HOTEL MEGALODON. Rick Chesler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rick Chesler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354135
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Der linke Propeller ist ja vollkommen verbogen! Und eine tiefe Beule im Fahrwerk hast du dir auch noch eingehandelt!«

      Coco stieg aus und lächelte ihn verlegen an. Doch als sie sich rechtfertigen wollte, hielt Mick eine Hand hoch.

      »Spar’s dir, hier kommt der Big Boss. Ihm musst du es auf jeden Fall erklären.«

      Sie erschauderte, als sie zum Pier hinüberschaute und den Mann sah, der sich zügigen Schrittes näherte. Er war nicht bloß ihr Vorgesetzter, sondern hatte sie alle unter seiner Fuchtel, da ihm die Gesellschaft Triton Undersea Resort LLC gehörte.

      »Na toll. Wie lange, schätzt du, wird die Reparatur dauern?«

      Mick betrachtete den ruinierten Propeller und schüttelte den Kopf. »Mindestens bis morgen.«

      Der Hotelbesitzer kam nun freudestrahlend auf seine beiden Angestellten zu.

      »Also dann, wie sieht es aus für morgen?«

      Kapitel 2

      Coco Keahi lächelte James White an, den australischen Bauherrn, der das Unterwasserressort entworfen und aus der Taufe gehoben hatte – den Big Boss, wie Mick ihn nannte. Unhöflichkeit war hier fehl am Platz. Sie hatte kurz in Betracht gezogen den Schaden zu verschweigen, außer Mr. White würde darauf zu sprechen kommen, doch Micks Prognose zur Dauer der Reparatur war diesem Wunschgedanken zuwidergelaufen. Morgen würden bereits die Gäste eintreffen und das U-Boot würde dann nicht einsatzbereit sein … und das alles nur ihretwegen. Großartig, jetzt werde ich bestimmt gleich zu Beginn gefeuert.

      James White hatte graues Haar, trug aber immer einen weißen Hut mit breiter Krempe, wenn er ins Freie ging. Der Rest seiner Kleidung entsprach der eines typischen Touristen: kurze Hose, Sandalen und ein Hemd im Südsee-Stil mit dem Hotellogo TUR, wobei der erste Buchstabe zu einem Dreizack stilisiert war. Er nahm seine Designersonnenbrille ab, um Coco anzusprechen, was darauf hindeutete, dass er ernst genommen werden wollte.

      »Coco? Sind wir bereit? Muss ich Sie daran erinnern, dass ein großer Teil der hohen Riege Hollywoods schon auf dem Weg zu uns ist, nicht zu vergessen Staatsoberhäupter, Athletikstars, Präsidenten von Sportmannschaften … alles Menschen, bei denen wir einen bleibenden Eindruck hinterlassen müssen? Wie stehen die Dinge?« Er schaute hinunter auf das U-Boot und war sichtlich begeistert. »Die werden es lieben, mit diesem Gerät chauffiert zu werden!«

      Sie hatte den Blick zur Maschine und dann zu Mick schweifen lassen, um sich zu vergewissern, dass er nicht vielleicht doch in letzter Sekunde einlenken würde, etwa mit einem »Ach, wir haben ein kleines Problemchen mit den Triebwerken, aber keine Sorge, Sir, das ist im Handumdrehen gelöst, höchstens ein paar Stunden.« Doch er zuckte nur mit den Achseln und schaute ihr tief in die Augen.

      Deshalb räusperte sich Coco, während Mick so tat, als sei er schwer damit beschäftigt, das U-Boot an den Pollern des Docks festzumachen. »Ich bin bereit, Mr. White, doch einer der Propeller des Fahrzeugs bedarf leider einer Reparatur. Mick sagte mir …«

      Whites Miene verfinsterte sich sofort. »Was? Kann man das nicht aufschieben? Das ist jetzt ein ganz schlechter Zeitpunkt für Wartungsarbeiten. Wir müssen uns morgen von unserer besten Seite zeigen!«

      Coco holte tief Luft. »Das ist mir durchaus bewusst, Mr. White, doch bedauerlicherweise handelt es sich hierbei nicht um eine Routinemaßnahme, sondern um unerlässliche Schadensbehebung, die Micks Einschätzungen nach …« Sie drehte den Kopf in seine Richtung und ließ die Worte verklingen.

      »Ich glaube, ich kann es bis morgen um diese Zeit wieder zum Laufen bringen.« Weder seine Stimme noch seine Haltung zeugten allerdings von großer Zuversicht.

