Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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      »Das ist Jack Flanagan«, flüsterte der Marshal dem Spieler zu.

      Der Mann drinnen im Hausflur mußte es gehört haben. Seine röhrende Stimme dröhnte den beiden Dodgern durch den Hausgang wieder entgegen:

      »Ja, hier steht Jack Flanagan! Der älteste der Familie, der Mann, der seine Brüder rächt!«

      »Kommen Sie raus, Jack!« schrie ihm der Marshal zu.

      »Holen Sie mich doch.«

      »Das werde ich tun.«

      Wyatt Earp ließ keine Sekunde verstreichen.

      Er duckte sich nieder und sprang in den Hausgang.

      Zu spät zischten die beiden Geschosse, die der Bandit auf ihn abgegeben hatte, durch die leere Tür.

      Wyatt Earp war längst links an der Wandseite und hechtete dem Desperado mit vorgestrecktem Kopf entgegen. Er riß ihn nieder, stieß ihm die Waffe aus der Faust, packte ihn, zerrte ihn wieder hoch und schleifte ihn zum Eingang.

      Jack Flanagan war von dem harten Angriff regelrecht überrumpelt worden. Aber als er auf den Vorbau geschleppt wurde, versuchte er noch sich zu wehren.

      Wyatt schob ihm mit der Linken den schweren sechskantigen Buntline Special in die Rippen.

      »Lassen Sie die Hände oben, Jack!«

      Sie mußten jetzt sehen, daß sie schnell hier wegkamen, denn es war nicht ausgeschlossen, daß dem Outlaw aus dem Haus Hilfe kam.

      Wyatt packte ihn am Ärmel und schob ihn vor sich her in die Parallelgasse.

      In diesem Augenblick kamen unten aus den Miner Camps drei Männer, die sich der Ecke von Wongs China-Bar näherten. In dem fahlen Licht, das durch die mit grünem Glaspapier beklebte Tür auf die Straße fiel, mußten die drei Männer den Missourier erkannt haben.

      Einer von ihnen blieb stehen und deutete auf die Straßenkreuzung.

      »He, das ist doch der große Wyatt Earp!«

      »Na klar, er hat Jack Flanagan gepackt.«

      »Hilfe!« schrie da der Outlaw gellend.

      Die drei Männer aus den Miner Camps kamen herangestürmt und wollten sich sofort auf den Marshal werfen.

      Wyatt Earp hatte den knochigen Jack Flanagan zur Seite gerissen und versetzte ihm gegen das Jochbein einen blitzschnellen Faustschlag, der den Mann besinnungslos niederstreckte. Jetzt waren die drei anderen heran.

      Wyatt fing den ersten mit einem schweren Rechtshänder, stieß den zweiten mit einem Fußtritt zurück und hielt dem dritten den Revolver entgegen.

      Die drei düsteren Gestalten aus den Miner Camps formierten sich rasch wieder und nahmen eine drohende Haltung ein.

      Da kam die klirrende Stimme des Georgiers von hinten an ihre Ohren:

      »Wollt ihr nebeneinander oder übereinander liegen, Boys?«

      Die drei standen wie angenagelt da.

      »Hände hoch!« gebot der Marshal.

      Langsam nahmen die drei Männer die Arme in Schulterhöhe.

      Wyatt Earp entwaffnete sie und schob sie vor sich her.

      Jack Flanagan, der wieder zu sich gekommen war, mußte sich den dreien anschließen.

      »Ein Spaziergang durch diese Stadt ist die reinste Lumpensammlung«, meinte Doc Holliday, während er an einer Zigarette genüßlich zog.

      Als sie ins Office kamen, war Luke Short noch damit beschäftigt, die Holzstapel hinter seinem Kanonenofen aufzubauen.

