Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
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Sie hob ihren Scanner. »Vor uns gibt es eine Energiequelle.«

      »Einer der Roboter?« Rhodan spähte in die Dunkelheit. »Habt ihr hier etwas installiert, Ruinenhüter?«

      »Nein«, antwortete Shanlud. »Es ist eine neue Entdeckung, die erst verifiziert werden muss. Eine Massenanomalie im Eis, von unseren Erkundern gefunden.« Der Kopf mit der Lingumaske neigte sich nach vorne, und die drei Greiflappen seines Schwanzes zeigten in dieselbe Richtung. »Eine unbekannte Lebensform, nicht tot.«

      »Welche Art von Energie?«, fragte Rhodan.

      »Unbekannt.« Amma Vargas stand direkt neben ihm. »Ich vermute, dort vorne befindet sich die Antwort auf die Frage, was diese Station zerstört und die Menschen getötet hat.«

      Rhodan zögerte nicht länger, schob sich an den Trümmern vorbei und erreichte eine Höhle. Dort erhob sich eine massive Statue.

      Das war sein erster Eindruck.

      Eine Sekunde später begriff er, was vor ihm aufragte.

      Ein Riese stand dort, ein Koloss mehr als vier Meter groß und fast drei Meter breit, mit vier Armen, das untere Paar kürzer als das obere, mit säulenartigen Beinen und einem halbkugelförmigen Kopf, darin drei große Augen. Ein dicker, milchig-weißer Wurm schlang sich um den Nacken.

      Der schwarze Gigant schien das Licht der Lampen aufzusaugen, als es ihn erreichte. Ein vages Flimmern umgab ihn, nur erkennbar, wenn man den Blick abwandte und die vierarmige Gestalt aus dem Augenwinkel betrachtete.

      Rhodan hielt den Zeitpunkt für gekommen, seinen SERUN zu aktivieren. Das Memory-Morphing reagierte sofort und verwandelte seine Kleidung in einen gepanzerten, flexiblen Schutzanzug.

      »Wie ich sehe, bist du nicht ganz mit leeren Händen gekommen«, bemerkte Amma Vargas.

      »Zu Recht, wie mir scheint. Das dort ist ein Zweitkonditionierter, ein Schwingungswächter.«

      8.

      Felix Ghiss

      Der kleine Sender in seiner Hand bestätigte mit einer kurzen geräuschlosen Vibration, dass die Verbindung zum Hyperfunkgerät an Bord des Explorers NEY ELIAS hergestellt war, auf einer für gewöhnliche Kommunikation nur selten benutzten Frequenz.

      Felix Ghiss warf einen Blick zur offenen Tür des Gebäudes – er war noch immer allein – und berührte schnell hintereinander mehrere Schaltelemente, um eine Nachricht zu senden.

      Das Gerät vibrierte erneut.

      Die flinken Finger verharrten, und für einen Moment stand Felix wie erstarrt und lauschte.

      Alles blieb still. Nichts regte sich.

      Und doch wusste er, dass er nicht mehr allein war. Jemand beobachtete ihn.

      Er steckte den kleinen Sender in eine Tasche und nahm einen Scanner, den er auf die nächste Wand richtete. Als er langsam den Raum durchquerte, kehrte das Ungelenke in seine Bewegungen zurück. Er stolperte über einen Stein, schüttelte wie über sich selbst verärgert den Kopf, drehte sich um die eigene Achse und sah dabei auf die Anzeigen des Scanners – ein Wissenschaftler, der versuchte, Daten zu gewinnen.

      Doch es ging ihm nicht darum, das Alter der Mauern zu bestimmen und festzustellen, aus welchen Materialien sie bestanden. Stattdessen suchte er nach infraroten Emissionen und winzigen Veränderungen im Luftdruck.

      »Wer hätte das gedacht ...«, murmelte er und strich mit den Fingerkuppen über die nahe Wand, als staunte er über ihre Existenz. »Wer hätte das gedacht.«

      Ein Deflektorfeld, so lautete die Erklärung. Damit konnte man sich unsichtbar machen. Aber Masse blieb Masse, und sie verdrängte Luft bei jeder noch so kleinen Standortveränderung.

      Wer kommt überhaupt infrage?, überlegte Felix Ghiss, als er durch die nächste Tür ging, tiefer ins Gebäude hinein. Wohl kaum jemand von der NEY ELIAS. Felix war sicher, dass niemand von der Crew Verdacht schöpfte – Amma Vargas und die anderen ahnten gewiss nicht, wer sich hinter der Maske des so leicht zu begeisternden und ein wenig tollpatschigen Galakto-Archäologen namens Felix Ghiss verbarg.

