Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
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Einen solchen Anblick steckte man nicht einfach mal eben so weg ...

      Aber er vertraute auf das Zusammenspiel von SERUN und LAURIN-Jet. Ihm blieb nichts anderes übrig.

      Der Schutzschirm der Raumstation flackerte und flammte auf, ehe ein rotes Leuchten das ganze All zu überziehen schien, denn Rhodan war längst so nahe, dass er nicht einmal die gesamte Ausweglose Straße sehen konnte.

      Er jagte dem Rot entgegen.

      Er würde kollidieren.

      Sein Mund wurde trocken. Er fühlte sich wie in seinen ersten Jahren als Risikopilot: Er führte einen unmöglichen Flug aus.

      Er durfte nicht stoppen, sonst war alles verloren.

      Er musste vertrauen.

      Plötzlich tauchte in dem Flirren ein schwarzes Feld auf, direkt vor ihm – die Strukturlücke des Schirms.

      Die LAURIN-Jet feuerte weiter, aber nicht mehr auf diesen Bereich, sondern um etliche hundert Meter zur Seite versetzt. Scheinbar deshalb, weil sie auswich und ein Fluchtmanöver startete.

      Rhodan jagte im Schutz der Unsichtbarkeit durch die Lücke und hielt die schematische Orterdarstellung im Auge.

      Die ersten beiden TARAS passierten die Lücke problemlos, ebenso im letzten Augenblick der dritte. Die INSIDE-Maschine schaffte es jedoch nicht mehr – sie wäre in den sich bereits wieder schließenden Schirm gerast. Sie bremste selbsttätig ab und kehrte um.

      Die Strukturlücke hatte exakt 3,4 Sekunden bestanden.

      Immerhin, dachte Rhodan. Eine Schweißperle rann ihm in die Augenbraue. Ihm blieben drei Kampfroboter. Es hätte schlimmer ausgehen können. Machen wir das Beste draus.

      Nichts und niemand griff ihn oder die beiden TARAS an, während sich inzwischen fast 1000 Kilometer entfernt Andra Erran mit der LAURIN-Jet zurückzog.

      Er bremste den rasenden Flug ab. Die Kampfroboter gingen in Parallelflug zu ihm.

      Die glasartig-undurchsichtige Wand, die die Seiten des gewaltigen Ringgebildes verschloss, lag etwa hundert Meter vor ihm, bald nur noch zwanzig. Er musste sich Zugang verschaffen, und das brachte Probleme mit sich.

      Ein Loch in die Glaswand zu sprengen, verbot sich von selbst – es wäre erstens zu auffällig, und zweitens würde sofort Atmosphäre aus dem Inneren der Ausweglosen Straße entweichen, bis automatische energetische Schutzfelder alles abdichteten. Im Ergebnis könnte er ebenso auf einer Breitbandfrequenz funken, dass er plante, in die Strafanstalt einzubrechen.

      Aber er hatte einen der TARAS schon an Bord der BJO BREISKOLL entsprechend vorbereitet.

      Er landete auf der Glaswand, die TARAS folgten nach Sekunden. Er stand etwa in der Mitte des Rings – die bewohnte Innenseite lag jeweils etwa drei Kilometer unter, über, rechts und links von ihm. Rhodan erahnte Strukturen, Landschaften – ein karger, braungrauer Anblick wie der eines kaum bewohnbaren Planeten. Nirgends gab es aus dieser Entfernung Grün oder Wasserflächen zu sehen.

      Der Roboter trat in Aktion und projizierte eine Schutzkuppel über sich, die anderen TARAS und den Terraner. Die Maschine füllte die Kuppel aus einem mitgeführten Hochdruckbehälter mit Atemluft und schnitt anschließend eine saubere Öffnung in die Scheibe. So konnte keine Atmosphäre entweichen, es kam nicht einmal zu einem kleinen Druckabfall. Wie erhofft, wurde deshalb kein automatischer Alarm ausgelöst.

      Rhodan schlüpfte mit zwei Kampfrobotern hindurch – der dritte blieb zurück, um weiterhin die Energiekuppel zu projizieren. Im Notfall konnte der Terraner ihn anfunken und zu sich rufen. Ging jedoch alles gut, würden ihm das Loch und die Schutzkuppel in zehn Stunden als Ausgang dienen, sobald Andra mit Begleitung zurückkehrte und erneut eine Strukturlücke in den Schutzschirm schoss.

      Aber darum musste er sich später kümmern. Zunächst galt es, den ersten Erfolg zu feiern: Der Einbruch war gelungen.

      *

      Feiern?

