Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
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»Zeitverbrecher« zu bestrafen. Später hatte er weitere Schwingungswächter und ihre Dolans geweckt, um gegen die Terraner in den Krieg zu ziehen. Tro Khon hatte schließlich erkannt, Sklave des wurmartigen Wesens zu sein, das viel mehr war als ein Symbiont.

      Der vierarmige Koloss hob die beiden Handlungsarme, öffnete den rachenartigen Mund mit den spitzen Zähnen und brüllte.

      Es zerriss Rhodan fast die Trommelfelle.

      Und dann herrschte plötzlich Stille.

      Im Reflex hatte er die Augen zugekniffen, und als er sie wieder öffnete, stellte er fest: Der Symboflex-Partner veränderte sich. Rote Linien wie Adern durchzogen ihn, und er zuckte – ein Teil von ihm schien sich vom Nacken des Schwingungswächters lösen zu wollen, ein anderer noch engeren Kontakt zu suchen.

      »Donn?«

      »Gleich«, brachte der Metabolist hervor. »Ich blockiere den Signalaustausch über die Nervenverbindungen und reduziere den Stoffwechsel ...«

      Ein weiterer Schritt brachte den Zweitkonditionierten näher. Ein tiefes, kehliges Grollen kam aus seinem immer noch geöffneten Mund.

      »Ich glaube, du solltest dich beeilen«, sagte Rhodan, den Kopf in den Nacken gelegt.

      Der Symbiont zuckte heftiger und nahm einen dunkelgrauen Farbton an. Wenige Sekunden später erschlaffte er.

      Die Handlungsarme des Schwingungswächters sanken herab. Der große Mund mit den vielen nadelspitzen Zähnen schloss sich.

      Stille breitete sich aus. Die Oberfläche des Sees glättete sich wieder.

      »Na?«, fragte Tenga, die Augen noch immer geschlossen, die Arme noch immer verschränkt. »Was geschieht?«

      Am Ende der Landzunge drehte sich das silberne und goldene Fluid, und Rhodan wusste plötzlich, dass es mehr war als ein Schiff, mehr als nur ein Transportmittel. Der Druck auf und in seinem Kopf verringerte sich ein wenig. Er glaubte, Stimmen zu hören, Hunderte gleichzeitig, selbst zusammen leise und wortlos wie ein Windhauch.

      Der Siganese öffnete ein Auge und sah den vor ihnen aufragenden Zweitkonditionierten. »Oh!«

      Das Oval am Ende der Landzunge drehte sich schneller. Silberne und goldene Lichtpunkte lösten sich davon, tanzten über den See hinweg, flogen über Felsen und Geröll und verharrten beim Zweitkonditionierten. Einige sanken auf ihn herab, verschwanden in Kopf und Körper, kamen an anderen Stellen wieder daraus hervor und leuchteten heller.

      Der Schwingungswächter öffnete den Mund. Vielleicht versuchte er zu sprechen, aber es wurde nur ein weiteres Grollen daraus. Dann drehte er sich um, stapfte den Hang hinab und hinterließ noch mehr tiefe Fußspuren. Am Ufer des Sees angekommen ging er zur Landzunge und dem schimmernden Fluid an ihrem Ende.

      Die Lichter blieben. Es kamen noch mehr vom glänzenden, funkelnden Oval, und als sich genug von ihnen versammelt hatten, synchronisierten sie ihren langsamen Tanz. Kleinere Lichter gingen von den größeren aus, sanken, stiegen auf und zogen dünne leuchtende Bahnen, wie Fäden aus Energie. Eine Gestalt zeichnete sich ab.

      »Ich bin frei.«

      Rhodan war nicht sicher, ob er die Stimme mit den Ohren hörte oder ob sie im Innern des Kopfes erklang.

      »Das kleine, starke Geschöpf hat mich überrascht«, fuhr das Wesen aus Licht vor ihnen fort. Rhodan versuchte, Einzelheiten zu erkennen, doch die dünnen Energiefäden veränderten sich ständig, deuteten immer wieder neue Umrisse an. Die zuerst erschienene humanoide Gestalt war nur eine von vielen. »Das wird nicht noch einmal geschehen. Es hat mich festgehalten und wollte mich zu einem ... Exekutor machen. Jetzt bin ich, dieser kommunikative Teil, wieder frei. Das verdanke ich euch/dir.«

      Ein Arm aus hauchzarten Lichtfäden – oder vielleicht ein Tentakel oder ein Pseudopodium – zeigte auf den blassen, erschöpften Donn Yaradua.

