Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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sicher nicht«, entgegnete Doc Holliday. »Aber vielleicht ist ihr Geld es wert.«

      »Geld?« knurrte der Riese. »He, da liegen ihre Klamotten auf dem Bord drüben. Von Geld kann da wohl nicht die Rede sein.«

      »Sie brauchen es ja nicht bei sich zu haben, aber vielleicht hatten sie welches in Aussicht.«

      Wyatt nickte. »Ja, das ist sehr gut möglich. Offenbar hatten sie irgendeine schiefe Sache vor, bei der wir sie gestört haben. Und Fleming und Hastings wußten was von der Geschichte und wollten davon profitieren.«

      So sehr der Texaner sich auch bemühte, er konnte nicht herausbringen, was die Banditen vorgehabt hatten. Sie versperrten das Jail und das Office und gingen hinten zum Russianhouse von Nellie Cashman, um das Abendbrot einzunehmen.

      Die Inhaberin des Hotels freute sich königlich, als sie den Marshal erblickte. Insgeheim war sie in den stolzen und gutaussehenden Mann aus Missouri, der einen so großen Namen hatte, verliebt. Doc Holliday wußte längst darum, aber als wahrer Gentleman hütete er das kleine Geheimnis der schönen Frau.

      Nachdem die beiden Dodger sich mit einem Bad erfrischt hatten, nahmen sie nach langer Zeit wieder einmal zusammen mit dem Texaner das Abendbrot ein.

      »Und wie soll es jetzt weitergehen?« wollte der Texaner wissen.

      »Das weiß ich selbst noch nicht«, entgegnete der Marshal. »Höchstwahrscheinlich werde ich einmal nach Martini reiten. Ich habe am Roten See so viel davon gehört. Da gibt es ganz sicher noch Wichtigeres aufzuspüren, als wir bis jetzt aufgespürt haben.«

      Die Hotelinhaberin trat an den Tisch und erkundigte sich, ob es geschmeckt habe. Sie hatten ihren Ehrengästen das beste auftragen lassen, was Küche und Keller zu bieten hatten.

      Die drei Männer bedankten sich.

      »Jetzt sollten Sie sich aber zu­nächst tüchtig ausschlafen«, meinte Miß Cashman.

      Der Marshal nickte. »Das werden wir auch tun. Wir machen nur noch einen kleinen Spaziergang.«

      Als sie draußen vor der Tür standen, schlug Doc Holliday vor:

      »Wir sollten am besten in die Prärie hinausgehen. Da laufen wir wenigstens nicht Gefahr, wieder irgendwo in die Tinte zu treten.«

      Aber sie gingen nicht hinaus in die Prärie, sondern hinauf zur Allenstreet und schlenderten über die Vorbauten an den Saloons vorbei.

      Als sie die große Eckschenke, den lichterfüllten Crystal Palace, passierten, blieb der Marshal stehen. Durch eines der Fenster konnte er einen Blick auf die Theke werfen, an der etwa sieben oder acht Männer standen. Einer von ihnen hatte sich weit vornübergebeugt und den Kopf gesenkt. Er schien im Stehen zu schlafen.

      Das war an sich nichts Besonderes – wenn dem Marshal an diesem Mann nicht etwas aufgefallen wäre. Seinem rechten Ohr fehlte die obere Hälfte.

      Wyatt zog die Brauen zusammen und schloß die Augen für eine Sekunde. Was hatte noch der Geistesschwache in Fairbanks gefaselt…?

      Doc Holliday, der bemerkte, daß Earp nicht nachgekommen war, kam zurück und blieb neben ihm stehen.

      »Gibt’s was?«

      »Sehen Sie sich den Mann da drüben an der Theke mal an.«

      »Der schläft.«

      »Ja und?«

      »Phi!« machte da der Spieler. »Dem fehlt ja die halbe Ohrmuschel.« Und dann warf er den Kopf herum. »He, Sie denken an den Verrückten aus Fairbanks!«

      »Ja.«

      Holliday lachte. »Wenn wir allen Leuten, denen ein Stück vom Ohr fehlt, nachlaufen wollten, hätten wir eine Menge zu tun.«

      »Ja, ja.«

      Dennoch blieb der Missourier nachdenklich stehen.

