Amma Vargas hustete immer wieder, wirkte sehr blass und schnitt eine Grimasse.
»Es steckt etwas in meinem Kopf«, klagte sie.
Rhodan deutete auf ihren Kommunikator. »Kannst du damit die NEY ELIAS erreichen? Oder jemanden in der Stadt?« Er vermied es, von Terrania City zu sprechen.
Amma schüttelte den Kopf. »Ich habe es bereits versucht. Die Sendeenergie genügt nicht.« Sie hustete wieder. »Das Gerät funktioniert, aber die Signale kommen nicht weit. Etwas absorbiert sie.«
Shanlud kehrte von der Antigravplattform zurück.
»Ihre Systeme sind blockiert, wie bei den Robotern.« Er verharrte hinter dem Felsen, zitterte am ganzen Leib und sah Rhodan an. »Der Mann, der seinen Namen nicht nennen wollte und dann doch einen bekam, der Terraner mit den Denkmälern in der Stadt, Perry Rhodan, der uns von der Welt vertreiben will, die wir als Wiege der Menschheit entdeckten ... Fällt der Betrüger jetzt seinem eigenen Betrug zum Opfer?«
Rhodan sah ihn an. »Ruinenhüter Shanlud ... Ich bin kein Betrüger. Ich streite nicht ab, wer ich bin, und ich habe nicht vor, eurer Archäo-Kampagne, die Ruhm und Ehre verdient, eine wichtige Entdeckung zu stehlen. Ich weiß nicht, was auf diesem Planeten geschieht. Es könnte etwas mit dem Schwingungswächter zu tun haben.«
»Der sich in deiner Station befand«, sagte Shanlud vorwurfsvoll. »In einer Station der Terraner. Es sind die Terraner, die damals Unheil nach Tellus brachten, und heute wiederholt es sich.«
Das war ein bitterer Vorwurf, und Rhodan stellte sich vor, wie ihn die Shenpadri durch die Milchstraße trugen: Terraner bringen Unheil.
Er versuchte, den SERUN zu reaktivieren. Das Morphing funktionierte nur zum Teil: Die eine Seite der Jacke und das rechte Hosenbein veränderten sich. Der Gürtel verwandelte sich halb in einen Instrumentengurt.
Rhodan betätigte die manuellen Kontrollen.
»Was hast du vor?«, fragte Amma Vargas. »Willst du losfliegen und uns allein zurücklassen?«
Der Wind wurde stärker und pfiff über den Felsen, hinter dem sie hockten.
»Mit dem Antigrav käme ich nicht weit«, stellte Rhodan fest. »Ich leite die gesamte noch zur Verfügung stehende Energie ins Kommunikationssystem und sende ein Rufsignal. Donn Yaradua und Sholotow Affatenga sollten in der Lage sein, es zu empfangen.«
Amma deutete am Felsen vorbei zur Plattform. »Welche Hilfe erwartest du von ihnen, wenn sich der Energieschwund überall auf Tellus bemerkbar macht? Sie können nicht mit Antigrav hierher fliegen.«
»Ihnen fällt bestimmt etwas ein«, sagte Rhodan zuversichtlich.
Donn Yaradua
Als sie das Gebäude verließen – Tenga auf seiner geborgenen SCHOTE und Yaradua mit dem betäubten Verräter namens Felix Ghiss in den Armen, damit er vom Antigravfeld des SERUNS erfasst wurde –, erwartete sie ein dumpfes Brummen.
Die kupferroten Zylinderschiffe der Shenpadri entfernten sich und verschwanden jenseits der Wolken. Einige aufsteigende Plattformen hielten plötzlich inne und landeten wieder in der Stadt. Ihre trudelnden Bewegungen deuteten darauf hin, dass es den Shenpadri-Piloten schwerfiel, sie unter Kontrolle zu halten.
»He!«, entfuhr es Tenga, als die SCHOTE unter ihm sank. Nur wenige Sekunden später merkte Donn, wie Felix Ghiss schwerer wurde. Er musste ihn zu Boden sinken lassen.
Ein Warnton wies darauf hin, dass die Lebenserhaltungssysteme des SERUNS versagten. Das Visier öffnete sich, der Helm klappte nach hinten und erschlaffte. Neben Donn fiel die SCHOTE und prallte auf einen flachen Stein, hinter dem mehrere rosarote Halme mit kleinen violetten Knollen wuchsen. Der Siganese rutschte von ihr herunter, rollte sich ab und kam wieder auf die Beine, wie Donn ohne Helm.
