Sammelband 6 Krimis: Der Killer in den Bergen und andere Krimis für Strand und Urlaub. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745203523
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auf Azzaro steckt“, behauptete Gutierrez.

      „Wirklich nicht? Eigentlich liegt es nahe, dass jemand von Ihrer direkten Konkurrenz dahinter steckt. Jemand, der Sie treffen will und Ihnen dafür erst einmal einen Bauern aus dem Spiel nimmt. Aber ich nehme an, dass Azzaro in Ihrem ganz persönlichen Spiel sehr viel mehr als nur ein Bauer war – habe ich Recht?“

      „Hören Sie, Mister Duarte, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich habe meine Organisation im Griff und gegen Konkurrenz kann ich mich wehren...“

      „Mit diesem Jammerlappen von Bodyguard, der wie eine Vogelscheuche vor der Tür herumstand?“ Duarte lachte rau. „Das ist doch nicht Ihr Ernst. Hier kann doch jeder hereinspazieren und Sie umlegen, Gutierrez!“ Duarte beugte sich etwas weiter vor und sprach nun in gedämpftem Tonfall. „Sie stecken in Schwierigkeiten, Gutierrez. Und zufällig bin ich der Mann, der Sie raus hauen kann – oder haben Sie vielleicht Ihren Bluthund selbst umbringen lassen, weil er Ihnen lästig wurde? Weil er vielleicht zu gierig wurde und sich all die kleinen, schmutzigen Geheimnisse, die er mit Ihnen teilt, bezahlen lassen wollte?“

      „Sie erwarten doch nicht im Ernst, dass ich dazu jetzt etwas sage!“

      „Wenn erst die Homicide Squad oder das FBI auf der Matte stehen, werden Sie antworten müssen, Gutierrez und ich kann nur auch in meinem eigenen Interesse hoffen, dass Sie sich bis dahin Ihre Antworten etwas besser zurechtgelegt haben, anstatt Champagner zu schlürfen!“

      „Ich weiß Ihre Sorge um mich zu schätzen, Mister Duarte“, erwiderte Gutierrez, dem bereits der Schweiß auf der Stirn stand. Ihm war klar, worauf Duarte hinauswollte. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht... „Ich komme sehr gut allein zurecht. Dass es zwischendurch mal ein paar Schwierigkeiten gibt, wissen Sie ja wohl auch aus eigener Erfahrung.“

      „Ich mache Ihnen ein Angebot“, sagte Duarte.

      Ein Angebot von der Sorte, die man nicht ablehnen kann!, dachte Gutierrez bitter. Genau so etwas hatte er erwartet. Aber nicht mit ihm! Er war entschlossen, Duarte die Stirn zu bieten – wenn auch vielleicht nicht gerade jetzt, da die Läufe mehrerer Maschinenpistolen vom Typ MP 7 auf ihn gerichtet waren.

      „Ich schütze Ihre Geschäfte, Mister Gutierrez und dafür bekomme ich einen Anteil von allem, was Sie an Gewinn einstreichen von sagen wir dreißig Prozent. Ich bin ja kein Unmensch und möchte natürlich auch, dass Sie existieren können. Aber für den Schutz muss ich nun einmal gewisse Unkosten vorstrecken... Sie haben sicher Verständnis dafür.“

      „Ich werde mir Ihren Vorschlag durch den Kopf gehen lassen, Mister Duarte...“

      Duarte schnipste mit den Fingern, woraufhin einer der Bodyguards seine MP7 an einen der anderen Gorillas weiterreichte. Der Kerl begann mit den Fingerknochen zu knacken.

      „Die direkte spanische Übersetzung des Wortes ‚Killer’ lautet ‚Matador’, wie jeder der in Spanish Harlem aufgewachsen ist, sich erinnern sollte“, begann Duarte. Er sprach mit leiser, wispernder Stimme, deren Klang Gutierrez an klirrendes Eis erinnerte. „Matador hört sich sehr viel poetischer an als Killer – finden Sie nicht, Mister Gutierrez?“ Duarte deutete auf den Kerl, der sich offenbar anschickte, Gutierrez zusammenzuschlagen. „Matador – das ist sein Spitzname. Er tötet langsam. Er weiß, wie man Schmerzen zufügt. Wenn er mit Ihnen fertig ist, werden Sie ein Krüppel sein, Gutierrez...“

      „Pfeifen Sie Ihren Dobermann zurück!“, zeterte Gutierrez.

