Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
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SERUN hielt ihn in zwanzig Metern Höhe, und dorthin könnte ein Gefangener niemals geraten. Wahrscheinlich arbeitete der cairanische Deflektor deshalb aus diesem Blickwinkel nicht absolut präzise.

      Rhodan sah nach unten, und an einer Stelle der Geröllwüste kippte die Wirklichkeit um einige Zentimeter. Manche Steine sahen aus, als wären sie in einer geometrisch exakt geraden Linie abgebrochen. Andere lagen völlig normal nebeneinander, wenn man davon absah, dass sie einander glichen wie perfekte Kopien.

      Ein wenig erinnerte es daran, auf eine Wasseroberfläche zu blicken und alles, was darunterlag, leicht verschoben zu sehen.

      Rhodan zweifelte nicht, dass dieses optische Phänomen darauf zurückging, dass ein Holoschirm dem Betrachter ein anderes Bild vorgaukelte.

      Auch mit diesem Wissen nahmen die Systeme des SERUNS keine Streustrahlung wahr. Menschliche Beobachtungsgabe konnte eben doch jede Technologie übertreffen.

      Ein Gebiet von etwa achtzig Metern Durchmesser verbarg sich so vor allen Blicken.

      Rhodan wartete, bis die beiden TARAS eintrafen. Er flog näher an den verborgenen Bereich heran. Er gab sich keinen Illusionen hin. Er würde nicht lange unentdeckt bleiben. Die Verteidigungssysteme mussten ...

      Ein kugelförmiger, von einem spiegelnden Wulst umgebener Roboter raste aus dem Unsichtbarkeitsfeld und feuerte sofort.

      *

      Wie geplant, legte sie einige Hundert Meter zurück.

      Doktor Spand betonte, die Messwerte der Medokapsel eine Zeit lang im Auge behalten zu müssen. »Es ist ein sehr sensibler Vorgang.«

      »Beeil dich!«, forderte Kondayk-A1.

      Der Ara schaute auf. »Paragraph 41: In medizinischen Belangen ist Geduld zu wahren.«

      »Pah«, machte der Barniter. »Dieser Zusatz hat mir nie gefallen.«

      »Er ist sinnvoll.«

      »Aber nicht schön.«

      »Wie ein Stethoskop?«, fragte Spand ätzend.

      Giuna bekam es nur am Rand mit. Durch die gläserne Abdeckung der linsenförmigen Kapsel sah sie Lankos Gesicht – zwar trug er ebenfalls einen SERUN, für den Moment, wenn er erwachen würde, doch der Helm lag eingefaltet im Nacken. Die Augenlider flatterten leicht. Eine flüchtige, kaum wahrnehmbare Bewegung.

      »Im Gehirn zeigt sich stärkere Aktivität«, sagte Spand. »Ich muss Art und Intensität genauer bestimmen.«

      Etwa fünf Minuten später verkündete er, dass sie sich dem Vital-Suppressor genähert hatten. Zwar nicht auf direktem Weg, aber der Ara wies eine Richtung, in der er den nächsten Versuch starten wollte.

      Dort begann das Spiel von Neuem; die Messungen, die Beobachtung, die Analyse. Spand schickte sie weiter ... und weiter.

      Giuna blieb stets dicht bei der Kapsel und sah ein leichtes Zucken der Mundwinkel in Lankos Gesicht. Und bewegte sich nicht eines der Augen unter den geschlossenen Lidern, ganz wenig nur, als ob Lanko träumte?

      »Ich gehe rein«, sagte sie und öffnete den Einstieg. Seitlich schwang ein Bereich der gläsernen Abdeckung nach oben.

      »Das ist medizinisch nicht ...«

      »Ich pfeife auf die Medizin«, fiel sie dem Ara in Wort.

      Die Kapsel bot genug Platz für zwei oder drei Verletzte.

      Giuna legte sich neben ihren Mann, nahm seine Hand, verschränkte die Finger in seine. Beide trugen sie die Handschuhe des SERUNS, doch der berührungssensitive Stoff übertrug das Gefühl der Berührung. »Wach auf. Ich bin hier.«

      »Du kannst seinen Zustand nicht ändern«, merkte Doktor Spand an, »nur indem du ...«

      Er brach ab, als sein Patient die Augen öffnete.

      »Lanko«, sagte sie.

      Seine Augen fielen wieder zu. Aber er lächelte, kaum merklich.