»Geht das schon wieder los!«, klagte Sholotow. »Es war schwer genug, die Bordsysteme neu zu initialisieren!«
Ein Gleiter mit Explorer-Zeichen wich einer trudelnden Antigravplattform aus, kam mit hoher Geschwindigkeit näher, setzte abrupt zur Landung an und wirbelte Staub auf. Der Pilot legte sofort alle Systeme still und öffnete die Luke manuell.
Ein Mann stieg aus, groß, aber nicht so groß, wie man es bei einem Kolonialertruser erwartet hätte.
»Seid ihr dafür verantwortlich?«, fragte Zafer Young scharf. »Was habt ihr angestellt?«
»Wenn du das meinst ...« Donn zeigte auf den betäubten Felix Ghiss. »Wir haben ihn dabei überrascht, wie er einen Funkspruch an die Cairaner absetzte.«
»Ich habe ihn dabei überrascht«, korrigierte Tenga.
Zafer starrte auf den Reglosen.
»Er ist ein cairanischer Spion«, fügte Donn hinzu. »Ich nehme an, ein Schiff der Cairaner ist bereits unterwegs hierher.«
»Ich meine die fremde Energie, die unsere Energie absorbiert.« Zafer sprach laut und mit Nachdruck. »Und auch die der Shenpadri. Deshalb haben sich ihre Schiffe zurückgezogen. Und deshalb kann die NEY ELIAS keine Hilfe schicken. Wir sitzen hier fest und sind der verdammten Infektion ausgesetzt!«
»Ich könnte vielleicht helfen«, bot Yaradua an. »Mit den richtigen medizinischen Instrumenten. Euer Schiff verfügt über alles Notwendige. Wenn es uns einen unbemannten Transporter mit Medo-Apparaturen schickt ...«
Zafer Young deutete auf den SERUN. »Was kann ein Soldat schon tun?«
»Ich bin kein Soldat, darauf habe ich bereits hingewiesen. Ich verfüge über besondere Fähigkeiten und ...«
Donn Yaradua hörte plötzlich ein unangenehmes Pfeifen aus dem Kommunikationssystem des SERUNS. Tenga, der neben der SCHOTE stand, verzog das Gesicht und hob die Hände zu den Ohren.
»Ein Prioritätssignal«, stellte Donn fest. »Mit Notruf-Identifizierung. Es stammt von Perry Rhodan!«
Er versuchte, den Antigrav des SERUNS zu reaktivieren. Das Kraftfeld baute sich kurz auf, blieb aber schwach und instabil. Außerdem belastete es die wenigen noch zur Verfügung stehenden energetischen Ressourcen des SERUNS. Donn desaktivierte es und zeigte auf den Gleiter.
»Er funktioniert, nicht wahr?«, fragte er schnell, bückte sich und hob den Siganesen hoch.
»Er funktioniert noch«, sagte Zafer Young. »Das fremde Etwas, das den Energieschwund bewirkt, scheint sich auf bestimmte technische Systeme erst einstellen zu müssen, was bei manchen schneller geht und bei anderen langsamer.«
Donn verstand. »Darum hast du nach der Landung sofort alle Systeme stillgelegt.«
»Damit der Energieschwund weniger Gelegenheit hat, sich dem Triebwerk anzupassen.«
»Und die Shenpadri sind mit ihrer Technik schon länger hier. Deshalb waren sie vor uns betroffen.« Donn Yaradua sah sich um – es befanden sich keine Antigravplattformen mehr in der Luft. »Wir nehmen den Gleiter.«
Zafer Young trat ihm in den Weg. »Nicht so hastig! Der ist dafür bestimmt, meine Leute in Sicherheit zu bringen.«
»Eure Leute, wie? Und was ist mit Amma Vargas, die sich bei Rhodan befindet? Oder ist dir dein Gefährt zu schade, um die Kommandantin der NEY ELIAS zu retten?«
Zafer drehte sich wortlos um und lief zum Gleiter. Donn wollte ihm folgen, mit dem Siganesen auf seiner Schulter, doch der rief ihm ins Ohr: »Ich lasse auf keinen Fall einfach so meine SCHOTE zurück. Und was ist mit Felix Ghiss?«
Exta
Der Konstrukteur, Teil des Wir wie auch das Exta, stand kurz vor der Vollendung seiner Aufgabe. Er nutzte die lokalen materiellen Ressourcen, von denen es genug gab, und Energie stand ebenfalls reichlich zur Verfügung, sowohl im Innern des Planeten, in seinem heißen Kern, als auch auf ihm. Bald konnte die lange Reise fortgesetzt werden – wenn es dem gefangenen Teil des Extas gelang, sich zu befreien.
Der eine Überlebende der letzten Intervention hatte ein Mittler sein sollen,