Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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schon einmal gesehen«, sagte Sebastian.

      »Schlank, dunkles Haar, schön und selbstverliebt?«

      »Das beschreibt sie recht gut.«

      »Ich würde sagen, das war Veronika Mittermeyer.«

      »Deshalb kam sie mir bekannt vor. Leonhard hat mir irgendwann einmal ein Foto von ihr gezeigt.«

      »Darf ich auch wissen, wer diese Veronika Mittermeyer ist?«, fragte Emilia.

      »Sie war eine Zeit lang mit Leonhard zusammen, es könnte sein, dass sie ihn noch nicht aufgegeben hat«, sagte Sebastian.

      »Das klingt nach Ärger.«

      »Da könntest du recht haben«, seufzte Anna. Sie hatte Veronika auf dem letzten Dorffest erlebt, wie sie jede Frau in Leonhards Nähe vergrault hatte. Dasselbe würde sie auch mit Susanne versuchen, daran bestand für Anna kein Zweifel.

      Auf dem Marktplatz herrschte inzwischen wieder das übliche Kommen und Gehen. Veronika hatte ihren Wagen in eine Parklücke gefahren und wurde nicht mehr weiter beachtet, außer von Elvira, die sich von den Landfrauen gelöst hatte und sich zu ihr ins Auto setzte.

      »Was will Leonhard mit so einem verhuschten Püppchen, das nicht einmal allein über die Straße gehen kann?«, machte Veronika ihrer Eifersucht Luft, nachdem Elvira ihr erzählt hatte, wen sie beinahe umgefahren hatte.

      »Für die Liebe braucht es doch keinen Grund.«

      »Aber einen Anreiz. Was will er mit einer Imkerin, die noch nicht einmal von ihrer Imkerei leben kann?«

      »Noch nicht. Irgendwann will sie aber ein Café eröffnen und Honigkuchen und so was anbieten, habe ich gehört.«

      »Das ist wirklich sehr interessant. Eine Imkerin, die Kuchen backt, toll, ganz toll.«

      »Mei, reg dich doch nicht so auf, Veronika. Jetzt bist du doch da und kannst dafür sorgen, dass nichts passiert, was nicht passieren soll«, erklärte Elvira. »Also nichts für ungut, ich muss dann wieder los, sonst verliere ich den Anschluss. Du packst das, Madl«, sagte sie und nickte Veronika aufmunternd zu, nachdem sie aus dem Auto gestiegen war. »Mach’s gut«, verabschiedete sie sich und folgte den Landfrauen, die mit einem fröhlichen Wanderlied auf den Lippen in eine Seitenstraße einbogen.

      »Ich werde es gut machen, darauf kann sich diese Imkerin verlassen«, murmelte Veronika.

      *

      Leonhard stand auf dem Steg, der die Brauerei mit der Imkerei verband. Er hatte seine Arme auf das Geländer gestützt und schaute auf den Bach, der in gemächlichem Tempo talabwärts floss. Da er Susanne nicht gleich bemerkte, als sie den Steg erreichte, nutzte sie die Gelegenheit, ihn zu betrachten. In der dunklen Hose und dem hellen Jackett sah er unglaublich elegant aus. Sie zuckte zusammen, als er sich mit der Hand durch sein dunkles Haar fuhr und sich aufrichtete. Gleich darauf wandte er sich um.

      »Hallo«, sagte er überrascht.

      »Hallo«, antwortete sie verlegen.

      »Ich freue mich, dass Sie da sind, wollen wir gleich losgehen?«, fragte er und fing ihren Blick auf.

      »Ja, gern«, entgegnete sie und versuchte, seinem Blick standzuhalten. Seine Verunsicherung vom Tag zuvor war verschwunden. Dieser Mann strahlte Zuversicht und Stärke aus, und das machte ihn noch attraktiver für sie. Der Zwischenfall am Marktplatz erschien ihr auf einmal unwichtig, zumal ihr auch gar nichts passiert war, und sie beschloss, ihn nicht zu erwähnen.

      »Ich denke, Schutzkleidung brauchen wir nicht für diesen Spaziergang«, sagte er.

      »Nein, die Bienen finden zurzeit noch genügend Nektar, sie sind beschäftigt und ausgeglichen, sie werden sich nicht an uns stören.« Außerdem will ich dich ansehen können, dachte Susanne und war froh, dass er nicht darauf bestand, die Anzüge mit den Imkerhauben anzuziehen.