      „Was soll ich machen? Er hatte in letzter Zeit wenig zu tun und braucht wieder Übung!“

      Matadors Pranke schnellte blitzschnell vor. Er packte Gutierrez’ Nase, drehte sie her herum. Gutierrez schrie. Blut lief ihm über das Gesicht.

      „Okay, okay...“, stieß Gutierrez schließlich hervor, nachdem er sich wieder gefasst hatte. „Dreißig Prozent sind in Ordnung.“

      „Fünfunddreißig“, verlangte Duarte. „Dreißig hätte ich genommen, wenn es ohne irgendwelche Schwierigkeiten zu einer Einigung gekommen wäre.“

      Gutierrez schluckte.

      Hass leuchtete in seinen Augen.

      Aber er konnte nichts tun.

      Nicht jetzt...

      Matador packte Gutierrez’ Handgelenk bis es knackte. Und der Wäscher von East Harlem schrie.

      „Wir sind uns also einig“, stellte Duarte fest.

      „Ja“, knurrte Gutierrez.

      Der dicke Mann im schneeweißen Anzug erhob sich. Ein triumphierendes Grinsen stand auf seiner Stirn. „Ich habe immer gerne mit Ihnen Geschäfte gemacht, Gutierrez. Und ich hoffe, dass das noch lange so bleibt – zukünftig auch gerne wieder in angenehmerer Gesprächsatmosphäre. Aber das liegt ganz bei Ihnen. Und jetzt noch eine Sache: Wer spuckt Ihnen ins Geschäft, Gutierrez? Wer immer es ist, ich blas ihn aus dem Weg...“

      6

      Milo und ich fuhren später zur neuen Residenz von Jeffrey Watson, dem ehemaligen Chef von Watson & Partners.

      Per Handy versorgte uns die Zentrale über alle gegenwärtig über Watson vorliegenden Informationen. Agent Max Carter, einer unserer Innendienstler aus der Fahndungsabteilung, hatte auf die Schnelle herausfinden können, dass die Kanzlei vor kurzem aufgelöst worden war.

      Trotzdem waren alle drei Teilhaber weiterhin an der Verteidigung in Ray Azzaros jüngstem Prozess beteiligt gewesen. Schließlich war jeder von ihnen nach wie vor als Anwalt zugelassen.

      „Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!“, meinte Milo. „Ein Gangster stirbt durch einen Schuss, der aus der Kanzlei seines Anwalts abgegeben wurde. An Zufälle glaubt doch da niemand!“

      Zuvor hatte Watsons Kanzlei immer wieder Mandanten aus dem Umfeld von James Gutierrez verteidigt, darunter mehrere Drogenhändler, die wir der Organisation von Benny Duarte zurechneten, einem Drogenkönig, der unseren Erkenntnissen nach in geschäftlichen Verbindungen zu Gutierrez stand, ohne dass wir einem der beiden daraus bislang einen Strick hätten drehen können.

      Watsons gegenwärtige Wohnung war eine Traumetage am Ende der Fifth Avenue mit Blick auf den Central Park.

      Wir hatten gerade einen Parkplatz gefunden, als Milos Handy schrillte. Es war noch einmal Agent Carter aus dem Innendienst. Er war auf einen interessanten Fall gestoßen, der vor drei Jahren vor Gericht ausgetragen worden war. Ray Azzaro war wegen schwerer Körperverletzung und Drogenhandel angeklagt und aus Mangel an Beweisen schließlich freigesprochen worden. Der Verteidiger in diesem Verfahren war ebenfalls niemand anderes als Jeffrey Watson gewesen, Senior Partner der Kanzlei Watson & Partners.

      Wir fuhren in den zwölften Stock des exklusiven Appartementhauses in dem er jetzt residierte. Die Miete dieser Traumetage musste mindestens das Dreifache dessen betragen, was ihn die Räumlichkeiten in dem Brownstone-Bau gegenüber dem Gerichtsgebäude gekostet hatte.

      Aber Jeffrey Watson schien sich das leisten zu können.

      An seiner Wohnungstür verriet kein Schild, dass sich hier die Residenz eines Anwalts befand. Ob er überhaupt noch ein Büro unterhielt, war noch keineswegs klar.

      Ich betätigte die Klingel.

      Ein Kameraauge