Die fitten Jahre sind vorbei. Austrofred. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Austrofred
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783707607338
Скачать книгу
Sandra H. aus Graz schreibt: „Herr Austrofred, weinen Sie eigentlich auch manchmal oder sind Sie wirklich der knallharte Typ, als den man Sie kennt?“

      Liebe Sandra,

      vielen Dank für diese Frage, die mir die Chance gibt, dass ich das Austrofred-Image in der Öffentlichkeit ein bisschen zurechtrücke, weil es soll auf keinen Fall das Bild entstehen, dass ich so ein harter unemotionaler Typ bin. Gerade das weibliche Publikum schätzt es meiner Erfahrung nach sehr, wenn ein Mann auch weinen kann. Kann. Es sollte halt nicht zu oft sein, weil sonst heißt es schnell, du bist ein Lulu.

      Ich selber kann mich in meinem Erwachsenenleben an zwei Situationen erinnern, wo ich geweint habe. Das erste Mal war am Schluss von dem Film Cool Runnings, wo die Jamaikaner ihren Bob ins Ziel tragen, wers gesehen hat, und das zweite Mal, wie mir meine Briefwaage hinuntergefallen ist.

      Dazu muss ich sagen, dass mich meine Briefwaage seit dem Anfang meiner Karriere treu begleitet hat. Damals habe ich viele Promo-Packages, Demos, VHS-Mitschnitte etc. an Veranstalter und Medien geschickt und die naturgemäß immer abgewogen, damit ich weiß, wie viel Porto ich draufpicken muss. Später, wie das Geschäft angefangen hat zu rennen, habe ich auch viele Bestellungen aus meinem Onlineshop verschickt. Gemeinsam haben meine Briefwaage und ich über die Jahre sicher an die zehntausend Packerl postfertig gemacht. Irgendwann hat sich das aber aufgehört, weil es unüblich geworden ist, dass man Promo-Packerl verschickt – das rennt jetzt alles übers Internet – und für den Shop-Versand habe ich heute Angestellte, die das erledigen.

      Wie die Österreichische Post vor einigen Jahren ihr Tarifsystem dahingehend geändert hat, dass das Porto jetzt nicht mehr rein nach Gewicht berechnet wird, sondern zusätzlich auch noch nach den äußeren Maßen, der Kubatur und der atomaren Ladung, war die Briefwaage dann gar nicht mehr in Betrieb, weil seither ist Frankieren ja eine Wissenschaft auf Bachelor-Niveau – ach was, weit über den Bachelor hinaus, das ist fast ein richtiges Studium! –, sodass ich meine Sachen nicht mehr einfach in den Briefkasten schmeißen kann, sondern wegen jedem Schas extrig zum Schalter dodeln muss.

      Auf jeden Fall bin ich dann einmal bei einem Staging Rehearsal mit dem Mikrostangl blöd an der Briefwaage angekommen, sie fällt herunter, tausend Teile – und genau in dem Moment habe ich angefangen zu flennen. Meine Choreografin hat gar nicht gewusst, wie ihr geschieht, aber ich habe einfach nicht aufhören können. Ich weiß bis heute selber nicht, wieso mir da wegen so einem im Endeffekt nutzlosen Trumm so das Häferl übergegangen ist. Zum Postversand habe ich sie ja wirklich nicht mehr gebraucht und als Küchenwaage auch nicht, weil von den vier Gerichten, die ich persönlich regelmäßig koche (Frankfurter, Eierspeis, Wiener Schnitzel, Coupe Dänemark), ist nur beim Schnitzel ein Mehl dabei, das man abwiegen könnte, und da weiß ich instinktiv, wie viel ich brauche. Einen Kuchen zum Beispiel koche ich nie.

      Wahrscheinlich habe ich einfach einen Lebensabschnitt beweint, der durch die Briefwaage quasi symbolisiert war, und wo mir in dem Moment bewusst geworden ist, dass der unweigerlich vorbei war. Ja, der Mensch ist wie eine Dusche: Wenn du es geschafft hast, dass du alle Löcher am Duschkopf zuhältst, dann spritzt dir das Wasser aus irgendeiner undichten Stelle am Schlauch heraus.

       Hin und wieder haut auch etwas nicht hin

       Justus aus Ingolstadt fragt: „Herr Austrofred, Sie sind bekanntermaßsen in vielen Bereichen talentiert und zu Recht mit Erfolg verwöhnt. Gelingt Ihnen denn hin und wieder auch einmal etwas nicht?“

      Lieber Justus,

      freilich haut auch bei einem Austrofred manchmal etwas nicht hin. Das Publikum hat ja den Vorteil, dass es nur meine fertigen Hits kennenlernt, die perfekten Shows, die Highlights, aber die Lieder oder Texte, an denen ich scheitere, die kriegt es gottseidank nicht mit.

