Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
Скачать книгу
Straße zu? Sicher befanden sich Unschuldige unter ihnen, ebenso wohl echte Verbrecher, Mörder – was auch immer. Die Insassen waren nicht notwendigerweise gut, nur weil es sich um eine Strafanstalt der Cairaner handelte.

      Aber auf diese Weise durften sie nicht bestraft werden!

      Dieser Ort war unmenschlich – daran bestand kein Zweifel.

      Und daraus ließ sich nur ein Schluss ziehen: Rhodan musste den Gefangenen helfen. Sie befreien.

      Ein weiterer Punkt auf seiner nicht gerade kleinen Erledigungsliste ...

      Er wollte zunächst so lange wie möglich im Schutz der Deflektoren unentdeckt bleiben, und das galt für seine Kampfroboter ebenfalls. Es blieben etwa neun Stunden bis zur Rückkehr der LAURIN-Jet.

      Nicht viel Zeit.

      Sie musste genügen.

      Drittes Zwischenspiel

      Irgendwann endete das Feuer weit über ihnen, nur um nicht allzu lange danach wieder aufzuflackern.

      »Kämpfe«, sagte der Aankhpanali Relas.

      »Was meinst du damit?« Die Worte kamen nur leise, und Tsaras fragte sich, ob seine Begleiter ihn überhaupt hören konnten. Die allgegenwärtige Kälte der Ausweglosen Straße umklammerte ihn längst wieder.

      Desach und Lirach zogen ihn auf der Trage – auch Relas hatte geholfen, etwa als es darum ging, die steil ansteigende Kraterwand zu überwinden. Inzwischen lag der Krater weit zurück, und die Stärkung durch das Fleisch und die Wärme schienen ihm wie der Teil eines früheren Lebens.

      Einige Hundert Meter vor ihnen begann ein Wald aus alten, abgestorbenen Bäumen, die aus der Ferne wie versteinert aussahen. Tsaras kannte ihn – dieser tote Wald zog sich über einen ganzen Kilometer, und darin lebte nichts außer Heerscharen von Insekten.

      »Dort oben haben Raumkämpfe getobt, direkt bei der Ausweglosen Straße«, sagte der Aankhpanali. »Die grelle Helligkeit der Energiesalven hat die Abdunkelung der eigentlich durchsichtigen Seitenwand durchdrungen. Ich schätze, es gab einige Explosionen.«

      »Wer sollte ...«, setzte Lirach an.

      »Jemand, der all dem hier ein Ende setzen will!« Relas blieb abrupt sehen. Er beugte sich vor. Die Hände schleiften auf dem Boden. Der Körperpanzer knirschte. »Ein Feind der Cairaner!«

      »Du glaubst an eine Befreiungsaktion?«, warf Desach ein.

      »Unmöglich«, sagte Lirach, und die Brüder begannen einen raschen Schlagabtausch:

      »Heißt es nicht, dass erst vor Kurzem jemand entkommen ist?«

      »Ein Märchen. Lächerlich!«

      »Aber du weißt es nicht!«

      »Für wie wahrscheinlich hältst du es? Sag schon!«

      Desach schwieg.

      »Ganz genau! Nie zuvor ist jemand entkommen! Warum gerade jetzt?«

      Desach ließ die Trage los, sodass sie nur noch im Griff seines Bruders hing. »Vielleicht haben die Cairaner nur das Wissen um frühere Ausbrüche unterdrückt.«

      Lirach setzte die Last ab. »Hoffnung! Nur darum geht es.«

      Zehn Augen richteten sich auf ihn – zwei terranische, zwei echsenartige, sechs des Aankhpanali. So unterschiedlich sie waren, in allen stand dieselbe Frage: Wie meinst du das?

      Relas zog die Arme enger an den Körper. Der schwarze Panzer knackte.

      »Was macht diese Geschichte mit euch?«, fragte Lirach. »Angeblich ist jemand entkommen! Das schenkt Hoffnung. Und darum versucht ihr weiterzumachen ... doch diese Hoffnung wird zerschlagen, weil sich nichts ändert! Nichts! Und das Leben fühlt sich danach noch unerträglicher an als zuvor. Es ist eine neue Teufelei der Cairaner!«

      »Hoffnung wecken, nur damit sie wieder vergeht«, murmelte Relas. »Das halte ich nicht für unmöglich, was den angeblich befreiten Gefangenen angeht. Aber dort oben ...« Er wies in das graue Wallen, das den Blick ins All verwehrte. »... ist etwas anderes geschehen.«

      »Ein Kampf, ja«, sagte Lirach. »Und weiter? Wer immer es war wurde besiegt. Abgeschossen und getötet! Was hilft es uns?«

      Sein Bruder stand plötzlich neben ihm und rammte ihm die Faust in den Magen. »Hör auf mit deiner Schwarzmalerei! Mit deiner Todessehnsucht! Noch sind wir nicht gestorben! Wir leben – und solange es so bleibt, werden wir ...«

      Lirach krümmte sich, doch er riss das Knie hoch und rammte es zwischen die Beine seines Bruders. Mit einem Aufschrei ging Desach zu Boden.