      »He, da sind ja schon wieder vier Leute. Und der liebe Jack Flanagan ist auch dabei. Welch eine Überraschung! Haben uns lange nicht mehr gesehen, Junge. Hast wohl Sehnsucht nach deinen Brüdern? – Tun Sie mir einen Gefallen, Marshal, und beenden Sie Ihre Rundgänge. Sie bringen jedesmal ein paar Halunken mit, die hier bewacht werden müssen. Wenn es wenigstens noch für jeden einen Dollar gäbe.«

      »Die Stadt hat zwei Dollar fünfzig für jeden rechtmäßig festgesetzten Mann zu zahlen«, erklärte Wyatt Earp. »Es wird überhaupt Zeit, daß der Mayor sich wieder einmal um dieses Gesetz kümmert.«

      Der Riese kratzte sich im Genick. »Zwei Dollar fünfzig? He, das ist ja eine ganze Menge.« Er stülpte sich seinen Hut auf. »Soll ich den nächsten Rundgang machen?«

      Wyatt winkte lächelnd ab. »Nein, Luke, Sie bleiben lieber hier.«

      Es war dem Riesen ohnehin nicht ernst gewesen. Es lag ihm nichts daran, zwei Dollar fünfzig für einen Festgenommenen zu erhalten. Der riesige Mann aus Texas liebte das Abenteuer, das freie, wilde Leben. Wenn er Geld benötigte, so verdiente er sich das entweder auf einer Ranch, oder er saß wie Doc Holliday am grünen Spieltisch und machte da seine Dollars, wenn auch nicht mit dem gleichen brillanten Geschick wie der Georgier. Zur Zeit verdiente er ja mit dem Stern ein paar Dollars.

      Als er sah, daß die beiden Dodger das Office wieder verlassen wollten, warf er einen schrägen Blick zur Uhr.

      »Wollen Sie noch den einohrigen Kerl suchen, Marshal?«

      Wyatt nickte.

      *

      Als Jake Lead sich von Jerry Clanton getrennt hatte, lief er die Fremontstreet hinauf und holte sein Pferd. Er hatte zwar ein paar Dollars gewonnen beim Poker, aber doch zu wenig Geld in der Tasche, um davonreiten zu können.

      Daß er einen Menschen niedergeschossen hatte, und nur um Haaresbreite dem Zugriff des gefürchteten Marshals Earp entronnen war, belastete diesen Mann trotz aller Furcht nicht genug, als daß es ihn um jeden Preis aus der Stadt getrieben hätte.

      Jake Lead beschloß, noch in Tombstone zu bleiben.

      Hier allein war es möglich, Geld zu machen. Es gab mehr Spielsaloons hier als in irgendeiner anderen Stadt Arizonas.

      Die mehrmalige Frage des Marshals, ob er über Fairbanks geritten wäre, hatte ihn noch vor einer Viertelstunde bis ins Mark erschrocken. Aber dieser Schrecken war mit der wiedergewonnenen Freiheit rasch verflogen.

      Jake Lead hatte sich dazu entschlossen, in der Stadt zu bleiben.

      Machte er sich denn gar keine Gedanken darüber, daß von Fort Worth aus Steckbriefe nach ihm losgelassen werden mußten? Dachte er nicht darüber nach, daß man drüben in Fairbanks, das nur wenige Meilen von Tombstone entfernt lag, überlegen würde, wer als Mörder des Sheriffs und seines Deputy in Frage kommen konnte?

      Das war das eigentliche Wesen des Mörders Jake Lead: zynische Gleichgültigkeit, die zuweilen von hündischer Angst überdeckt wurde.

      Lead zog seinen Wallach hinter sich her und verschwand in einer kleinen, winkligen Gasse, die zum Nordende der Stadt führte.

      In einem der letzten Häuser sah er noch einen Lichtschein in den Hof fallen. Er zog seinen Gaul durch das Tor, ließ ihn stehen und trat an das Fenster.

      Er sah eine junge Frau über eine Waschwanne gebeugt, damit beschäftigt, Hemden auszuwaschen.

      Lead beobachtete sie eine Weile. Dann ging er auf die Hoftür zu und fand sie zu seiner Befriedigung unverschlossen. Lautlos trat er in den Hausgang.

      Links stand die Tür zu einem kleinen Zimmer offen.

      Er lauschte hinein und hörte das gleichmäßige Atmen eines Menschen. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte er rechts ein Kinderbett.

      Er verließ das Zimmer wieder, trat auf den Gang, blieb vor der Tür stehen und sah den Lichtschein, der in den Flur fiel. Es war die Küchentür, hinter der er die Frau wußte.

      Als er sie öffnete, fuhr die Frau mit einem erstickten Schreckensruf herum.

      »Was wollen Sie?« brach es von ihren Lippen.

      Beinerne Blässe hatte ihr verhärmtes Gesicht überzogen.