Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
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bin bewaffnet!« Tenga hob seinen Nadler, mit dem er Felix Ghiss betäubt hatte.

      »Ich fürchte, damit lässt sich gegen einen Schwingungswächter nicht viel ausrichten«, sagte Rhodan.

      Die beiden Shenpadri glitten mit zurückgewonnener Agilität zwischen den tiefen Fußabdrücken des Schwingungswächters. Sie neigten den aufgerichteten Oberkörper hin und her, wirkten aufgeregt. Shanlud drehte den Kopf mit der Lingumaske, und einer seiner Greiflappen hob das Messgerät.

      »Wir haben die Quelle der fremden Energie beinahe erreicht«, verkündete er.

      Vor ihnen donnerte der Schmelzwasserfluss über eine Abbruchkante und bildete einen mehrere Meter hohen Wasserfall, dessen Gischt das schwächer gewordene Licht der Lampen schluckte. Daneben führte ein Weg zwischen runden, vom Eis abgeschliffenen Felsen nach oben.

      »Es dauert nicht mehr lange, bis die Lampen versagen«, sagte Zafer Young. »Der Energieschwund stellt sich auf sie ein.«

      Rhodan hatte es ebenfalls bemerkt. Er ging etwas schneller und schloss zu den beiden Shenpadri auf. »Ruinenhüter Shanlud, eure Lampen verlieren Energie. Bitte, schaltet sie aus. Vielleicht brauchen wir sie später noch.«

      »Wir brauchen sie jetzt«, widersprach Shanlud. »Es ist dunkel.«

      Rhodan deutete über den Wasserfall hinweg. »Ich habe Licht gesehen.«

      Widerstrebend desaktivierten die beiden Shenpadri ihre Lampen, und für einen Moment herrschte Finsternis, erfüllt vom Donnern des nahen Wasserfalls. Dann zeigte sich ein matter Schein hinter der Gischt, ein diffuses Grau in der Dunkelheit, gerade hell genug, um Konturen und Umrisse zu erkennen.

      Vorsichtig kletterten Rhodan und seine Begleiter über den Hang neben dem Wasserfall und wichen dabei den tiefen Fußspuren aus, die der Zweitkonditionierte im weichen Boden hinterlassen hatte.

      Es wurde wärmer und heller. Das Eis wich zurück, vor ihnen öffnete sich ein großer Hohlraum im Leib des Gletschers.

      Aus dem Donnern des Wasserfalls war ein Rauschen in der Ferne geworden, als sie einen See erreichten, dessen Oberfläche glatt wie Glas dalag. Eine Landzunge reichte vom felsigen Ufer bis zur Seemitte, und dort schwebte etwas, von dem ein Teil des Lichts stammte: ein etwa zehn Meter hohes und fünf Meter breites Oval wie aus Quecksilber und flüssigem Gold. Das Oval schien sich zu drehen, oder vielleicht waren es seine metallisch glänzenden Fluide, die sich bewegten.

      Die zweite Lichtquelle befand sich über dem Oval: eine runde Öffnung im Eis, die offenbar bis ganz nach oben reichte, denn es fiel Tageslicht herab.

      Dass es sich nicht um ein natürliches Objekt handelte, war auf den ersten Blick zu erkennen. Jemand hatte es erschaffen, gebaut, konstruiert. Aber wer? Woraus bestand es? Welchem Zweck diente es?

      »Es nimmt Energie auf«, sagte Amma Vargas. »Bereitet es sich vielleicht auf den Start vor?«

      »Ein Schiff?«, murmelte Rhodan.

      Der Zweitkonditionierte stand mitten auf der Landzunge, wie ein vierarmiges schwarzes Monument, unbewegt und still.

      »Was ist mit ihm?«, fragte Amma. »Könnte er wieder ... erstarrt sein?«

      Shanlud glitt auf sie zu. Der andere Shenpadri verharrte vor dem Hang, der zum Ufer des Sees hinabführte.

      »Hiermit beanspruche ich das Entdeckerrecht für Shoniun, Magnatin unserer Archäo-Kampagne, Ehre und Ruhm für sie!«

      »Leise, nicht so laut«, zischte Zafer Young.

      »Wir, die Ruinenhüter der großen Shoniun, haben Tellus und seine archäologischen Schätze vor allen anderen entdeckt!« Shanluds Lingumaske sprach etwas leiser. Einige der rubinroten Muster in seinem Gefieder verfärbten sich bereits wieder und wurden grau. »Niemand sonst hat das Recht, Anspruch darauf zu erheben!«

      Der andere Shenpadri wankte. Rhodan erinnerte sich daran, dass er dem fremden Einfluss schneller erlegen gewesen war als Shanlud, und das schien erneut der Fall zu sein.

