Die fitten Jahre sind vorbei. Austrofred. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Austrofred
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783707607338
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Zukunfts-Engagements!* Im Vergleich dazu kann ich mir meine mühsam aufgebauten Kontakte zur Wiener SPÖ einrexen. Da muss man dem Waterloo neidlos zu einer kosmetischen Korrektur gratulieren, die sich wirklich gelohnt hat. Im Gegensatz zu den unzähligen Operationen eines Michael Jackson zum Beispiel, der sich ja auch einiges hat richten lassen – alles eigentlich! – und was hat es ihm gebracht, langfristig? Einen Schas.

      Leider habe ich den Moonwalker persönlich nie kennenlernen dürfen; dafür habe ich einmal die Gelegenheit gehabt, den Moonbootser, also den Hansi Hinterseer, in freier Wildbahn zu erleben, indem wir uns zufällig einmal zeitgleich den Kölner Dom angeschaut haben. Und nachdem ich, wenn ich in eine Kirche komme, schnell von absoluter spiritueller Ergriffenheit überwältigt werde, dann aber gleich auch von absoluter Fadheit, habe ich mir gedacht, diese Gelegenheit nutze ich jetzt, dass ich den Hansi ein bisschen verfolge. Weil wer weiß, vielleicht komme ich ihm auf eine Heimlichkeit drauf? Auf ein Pantscherl oder eine kriminelle Zweitkarriere?

      Leider, muss ich sagen, hat sich mein Ausflug ins Paparazzitum nicht ausgezahlt. Vor einem sehr teuren Glasfenster eines modernen, glaube ich, Künstlers hat der Hansi ein paarmal mit der Zunge geschnalzt – wahrscheinlich hat er sich überlegt, wie so etwas bei ihm im Stiegenhaus ausschauen täte –, aber sonst hat er sich nicht sonderlich auffällig verhalten. Draußen hat er sich ein Eis gekauft (Heidelbeere und Stracciatella), hat das in aller Ruhe geschleckt, ist noch ein bisschen durch die Gasserl geschlendert – in ganz normalen Wildleder-Mokassins, wie ich dazusagen möchte – und hat sich dann ein Taxi aufgehalten. Ganz unspektakulär und sympathisch. Wahrscheinlich hat er zu einer Fernseh-Aufzeichnung müssen, weil in Köln sind ja sehr viele Studios.

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      Wer diesbezüglich ebenfalls sehr viel in Köln ist, weil dort ja auch die Millionenshow aufgezeichnet wird, den man aber nicht so leicht auf der Straße trifft, das ist der Armin Assinger, von dem mir nämlich aus gutinformierter Quelle der Ausspruch überliefert ist: „Köln? Bin i amol durchigangen, lauter schiache Weiber, brauch i net!“ Wobei ich dazusagen möchte, dass ich persönlich den Assinger einen guten Typ finde, einfach und aus dem Volk, so wie ich selber auch. Das ist meiner Meinung nach auch der Grund für seinen überragenden Erfolg. Weil der Günther Jauch in Deutschland, der verschreckt teilweise die Menschen, indem er so gebildet ist. Das signalisiert, aha, zu Wer wird Millionär? darf man nur, wenn man eine gewisse Intelligenz hat. Der Assinger wirkt da im Vergleich viel demokratischer.

      Interessant eigentlich, dass so Prominente in echt oft ganz anders wirken als im Fernsehen. Kleiner vor allem. Ich kann mich noch gut erinnern, wie einmal der Thomas Forstner nach Schiedlberg gekommen ist, circa zu der Zeit, wo er gerade Fünfter beim Song Contest geworden ist, was immerhin die beste österreichische Platzierung zwischen Udo Jürgens (1966) und Conchita Wurst (2014) war, und das haben wir Jugendlichen in der Gegend uns natürlich nicht entgehen lassen. Und dann fährt der da mit seinem neuen Porsche vor – ein winziges Manderl in einem winzigen Auto! Das waren für uns gleich zwei Schocks auf einmal: Erstens hat keiner von uns damit gerechnet, dass der Thomas Forstner so klein ist (wenn auch mit einem verhältnismäßig großen Kopf), und zweitens habe ich an diesem Tag zum ersten Mal in meinem Leben (mit achtzehn!) einen Porsche in natura gesehen. Ich habe vorher geglaubt, diese Autos werden nur fürs Fernsehen gebaut, in echt dürfen die gar nicht auf die Straße, und wenn, dann können sich so etwas nur sehr reiche Leute leisten. Was nicht heißt, dass es bei uns keine Leute gegeben hätte, die das Geld für einen Porsche gehabt hätten – im Gegenteil! –, aber die haben sich halt einen Traktor drum gekauft.

