Fray Marcos de Niza
Die sieben Städte von Cibola
Bei der Expedition des Mönchs Marcos de Niza, die nach Norden zog, um nach Gold zu suchen, befand sich auch ein schwarzer Negersklave der Spanier aus Marokko. Esteban hatte die lange Wanderung de Vacas von Louisiana nach Mexiko mitgemacht. Von daher kannte er sich bei den Indianern gut aus. Das war auch der Grund, weshalb der spanische Vizekönig dem Mönch den schwarzen Sklaven mitgegeben hatte.
Aber Esteban entfernte sich vom Haupttrupp. Unter den Indianern trat er als Zauberer und Wundertäter auf. Er versammelte bald ein Gefolge von über hundert Männern und Frauen um sich. Erst in Cibola (Zuñi) endete sein Zug, als er nämlich von dem Kaziken oder Hohepriester der Ortschaft Unterwerfung forderte. Die Zuñi fielen auf den angeblichen Zauberer nicht herein. Sie setzten ihn gefangen. Seine Anhänger stoben davon. Nach sorgfältigem Verhör wurde er totgeschlagen und seine Leiche vor der Stadt den wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen.
Mit dem nachfolgenden Mönch Marcos hatte Esteban eine Absprache getroffen. Gab es gute Nachricht, so würde er an Marcos einen Boten mit einem kleinen Kreuz schicken, bei besserer Nachricht würde das Kreuz etwas größer sein. Der indianische Bote, der bei Marcos erschien, schleppte schließlich ein Kreuz, das übermannsgroß war. Natürlich fühlte sich der Spanier durch diese Botschaft ermuntert und hoffte auf große Schätze. Was er mit seiner Expedition weiter erlebte, schildert er selbst in einem Bericht für den Vizekönig nach Rückkehr von seiner Reise so:
Es scheint mir wichtig, hier wiederzugeben, was dieser indianische Bote, den mir Esteban geschickt hat, über dieses Land erzählt. Er sagt und bleibt dabei, dass in dieser ersten Provinz sieben sehr große Städte liegen, alle unter einem Herrscher, mit großen Häusern aus Stein und Mörtel. Die kleineren Häuser sind ein Stockwerk hoch, mit Terrassen darüber, andere haben zwei oder drei Stockwerke. Das Haus des Herrschers soll gar vier Stockwerke hoch sein. Diese Häuser sind alle in ordentlicher Art miteinander verbunden. Er sagt auch, dass die Eingänge zu den besten Häusern viele Verzierungen aus Schildpatt haben, welches dort im Überfluss vorkommt, und dass die Leute in diesen Städten wohlgekleidet sind. Er erzählte mir viele andere Einzelheiten, sowohl über die sieben Städte wie auch über die weiter entfernt liegenden Provinzen, von denen er sogar behauptete, diese seien noch bedeutender als diese sieben Städte. Um herauszufinden, wie er denn zu diesem Wissen komme, haben wir ihn genau verhört, aber er wusste auf alle Fragen eine Antwort.
Begleitet von ihm und von meinen Indianern und den Dolmetschern setzte ich meine Reise fort, bis wir Cibola vor uns sahen. Es liegt in einer Ebene am Fuße eines runden Hügels.
Die Stadt hat ein hübsches Aussehen. Mit den Häusern verhält es sich so, wie es mir von den Indianern beschrieben worden ist: sie sind alle aus Stein mit Terrassen und flachen Dächern. Jedenfalls stellt es sich mir von einem Hügel aus so dar. Die Ortschaft ist weit größer als die Stadt Mexico. Manchmal war ich versucht, in den Ort hinabzusteigen. Ich wusste, dass ich dabei mein Leben aufs Spiel setzen würde, und ich hatte Gott mein Leben angeboten an dem Tag, an dem ich zu dieser Reise aufgebrochen war. Am Ende aber, da ich mir die Gefahren vorstellte, fürchtete ich, dass, sofern ich umkommen würde, die Nachricht über dieses Land mit mir untergehen werde, und das wäre doch schade, denn es ist bestimmt das größte und beste von allen Ländern, die wir bisher entdeckt haben.
Als ich dem Häuptling, der mit mir war, zu verstehen gab, wie sehr ich von Cibola beeindruckt sei, sagte er mir, dies sei die kleinste der sieben Städte und Totonteac sei viel größer und schöner als die sieben. Es habe dort so viele Häuser und so viele Menschen, dass gar kein Ende abzusehen sei.
Auf meinem Rückweg überlegte ich, ob ich nicht in jenes Tal eindringen solle, bei dem die Sierras enden.
