Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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Eingang war verriegelt, und die Fenster an der Vorderfront waren alle dicht geschlossen.

      »Aha, der Skunk hat sich gesichert! Dieser feige Kojote!« preßte der Entsprungene durch seine Zähne. »Aber das soll ihm nichts nützen! Ich werde ihn finden.«

      Er ging wieder um das Haus und starrte voller Ingrimm auf eine der Fensterscheiben zu ebener Erde.

      Er hatte an alles gedacht. In dem kleinen Bündel, das er bei sich trug, hatte er einen Klumpen Schmierseife. Jetzt verteilte er sie auf das untere Fenster, drückte dann einen Lappen darauf und schob die Schulter gegen die Scheibe. Mit einem leisen Bersten zersprang das Glas, aber es blieb an der Schmierseife kleben. Nur zwei oder drei Splitter fielen in den Küchenraum. Das Geräusch, das sie verursachten, war so gering, daß nur ein Mensch, der sich in diesem Raum aufgehalten hätte, es gehört haben würde.

      Der Bandit schwang sich über die Fensterbrüstung und stand im Küchenraum.

      Rasch durchmaß er ihn und wollte die Tür öffnen.

      Verschlossen!

      Damned. Was jetzt! Er hatte nur Seife für ein einziges Fenster bei sich gehabt. Es blieb ihm keine Wahl, er mußte die Tür mit dem Messer sprengen. Das war eine zeitraubende und gefährliche Aufgabe.

      Aber nach sieben oder acht Minuten hatte er das Schloß mit dem Messer aufgerissen.

      Jetzt stand er im Hausgang auf einem dicken Läufer und lauschte. Irgendwo ächzte eine nicht geschlossene Fensterlade im Nachtwind.

      Lead kannte das Haus des Richters nicht so genau wie die beiden Häuser des Sheriffs und Calhouns. Aber auch hier hatte er schon ein Fenster und eine Zimmertür eingesetzt.

      Er wußte, daß das Schlafzimmer des Richters im Obergeschoß zur Straße hinaus lag. Richter Gipps wohnte mit seiner Frau und seiner dreißigjährigen Tochter hier.

      Da der Eindringling durch das verschlossene Haus und das Aufsprengen der Küchentür sehr viel Zeit verloren hatte, beeilte er sich jetzt, die Treppe hinaufzukommen.

      Als er im Obergeschoß angekommen war, ließ ihn das Ächzen der Fensterlade wieder zusammenzucken.

      Er lauschte ins Haus und kroch dann auf allen vieren weiter.

      Hier oben gab es drei Türen. Die vorderste zur Straße hin mußte zum Schlafzimmer des Richters führen.

      Lead richtete sich neben ihr auf und faßte nach dem Drehgriff.

      Damned! Die Tür war verschlossen.

      Der Verbrecher unterdrückte einen Fluch und wandte sich zur gegenüberliegenden Tür.

      Auch sie war verschlossen.

      Mit zusammengepreßten Zähnen und geballten Fäusten stand der zweifache Mörder da und starrte vor sich hin.

      Hier hatte sich ein Hindernis vor ihm aufgetürmt, das offenbar unüberwindbar war.

      »Well, ich komme wieder!« Nach diesem Versprechen verließ er das Haus auf dem Wege, auf dem er es betreten hatte.

      Es war nicht das Mißtrauen eines Mannes, der sich einriegelt, was dem Richter das Leben gerettet hatte – er war überhaupt nicht da. Vor vier Tagen war er mit seiner Familie hinüber nach Tombstone gefahren, wo eine seiner Verwandten Hochzeit feierte.

      Der Mörder ging in die Stadt zurück und holte sein Pferd.

      Dann machte er einen Fehler: Anstatt Fairbanks zu verlassen, ritt er um das Sheriffs Office herum, blieb in der engen Parallelgasse hinter den Höfen des Sheriffs und des Deputy Calhoun stehen und blickte auf die düsteren Rückfronten der Häuser.

      Es fing an zu regnen.

      Eine Seltenheit in diesem Lande. Aber die sanft niederfallenden Tropfen, die auf den Hutrand und die Schultern des Banditen fielen, hatten eine beruhigende Wirkung auf die aufge­peitschten Nerven des Verbrechers.

