Europäische Urbanisierung (1000-2000). Dieter Schott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dieter Schott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783846340257
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Martin V. Melosi: Path Dependence and Urban History: Is a Marriage Possible?, in: Dieter Schott/Bill Luckin/Geneviève Massard-Guilbaud (Hrsg.) Resources of the City. Contributions to an Environmental History of Modern Europe, Aldershot 2005, S.262–275.

      9 Die Ansätze zur Definition von Stadt sind Legion, vgl. für einen begriffsgeschichtlichen Überblick Alfred Heit: Vielfalt der Erscheinung – Einheit des Begriffs. Die Stadtdefinition in der deutschsprachigen Stadtgeschichtsforschung seit dem 18. Jahrhundert, in: Peter Johanek/Franz-Joseph Post (Hrsg.): Vielerlei Städte. Der Stadtbegriff, Köln u. a. 2004, S. 1–12.

      10 Franz Irsigler: Stadt und Umland in der historischen Forschung. Theorien und Konzepte, in: Neithard Bulst/Jochen Hoock/Franz Irsigler (Hrsg.): Bevölkerung, Wirtschaft und Gesellschaft. Stadt-Land-Beziehungen in Deutschland und Frankreich, Trier 1983, S. 13–38, hier 26 f.

      11 Vgl. Marina Fischer-Kowalski u. a.: Gesellschaftlicher Stoffwechsel und Kolonisierung von Natur. Ein Versuch in Sozialer Ökologie, Amsterdam 1997; Dieter Schott: Resources of the City: Towards A European Urban Environmental History, in: Dieter Schott/Bill Luckin/Geneviève Massard-Guilbaud (Hrsg.), Resources of the City. Contributions to an Environmental History of Modern Europe, Aldershot 2005, S. 1–27, hier 10 f; Verena Winiwarter/Martin Knoll: Umweltgeschichte, Köln 2007, bes. S. 194–199; für die Anwendung auf mittelalterliche Städte besonders Richard C. Hoffmann: Footprint Metaphor and Metabolic Realities. Environmental Impacts of Medieval European Cities, in: Paolo Squatriti (Hrsg.): Natures Past. The Environment and Human History, Ann Arbor 2007, S. 288–325, sowie Christoph Sonnlechner: Der ’ökologische Fussabdruck‘ Wiens im Spätmittelalter – eine Annäherung, in: Ferdinand Opll/Christoph Sonnlechner (Hrsg.): Europäische Städte im Mittelalter, Innsbruck/Wien/Bozen 2010, S. 351–364.

      12 Stephen Boyden u. a.: The Ecology of a City and its People. The Case of Hongkong, Canberra 1981.

      13 William Rees/Mathis Wackernagel: Unser ökologischer Fußabdruck. Wie der Mensch Einfluß auf die Umwelt nimmt, Basel u. a. 1997.

      14 Vgl. die Studie von 2002, in Auftrag gegeben von der Chartered Institution of Wastes Management (EB), veröffentlicht unter ‚City Limits. A resource flow and ecological footprint analysis of Greater London’, <http://www.citylimitslondon.com/downloads/Execsummary.pdf>, Zugriff: 05.09.2013.

      15 Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts liegen in der Regel ausreichend dichte statistische Quellen vor, vgl. etwa die anspruchsvollen und methodisch hoch differenzierten Berechnungen zum Energieverbrauch der Stadt Wien in: Fridolin Krausmann: Sonnenfinsternis? Wiens Energiesystem im 19. und 20. Jahrhundert, in: Karl Brunner und Petra Schneider (Hrsg.), Umwelt Stadt. Geschichte des Natur- und Lebensraumes Wien, Wien/Köln/Weimar 2005, S. 140–47. Bemerkenswert auch die Berechnungen von Sabine Barles zu den Stickstoff-Kreisläufen in Paris im 19. und 20. Jahrhundert, Sabine Barles: A Metabolic Approach to the City: Nineteenth and Twentieth Century Paris, in: Schott/Luckin/Massard-Guilbaud (Hrsg.), Resources, S. 28–47.

      16 Vgl. James Galloway/Derek Keene/Margaret Murphy: Fuelling the city: Production and Distribution of Firewood and Fuel in London’s Region, 1290–1400, in: Economic History Review XLIX, 3(1996), S. 447–472.

      2 Kontinuität oder Neubeginn: Städte im Frühmittelalter

      2.1 Römerstädte: Das Problem der Kontinuität

      In diesem Kapitel soll veranschaulicht werden, an welche älteren Formen städtischer Siedlungen die europäische Urbanisierung des Hochmittelalters anknüpfen konnte oder ob und in welchem Umfang die Gründung von Städten eine neue Entwicklung darstellte. Außerdem werden die wirtschaftlichen und demografischen Rahmenbedingungen für die europäische Urbanisierung charakterisiert und unterschiedliche Wege zur Stadtentstehung präsentiert.

      Woran konnten mittelalterliche Städte nun anknüpfen, wodurch zeichneten sich Römerstädte aus? Insbesondere im Raum nördlich der Alpen gibt es eine Reihe klarer Merkmale: Hervorgegangen aus der Tradition eines Militärlagers weisen Römerstädte in der Regel einen quadratischen oder rechteckigen Grundriss auf. Die Straßen sind im Gitternetz organisiert, wobei zwei Hauptstraßen normalerweise besonders hervorgehoben sind; sie bilden ein Achsenkreuz, wobei die Nord-Süd-Achse als cardo, die Ost-West-Achse als decumanus bezeichnet wird. An der Kreuzung der Achsen im Zentrum der Stadt befindet sich das Forum mit den wichtigsten öffentlichen Gebäuden. Die Städte sind von Wall und Graben umgeben und öffnen sich über vier Tore, wo die Topografie dies erlaubt, zum Umland. Außerhalb der Stadt liegen meist die Gräberfelder, die Nekropolis. Politisch waren die Römerstädte Verwaltungs- und kultische Zentren von größere Bezirke umfassenden civitates. Mit der Krise des Römischen [<<25] Reiches im 3. Jh. begannen sich die Strukturen, die die Städte mit ihrem Umland und dem Reich insgesamt verbanden, aufzulösen: Angesichts der militärischen Bedrohung durch die Germanen mussten die Städte befestigt und ummauert werden, wodurch sich das äußere Erscheinungsbild radikal veränderte; die Stadt erhielt Burgcharakter. Wegen der deshalb steigenden Steuerbelastung der führenden Schichten von Grundbesitzern, die bis dahin in der Stadt wohnten, verließen diese die Städte und etablierten sich in quasi-autarken römischen villas auf dem Land, was natürlich die ökonomische Leistungsfähigkeit der verbliebenen Stadtbevölkerung schwächte.

      Der Bischof wurde dann für die Kontinuität des Städtischen über das Ende des Römischen Reichs hinaus ein wichtiger Faktor: Im Zuge der Christianisierung des Römischen Reiches seit dem frühen 4. Jahrhundert wurden Bischofssitze gegründet; diese wurden jeweils in einer civitas angesiedelt, folgten also der Organisationsstruktur des Römischen Reiches. Bereits unter Kaiser Konstantin erhielten Bischöfe auch weltliche Machtbefugnisse, etwa in der zivilen Gerichtsbarkeit. Als mit der Völkerwanderung und dem Fall Roms Ende des 5. Jahrhunderts die Zentralgewalt kollabierte, verblieb der Bischof häufig als der tatsächliche Herr der civitas.