Die Suche nach einem ArgumentArgument für die ExistenzExistenz Gottes ist für DawkinsDawkinsRichard insgesamt ein BeweisBeweis dafür, dass das BewusstseinBewusstsein der betreffenden Personen noch nicht erweitert wurde. „[D]er grösste wissenschaftliche Bewusstseinserweiterer, den es je gab“, ist ihm „Darwins Theorie der EvolutionEvolution durch natürliche Selektionnatürliche Selektion“.10 Die Theorie der natürlichen Selektion geht auf Charles DarwinDarwinCharles (1809–1882) zurück, der mit seiner 1859 in London erstmals erschienen Schrift On the origin of species by means of natural selection, or the preservation of favoured races in the struggle for life nachzuweisen suchte, dass die Entstehung der Arten auf dem Wege der Evolution vonstatten geht. DawkinsDawkinsRichard wiederum nennt die natürliche Selektion einen „allgemeinen Prozess zur Optimierung biologischer Arten“11 bzw. „eine additive Einbahnstrasse in Richtung der Verbesserung“12. Über den UrknallUrknall13, die VererbungVererbung und den Kampf ums DaseinKampf ums Dasein, welchen das am besten angepasste Individuum überlebt und sich fortpflanzt, verläuft der Prozess der Entstehung und der Entwicklung der Lebewesen von niederen zu höheren Arten. Von da her ist es auch zu verstehen, dass DawkinsDawkinsRichard sich am unendlichen Regress stösst, da ihm jedes Lebewesen eine naturwissenschaftlich greifbare UrsacheUrsache haben muss.
Wenn er von da her auch von einer „EvolutionEvolution der ReligionReligion“14 spricht und diese von der darwinistischen Theorie her zu erklären versucht, dann fragt er nach dem Druck, den die natürliche Selektionnatürliche Selektion ausgeübt hat, „sodass die Hinwendung zur Religion begünstigt wurde“15. Da in der darwinistischen Selektion eine erbarmungslose Nützlichkeit vorherrscht und jegliche Verschwendung strikte vermieden wird, „muss jedes allgemein verbreitete Merkmal einer Spezies – auch die Religion – dieser Spezies einen gewissen Vorteil verschafft haben, sonst hätte es nicht überlebt“16. Auch bei der „Evolution der Religion“ geht DawkinsDawkinsRichard von den Vorzügen der natürlichen Selektion aus, die er in der „Fähigkeit zum Überleben und zur Verbreitung“17 sieht. Nach seiner eigenen Ansicht über den darwinistischen Überlebenswert ist die Religion „ein Nebenprodukt von etwas anderem“18. Wenn die Religion aber, wie eingangs erwähnt, „ein unglückliches Nebenprodukt einer grundlegenden psychologischen Neigung“ sein soll, „die unter anderen Umständen nützlich sein kann oder früher einmal nützlich war“,19 was ist dann dieses andere? Nach DawkinsDawkinsRichard, ein eigentlich nützlicher Mechanismus, von dem die Religion „eine Fehlfunktion“20 sei.
In groben Zügen ist an dieser Stelle auch auf seinen Erklärungs- und Begründungsversuch „der memetischen Theorie der ReligionReligion“21 einzugehen, nach der die Replikatoren, d.h. die codierten Informationen, die – nach dem Musterbeispiel eines Gens – exakte Kopien ihrer selbst erzeugen,22 welche sich kulturell replizieren und vererben. Nach DawkinsDawkinsRichard sind die Meme, „die allein nicht unbedingt gute Überlebensfähigkeit besitzen“, in Memplexe gruppiert, in denen sie erhalten blieben.23 Auf dieser Grundlage versucht DawkinsDawkinsRichard auch die Sprachevolution verständlich zu machen, nach der infolge der Veränderung des ersten Vokals sich auch andere hätten wandeln müssen, auf dass Zweideutigkeiten vermieden wurden. „In diesem zweiten Entwicklungsstadium wurden Meme vor dem Hintergrund bereits vorhandener Mempools selektiert und bildeten einen neuen Memplex aus untereinander verträglichen Memen.“24 Von da her versucht er auch die ExistenzExistenz der Religion so zu begründen, dass sie nur „wegen ihrer absoluten ‚Leistung‘ oder wegen ihrer Verträglichkeit mit dem vorhandenen Memplex“25 erhalten geblieben sei.