      Übrigens kenne ich das Phänomen, dass Prominente in echt oft anders wirken als im Fernsehen, natürlich auch von der anderen Seite. Vor kurzem habe ich in Öblarn im Ennstal eine Lesung gehabt, und wie ich da im „Hotel“ einchecke, sitzt da schon eine lustige Runde in der Gaststube beieinander, und einer flüstert, „Ich glaube, das ist der, der was heute spielt“, und ein anderer darauf: „Nein, das ist sicher nicht der, weil ich habe ein Plakat gesehen von diesem Autofred, und der hat nicht so ein Mordstrumm Nase gehabt und keine Glatze.“

      Was man bezüglich Alterungsprozess nicht vergessen darf: Die meisten Veränderungen, die man im Alter durchmacht, passieren nicht am Kopf, sondern im Kopf. Psychisch, wenn ihr verstehts, was ich meine. Ich selber zum Beispiel habe in den letzten Monaten eine Art Bulimie entwickelt, das ist direkt schlimm. Und zwar habe ich die Einbildung, dass ich mittlerweile einen leichten Bauch habe, ein Bäucherl, wo ich mir fix einrede, dass das mit meinem täglichen Coupe-Dänemark-Betthupferl zu tun hat. (Weil ich bin ja ein großer Coupe-Dänemark-Fan – das ist auch eines der wenigen Gerichte, die ich selber koche.) Das ist natürlich ein Blödsinn, weil ich habe ja immer noch dasselbe Gewicht wie mit achtzehn – plus minus zwanzig Kilo vielleicht –, aber im Kopf bilde ich mir fix diesen Bauchansatz ein. Ja, man glaubt nicht, was das Psychische alles ausmacht, gerade in meinem Beruf.

      Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich einmal für ein Schlager-Festival gebucht war, fürstlich bezahlt klarerweise. Ein paar Slots vor mir hat der damals noch blutjunge und vollkommen unerfahrene Andreas Gabalier gespielt, der wie ein Lamperlschweif gezittert hat, so hat es ihn hergearbeitet vor lauter Lampenfieber. Ich habe dann einen alten Trick aus dem Showbiz angewendet und ihm, kurz bevor er auf die Bühne ist, von hinten ein festes Tapperl auf den Kopf gegeben. Auf das hin war der Andi so perplex, dass er ganz auf seine Nervosität vergessen und einen äußerst souveränen Auftritt hingelegt hat. Und seit diesem Tag, hat mir ein Gabalier-Intimus berichtet, ist der Andi so, wie er ist: so furchtlos und … na ja, wie er halt ist.

       Mondlicht, von Eisenstäben gebrochen

       Charles aus Mödling fragt: „Lieber Herr Austrofred, im Leben eines ordentlichen Rockstars gehören ja wilde Partynächte mit diversen Genusssubstanzen quasi zum guten Ton, viele leben da ganz nach dem Motto: ,Ein Tag ohne Bier ist wie ein Tag ohne Wein!‘ Hattest du im Lauf deiner außergewöhnlichen Rockmusikerkarriere eigentlich schon einmal zu später Stunde mit unser aller Freund und Helfer eine so intensive Diskussion, dass dir anschließend ein Zimmer auf Staatskosten zur Verfügung gestellt worden ist, respektive eines, in dem das einfallende Mondlicht von Eisenstäben gebrochen wird?“

      Lieber Charles,

      abgesehen von einer jugendlichen Episode, die in meiner Autobiografie Alpenkönig und Menschenfreund aber ausreichend behandelt ist, weswegen ich sie hier nicht mehr herschreibe – das Buch kostet nur zehn Euros, kauf dirs –, freue ich mich, dir mitteilen zu können, dass ich in meiner ganzen Karriere nie ein Problem gehabt habe mit der Kieberei. Das hängt auf der einen Seite wahrscheinlich mit dem zusammen, dass ich von meinem ganzen Naturell her einfach ein durch und durch braver Mensch bin, der selten etwas tut, was einem Gesetz widersprechen täte, und auf der anderen Seite mit meinem Schnauzbart. Dank meines Bartes, glaube ich, haben mich die Beamten immer als einen der ihren akzeptiert.

      Gut, einmal habe ich ein bisschen eine brenzlige Situation gehabt, unverschuldet, weil da sind wir von einem Gig in Dornbirn zurückgefahren, und kurz nach dem Arlbergtunnel wacheln sie uns hinaus. Scheiße, hat da unser Fahrer gesagt und ist ganz kasweiß geworden, ich hab einen Ofen dabei! Aber nicht, was ihr glaubts – weil bei mir im Team dulde ich keine Drogen, dafür verbürge ich mich! –, sondern der hat wirklich für seinen Bruder einen zerlegten Kachelofen dabeigehabt, den der über willhaben.at von einem Wirten in Bludenz