Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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hätte ich Sie gern gefragt«, entgegnete der Spieler.

      »Mein Name ist Lea…« Jäh brach der Mörder ab. Wie kam er dazu, sich von diesem Mann ausfragen zu lassen? »Lassen Sie mich zufrieden«, krächzte er.

      Wieder brach dieses eisige, rostige Lachen von den Lippen des Spielers.

      »Nervös?«

      Jake Lead wich noch einen Schritt zurück.

      »Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen mich zufrieden lassen«, schnarrte er.

      Und wieder lachte der Georgier.

      Da machte der Verbrecher drei hastige Schritte nach vorn, bis er dicht an dem Vorbau stand, warf den Kopf hoch und blickte den Gambler aus verzerrtem Gesicht an. Angst und Trotz mischten sich in seiner Stimme, als er fragte: »Was wollen Sie von mir?«

      »Ich suche nur einen Partner zum Spiel«, entgegnete Holliday.

      »Zum Spiel?« Lead senkte den Kopf und überlegte.

      Damned, er hatte kein Geld. Ein paar Dollar könnten nichts schaden. Wieder sah er auf und musterte den Mann. Aber wieder konnte er außer Umrissen nichts erkennen. Es schien ein Stadtfrack zu sein, ein Mann im Tuchanzug mit weißer Hemdbrust, denn die war immerhin zu sehen.

      »All right, vielleicht können wir ein Spiel machen.«

      Er zog sich auf den Vorbau hinauf und stellte sich jetzt so, daß er den anderen besser sehen konnte.

      »Mein Name ist Leaven.«

      »Ein hübscher Name. Ich kannte mal einen Mann, der so hieß. Er war ein netter Bursche, hat mir eine ganze Menge im Poker abgenommen«, log der Georgier.

      Jake Lead fiel auf diesen Bluff sofort herein. Was dieser Leaven gekonnt hatte, würde er auch können.

      »Kommen Sie«, krächzte er, »gehen wir hinüber zu Halmy.«

      »Nein, nein«, winkte der Spieler ab, um dann ironisch fortzufahren: »Da drüben ist es mir zu vornehm.«

      Lead musterte ihn argwöhnisch. »Wohin wollen Sie denn?«

      »Wir werden in den Crystal Palace gehen.«

      »In den Crystal Palace?« Lead musterte die hellerleuchtete Fensterfront des großen Saloons.

      Nein, da hinein wollte er nicht.

      Der ausgebrochene Sträfling starrte einen Augenblick vor sich hin. Dann nahm er die Zügelleinen wieder vom Querholm und wollte seinen Gaul wegziehen.

      »Ich komme gleich wieder, Mister, ich möchte nur unten in meinem Quartier etwas Geld holen.« Er hatte das Pferd schon aus der Reihe gezogen und wollte in den Sattel steigen.

      Klick! machte es da hinter ihm.

      Es gab sicher keinen Mann im weiten Westen, der dieses Geräusch nicht gekannt hätte.

      Jake Lead stand einen Augenblick wie versteinert da und wandte sich dann um.

      Aber der Mann oben auf dem Vorbau hatte keine Waffe in der Hand.

      Blitzschnell hatte sie der Spieler im Halfter verschwinden lassen.

      »Also doch nervös«, meinte er.

      Aber etwas in seiner Haltung veranlaßte den Banditen, das Pferd wieder an die Halfterstange zurückzubringen, um mit dem Mann zusammen den Crystal Palace zu betreten.

      Er war ziemlich besetzt, aber ein kleiner Spieltisch war noch frei. Doc Holliday nahm sofort Platz, und Lead setzte sich ihm gegenüber nieder.

      Da sie keine weiteren Stühle herangezogen hatten, kam auch niemand auf den Gedanken, an ihrem Spiel teilzunehmen.

      Es wäre auch sowieso niemand hier auf den Gedanken gekommen. Schließlich kannten die Leute im Crystal Palace alle den Mann im schwarzen eleganten Habit mit dem weißen Rüschenhemd und der weinroten Halsschleife. Wer sich zu dem großen Gambler Holliday an den Spieltisch setzte, der mußte über mehr als nur über Selbstvertrauen verfügen.