      »Bleib hier!«, bat Giuna.

      Er reagierte nicht mehr.

      »Es geht ihm besser«, erklärte Doktor Spand. »Sein Zustand ähnelt eher einem tiefen Schlaf als einem Koma. Wir müssen ihm Zeit geben.«

      »Und den Vital-Suppressor finden«, sagte Kondayk-A1.

      »Er wird auch hier erwachen.«

      »Aber er ist nicht der einzige Grund, warum wir in Ausweglose Straße vorgedrungen sind. Bring uns zu dem Suppressor!«

      Giuna verließ die Medokapsel, und sie manövrierten weiter.

      Nach etwa einer Stunde gab der Ara erstmals eine genauere Vermutung ab, wo sich der Standort des Vital-Suppressors befand – mitten in einer Steinwüste, so nahe, dass sie ihn eigentlich schon sehen müssten. Wahrscheinlich schützte ihn ein Deflektor.

      Und mit einem Mal schälte sich gut hundert Meter entfernt ein cairanischer Kampfroboter aus dem Nichts und eröffnete das Feuer.

      Im nächsten Moment tauchten weitere Maschinen auf – zwei, vier, zehn – und die Hölle brach los.

      *

      Rhodans Schutzschirm flammte auf.

      Der Kampfroboter hatte nicht exakt auf ihn gefeuert, sondern eine breit gestreute Salve abgegeben – offenbar hatten die Sensoren nur registriert, dass sich etwas näherte, aber seinen genauen Standort dank des Deflektors nicht erkannt. Nun jedoch war seine Position verraten.

      Er schoss zurück, und die beiden TARAS ebenso.

      Der feindliche Roboter hielt dem konzentrierten Punktbeschuss nicht stand. Die Maschine explodierte, und Trümmerteile regneten zu Boden. Doch da tauchten bereits weitere Gegner auf, Kampfroboter desselben Modells. An sechs ... nein, acht, zehn Stellen lösten sie sich aus dem Deflektorbereich und gingen sofort zum Angriff über.

      Der Terraner schoss. Einer der TARAS raste mitten in den gegnerischen Pulk, der zweite schützte Rhodan, ohne dessen Schussfeld einzuschränken.

      Energiestrahlen jagten heran. Noch hielt Rhodans Schirm. Die TARAS erwiesen sich den cairanischen Modellen als überlegen. Zwei Kugelroboter vergingen in einer Detonation. Brennende Teile zogen schwarze Rauchschwaden hinter sich her. Ein Metallstück trudelte hinab und verschwand von einem Augenblick zum nächsten, als es in den Deflektorbereich fiel.

      Rhodan stand unter Beschuss, aber er wich aus und feuerte seinerseits auf die Gegner. Dabei näherte er sich dem Boden, ohne zu landen. Gestein vor ihm explodierte plötzlich, ein Hagel aus Geröll prasselte auf ihn und verdampfte im Schutzschirm.

      Mitten im größten Chaos bemerkte der Terraner, dass die Angreifer nicht nur ihn attackierten.

      Einige der Maschinen rasten über ihm vorbei, und im energetischen Gewitter glühten die Schirme weiterer Gegner auf. Zwei Kampfroboter in Form von Doppelwürfeln warfen sich ins Geschehen. Einer rammte ein cairanisches Modell – beide detonierten, und Trümmer zischten davon.

      Es gab eine dritte Partei im Kampf?

      Wo kam sie her? Zu wem gehörte sie? Offenbar nicht zu den Cairanern ...

      Rhodan blieb keine Sekunde, die Situation zu reflektieren. Er lag ständig unter Beschuss, sein Schutzschirm kassierte zu viele Treffer. Der SERUN gab eine Überlastungsmeldung.

      Der Terraner suchte Deckung hinter einem mannsgroßen Felsbrocken und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Die Orter fingen ein Gewirr aus Impulsen auf, die sie zum einen den kugelförmigen Kampfrobotern zuordneten, zum anderen einigen unbekannten Quellen.

      Es gab noch einen weiteren Doppelwürfel-Roboter, außerdem einige autark agierende Personen. Und ein weiteres Robotermodell – eine linsenförmige Kapsel, vielleicht ein winziges Fluggefährt, in das sich zwei, drei Passagiere quetschen könnten.

      Der Kampf verlagerte sich, und die Fremden gerieten ins Zentrum.