Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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verseucht, daß es höchstwahrscheinlich nur noch Galgenmänner gibt«, sagte der Georgier leise vor sich hin.

      Der Marshal sog die Luft tief in die Lungen ein und stieß sie langsam prustend aus.

      »Ja, wenn es so weitergeht, dann ganz bestimmt«, entgegnete er.

      »Irgendwie müßte man doch die Armee einschalten können. Das Unwesen nimmt ja wirklich überhand.«

      »Die Armee?« Der Marshal lachte. »Nein, Doc, das wird nicht viel Wert haben. Die Armee ist viel zu schwach und überaltet. Da sind die Graugesichter ganz bestimmt in der Überzahl. Sie würden die wenigen Soldaten, die wir noch hier haben, innerhalb weniger Wochen ausgerottet haben.«

      »Und wie glauben Sie, daß die Geschichte ausgehen wird?«

      »Ich weiß es nicht. Solange der Große Boß noch auf freiem Fuß herumläuft, ist ein Wachsen der Bande gar nicht zu verhindern.«

      Der Spieler nickte. »Ja, das ist richtig. Also müssen wir ihn um jeden Preis finden.«

      »Um jeden!« wiederholte der Marshal.

      Sie hatten den Weg nach Osten eingeschlagen und ritten jetzt auf der Overlandstraße, die nach Tombstone führte. Es war dunkel, als sie von Nordwesten her am Graveyard vorbei in die Fremontstreet und dann hinunter in die Allenstreet einbogen.

      Grau, feucht, neblig und von einer dumpfen Luft umgeben, empfing sie das ungastliche Tombstone.

      »Ein Höllennest«, meinte der Georgier. »Gäbe es nicht als einzigen Lichtblick den langen Luke Short hier, so könnte der Teufel dieses Nest holen.«

      In der Tat wirkte die Stadt ›Grabstein‹ heute noch düsterer und unheimlicher als sonst. Sie hatte dem Marshal Earp und seinem Gefährten schon so viel Unglück gebracht, daß die beiden am liebsten in einem Bogen von tausend Meilen Umweg daran vorbeigeritten wären.

      Im Gegensatz zu den anderen Städten, die sie in den letzten Tagen durchritten hatten, herrschte auf Tomb­stones Mainstreet, der Allenstreet, reges Leben.

      In Bob Jennifers Bar wurde gepokert. An einem Fenstertisch saßen vier Männer und starrten auf die Kartenblätter in ihrer Hand.

      Da schob einer von ihnen, ein flachsbärtiger, hagerer Bursche sein Spiel zusammen und stand auf. Er hatte durchs Fenster gesehen und etwas entdeckt, das ihn vom Stuhl zog.

      »Hölle und Teufel«, flüsterte er. »Wyatt Earp ist in der Stadt!«

      Die drei anderen erhoben sich ebenfalls.

      »Wyatt Earp?«

      Der Blonde nickte. »Es läßt sich nicht leugnen.« Dann ruhte sein Blick wütend auf dem Begleiter des Marshals. »Und der Doc ist auch bei ihm.«

      Sofort erhoben sich alle von ihren Plätzen und verließen die Schenke vom Hofeingang zu.

      Als sie an der Theke vorbei wollten, steckte der Keeper seinen langen Arm aus und öffnete die Hand.

      »Zahlen, Gents. Erst zahlen.«

      Der Blonde fauchte ihn an. »He, was fällt dir ein! Dir geht’s wohl zu gut, he? Willst du ehrbare Leute beleidigen? Du siehst doch, daß wir austreten. Wir kommen gleich wieder.«

      Der Keeper schüttelte den Kopf. »Nichts da, erst wird die Zeche bezahlt.«

      Da holte der Blonde blitzschnell aus und hieb dem Keeper seine Faust unter die Kinnlade. Es machte nur schwupp, und der Keeper sauste hinter seine Theke zurück, wo er still am Boden liegen blieb.

      Die vier Männer traten hinaus in den staubigen Hof und standen da hinterm Tor.

      »Was jetzt?« fragte der Blonde.

      Ein untersetzter, vierschrötiger Kerl mit Armen, die eher zu einem Gorilla zu gehören schienen, zog die Schultern hoch.

