Für immer sein. Grace R. Duncan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Grace R. Duncan
Издательство: Bookwire
Серия: Für immer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958236066
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Luft. Sorry.« Mit diesen Worten rannte er raus auf die Straße und atmete tief ein.

      Leider war die Forbes Avenue im Herzen Oaklands – Pittsburghs College-Viertel – nicht der beste Ort für frische Luft. Alles, was er für seine Mühen bekam, waren zwei Lungen voll Abgase und eine brennende Nase. Er hätte es besser wissen müssen – er kämpfte seit zwei Jahren mit dem Gestank der Stadt – und verfluchte sich selbst dafür, dass er es trotzdem getan hatte.

      Über sich selbst den Kopf schüttelnd, lief er an einem Dunkin' Donuts und der Tür zum The O vorbei, bog dann um die Ecke und sah sich hektisch nach einem ruhigen Platz für ein Versteck um. Seine Sicht wurde wieder schwarz-weiß und er kämpfte darum, seinen Wolf zumindest so lange unter Kontrolle zu halten, bis er sich verstecken konnte.

      Jamie tauchte in eine Gasse direkt hinter dem Gebäude ab und atmete aus.

      Bevor er darüber nachdenken konnte, wie er die Situation bewältigen sollte, übernahm sein Wolf die Oberhand und zwang Jamie zur Verwandlung. Sein Zahnfleisch juckte, als seine Fangzähne durchbrachen, während seine Klauen wuchsen und das Fell aus seiner Haut spross. Seine Knochen und Muskeln verlagerten sich und Sekunden später landete er auf vier Pfoten.

      Jamie schüttelte sich kräftig und genoss es für einen Moment, wieder in seinem Fell zu sein. Aber das war nicht der richtige Ort, um in Wolfsgestalt zu bleiben. Er war zu weit weg vom Schenley Park oder eigentlich auch irgendeinem Park. Ganz zu schweigen davon, dass Wölfe nicht durch Stadtparks streiften. Sie waren in dieser Region nicht einmal heimisch und wurden noch viel weniger mitten im Stadtpark gesichtet.

      Er drängte seinen Wolf, versuchte, ihn zurückzuschieben, sodass er seine menschliche Gestalt wieder annehmen konnte. Sein Wolf weigerte sich jedoch, die Kontrolle abzugeben. Jamie stritt mit ihm, versuchte, ihm klarzumachen, dass er als Mensch nach Hause zum Wald fahren und sich dort für eine Weile verwandeln konnte. Sein Wolf wollte es nicht hören. Langsam begann er sich wirklich Sorgen zu machen, als seine menschliche Seite seine wölfische nicht zurückpfeifen konnte.

      Egal was er tat, er schien keine Kontrolle zu bekommen. Schnaubend setzte sich Jamie und wägte seine Möglichkeiten ab, auch wenn es nicht viele waren. Er könnte weiter versuchen, sich zurückzuverwandeln, vermutete aber, dass es ein fruchtloses Unterfangen wäre. Er könnte versuchen, zu seinem Auto zu kommen... außer, dass er die Tür nicht würde öffnen können, selbst wenn er es unbemerkt die Straße runter und ins Parkhaus schaffen würde.

      Mit der Nase voran wühlte er sich am Boden durch die Jeansfetzen, die mal seine Hose gewesen waren. Es gelang ihm, mit dem Maul sein Handy hervorzuholen, doch der Bildschirm erkannte die Berührung durch seine Pfote nicht.

      Nicht, dass er überhaupt gewusst hätte, was er tun sollte. Finley anrufen, vielleicht. Aber das war offensichtlich keine Option.

      Jamie blickte in Richtung Straße, wusste jedoch, dass es eine blöde Idee war, egal wie gern er hier wegwollte. Bis er wieder ein Mensch war, würde er das Risiko, die Gasse zu verlassen, nicht eingehen. Daher blieb nur die andere Richtung übrig.

      Jamie warf einen letzten Blick auf seine Klamotten, dann ließ er sie liegen, um die kurze Strecke bis zur hinteren Wand zu erkunden. Er fand Milchkartons, eine riesige Müllpresse, das derzeit hochgeklappte Ende einer Feuerleiter, eine paar Abfalltonnen und das war es dann auch schon. Eine Tür, die wahrscheinlich in die Küche des The O führte, befand sich in der Wand zu seiner Rechten. Am Ende der Gasse führte eine L-förmige Abbiegung zu einem winzigen Parkplatz, von dessen Existenz Jamie nichts gewusst hatte.

      Er entschied, dass es an dieser Stelle das Beste war, sich in eine Ecke zu verkriechen und zu warten. Glücklicherweise war es dunkel genug, sodass niemand ihn sehen konnte. Hoffentlich würde sein Wolf, nach ein wenig Ruhe und Zeit in dieser Gestalt, nachgeben, damit er sich wieder in einen Menschen verwandeln konnte.

