Sammelband 6 Krimis: Der Killer in den Bergen und andere Krimis für Strand und Urlaub. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745203523
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Guard drehte sich um. Sein Name stand in Großbuchstaben an seinem Uniformhemd: BO HENNESSY. „Hey, Buddy! Bring die FBI-Agenten ins Siebte! Aber pass auf, kann sein, dass sich da oben ein schießwütiger Killer herumtreibt!“

      ‚Buddy’ – dem Hemdaufdruck nach hieß er Bud Conroy – zog Revolver und Generalschlüssel und bedeutete uns, ihm zu folgen.

      Hennessy bellte inzwischen Befehle an seine Leute durch die Eingangshalle. Ein Security Guard, der seinen Platz in einem Kubus aus Panzerglas hatte und von dort aus den Eingang überwachte, griff zum Telefonhörer, um Anweisungen weiterzugeben.

      Bud Conroy führte uns zum Treppenhaus. Wir konnten nur hoffen, dass Hennessy auch wirklich meinen Anweisungen folgte und in Kürze noch ein paar Security Guards hier in Stellung gingen und sich die ‚schwarzen Sheriffs’ nicht nur auf die Aufzüge konzentrierten. Schließlich musste innerhalb kürzester Zeit dem Täter jegliche Fluchtmöglichkeit genommen und jedes noch so kleine Loch gestopft werden.

      Wenn es nicht ohnehin schon zu spät war.

      Wir nahmen jeweils zwei bis drei Stufen mit einem Schritt. Dabei stellte sich heraus, dass es Bud Conroy in punkto Kondition durchaus mit zwei durchtrainierten G-men wie Milo und mir aufnehmen konnte.

      Schließlich erreichen wir den siebten Stock.

      Ein kurzer Korridor führte zu den Räumen von Watson & Partners.

      Das Firmenschild war abmontiert.

      Lediglich ein Umriss und die Schraubenlöcher waren noch zu sehen.

      „Hieß nicht einer der Verteidiger von Azzaro Watson?“, fragte Milo.

      „Allerdings!“

      Die Zugangstür zum Bereich von Watson & Partners war durch eine Glastür vom Eingangsbereich getrennt, wo sich auch der Zugang zu den Aufzügen befand.

      Die überprüften wir zuerst.

      Keine der vier Kabinen war gerade in Höhe des siebten Stocks. Drei befanden sich auf dem Weg nach unten, die vierte bewegte sich aufwärts, wie anhand der Leuchtanzeigen erkennbar war.

      „Wenn der Kerl den Lift genommen hat, sind wir zu spät“, stellte Conroy fest.

      „Aber dann läuft er hoffentlich Ihren Kollegen in die Arme!“, erwiderte Milo.

      Conroy steckte den Generalschlüssel ins Schloss der Glastür.

      „Ist offen!“, stellte er überrascht fest.

      „Bleiben Sie hier und achten Sie auf den Fahrstuhl!“, sagte ich.

      „Aber...“

      „Das ist jetzt unser Job, Mister Conroy.“

      Mit der SIG in der Faust öffnete ich die Tür. Milo folgte mir. Lautlos traten wir in den Korridor. Zu beiden Seiten befanden sich die Türen zu den Büroräumen, in denen diese ihre Mandanten berieten. Ganz klassisch und konservativ. Kein Großraumbüro und abgesehen von der Eingangstür gab es auch keinerlei Glas. Seriosität schien bei Watson & Partners Trumpf gewesen zu sein. Ich fragte mich, weshalb diese Kanzlei ihren Sitz mit freiem Ausblick auf die künftige Stätte des zu erringenden juristischen Triumphs, den die Mitarbeiter von Watson & Partners für ihre Mandanten zu erringen hatten, aufgegeben hatte.

      Das dritte Fenster musste sich im ersten oder zweiten Zimmer auf der rechten Seite befinden. Die Räume auf der anderen Seite des Korridors waren zur Rückseite ausgerichtet und kamen nicht in Frage.

      Ich trat die erste Tür auf.

      Milo sicherte auf dem Flur.

      Ein kahler Raum ohne Möbel lag vor mir. Die Abdrücke auf dem hellblauen Teppichboden zeigte genau an, wo die einzelnen Möbelstücke gestanden hatten.

      Beide Fenster waren geschlossen.

      Ich schnellte zurück, machte Milo ein Zeichen.