      »Wer bist du?«, fragte Rhodan. Er sprach die Worte. Vielleicht hätte es auch genügt, sie nur zu denken. »Was bist du?«

      »Ich bin wir. Ich bin der Reisende, der Sucher.«

      Aus dem Augenwinkel sah Rhodan, wie Amma Vargas und Zafer Young aus ihrem Versteck krochen und aufstanden. Der Zweitkonditionierte hatte inzwischen das Ende der Landzunge erreicht. Das silberne und goldene Fluid senkte sich ihm entgegen und nahm ihn auf.

      »Was wird aus ihm?«, fragte Rhodan. Er brauchte nicht zu erklären, wen er meinte.

      »Er möchte ebenfalls frei sein«, antwortete das Lichtgeschöpf vor ihm. »Frei wie ich es bin. Rar Eln, einst von Tro Khon geweckt und gerufen, möchte ein Hüter des Lebens sein, so wie ich.«

      Ein Zweitkonditionierter als Hüter des Lebens, dachte Rhodan.

      »Er ist nicht mehr konditioniert«, verkündete die leuchtende Gestalt. »Ich werde dafür sorgen, dass er frei bleibt und sich mit mir dafür einsetzt, Leben zu bewahren, Er soll mein ...« Für ein oder zwei Sekunden blieb es still. »... Botschafter sein, ein zusätzlicher Mittler, eine Stimme.«

      »Wenn du ein Hüter des Lebens bist ...«, sagte Rhodan. »Wieso mussten die Männer und Frauen in der Station sterben? Wieso hast du zugelassen, dass der Zweitkonditionierte sie umbrachte?«

      »Sie starben, weil ich zu spät eintraf. Ein Individuum konnte ich vor dem Tod bewahren ...«

      »Betty Anne Longfield«, warf Rhodan ein. »Sie starb ebenfalls. Weil die Hibernationssysteme versagten.«

      Rhodan empfing tiefes Bedauern, eine Trauer, die sich schwer wie Blei auf ihn legte. Den anderen erging es ebenso, es zeigte sich in ihren Gesichtern.

      »Ich konnte Rar Eln daran hindern, weitere Schäden anzurichten, ich konnte die Zeit für ihn anhalten«, sagte das Lichtwesen. »Aber ich konnte nicht reparieren. Ich hatte keine Arme.«

      »Jetzt hast du welche!«, rief Tenga. »Gleich vier!«

      »Du hast den Namen des Zweitkonditionierten genannt«, sagte Rhodan. »Wie heißt du? lautet dein Name?«

      »Wir sind wir. Wir haben keinen Namen, wir brauchen keinen, wir kennen uns und unsere Identität. Ihr sprecht mit dem Teil von uns, den wir Exta nennen. Ihr sprecht mit seinem kommunikativen Teil, das in dem Überlebenden gefangen war. Der andere Teil hat versucht, mit dem erwachenden Leben dieser Welt zu sprechen, es um Hilfe zu bitten.«

      »Die Sporen«, sagte Donn Yaradua. »Sie machen uns krank.«

      »Alle Teile des Extas sind wieder bei uns, wir sind heil und komplett.«

      Einige Lichter funkelten heller und stiegen auf. Mehrere Energiefäden verblassten. Die Gestalt verlor an Deutlichkeit.

      »Der Konstrukteur hat konstruiert«, verkündete das Wesen, und Rhodan begriff: Es meinte das fluide Schiff, das mehr war als nur ein Schiff. »Die Reise wird fortgesetzt, die Suche geht weiter.«

      »Wonach suchst du?«

      Die Gestalt stieg langsam auf, Zentimeter um Zentimeter.

      »Wir suchen die Gloriose«, lautete ihre Antwort. »Habt ihr sie gesehen? Wisst ihr vielleicht, wo sie sich befindet?«

      Rhodan wechselte einen kurzen Blick mit seinen Begleitern. »Wer ist die Gloriose?«

      »Sie strahlt heller als alle anderen Lichter in diesem Universum, ohne jemanden zu blenden. Sie ist der Schoß, aus dem das Leben wächst. Ihr habt sie nicht gesehen, denn sonst wüsstet ihr Bescheid.«

      Das Wesen entfernte sich.

      »Warte!«, rief Rhodan. »Gestatte mir eine letzte Frage!«

      »Ja?«

      »Du bist hier gewesen, als der Zweitkonditionierte – Rar Eln – die Station angriff. Mehr als dreitausend Jahre unserer Zeit sind seitdem vergangen, und so alt scheint die Stadt zu sein, die auf dieser Welt aus dem Eis gegraben wurde. Ist sie echt? Ist sie wirklich Terrania City? Existierte sie bereits, als du hierhergekommen bist?«

      Rhodan sah, wie Shanlud