      White Gesicht rötete sich. »Morgen um diese Zeit?«

      Er schaute auf seine Rolex, ehe er Coco mit einem düsteren Blick strafte. »Eigentlich sollen wir morgen früh in allen Belangen betriebsbereit sein! Dies bezieht jegliche Fahrzeuge und insbesondere das U-Boot mit ein, weil wir dort nicht auf Ersatz zurückgreifen können. Was bitteschön ist passiert?«

      Sie schilderte ihm nun die Geschehnisse im Verlauf ihres Tauchgangs. Dabei wurde Whites Gesicht noch röter und er kniff die Augen zusammen. »Das hört sich für mich ganz nach menschlichem Versagen an. Es ist Ihre Schuld!«

      Coco fühlte sich angegriffen von diesem derart direkten Vorwurf aus dem Mund einer Person, die sie noch gar nicht lange kannte. Es stimmt zwar, aber trotzdem …

      »Wie ich schon sagte, Sir: Dort unten war etwas, das dem U-Boot in den Weg kam.«

      »Was denn bitteschön, der Boden des Riffs? Sie selbst haben den Propeller demoliert, richtig?« Er begutachtete die beschädigte Aufhängung, bevor er hinzufügte: »Sie sind gestern Nacht lange auf der Personalfeier gewesen, nicht wahr? Haben Sie da einen über den Durst getrunken?«

      »Nein, Sir, ich bin nicht auf Grund gelaufen und habe gestern Nacht auch nicht zu viel getrunken.« Sie klang jetzt gereizter als beabsichtigt. White starrte sie an, während sie weitersprach: »Ich habe etwas gesehen, und dieses Etwas ist gegen das U-Boot gestoßen.«

      Einen Moment lang hörte man nur die Seevögel und Stimmen aus der Ferne, während White und Mick sie anschauten.

      »Was haben Sie denn gesehen?«, fragte der Big Boss nun.

      So etwas wie ein Auge … aber war es das tatsächlich gewesen?, schoss es ihr kurz durch den Kopf. »Ich … ich bin mir nicht ganz sicher.«

      »Herrgott im Himmel!« White brachte eindeutig kein Verständnis für sie auf.

      »Nein, wirklich, ich … ich habe etwas Großes gesehen, das sich dort unten bewegt hat.«

      »Nun ja, Sie sind die Meeresbiologin. Was zum Teufel war es denn?«

      Sie zögerte peinlich berührt, während ihr Arbeitgeber die Arme vor der Brust verschränkte.

      »Ich weiß es nicht genau.«

      »Was meinen Sie damit?«

      Coco blendete die starrenden Blicke der beiden Männer aus, schloss ihre Augen und ließ die Eindrücke des Tauchgangs im Geiste noch einmal Revue passieren. Das schwarze Rund … die gewaltige Masse des Körpers … wie schnell und gewandt das Geschöpf gewesen war … auf einmal verdrängte eine alte Erinnerung all diese Bilder. Sie rührte aus ihrer Studienzeit her – ein Biologielehrbuch mit Illustrationen ausgestorbener Meerestiere, unter anderem einen prähistorischen Hai. Natürlich war es nicht das, was sie gesehen hatte, doch dann schaute sie auf den Kratzer in der Kuppel des U-Boots, hinterlassen von einem … Zahn des Wesens? Sie wollte bestimmt nicht auf weitere Schäden an der Maschine aufmerksam machen, hielt es aber für besser, glaubwürdig zu wirken, anstatt als unfähige Fahrerin abgekanzelt zu werden.

      »Ich kann nicht genau sagen, um welche Art es sich gehandelt hat, Sir, aber ich bin überzeugt davon, dass es eine Art Hai war.« Vielleicht nimmt er das einfach so hin, dann brauche ich ihm den Kratzer an der Kuppel gar nicht zu zeigen.

      »Inwieweit können diese kleinen Riffhaie, die es hier gibt, denn einem drei Tonnen schweren U-Boot zusetzen?« Er betrachtete das Fahrzeug misstrauisch. Coco trat deshalb doch auf den Rumpf zu.

      »Hier, ich zeige es Ihnen.« Sie stellte sich auf einen der Pontons der Maschine und ging dann vor der Kuppel auf die Knie. White machte einen äußerst verärgerten Eindruck. Er warf einen kurzen Blick auf sein Handy, während er sie ansah, blieb aber auf dem Pier stehen. Sie fuhr nun mit einem Zeigefinger über das glatte Acryl, bis sie die Unebenheit spürte, die nach dem Zusammenstoß mit dem Wesen zurückgeblieben war.

      »Hier, sehen Sie sich das an.«

      White runzelte die Stirn, trat jedoch auf das schaukelnde Fahrzeug und kniete neben Coco nieder. Er musterte die transparente Kuppel angestrengt, wohingegen Mick auf dem Dock verharrte. Eine dreieckige Einkerbung zeichnete die ansonsten schadlose Oberfläche.

      »Das darf doch nicht wahr