      Ein seltsamer Gedanke, obwohl Rhodan ihn nie wörtlich gemeint hatte. Aber welchen Grund gab es denn, die Dinge positiv zu sehen? Es stand denkbar übel.

      Er war gefangen, und er hatte sich zudem freiwillig in diese Situation begeben.

      Er fühlte sich müde von den tausend Abenteuern, die hinter ihm lagen.

      Erschöpft und ausgelaugt.

      Ausgezehrt.

      Hatte er denn nicht genug geleistet, mehr als jeder Mensch sonst? Seit Jahrhunderten, ja sogar Jahrtausenden? Wieso sollte er nicht einfach aufgeben?

      Wenn es jemandem zustand, dann ihm! Er hatte buchstäblich die Geschicke nicht nur seines Planeten, seines Sonnensystems verändert, sondern die der ganzen Milchstraße und vieler Galaxien darüber hinaus.

      War das nicht genug für ein Leben? Gab es nicht auch für einen Perry Rhodan irgendwann die verdiente Ruhe?

      Er fragte sich nur am Rande, woher diese Gedanken kamen, denn er fühlte sich unendlich müde. Er durfte schlafen.

      »Nein«, sagte er. Und lauter: »Nein!«

      Natürlich sprach er nur zu sich selbst, doch das half ihm, diese unwirklichen Überlegungen von sich zu schieben. Sie kamen nicht von ihm. Ja, er hatte sie gedacht, aber nicht aus eigenem Antrieb. Sie rührten daher, dass seinem Körper urplötzlich, von einem Atemzug zum anderen, Vitalenergie entzogen wurde.

      Und das wird so bleiben, solange ich mich in der Ausweglosen Straße und im Wirkungsbereich des Vital-Suppressors aufhalte.

      Nun, da er diese Wirkung verstand, konnte er damit umgehen, wenngleich er es nach wie vor spürte – diese Müdigkeit, diesen Wunsch, aufzugeben, diese Ermattung und Erschöpfung. Er fühlte, wie der Zellaktivator in seinem Brustbein pochte und pulsierte. Belebende Ströme gingen davon aus, jagten durch den ganzen Körper.

      Wie musste es sich ohne den Schutz dieses Gerätes anfühlen?

      Rhodan graute es, sich die Lage der Gefangenen vorzustellen, die Qual, unter der sie in jeder Sekunde ihres Daseins litten. Und das – nach allem, was er an Gerüchten kannte – während ihnen ständig wechselnde Gefahren drohten.

      Er spürte den Wirkungen des Vital-Suppressors und des Zellaktivators in sich nach. Es glich sich fast völlig aus – er empfand eine gewisse, ungewöhnliche Müdigkeit, aber er glaubte, nahezu normal handeln zu können.

      Er sah sich um und flog über einer kahlen Steinwüste, die sich unter ihm in alle Richtungen erstreckte. Geradeaus lag das andere Ende der Innenseite des Rings; nach rechts und links bog sich die Landschaft in die Höhe, was er nur dank seiner erhöhten Position wahrnehmen konnte. Der Ring war so groß, dass ein Lebewesen auf dem Boden die Krümmung nicht erkennen würde. Er blickte nach oben und erahnte in der Ferne eine kahle Erdfläche.

      Langsam sank er tiefer, und die beiden TARAS folgten ihm.

      Etwa dreihundert Meter entfernt entdeckte er eine Gruppe von Gefangenen – Humanoide, das erkannte er, doch welchem Volk genau sie angehörten, sah er nicht. Rhodan mied die Begegnung und setzte vorsichtig in einiger Entfernung auf, dank der Deflektorfunktion weiterhin unsichtbar.

      Er war an diesen Ort gekommen, um mehr über den Vital-Suppressor zu erfahren. Aber selbst wenn das gelang ... durfte er es dabei belassen?

      Die Gefangenen dieser Strafanstalt waren von den Cairanern verhaftet worden. Das hieß jedoch nicht notgedrungen, dass sie keine Strafe verdient hatten. Mit großer Wahrscheinlichkeit entledigten sich die Cairaner auf diese Weise unliebsamer Aufständler oder Gegner, die man getrost zu den Guten rechnen konnte.

      Die Cairaner beherrschten – zumindest bis zu einem gewissen Maß – die Milchstraße. Doch nicht als reine Diktatoren, soweit sich Rhodan einen Überblick hatte verschaffen können. Sie waren teilweise gefürchtet ... aber auch geliebt, denn sie brachten den Frieden und sorgten dafür, dass er anhielt. Die eigentliche Geißel der Galaxis bildeten eher die Ladhonischen Scharen, über die er noch nicht viel wusste, obwohl ein erster