      Diesmal war er dran, die Tür aufzustoßen und den Raum als erster zu betreten, während ich auf dem Flur sicherte.

      Mit der SIG in der Faust machte er einen Schritt in den Nachbarraum, dessen Tür nur angelehnt gewesen war. Das Fenster stand offen. Anders als in den ultramodernen Bürotürmen, die sich dreißig, vierzig oder noch mehr Stockwerke in den Himmel über Manhattan erheben, bei denen sich die Fenster oft aus Angst vor Selbstmördern gar nicht mehr öffnen lassen und Frischluft einzig über die Klimaanlage in die Räume gebracht werden kann, waren hier ganz herkömmliche Schiebefenster zu finden, wie sie in den meisten amerikanischen Häusern üblich sind.

      Milo senkte die Waffe.

      Dies war also der Ort, von dem aus geschossen worden war.

      „Los, lass uns die anderen Räume noch kurz durchsuchen“, sagte Milo.

      „Warte!“

      „Was ist?“

      „Hier stimmt was nicht.“ Ich deutete auf den Vorhang am Fenster. Er hing schlaff herunter, bewegte sich nicht. „Mister Conroy, öffnen Sie die Glastür!“, rief ich.

      „Steht offen!“, gab Conroy einen Augenblick später zurück.

      Milo sah mich verständnislos an. „Worauf willst du hinaus, Jesse?“

      „Kein Durchzug, Milo! Der Kerl ist nicht durch die Glastür zu den Aufzügen gelaufen!“

      „Sondern?“

      Ich rannte über den Flur, stieß die Tür gegenüber auf. Sie war nur angelehnt. Mit der SIG in der Hand trat ich ein. Eines der zum Hinterhof ausgerichteten Fenster stand offen. Zugluft entstand und ließ die Tür hinter mir zuschlagen.

      Ich lief zum Fenster und blickte in den Hinterhof. Ein Mann mit Baseball-Kappe und einer Sporttasche über der Schulter ging eiligen Schritts auf die etwa hundert Meter entfernte Ausfahrt des von mehrstöckigen Brownstone-Bauten eingerahmten Hinterhofs zu, der vor allem als Parkplatz diente.

      Über eine Feuertreppe konnte man hinab gelangen. Ich zögerte keine Sekunde, schwang mich aus dem Fenster, erreichte den ersten Absatz der Feuertreppe und rannte sie hinunter.

      „Stehen bleiben! FBI!“, rief ich dem Kerl mit der Baseball-Cap hinterher.

      Der Kerl drehte sich um.

      LAKERS stand in Großbuchstaben auf seiner Mütze. Die Augen waren durch eine Sonnebrille mit Spiegelgläsern verdeckt, sodass man von seinem Gesicht lediglich Nase und Kinnpartie sehen konnte.

      Der Mann mit der LAKERS-Mütze griff unter seine blousonartige Jacke, riss eine Waffe hervor und feuerte sofort in meine Richtung.

      Schüsse peitschten, kratzten Funken sprühend am Metallgestänge der Feuertreppe entlang oder gruben sich in das vergleichsweise weiche Brownstone-Mauerwerk.

      Ich feuerte zurück.

      Milo hatte inzwischen das Fenster erreicht und gab mir ebenfalls Feuerschutz.

      Der Kerl rannte auf die Ausfahrt zu.

      Ich sah zu, dass ich hinunter kam, nahm mehrere Stufen mit einem Schritt, sprang und rutschte, bis ich schließlich den Asphalt des Hinterhofs unter den Schuhen hatte.

      Wieder peitschten Schüsse in meine Richtung. Ich duckte mich hinter einer parkenden Limousine, feuerte zurück, ohne jedoch zu treffen.

      Der Mann mit der LAKERS-Mütze hatte jetzt die Einfahrt zum Hinterhof erreicht.

      Ein Wagen bremste.

      Es handelte sich um einen Ford in Silber Metallic. Der LAKERS-Mann richtete die Waffe auf den Fahrer, umrundete die Motorhaube, riss die Fahrertür auf und zerrte den etwa fünfzigjährigen Mann am Steuer grob heraus.

      „Nicht schießen!“, zitterte der Ford-Fahrer.

      Der Killer gab ihm einen Schlag mit dem Lauf seiner Pistole, der ihn niedersinken ließ. Dann setzte er sich ans Steuer.