »Du legst die Messlatte für alle zukünftigen Haustiere ziemlich hoch, das weißt du, ja?«, fragte Chad.

      Murray schnaubte, als er an Chad vorbei Richtung Haustür lief. Einmal mehr steuerte Murray, ohne auch nur einen Umweg zu nehmen, auf sein Apartment zu.

      Oben angekommen, ging Chad direkt in die Küche und wandte sich an Murray. »Ich muss Abendessen machen. Was meinst du, wollen wir essen, hm?«

      Murray legte den Kopf schief.

      Chad verdrehte über sein eigenes Verhalten die Augen. Vielleicht war er ein wenig zu lange allein gewesen. Mit seinem Hund zu sprechen, musste ein Anzeichen für Geistesgestörtheit sein, selbst wenn Murray ein ausgesprochen intelligenter Hund war. Vielleicht sollte er ausgehen oder so was. Es war lange her, dass er einen festen Freund gehabt und sogar noch länger, dass er die untersten Räume von Donny's in Lawrenceville betreten hatte.

      »Vielleicht ist es mal wieder Zeit dafür, oder, Murray? Vielleicht würde mich ein Blowjob von einem heißen Typen zumindest davon abhalten, mich mit dir zu unterhalten, als ob du mich verstehen könntest.« Bei Murrays Winseln schüttelte er den Kopf und ermahnte sich, dass Murray ihn unmöglich verstanden haben konnte.

      Er ging zum Kühlschrank und nahm die Steaks raus, die er am Tag zuvor gekauft hatte. Am Herd bereitete er eines von ihnen zum Braten vor. Dann schnappte er sich eine gebackene Kartoffel und steckte sie in die Mikrowelle, bevor er die Zutaten für den Salat hervorholte. Innerhalb weniger Minuten hatte er den Großteil der Mahlzeit fertig.

      Murray lag ruhig auf der anderen Seite der Küche und beobachtete sein Treiben.

      Chad betrachtete seinen Hund noch einmal, wobei er immer noch nicht genau wusste, was er von ihm halten sollte. Murray war definitiv mehr als ein gewöhnlicher Haushund. Er war zu intelligent – selbst wenn er nicht verstand, was Chad sagte, legte er mehr als schlichtes Hundeverhalten an den Tag. Entweder war er richtig gut trainiert – was gut möglich war, Chad aber nicht sehr wahrscheinlich fand – oder irgendetwas anderes ging hier vor sich. Abgesehen von dem Geruch der Gasse, in der er heute Morgen gewesen war, der an ihm haftete, sah Murrays Fell gesund und seine Zähne sauber aus. Daher war er sich sicher, dass Murray zu irgendjemandem gehörte.

      Er hatte nach vermissten Tieren in der Gegend gesucht, aber keines von ihnen hatte auch nur im Entferntesten auf Murrays Beschreibung gepasst. Möglicherweise hatte ihn jemand ausgesetzt. Chad warf einen Blick auf Murray und schüttelte den Kopf. Wer würde so ein wunderschönes Tier loswerden wollen?

      Er musste zugeben, dass seine Suche nach dem Besitzer nicht so intensiv gewesen war. Irgendetwas an Murray sprach ihn an und Chad wusste, dass es verdammt schwer werden würde, ihn wieder abzugeben, sollte jemand versuchen, ihn für sich zu beanspruchen. So zu denken, war schrecklich und das wusste er, aber Murray gehörte zu ihm.

      »Murray«, rief er und Murray stand sofort auf und kam zu ihm. Ja, da steckte noch mehr dahinter. Kein Hund lernte derart schnell seinen Namen. Chad hockte sich hin und begann ihn zu streicheln. »Nein, es ist mir ganz egal, ob dich jemand vermisst. Ich weiß nicht, warum ich so bin, aber ich kann dich nicht einfach abgeben. Wenn sie dich gehen gelassen haben, sind sie Idioten.«

      Murray leckte ihm als Antwort über die Wange.

      Lachend schlang Chad seine Arme um Murrays kräftigen Hals. »Freut mich, dass du mir zustimmst.«

      Der Timer piepste und signalisierte Chad, dass sein Steak fertig war. Er wandte sich zum Herd und bereitete das restliche Essen zu. Er stellte das Steak und die Kartoffel auf den Tisch, holte Besteck heraus und griff sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Er grinste, als Murray ihn erwartungsvoll ansah. »Du glaubst wohl, dass du davon was abbekommst?« Er hielt die Flasche in die Höhe.

      Murray wedelte mit dem Schwanz.

      Chad lachte. »Bier ist nicht gut für Hunde. Auch nicht für Hunde, die halb Wolf sind«, sagte er kopfschüttelnd. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Murray ein wenig die Ohren hängen ließ. »Hier, wie wäre es damit?« Er stellte die Salatschüssel auf den Boden.

      Murray roch daran, sah zu ihm auf, blinzelte, sah dann wieder auf die Schüssel und schob sie anschließend schnaubend mit der Nase zurück zu Chad.

      »Was? Kein Salattyp?«

      Murray schnaubte wieder.

      Erneut lachend nahm Chad die Schüssel und stellte sie auf den Tisch. »Ja, wohl eher nicht. Wie wäre es stattdessen damit?« Er schnappte sich das andere Steak, das er herausgeholt, aber nicht für nötig befunden hatte zu braten, und stellte den Teller auf den Boden.

      Murray schnupperte kurz daran, ehe er sich auf Chad stürzte.

      Bevor dieser ahnen konnte, was Murray im Begriff war zu tun, hatte er das Gesicht bereits voller Hundesabber. »Okay, das reicht an Dankesbekundungen.« Lachend beobachtete er, wie sich Murray über das Steak hermachte. »Gewöhn dich nicht dran. Ich kann dich nicht jeden Tag