Auch wenn von einem Teil nicht auf das Ganze geschlossen werden kann, so wird der erste Eindruck, den diese Theorie erweckt, durch ein anderes WortWort nur bestärkt, nach dem auch die NächstenliebeNächstenliebe eine Fehlfunktion sei. Ein Wort, welches DawkinsDawkinsRichard „in einem streng darwinistischen SinnSinn“ gebrauche und „keinerlei Abwertung“ beinhalte.26 Unweigerlich entsteht bei diesem Verdrehen der WahrheitWahrheit der Eindruck, als sei der antike SophismusSophismus wiedererstanden. Was Grund genug ist, die EvolutionstheorieEvolutionstheorie insgesamt einer philosophischen Kritik zu unterziehen. Diese rechtfertigt sich auch von da her, dass diese Theorie eindeutig naturalistischnaturalistisch und materialistischmaterialistisch ist und zahlreiche philosophische Prämissen enthält, die sie selbst nicht zu begründen weiss, wie z.B. den wesentlichen Unterschied zwischen Apersonalem und Personalem.
5.3.2 „Omne vivum ex vivo“
Wie DarwinDarwinCharles selbst schon bemerkt hatte, bestehen in der geologischen Kette der Fossilien Lücken. DawkinsDawkinsRichard versucht sie mit der Behauptung zu stopfen, dass trotz der Lücken „die Belege für die EvolutionEvolution, beispielsweise aus Molekulargenetik oder geografischer Verteilung, immer noch überwältigend stark“1 seien. Demgegenüber verweist von HildebrandHildebrandDietrich von auf die Doppeldeutigkeit der EvolutionstheorieEvolutionstheorie. Was er selbst dieser Theorie und den naturwissenschaftlichen Methoden im besten Falle zugesteht, ist, „dass es im Reich des Organischen einen kontinuierlichen Wachstumsvorgang von niedrigeren zu höheren Formen gibt“2. Doch wird von DarwinDarwinCharles ebenso wie von DawkinsDawkinsRichard und allen übrigen Evolutionisten die Tatsache übersehen, „dass ein solcher kontinuierlicher Entwicklungsprozess im Reich des Organischen auch nicht das Geringste für die von ihnen damit verbundene TheseThese besagen würde, dass niedrigere Formen in einer immanenten Entwicklung höhere ‚hervorbringen‘ könnten“3. Insofern diese These vertreten wird, handelt es sich um einen philosophischen IrrtumIrrtum. Die Veränderung des materiellen Seins ist kontingentkontingent und determiniert und setzt als UrsacheUrsache das absolute Sein Gottes voraus.
Von HildebrandHildebrandDietrich von unterscheidet die EvolutionstheorieEvolutionstheorie in zwei völlig verschiedene Thesen. „Die erste ist eine naturwissenschaftliche Hypothese, die annehmbar ist“, sofern es sich nicht um Wirklichkeiten handelt, die wesensverschieden sind, „zwischen denen es niemals kontinuierliche ‚Übergänge‘ geben kann“.4 In diesem ersten SinnSinn meint man mit EvolutionEvolution die Seinswerdung der Lebewesen (Ontogenese), die beobachtet werden kann. „Die zweite TheseThese ist ein rein philosophischer IrrtumIrrtum eines ImmanentismusImmanentismus und MaterialismusMaterialismus“5, der eben gerade darin besteht, dass die Realität der kontinuierlichen Übergänge behauptet wird, wie im Falle der immer wieder postulierten Höherentwicklung vom Affen zum Menschen. Wenn heute von Evolution gesprochen wird, dann bezieht man sich auf diesen zweiten Sinn, auf die Artbildung (Phylogenese). Dann aber hört die Evolutionstheorie auf, „eine wissenschaftliche Hypothese zu sein, und wird zu einer höchst unwissenschaftlichen IdeologieIdeologie – dem ‚EvolutionismusEvolutionismus‘“6.
Zwar entdeckte DarwinDarwinCharles die Veränderbarkeit der Arten durch die Umstrukturierung einer gemeinsamen DNA, d.h. des Biomoleküls, das Träger der Erbinformation oder der Gene ist. Doch fälschlicherweise wurde die geniale Anpassungsstruktur, die in den einzelnen Arten vorhanden ist, um sie vor dem Aussterben zu bewahren, von der Mikro- auf die Makroevolution übertragen. Die Makroevolution steht im Unterschied zur Anpassung an sich verändernde Umstände für die Neukonstruktion von etwas vorher nicht Vorhandenem, von qualitativ neuen Genen, wie z.B. die Entstehung des Lebendigen oder die Entwicklung des Einfachen zum Komplexen. Doch während die Mikroevolution, bei der keine qualitativ neue Gene entstehen, bewiesen werden kann, wurden ihre Ergebnisse ohne Beweise einfachhin auf die Makroevolution übertragen. Und das, obwohl Gregor MendelMendelGregor (1822–1884) die Ergebnisse seiner Forschungen 1866 unter dem Titel Versuche über Pflanzen-Hybride veröffentlichte. Er erkannte, dass die VererbungVererbung durch zahlreiche Gene gesteuert wird (den Ausdruck „GenGen“ kannte er zu seiner Zeit allerdings noch nicht, er wurde erst 1909 vom dänischen Biologen