Ohne Gefahr für mein Leben wäre das nicht möglich gewesen, und deshalb sagte ich mir, es sei besser, wenn die Spanier erst herkämen, sich hier niederließen und das Land mit den sieben Städten beherrschten. Danach werde man das Tal ohne Schwierigkeiten auskundschaften können. Ich sah vom Eingang des Tales her sieben ziemlich große Ortschaften in einiger Entfernung und ein Stück grünes Land mit gutem Boden. Rauch stieg dort auf. Man sagte mir, es gebe dort Gold, und die Eingeborenen verarbeiteten es zu Gefäßen und zu Ohrringen. Sie formten daraus aber auch dünne Blätter, mit denen sie sich den Schweiß fortwischten. Bei dem voranstehenden Bericht, muss man zwischen den Zeilen lesen. Marcos de Niza konnte unmöglich geradeheraus zugeben, dass seine Expedition ein Fehlschlag gewesen war. Also war er bestrebt, die Legende von den sieben Städten, Goldfunden und großen Schätzen weiter zu nähren. Als sich aber 1540 Coronado auf die Suche machte, kam der Schwindel heraus, jedenfalls was Cibola anging.
Pedro de Castañeda
Coronado in Cibola
Am nächsten Tag erreichten wir besiedeltes Land, und wir sahen die erste Ortschaft. Das war Cibola, und derart waren die Flüche, die man gegen den Mönch Marcos ausstieß, dass ich zu Gott betete, damit er ihn beschützen möge. Es handelt sich um ein kleines, unansehnliches Dorf, wie man es überall finden kann. Es gibt Landgüter in Neu-Spanien, die aus der Entfernung stattlicher aussehen. Es ist eine Ortschaft von etwa 200 Kriegern, die Häuser sind drei, manchmal vier Stockwerke hoch, aber die Gebäude sind klein und haben nur ein paar Räume ohne Innenhof. Ein Meter in der Tiefe misst jedes Zimmer. Die Leute aus dem ganzen Bezirk hatten sich dort versammelt. Es gibt in der Tat sieben Ortschaften in der Provinz, und einige sind größer und stärker als Cíbola.
Diese Leute warteten auf die Armee, die in Abteilungen vor dem Dorf Aufstellung genommen hatte.
Ais sie sich weigerten, Frieden zu halten gemäß den Bedingungen, die ihnen die Dolmetscher genannt hatten, und sich erdreisteten, eine feindselige Haltung einzunehmen, wurde Santiago (Kriegsruf der Spanier, nach dem heiligen Jakob) befohlen, und sie wurden in die Flucht geschlagen. Die Spanier griffen das Dorf an. Bei der Einnahme gab es gewisse Schwierigkeiten, weil der enge und winklige Zugang gut verteidigt wurde.
Während des Angriffs wurde der General (Coronado) mit einem großen Stein niedergeschlagen und wäre wohl gar noch getötet worden, hätten nicht Don Garcia Lopez de Cardenas und Hernando de Lavarado sich über ihn geworfen und ihn fortgezerrt, wobei sie selbst von nicht wenigen Steinen getroffen wurden. Aber dem Eifer der Spanier hielten die Eingeborenen schließlich doch nicht stand. Nach etwa einer Stunde drang man in die Ortschaft ein und besetzte sie. Man entdeckte Lebensmittelvorräte dort, und die hatte man am nötigsten. Danach war die ganze Provinz befriedet.
Weiter nach Norden
Aber auch Coronado war nur allzu gern bereit, Gerüchten von Goldfunden und großen reichen Städten im Norden Glauben zu schenken.
Die besten Geschichten von Gran Quiviria, wie die Indianer dieses Goldland bezeichneten, erfuhr Coronado von einem Sklaven der Pecos-Indianer, der weit draußen in den Ebenen nach Osten von den Komantschen gefangengenommen worden und in die Dörfer der Pecos verkauft worden war. Der Sklave behauptete, er sei in Gran Quiviria geboren. Er behauptete auch, dass der Herr dieses Landes seinen Mittagsschlaf unter einem großen Baum abhalte, an dessen Zweigen eine große Zahl kleiner goldener Glöckchen hingen, deren Geläut ihn einschläfere. Die ganz gewöhnlichen Teller seien dort aus Gold gemacht und die Krüge und Schalen auch.
Coronado hörte dem »Türken«, wie die Spanier den Sklaven getauft hatten, voller Begeisterung zu.
Einige der Pecos-Indianer meinten, der »Türke« übertreibe, aber die Spanier glaubten ihm jedes Wort, weil sie sich wünschten, dass alles wahr sein möge. Die Indianer gaben Coronado Proviant, stellten ihm Führer und Dolmetscher, und den »Türken« schenkten sie ihm noch als Dreingabe.
Der Plan der Indianer war es, dass der Sklave die Spanier in die Gegend der dürren Ebenen führen sollte, die man später den Llano Estacado nannte und die im nördlichen Teil des heutigen Texas liegen. Dort würden die Weißen alle samt ihren Pferden an Hunger und Durst sterben. Der »Türke« aber hatte seine