      Hört auf!, wollte Tsaras schreien, aber die Stimme versagte ihm, vor Kälte, vor Schock und Schwäche.

      Desach zog sein Messer, quälte sich auf die Füße und stand wankend. Er richtete die Klinge drohend auf seinen Bruder. »Wenn du sterben willst, bitte! Ich kann dir helfen.«

      Stopp! Tsaras war hilflos, Glieder und Kehle erstarrt.

      Die Waffe ruckte vor, nicht in einem ernsthaften Angriff. Noch nicht.

      Die beiden Terraner starrten einander in die Augen.

      »Ist es endlich so weit, ja?«, fragte Lirach. »Zeigen wir, was wirklich in uns steckt? Du hast mich damals dazu verleitet, gegen die Friedensstiftung vorzugehen! Du bist schuld, dass unsere Familie untergegangen ist und dass wir hier feststecken! Ohne dich hätten die Cairaner mich niemals ...«

      Desach brüllte zornig, riss den Arm nach oben, sprang vor und stieß zu. Das Messer raste auf Lirachs Hals zu. Er schrie und schloss die Augen, wohl um nicht zu sehen, wie er seinen Bruder tötete.

      Sein Arm schmetterte gegen eine unsichtbare Wand. Der Klammergriff um die Waffe löste sich. Die Finger bogen sich auf, der Daumen knickte zurück. Es krachte.

      Die Waffe hing einen Herzschlag lang lose in der Luft, ehe sie zur Seite zischte, sich überschlug und auf den Boden fiel. Dort schlitterte sie noch einige Meter, bis sie still lag.

      Lirach stand mit offenem Mund.

      Desach krümmte sich vor Schmerzen, presste die Hand an den Brustkorb. Der Daumen ragte in unnatürlichem Winkel nach hinten, fast vollständig auf den Handrücken gebogen. Die Augen des Terraners verdrehten sich. Ein Speichelfaden lief ihm über das Kinn. Seine Knie knickten ein. Er stürzte.

      Relas stand daneben. Sein Augenkranz wirkte wie verschleiert, das Rot der Iriden war blasser als zuvor. »Es tut mir leid«, sagte er, die Worte zwischen schweren Atemzügen hervorgepresst. »Ich wusste nicht ...«

      Desach wälzte sich auf die Seite.

      Lirach bückte sich zu seinem Bruder. »Sei vorsichtig! Dein Daumen ist gebrochen.«

      Desach streckte die gesunde Hand abwehrend aus. Sie zitterte. »Wenn du nicht eingegriffen hättest«, sagte er zu dem Aankhpanali, »wäre ich jetzt ein Brudermörder.« Und, nach einer kurzen Pause: »Danke.«

      Tsaras strengte sich an, so laut wie möglich zu reden. Nun, mit weitaus mehr Ruhe als vorhin, fand er die Kraft dazu. »Du hast gesagt, dass du auf deine telekinetische Gabe kaum zugreifen kannst. Das sah anders aus. Beeindruckend.«

      »Ich hatte Angst«, sagte der Aankhpanali. »Es ging um Leben und Tod. Es war weit stärker als je zuvor in der Ausweglosen Straße. Fast wie früher.«

      Im selben Moment raste eine Feuersäule durch den Wald der versteinerten Bäume. Die Druckwelle einer Explosion trieb Äste und Holzsplitter vor sich her. Ein großes, metallisches Etwas jagte blitzend auf die kleine Gruppe zu.

      Eine brennende Kugel krachte wenige Meter vor ihnen auf. Sie zerbrach, und Metallfetzen schwirrten auf Tsaras zu. Ein scharfkantiges Bruchstück hackte nur eine Armweite vor ihm in den Boden und blieb zitternd stecken.

      Tsaras hob den Blick.

      Der Wald brannte, und in wallendem Rauch tobte eine apokalyptische Schlacht.