      Holliday merkte schon nach dem ersten Gang, daß Lead ein schlechter Spieler war. Er gab ihm eine Chance, bluffte nur schwach und ließ ihn zweimal gewinnen.

      Aber dann versuchte Lead einen billigen Trick.

      Holliday übersah ihn und wußte ihn zu überspielen.

      Als der Bandit aber weitere Tricks versuchte, schaltete Holliday ihn aus, indem er ihn rücksichtslos verlieren ließ.

      Es war für den brillanten Spieler eine Leichtigkeit, den Mann zu bluffen. Nicht etwa, daß er mogelte. Doc Holliday war alles andere als ein Falschspieler. Im Gegenteil, er haßte Leute, die davon lebten, andere mit Spielkarten zu betrügen. Holliday konnte sich auf seine überlegenen Fähigkeiten und die Beherrschung seines Gesichtes sowie das Studium fremder Gesichter verlassen und so das Spiel für sich entscheiden.

      Plötzlich stand Lead auf. »Ich komme gleich zurück. Kleiner Gang in den Hof.«

      Holliday nickte.

      Lead ging auf die Korridortür zu und verschwand. Als er im Hof war, rannte er auf das Tor zu, lief durch die Gasse auf die Allenstreet und hastete den Pferden entgegen.

      Als er die Zügelleinen seines Wallachs vom Querholm lösen wollte, legte sich eine Hand auf seine Linke.

      Der Kopf des Mörders flog hoch. Er blickte in die glimmenden Augen Doc Hollidays.

      »Was wollen Sie?« keuchte er.

      »Sie haben noch drei Einsätze zu zahlen, Mister.«

      »Ja, ja, ich komme. Ich suche nur hier in der Satteltasche – da hatte ich noch Geld.«

      »Seit wann hängt die Satteltasche an der Zügelleine?«

      Lead ließ die Leine los und kramte in seiner Satteltasche herum.

      Verzweifelt überlegte er, wie er sich dieses Mannes entledigen könnte.

      Vorsichtig schob er mit der Linken den Revolver weiter nach vorn auf den Oberschenkel. Er maß die Entfernung zum Vorbau, auf dem der Fremde jetzt stand. Sechs Yards. Das müßte ein sicherer Schuß werden.

      Er konnte den Mann als Silhouette vor dem Fenster genau ausmachen. Und plötzlich hatte er Mund und Augen vor Verblüffung weit aufgerissen. Der Fremde hatte aus beiden Halftern die Revolver gezogen und ließ sie in die Höhe tanzen, fing sie kreuzweise wieder auf. Dann wirbelten sie um seine Hände, um gleich wie Spukgegenstände wieder in den Lederschu­hen zu verschwinden.

      Jake Lead schluckte. Damned! Das war ja ein höllischer Bursche, an den er da geraten war. Wie der mit den schweren Colts umging! Als ob sie gewichtslos wären…

      Langsam stampfte er auf den Vorbau zu und ging vor Doc Holliday wieder in den Schankraum. Hinten im Spielsaloon waren alle Tische besetzt. An den leeren Tisch der beiden hatten sich zwei andere Männer gesetzt.

      »Da, sehen Sie«, sagte Lead, noch ehe sie den Tisch erreichten, »unser Tisch ist besetzt.«

      »Keine Sorge«, entgegnete Holliday und schob ihn vorwärts.

      Als sie an den Tisch herankamen, blickten die beiden Männer auf. Und als sie Holliday erkannten, verließen sie ihre Plätze fluchtartig, tippten an ihre Hutränder und murmelten etwas wie »Guten Abend«.

      Lead nagte mit den Zähnen an der Unterlippe.

      Hölle! Dieser Fremde schien hier allerlei Achtung zu genießen. Die Leute kannten ihn offensichtlich und riskierten keinen Streit mit ihm.

      Die beiden spielten weiter.

      Doc Holliday war durchaus noch nicht davon überzeugt, daß er den Mann vor sich hatte, der drüben in Fairbanks den Sheriff ermordet und den Hilfssheriff lebensgefährlich verwundet hatte. Aber irgend etwas stimmte mit diesem Mann nicht.

      Sein fahriges Gehabe, sein unsteter Blick, sein Zusammenzucken bei lauten Geräuschen, dies alles ließ auf ein schlechtes Gewissen oder auf schlechte