      Bevor er sich an Donn Yaradua wenden und ihn um Hilfe bitten konnte, kippte das serpentoide Geschöpf am Hang zur Seite. Es fiel oder rutschte nicht hinab, es blieb liegen, mit zitternden Greiflappen und wackelndem Schlangenkopf. Steine gerieten in Bewegung und stießen gegen andere Steine, wodurch eine kleine Lawine entstand. Ein lautes Klacken und Rumpeln hallte über den See.

      Der schwarze Riese auf der Landzunge drehte sich langsam um.

      Er machte einen schweren Schritt, der ein dumpfes Donnern durch die Gletscherhöhle schickte – die Oberfläche des Sees kräuselte sich.

      Es folgte ein zweiter Schritt und dann ein schnellerer dritter.

      Damit schien der Bann endgültig gebrochen zu sein. Der Zweitkonditionierte sank auf die Laufarme, stürmte über die Landzunge zum Ufer und brüllte so laut, dass sich Eisbrocken aus der hohen Decke lösten, in den See fielen oder auf Felsen zerplatzten.

      *

      Flucht hatte keinen Sinn – der dunkle Gigant war trotz seiner enormen Masse viel schneller und agiler, als es ein Mensch – oder ein Shenpadri – jemals sein konnte. Der Boden bebte, auf dem See bildeten sich Wellen, und weitere Eisbrocken fielen vom Gletscher über ihnen.

      »Donn!«, rief Rhodan, um dem Lärm zu übertönen. »Halt ihn auf! Setz ihn außer Gefecht!«

      »Wie denn?« Der Metabolist rief ebenfalls, um sich verständlich zu machen. »Er ist zu groß, und ich weiß praktisch nichts über sein Stoffwechselsystem!«

      Felsen zerbarsten, als der heranstürmende Schwingungswächter sie achtlos beiseitestieß. Vermutlich hatte er die Zellstruktur seines Körpers verändert, wodurch er hart wie Terkonit wurde. Wie sollte man ein solches Ungetüm aufhalten? Selbst gewöhnliche Impulsstrahler oder Desintegratoren hätten dafür nicht genügt.

      Donn Yaradua konzentrierte sich, als die Entfernung schnell schrumpfte. Der Boden bebte, das Geröll am Hang geriet in Bewegung, das Wasser des Sees schien zu brodeln.

      »Ich sehe nichts in ihm!«, rief Donn hilflos. »Nichts!«

      Amma Vargas und Zafer Young versuchten erst gar nicht, vor dem Zweitkonditionierten wegzulaufen. Sie krochen zwischen zwei Felsen und hofften, sich irgendwo verstecken zu können.

      Tenga hockte wie trotzig auf Donn Yaraduas Schulter und zielte mit seinem Nadler. Ruinenhüter Shanlud beobachtete den vierarmigen Koloss mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen, und seine Lingumaske zeigte drei große Augen.

      »Der Symboflex-Partner!«, rief Rhodan. »Der wurmartige Symbiont am Nacken! Mach ihn unschädlich, Donn! Betäube ihn!«

      Donn hob die Hände, als wollte er etwas ergreifen, das sich direkt vor ihm befand. Die Finger bewegten sich, sie zitterten und wanderten, als folgten sie den Konturen eines unsichtbaren Objekts.

      Der Schwingungswächter erreichte den Hang und begann mit dem Aufstieg, was ihn langsamer machte. Sholotow Affatenga auf Donns Schulter zielte mit seinem Nadler und schoss, bis das Magazin leer war. Als sich der Zweitkonditionierte völlig unbeeindruckt zeigte, steckte Sholotow die Waffe mit einem Achselzucken ein und meinte: »Eine letzte Praline wäre nicht schlecht.« Dann verschränkte er die Arme, schloss die Augen und harrte der Dinge, die da kommen mochten.

      »Donn ...«

      »Ich versuch's, ich versuch's!«

      Der vierarmige Gigant stapfte den Hang herauf, wurde größer und größer. Rhodan widerstand der Versuchung zurückzuweichen – er blieb neben Donn Yaradua stehen.

      Shanlud duckte sich zur Seite, seine Messinstrumente auf den dunklen Riesen gerichtet. Der andere Shenpadri lag reglos neben einem Felsen, wahrscheinlich bewusstlos. Amma Vargas und Zafer Young spähten aus ihrem Versteck.

      Der Zweitkonditionierte näherte sich mit einem schweren Schritt nach dem anderen und ragte vor ihnen auf. Rhodan musste den Kopf heben, um ins Gesicht mit den drei großen Augen zu blicken.