      Also einer der drei Besucher von der BJO BREISKOLL, unter ihnen ein Mann, der tatsächlich der legendäre Perry Rhodan zu sein schien. Rhodan selbst konnte ihm nicht gefolgt sein, denn er war mit Amma Vargas und drei Shenpadri unterwegs – Felix hätte sie gerne begleitet, um herauszufinden, worum es bei der zweiten Entdeckung ging.

      Also Donn Yaradua oder der Winzling namens Sholotow Affatenga, einer der letzten Siganesen in der Milchstraße, vielleicht sogar der letzte.

      Felix ging langsam eine Treppe hinunter, blieb mehrmals stehen und betrachtete die Anzeigen des Scanners. Mit der freien Hand rieb er sich geistesabwesend die Schläfe, um einen dumpfen Kopfschmerz zu vertreiben.

      Dunkelheit empfing ihn unten. Er holte eine kleine Lampe hervor, leuchtete mit ihr und suchte nach einer Stelle, wo er den Beobachter überraschen und überwältigen konnte.

      Donn Yaradua

      Die Frau namens Tholia Turan faszinierte ihn. Wenn sie stillstand, gut zwei Meter groß und sehr dünn, konnte er sich die Eleganz, die in ihren Bewegungen zum Ausdruck kam, kaum vorstellen. Ihr Gang wirkte wie ein sorgfältig choreografierter Tanz, was zu ihrer Stimme passte, zu der singenden Art ihres Sprechens. Gesang und Tanz. Und ein Blick, der Lüge und Wahrheit zu unterscheiden wusste.

      Sie blieb in Donns Nähe, während er durch die Stadt wanderte und mehreren Shenpadri folgte, die einen weiteren Zugang zum weit verzweigten Tunnelsystem unter den Ruinen von Terrania City freilegten. Einer schien müde zu sein, glitt von seinem Raupenschlitten herunter und lehnte sich mit gesträubtem Gefieder dagegen.

      »Perry Rhodan hält die Stadt für echt«, ertönte Tholias melodische Stimme. »Aber er glaubt nicht, dass diese Welt die Wiege der Menschheit ist. Ein Widerspruch. Doch ich habe keine Lüge in seinen Worten entdeckt.«

      »Er ist sowohl vom einen als auch vom anderen überzeugt«, urteilte Donn.

      »Es kann nicht beides stimmen, oder?«

      »Ich bin sicher, es gibt eine Erklärung. Wir müssen sie nur finden.« Er betrachtete Tholia, und der Metabolist in ihm sah den Symbionten in ihr: ein Netzwerk aus Nervenfäden, die ausgehend von den blauen, grünen und schwarzen Flecken auf ihrer Haut – nicht nur im blassen Gesicht – den ganzen Körper durchzogen und kleine Knoten im Gehirn bildeten. Etwas mehr Konzentration zeigte ihm die elektrische und chemische Aktivität der Nervenzellen als ein Feuerwerk aus winzigen aufblitzenden Lichtern. Ihm fiel auf, dass einige Stellen dunkel blieben.

      Tholia seufzte leise und hob eine Hand zur Stirn. Einige Flecken in ihrem Gesicht veränderten die Farbe.

      »Wie seltsam«, sagte sie, und diesmal klang es etwas weniger nach Gesang. »Ich habe Kopfschmerzen.«

      Donn Yaradua beobachtete, wie der Shenpadri, den er für müde gehalten hatte, kippte und fiel. Die anderen waren sofort bei ihm und versuchten ihn aufzurichten. Dabei erlitt ein weiterer Shenpadri einen Schwächeanfall, rutschte zur Seite und sackte in sich zusammen.

      »Da stimmt etwas nicht.« Donn näherte sich. »Kann ich helfen?«

      Die Schlangenwesen reagierten nicht auf ihn. Keines von ihnen trug eine Lingumaske, sie konnten also nicht mit ihm sprechen. Vermutlich verstanden sie die Frage nicht einmal.

      Eine Antigravplattform flog auf sie zu und setzte zur Landung an. Ein Shenpadri bedienten die Kontrollen, zwei weitere kümmerten sich um mehrere Artgenossen, die zwischen Raupenschlitten und Stützgerüsten lagen. Die Shenpadri auf dem Boden streckten ihre serpentoiden Leiber, hoben mit ihren Greiflappen die Geschwächten an, die allesamt zitterten, und luden sie vorsichtig auf die Plattform.

      »Sie sind unruhig und besorgt«, sagte Tholia.

      »Ich höre nichts«, gab Donn zurück. »Nicht einen einzigen Ton von ihnen.«

      »Ich verstehe nicht, worüber sie sprechen.«