Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
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liegt eine der gefürchteten cairanischen Strafanstalten. Eine Ausweglose Straße.«

      *

      Die BJO BREISKOLL erreichte das Ziel nach wenigen Stunden Flug und stoppte in einiger Entfernung zum Afallachsystem im Leerraum.

      Sofort traten die Orter in Aktion – doch es gab nichts in der unmittelbaren Umgebung, das dem Schiff hätte gefährlich werden können. Weder andere Raumschiffe noch sonstige Probleme.

      Kommandant Muntu Ninasoma saß auf seinem Platz in der Zentrale, die Beine lang ausgestreckt und leicht gespreizt, den Oberkörper nach vorne gebeugt. Er gab keine Befehle – allen war klar, worauf es ankam: einerseits höchste Wachsamkeit, andererseits das Sammeln möglichst vieler Informationen.

      Nach einiger Zeit ohne Katastrophenmeldungen entspannte sich der Kommandant sichtlich. Er winkte Perry Rhodan zu sich, der neben seiner Enkelin Farye Sepheroa am Rand der Zentrale die Ankunft am Ziel abgewartet hatte.

      Farye genoss eine Art Sonderstatus an Bord. Sie erfüllte keine offizielle Aufgabe, aber als Expertin war sie durchaus in der Lage, das Schiff sowohl zu pilotieren als auch zu kommandieren, sollte es zu einem Notfall kommen. Rhodan hingegen war der Expeditionsleiter und hielt sich gerne dezent im Hintergrund, was die alltäglichen Routineabläufe betraf.

      Sie gingen an einigen Offizieren der Zentralebesatzung vorbei zum Kommandantensessel. Muntu Ninasoma war ein dunkelhäutiger Mann mit kurzem schwarzem Haar. Ein ruhiger, überlegter Terraner Marke Fels in der Brandung.

      »Was glaubst du, Muntu?«, fragte Farye.

      »Du willst über Religion reden?«, fragte der Kommandant grinsend. »Da schweige ich lieber. Was allerdings unsere momentane Lage angeht, gehe ich davon aus, dass keine Gefahr droht, solange wir uns hier im Leerraum aufhalten.« Er sah auf die Uhr, und sein Grinsen verbreiterte sich. »Also nicht mehr lange, wie ich dich kenne, Perry.«

      »Kommt darauf an, was wir in den nächsten Minuten herausfinden«, sagte Rhodan.

      Zemina wusste nicht viel über die von ihr erwähnte Ausweglosen Straße – nur, dass es sich um ein Gefängnis der Cairaner handelte, von dem man üble Geschichten erzählte. Angeblich ein grauenhafter Ort. Aber sie hatte sich nie darum gekümmert. Ihren Worten nach gab es etliche solcher Strafanstalten in der Galaxis verteilt – unter anderem eben im Afallachsystem.

      OXFORD suchte den allgemeinen Hyperfunkverkehr im System nach diesem Schlagwort ab.

      Zurzeit schob die Terranerin Linn Eawon Dienst als Kommunikationsoffizierin. Sie wertete alles aus, was die Positronik für sie ausfilterte. Die zierliche Frau blieb wie meistens unauffällig und bot ein Bild höchster Konzentration, während sie auf ihre Konsole starrte und nur die Hände bewegte. Bald schickte sie ein erstes Datenpaket an den Kommandanten, ohne selbst etwas dazu zu sagen. Sie vertiefte sich weiter in die Auswertung des Funkverkehrs.

      Muntu Ninasoma rief die Daten auf und überflog sie. »Man spricht im Afallachsystem über diese Ausweglose Straße. In der Nähe liegt ein akonischer Etappenhof, der einiges Publikum anzieht. Es gibt eine Art Protestbewegung dagegen, weil das im unmittelbaren Umfeld zur Strafanstalt stattfindet.«

      Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Unwichtig. Hier: Die Inhaftierten leiden offenbar besonders, weil ihnen Vitalenergie entzogen wird. Genauere Aussagen darüber finde ich nicht ... Aber Schuld daran trägt wohl eine cairanische Technologie, die Vital-Suppressor genannt wird. Dieses Gerät raubt den Gefangenen Lebensenergie und lässt sie ermatten.«

      Er las weiter. »Oder wahlweise sterben, wenn man anderen Gerüchten glaubt. Was wenig Sinn ergibt, weil man sie sonst nicht ins Gefängnis bringen müsste.«

      Farye schnippte mit Daumen und Zeigefinger. »Das passt genau! Im Hypersexta-Diagramm ging es um Vitalstrahlung! Und nun erfahren wir, dass den Sträflingen Vitalenergie entzogen wird.«