      Der Mann merkte gar nicht, daß es immer stärker und stärker regnete. Rasch war der sandige Boden aufgeweicht, und nebliger Dunst stieg in der engen Gasse auf.

      Der Regen war endlich so stark geworden, daß Lead beschloß, davonzureiten.

      Mit hochgeschlagenem Jackenkragen und eingezogenem Kopf vorn­übergebeugt im Sattel hängend, so verließ er die Stadt, in der er blutige Rache genommen hatte.

      *

      Der Morgen graute bereits, als von Nordwesten zwei Reiter in die breite Mainstreet von Fairbanks kamen.

      Der eine war ein hochgewachsener Mann mit breiten Schultern und schmalen Hüften, mit schwarzem Hut und schwarzem Lederzeug. Er saß auf einem hochbeinigen Falbhengst.

      Der Mann neben ihm war ähnlich gekleidet wie er, nur daß er schwar­zes Tuchzeug trug. Er saß auf einem perlschwarzen Hengst.

      Die Gesichter der beiden Männer waren im grauen Licht des Morgens nicht zu erkennen.

      Die beiden waren bis in die Mitte der Stadt gekommen, als der Falbreiter plötzlich sein Pferd anhielt und den Gefährten anstieß.

      »Doc«, sagte er leise, »sehen Sie da hinüber.«

      Es waren Wyatt Earp und Doc Holliday, die von Port Latur kamen und die Jagd nach dem Mexico Man Jallinco hinter sich hatten. Die beiden Dodger waren auf dem Weg nach Tombstone.

      Wyatt Earp hatte drüben vor dem Haus des Sheriffs den Galgen entdeckt. Ebenso verblüfft wie er blickte nun auch der Gambler auf das makabre Gerüst, das drohend in den schwarzgrauen Morgenhimmel ragte.

      Der Georgier stieß ein leises unheimliches Lachen aus. »Ich wußte es ja, daß wir es nicht einmal bis Tombstone schaffen würden«, meinte er, nahm eine feuchtgewordene Zigarette aus seiner Revolvertasche und riß ein Zündholz an.

      Die Zigarette schmeckte schlecht, fade und feucht.

      Der Gambler schnipste sie wieder von sich. Die Glut zerstob in einer Regenlache.

      Wyatt Earp führte seinen Hengst an den Vorbau des Sheriffs Office und glitt aus dem Sattel.

      Seine Glieder waren von dem langen Ritt durch den Regen steif und müde geworden.

      Auch Doc Holliday stieg ab.

      Sie warfen ihre Zügelleinen um den Querholm und betraten den Vorbau.

      Die Tür des Offices war verschlossen.

      Ohne sich erst verständigen zu müssen, gingen sie durch eine Häuserlücke in die Parallelgasse und blickten in den Hof des Sheriffs Office.

      Da schien alles still zu sein.

      Der Missourier kniff die Augen zusammen und meinte dann flüsternd: »Die Hoftür steht offen.«

      Holliday wollte weitergehen auf das Tor zu, als der Marshal ihn festhielt.

      »He, warten Sie«, flüsterte er und deutete auf den aufgeweichten Boden, der jetzt im silbergrauen Frühlicht die scharfen Spuren eines Pferdes zeigte.

      »He, da hat es einer eilig gehabt! Fußabdrücke an der Mauer…«

      Die beiden Männer folgten den Spuren und stellten fest, daß sie durch eine Querstraße aus der Stadt führten.

      Wyatt Earp blickte der Fährte nach.

      »Er ist nach Südosten geritten.«

      Der Spieler nickte. »Ja, nach Tombstone.«

      Sie waren zurückgegangen und kletterten über den Zaun des Sheriffs Office.

      Die Tür stand offen.

      Wyatt Earp riß ein Zündholz an und suchte eine Wandlampe. Er fand auch eine, doch der Docht war so verrußt, daß er kein Feuer annahm.

      Der Marshal tastete sich in dem Dunkel vor, riß wieder ein Zündholz an und fand die Schlafkammer des Sheriffs offen. Als er das dritte Zündholz anriß, bot sich ihm ein furchtbarer Anblick dar.

      Ein Toter lag neben dem