      »Das mag der Teufel wissen. Wie kommt der Kerl hier in die Stadt? Ausgerechnet jetzt.«

      Ein dürrer langer Mensch mit kleinem Kopf, der auf nur oberarmdickem Hals saß, krächzte: »Ich finde, das ist doch gar kein Problem.«

      »Kein Problem?« fuhr ihn der Blonde an. »Na hör mal, wo hast du deinen Verstand gelassen? Es ist Wyatt Earp! Der Mann, den wir jetzt am wenigsten in dieser Stadt gebrauchen können.«

      »Ach was, mit Harder werden wir so und so fertig.«

      Miguel Harder war ein Geldverleiher. Er hatte sein Geschäft in der Straße, in der Rozy Gingers Bar lag. Harder war ein vierzigjähriger Mensch. Groß, kräftig, brutal, reich geworden nur durch Wucherzinsen.

      Die vier Männer hatten es auf sein Geld abgesehen.

      Der Blonde kratzte sich im Nacken. »Eines steht fest, wenn Wyatt Earp in der Stadt ist, können wir es nicht riskieren.«

      Da stampfte der Gorillamann mit dem Fuß auf.

      »Blödsinn! Carol hat recht, die Sache ist wirklich kein Problem. Ich übernehme den Marshal und ihr beide den Doc.«

      »Und ich?« krächzte der Lange.

      »Du deckst uns.«

      »All right.«

      Carol Lisson, Ernie Flipp, Jonathan Rademacher und Nat Higho traten auf die Straße. Sie stellten sich nebeneinander und versperrten den Fahrdamm.

      Links und rechts auf den Vorbauten blieben Leute stehen. Trotz der Dunkelheit konnte ihnen nicht verborgen bleiben, was sich hier anbahnte.

      Der Marshal und der Spieler waren vorm Oriental Saloon von den Pferden gestiegen. Bis auf vier Yard kamen die vier Banditen heran.

      »He, Earp!« brüllte Rademacher plötzlich.

      Wyatt Earp und Doc Holliday fuhren herum.

      Da brüllten auch schon die Revolver der Banditen auf.

      Obgleich sie die Überraschung für sich gehabt hatten, war ihre Chance doch nicht groß genug gewesen.

      Oder besser gesagt: zu schnell war das Reaktionsvermögen der beiden Männer, die sie hatten überrennen wollen. Wyatt Earp und Doc Holliday hatten sich sofort im Fallwurf herumgeworfen und gefeuert.

      Rademacher und Lisson torkelten in die Beine getroffen zurück. Rademacher taumelte zur Seite und stürzte gegen den Vorbau. Higho hob seine Arme in Schulterhöhe.

      Wyatt Earp stand vom Boden auf, und Doc Holliday blieb sichernd hinter ihm stehen.

      Langsam kam der Marshal auf Higho­ zu, der sich ergeben wollte, nahm ihm die Waffe aus dem Gurt und ließ ihn stehen. Dann ging er zu den anderen und entwaffnete sie.

      Als er sich umwandte, stürmte oben vom Vorbau des Crystal Palaces mit Riesenschritten ein Mann näher, der sicherlich acht Fuß groß war. Es war der Texaner Luke Short, der seit einiger Zeit in Tombstone den Stern des Gesetzes trug.

      »Hölle und Teufel, wer hat hier geschossen?«

      Plötzlich erkannte er den Georgier vor sich. »Doc Holliday?« entfuhr es ihm verblüfft.

      »Ja, Luke, wenn Sie nichts dagegen haben.«

      »Wo ist der Marshal?«

      Dann sah Luke auch schon den Marshal vor sich auftauchen. »Wyatt!«

      »Hallo, Luke.«

      Die Freunde begrüßten einander mit einem kurzen Händedruck.

      »Hölle und Teufel!« rief der Texaner, als er die Gefangenen, die alle nicht schwer verwundet waren, vor sich her schob und auf das Office zuhielt. »Hier passiert Ewigkeiten nichts, und kaum sind Sie in der Stadt, dann ist der Teufel los.«

      Holliday steckte den kleinen Finger ins Ohr und ließ ihn auf und ab vibrieren. »Mir ist doch, als habe ich den Satz schon ein paarmal gehört, Luke?«

      »Ja, ich war sogar ein paarmal der Grund für solche Reden. Nur war es dann ein anderer Sheriff, der das sagte.«

      »Kennen