      Der schmale sandige Pfad, auf dem er sie entlangführte, zog sich mal gerade, mal in Bögen an den aus Holz gezimmerten Kästen vorbei, die die Bienenvölker bewohnten. Susanne schaute dann und wann durch die eingebauten Fenster in die Stöcke hinein, um nachzusehen, wie viele Waben bereits wieder mit Honig gefüllt und mit Wachs verschlossen waren.

      Leonhard näherte sich den Bienenstöcken nicht ganz so unbefangen wie sie, er hielt stets ein wenig Abstand und betrachtete Susanne mit einem anerkennenden Blick.

      »Gehören diese Felder und Wiesen alle Ihnen?«, fragte Susanne, nachdem sie schon über eine Stunde unterwegs waren und der Bienenpfad, wie Leonhard den Weg nannte, sich durch ein Rapsfeld schlängelte.

      »Bis zu der Wiese, auf der die Imkerei steht, und bis zu den Hügeln dort«, sagte er und zeigte auf zwei Erhebungen im Norden, die ein riesiges Rapsfeld begrenzten.«

      »Wie lange lebt Ihre Familie denn schon in Bergmoosbach? Ich habe das Schild am Brunnen gesehen.«

      »Soweit wir herausfinden konnten, haben sich meine Vorfahren vor etwa 600 Jahren hier angesiedelt, um sich der Bierbrauerei zu widmen.«

      »Und dem Landkauf.«

      »Das sie sich mit den Bienen teilen.«

      »Eine kluge Gemeinschaft. Einstein soll gesagt haben, wenn die Bienen sterben, dann stirbt auch der Mensch.«

      »Wer auch immer es gesagt hat, wahr ist es. Ohne Bestäubung durch fleißige Insekten wird es keine Früchte mehr geben, das bedeutet keine Nahrung mehr, weder für Tiere noch für Menschen.«

      »Ich weiß.«

      »Daran zweifle ich nicht«, entgegnete Leonhard.

      Für einen Moment standen sie einfach nur da und sahen sich an. Sie standen mitten in diesem riesigen Rapsfeld wie auf einer leuchtend gelben Wolke, die nur ihnen allein gehörte.

      »Ich wünschte, ich könnte diese Landschaft einmal aus der Luft sehen, darüber hinwegfliegen wie die Bienen«, sagte Susanne, als sie ihren Blick irgendwann zur Seite wandte und auf das Land schaute, das Leonhard gehörte.

      »Manchmal sind Wünsche ganz leicht zu erfüllen.«

      »Aber wir können nicht fliegen.«

      »Doch, können wir, ich hatte geplant, genau das mit Ihnen zu tun.«

      »Was genau? Wollen Sie, dass ich mich mit einem Gleitschirm von einem Felsen in die Tiefe stürze?«

      »Nein, das nicht«, antwortete Leonhard lächelnd. »Kommen Sie, es wird Ihnen gefallen«, sagte er.

      Sie nahmen den direkten Weg durch die Felder, und es dauerte nicht lange, bis sie den Steg hinüber zur Brauerei erreichten.

      »Auf ein Wort, Chef«, bat die Kellnerin, die aus dem Biergarten kam und auf Leonhard zueilte.

      »Ist etwas passiert, Irmgard?«, fragte er die ältere Frau, die ihr Haar zu einem Kränzchen gebunden hatte und ein Samtband in der Farbe ihres dunkelroten Dirndls um den Hals trug.

      »Wichtig ist es schon«, sagte Irmgard und zog Leonhard ein Stück zur Seite, damit Susanne nicht hören konnte, was sie zu sagen hatte.

      »Etwas Unangenehmes?«, fragte Susanne, als Leonhard gleich darauf wieder zu ihr kam und Irmgard in den Biergarten zurückging.

      »Nichts, was sich nicht lösen ließe, und schon gar nichts, worum wir uns jetzt kümmern müssten«, versicherte er ihr. Veronika hatte nach ihm gefragt, aber das würde ihn sicher nicht davon abhalten, diesen Tag mit Susanne zu verbringen.

      Susanne fragte nicht, wohin er wollte, als sie gleich darauf in seinen Wagen stiegen. Sie ließ sich in das weiche Leder des Sitzes sinken und wartete einfach ab, wohin er sie bringen würde. Sie vertraute ihm und wollte sich gern von ihm überraschen lassen.

      »Aber Sie haben nicht an einen Fallschirmsprung gedacht?«, fragte sie erschrocken, als sie auf den Parkplatz des Sportflughafens außerhalb von Bergmoosbach einbogen.

      Gerade startete ein Flugzeug mit offener Tür, und sie konnte die Fallschirmspringer