      Ein Beispiel: Vor einigen Jahren habe ich auf der Bühne im Großen Saal des Linzer Posthofs einen spontanen Witz gebracht, wo sich die Leute teilweise angespieben haben vor Lachen, aber wie ich ihn dann in einem Buch verewigen wollte, hat er auf einmal nicht mehr hingehauen. Dazu muss man wissen, dass in Linz das ehemalige Gugl-Stadion, in dem immer wieder auch die größten Popstars auftreten, seit einigen Jahren Tips Arena heißt, nach einem gleichnamigen regionalen Gratis-Programmheftl, das zweifelsohne gut gemacht ist und sehr praktisch sein kann, wenn man eine Kino-Beginnzeit sucht, das aber im Prinzip kein normaler Mensch liest oder benutzt, außer vielleicht am Häusl. Ausgehend davon habe ich den Weltschmäh gebracht, dass ich bei mir daheim meine eigene Tips Arena habe – „die hat zwar nur einen Sitzplatz, aber der Austrofred hat dort schon oft eine exzellente Show abgeliefert.“ Ich schwöre dir, in Linz damals hat der Witz eingeschlagen wie eine Bombe, aber die Verschriftlichung will und will mir einfach nicht gelingen.

      Übrigens, dass ich extrig geschrieben habe, dass ich im Großen Saal vom Posthof gespielt habe, das war nur wegen der Verwechslungsgefahr, weil es gibt ja im Posthof auch einen Mittleren Saal, in dem hat aber an diesem Tag der Kabarettist Thomas Maurer gespielt. Das schreibe ich aber wirklich nur der Vollständigkeit halber her, nicht vielleicht wegen irgendeinem kindischen Größenvergleich im Sinne von: Öha, der Austrofred spielt im Großen Saal und der Thomas Maurer nur im Mittleren. Weil das wäre nicht mein Stil. Wobei man dazusagen muss, dass der Große Posthofsaal schon wesentlich größer ist als der Mittlere Posthofsaal. Ich glaube, es passen fast dreimal so viele Leute hinein.

       Bezüglich Weltuntergang

       Vanessa Wieser aus Wien fragt: „Herr Austrofred, wie lange gibt es die Menschheit noch?“

      Liebe Vanessa,

      das ist eine hochprofunde Frage und ich bin froh, dass ich dir darauf auch eine profunde Antwort geben kann: Es wird auf unserer Erde noch circa 500 bis 600 Jahre lang menschliches Leben geben, plus minus ein paar Zerquetschte. Ich kann dir das zwar jetzt nicht exakt auf Punkt und Komma vorrechnen, wie ich da drauf komme, aber ich habe grundsätzlich ein ziemlich gutes Gefühl für solche Sachen und bin auch sehr gut im Schätzen.

      Dass ich so gut schätzen kann, macht mich übrigens bei den Konzertveranstaltern nicht nur beliebt, weil irgendeinem 08/15-Kabarettdodl können sie schnell erzählen, dass sie 280 Sitzplätze haben, jaja, aber ich als Profi habe in Sekundenschnelle abgecheckt, dass es in Wirklichkeit 295 sind und dass mich der anschwanern will. Und fünfzehn Zahlende Unterschied, das ist nicht nichts, das macht bei einem Ticketpreis von, sagen wir, 20 Euros, 300 Euros aus, und wenn wir einen üblichen 70/30er-Deal machen (70 Prozent kriegt der Künstler, 30 Prozent plus das, was die Leute an der Bar saufen, kriegt der Veranstalter), reden wir von einer Betrugssumme von immerhin 210 Euros. Es haben schon Leute wegen weniger eine in die Goschn gekriegt.

      Eine Meisterschätzung ist mir übrigens gelungen, wie ich mein Hörbuch Du kannst dir deine Zauberflöte in den Arsch schieben – Mein Briefwechsel mit Wolfgang Amadeus Mozart produziert habe. Ich kann mich noch erinnern, wie wenn es gestern gewesen wäre, wie mein Sound Engineer Lipp David und ich am Parkplatz eine geheizt und auf den Kammerschauspieler Heinz Zuber gewartet haben, der mir die Mozart-Briefe gelesen hat. „Ich bin neugierig“, hat der Lipp David gesagt, „was ein solcher wie der Kammerschauspieler Zuber für ein Auto hat. Sicher ein nobles.“ „Ich sage dir, was der für ein Auto hat“, habe ich gesagt, „einen Skoda Oktavia hat der. Weil ich schätze den Kammerschauspieler Zuber als einen feinen Menschen ein, der zwar einen gewissen Komfort auf jeden Fall schätzt, der aber deswegen nicht 5000 Euros Deppen-Aufpreis fürs VW-Logo zahlt.“ Und was soll ich sagen? Im selben Moment biegt ein silberner Skoda Oktavia herein und dem Lipp David steht das Ladl offen.

      So viel zum Weltuntergang.

       Beer Price Riots

       Nicole aus Bad Ischl fragt: „Herr Austrofred, vor kurzem wurde eine Studie zum Bierkonsum in den EU-Ländern veröffentlicht, bei der Österreich nur auf dem dritten Platz (hinter Tschechien und Deutschland) gelandet ist. Das deckt sich nicht mit meiner Wahrnehmung. Was läuft da falsch?“