      Jetzt kam auch der Texaner zurück.

      Wyatt deutete auf den Mann an der Theke. »Haben Sie den in der Stadt schon einmal gesehen?«

      Luke bückte sich und sah durch das Fenster. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Sie meinen doch den Burschen, dem das halbe Ohr fehlt?«

      »Ja.«

      »Ich glaube nicht, daß ich ihn schon gesehen habe. Das heißt, ich müßte sein Gesicht sehen.«

      »Das werden wir gleich haben.«

      Die beiden Männer traten in die Schenke, während Doc Holliday im Eingang stehenblieb.

      Der Lärm, der in dem großen zweiteiligen Schankraum herrschte, ebbte sofort ab, als die Zecher und Spieler die beiden Männer bemerkt hatten, die jetzt eingetreten waren.

      Drüben an einem der größten Spieltische saß eine Frau, die sich beim Anblick des Marshals erhob.

      Sie mochte etwa Mitte Zwanzig sein, hatte kastanienrotes Haar und schöngeschnittene smaragdgrüne Augen. Ihr Gesicht war trotz der dicken weißen Puderschicht, die sie daraufgelegt hatte, von ebenmäßiger Schönheit.

      Gebannt starrte sie auf den Mann aus Missouri. Dann legte sie die Karten, die sie in der Hand gehalten hatte, neben ihre Dollarstapel und kam auf die Theke zu.

      Wyatt Earp hatte sie längst bemerkt.

      »Hallo, Miß Higgins.«

      »Ah«, tat sie erstaunt, so, als sähe sie ihn jetzt erst. »Der große Wyatt Earp ist ja auch wieder da.«

      »Ja, und wenn Sie Doc Holliday suchen, der steht da in der Tür.«

      Der Kopf der Frau flog zur Seite.

      Ihre Augen waren weit aufgerissen, und die grünen Kugeln schienen in dem Weiß zu schwimmen. Ein heimliches Feuer brannte in diesen Augen.

      Aber Laura Higgins rührte sich nicht vom Fleck. So sehr es sie auch danach verlangte, den so lange Vermißten anzusprechen, seine Hand zu ergreifen, seiner Stimme zu lauschen – sie rührte sich nicht vom Fleck.

      Und der Georgier tat, als hätte er sie gar nicht gesehen. Gleichgültig blickte er über die Köpfe der Männer im weiten Schankraum.

      Wyatt Earp hatte den Mann mit dem halben Ohr beobachtet und sah jetzt auf Luke Short, der diesen anstieß.

      »He, Mister, ich habe eine Frage.«

      Der Mann wandte den Kopf. Er war alt, vielleicht schon an die Siebzig, und blickte den Texaner aus müden, kranken Augen an. Als er den Stern an der Brust des Riesen sah, zuckte er zusammen.

      »Hallo, Sheriff, was habe ich verbrochen?«

      »Ich weiß es nicht. Sie müssen es besser wissen.«

      »Ach, du lieber Gott.« Der Mann schob sich den Hut aus der Stirn. »Sagen Sie bloß, ich habe im Mietstall vergessen, zu bezahlen?«

      »Das kann schon sein. Holen Sie es schnell nach.«

      »Ja, ja, natürlich. Außerdem ist mein Gaul ja noch hier vor der Tür.«

      Luke Short schüttelte den Kopf. Nein, diesen Mann hatte er noch nicht gesehen.

      Und der Marshal konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß dieser müde alte Mann eben in Fairbanks den Nerv aufgebracht hatte, nachts in die Häuser fremder Leute einzudringen, um sie meuchlings zu überfallen. Dennoch folgte ihm der Marshal jetzt hinaus.

      Als der Alte auf dem Vorbau stand, wandte er sich um. »Ich weiß nicht, Mister, ich habe Sie noch nicht gesehen. Aber ich glaube, ich irre mich nicht, wenn ich annehme, daß Sie Wyatt Earp sind.«

      »Stimmt«, entgegnete der Marshal brüsk, »und wer sind Sie?«

      Da entgegnete der Alte zur Verblüffung des Marshals:

      »Mein Name ist Clanton.«

      Wyatts Augenbrauen bildeten einen einzigen Strich.

      »Wie heißen Sie?«

      »Albert