      Vorher schob er eine der Abfalltonnen mit der Nase auf und deponierte Kleidung, Schuhe, Uhr, Telefon und Geldbörse darin. Selbst wenn sie irgendwo auf einer Deponie endeten, wollte er sie nicht einfach so offen auf dem Boden rumliegen lassen, wo jemand sie würde stehlen können. Wenn er erst mal wieder ein Mensch war, konnte er alles rausfischen, aber bis dahin waren seine Habseligkeiten wenigstens außer Sichtweite.

      Unter der Feuertreppe fand er ein ruhiges Plätzchen, an dem er sich niederlassen konnte. Seufzend legte er den Kopf auf seine Pfoten und wartete.

      Er hatte nicht vorgehabt einzuschlafen. Als Jamie erwachte und die Gasse nicht mehr im Dunkeln lag, geriet er in Panik. Vor allem, als ihm bewusst wurde, dass er noch immer in seinem Fell steckte.

      Warum bin ich weiterhin ein Wolf?

      Innerlich stupste er seinen Wolf an, doch diese Seite von ihm war noch nicht bereit nachzugeben. Jamie erkannte, dass der Vollmond noch näher gerückt war und er möglicherweise in dieser Gestalt festsaß, bis er vorüber war. Verdammt. Das könnten drei, vielleicht mehr Tage sein! Er erinnerte sich daran, was seine Uhr in der Nacht zuvor angezeigt hatte. Noch zwei Tage. Das hieß, dass der Vollmond spätestens in der nächsten Nacht sowieso angefangen hätte, auf ihn zu wirken. Was wiederum bedeutete, dass er zumindest während der nächsten vier Tage nicht damit rechnen konnte, seine menschliche Gestalt anzunehmen, da sie gewöhnlich in den zwei Tagen um den Vollmond herum als Wölfe unterwegs waren. Verdammt.

      Schnaubend überlegte Jamie, was er tun sollte. Ärgerlicherweise machte seine Blase genau zu diesem Zeitpunkt auf sich aufmerksam, sodass er sich schnüffelnd einen angenehmen Platz aussuchte, um sich zu erleichtern. Als ihm bewusst wurde, was er getan hatte – wie typisch hundeartig er sich verhalten hatte –, verdrehte er über sich selbst die Augen und ging zu seinem Schlafplatz zurück.

      Da er sich nicht zurückverwandeln würde, versuchte er herauszufinden, was er als Nächstes tun sollte. Hier konnte er definitiv nicht bleiben, nicht für weitere drei oder vier Tage. Zunächst einmal brauchte er etwas zu essen und er würde dabei nicht den Abfall des The O nach Essensresten durchwühlen.

      Jamie kroch zum Ende der Gasse und riskierte einen Blick. Es war offenbar sehr früh, denn ein Großteil von Oakland schien noch zu schlafen. Natürlich war das an einem Samstagmorgen im Sommer keine große Überraschung.

      Sein Blick wanderte die Bouquet Street hinauf Richtung Fifth Avenue, dann hinunter in die andere Richtung. Er war nicht weit vom Schenley Park entfernt – höchstens anderthalb Kilometer. Wenn schon nichts anderes, dann könnte er vielleicht Eichhörnchen jagen und außer Sichtweite bleiben, bis er sich zurückverwandeln konnte.

      Außer, dass er die Forbes Avenue überqueren, an der juristischen Bibliothek und mindestens zwei weiteren Gebäuden der Uni vorbeikommen und das Gewächshaus umgehen müsste, bevor er sich halbwegs frei bewegen könnte. Unschlüssig schnaubte er und setzte sich wieder. Was zum Teufel sollte er tun?

      Während er versuchte, eine Lösung zu finden, bog das wirklich allerletzte Auto, das er sehen wollte, von der Fifth Avenue in die Bouquet Street ein. Jamie war vielleicht nicht in der Lage, Gold von Weiß zu unterscheiden, aber auf der Seite des Transporters konnte er deutlich Animal Care & Control lesen. Statt hektisch die Flucht zu ergreifen, zog er sich langsam zurück und hoffte, dadurch keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

      Als der Transporter der Tierschutz- und Tierrettungsorganisation an der Gasse vorbeifuhr, atmete er erleichtert aus, versteifte sich jedoch, als dieser ein Stück die Straße runter langsamer wurde und rechts ranfuhr. Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt.

      Jamie hatte ganz und gar nicht vor, sich einfangen zu lassen. Er wusste genau, wie es in diesen Tierheimen ablief. Zuerst würden sie ihm mit Spritzen auf den Leib rücken – wovon er definitiv kein Fan war. Anschließend würden sie ihm die Eier abschneiden und Jamie mochte sie ganz genau da, wo sie waren.

      Er sah wieder die Straße hinauf, dann zum Transporter, dessen Tür nun offen stand. Während er sich Richtung Gasse umwandte, war ihm klar, dass er sich dort nirgendwo würde verstecken können. Konnte er über den Parkplatz entkommen? Wohin dann?

      Mittlerweile war der Officer ausgestiegen und kam mit einer langen Stange, an deren Ende sich eine Schlaufe befand, auf ihn zu. Jamie selbst hatte diese noch nie zuvor gesehen, aber er