      »Es passt überhaupt nicht«, widersprach der Kommandant. »Im Gegenteil. Wenn Lebensenergie gestohlen wird, müsste es weniger davon geben, nicht mehr, wie es dieser seltsame Koffer angeblich wahrgenommen hat!«

      Rhodan nickte. »Stellt sich die Frage, was mit dieser Vitalkraft geschieht. Sollte sie verpuffen, hättest du recht, Muntu. Eine Maschine, die den Insassen Energie entzieht, nur um sie zu entziehen, erscheint mir allerdings sinnlos. Eine Menge Aufwand, um Gefangene zu schwächen, die ohnehin weggesperrt sind. Das ist nicht logisch. Dieser Vital-Suppressor raubt nicht nur Lebenskraft. Er sammelt sie vielleicht sogar.«

      »Eine interessante Theorie«, urteilte Farye.

      »Ich werde sie überprüfen.«

      »Wir«, verbesserte seine Enkelin.

      »Darüber sprechen wir noch«, meinte Rhodan. »Vielleicht ist es besser, nur Roboter zu schicken. Oder Sonden.«

      »Es hörte sich für mich ebenso an«, sagte Farye, »als wolltest du selbst gehen, Perry.«

      Ganz recht, dachte er. Ich habe lange genug herumgesessen. Aber das heißt nicht, dass ich dich dieser Gefahr aussetzen werde.

      »Diese Information steht nicht zur Verfügung«, meinte er lapidar. Er hatte seiner Enkelin von der Floskel des Koffers erzählt.

      Sie sah ihn wütend an und fand es wohl gar nicht witzig.

      Während OXFORD weitere Informationen sammelte, ging der Orteroffizier an die Arbeit und stellte ein Brevier zum Afallachsystem zusammen.

      Die Ausweglose Straße schwebte als ringförmige Raumstation im Orbit des Eisplaneten Pelorius. Der Planet hatte eine atembare Atmosphäre, war aber bis auf einige Stationen offenbar unbewohnt.

      Im Sonnensystem hielten sich keine cairanischen Schiffe auf – bis auf eines, das beim akonischen Etappentransmitter stand und mutmaßlich nicht wegen der Strafanstalt vor Ort war. Dennoch musste man es in die Planung einbeziehen. Ob es weitere feindliche Truppen im System gab, blieb zur Stunde unklar. Jedenfalls bewachte keine Raumflotte das Gefängnis.

      Der weitere Funkverkehr brachte keine nennenswerten Fakten über den Vital-Suppressor ans Licht – es kursierten nur Gerüchte, die einander widersprachen, wie es derzeit in der Milchstraße leider allzu üblich war.

      Linn Eawon durchsuchte parallel OXFORDS Speicher und erwähnte, dass der Begriff bereits vor Tagen aufgefangen worden war, im allgemein abgehörten Hyperfunkverkehr. Damals hatte die Positronik es allerdings als eines von vielen Schlagworten beurteilt und nicht näher untersucht.

      »Echte Informationen liefert auch dieser alte Treffer nicht«, erklärte die Kommunikationsoffizierin. Sie räusperte sich und lächelte ein wenig scheu. »Der genaue Zusammenhang war die Aussage eines Cheborparners: Die verdammten Cairaner mit ihrem Vital-Suppressor! Nicht sonderlich erhellend.«

      »Oh doch«, urteilte Farye. »Es zeigt, dass die Cairaner mithilfe dieser Technologie Angst verbreiten. Ein Abschreckungsmittel.«

      »Und mehr als das«, gab sich Rhodan überzeugt. Er glaubte nach wie vor, dass das Gerät zum Sammeln von Vitalenergie diente.

      »Wenn Gefangene unter dem Einfluss des Suppressors Lebenskraft verlieren«, sagte er, »heißt das, dass ich der ideale Mann für einen Einsatz in der Ausweglosen Straße bin. Mein Zellaktivator wird mich wahrscheinlich wenigstens teilweise schützen.«

      »Außer mir«, sagte Farye. »Als Enkelin eines Zellaktivatorträgers könnte ich dagegen genau wie du zu einem gewissen Maß gewappnet sein.«

      Er suchte ihren Blick. »Oder auch nicht.«

      »Du willst mich schonen«, erkannte Farye.

      »Ich brauche dich an Bord ... falls ich nicht zurückkomme, kannst du eine Rettungsmission starten. Das ist deine Aufgabe.«

      »Du darfst nicht allein gehen!«

      »Muntu«, sagte Rhodan, »wird mir sicher einige TARAS zur Verfügung stellen.«

      »Ich hätte da einen INSIDE«, sagte Kommandant Ninasoma. »Und noch ein paar andere schöne Spielereien ...«