Die bekanntesten Kinder- & Jugendbücher. Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221226
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Hella Wangler.«

      »Ich hab' dafür auch den schönen Gummifrosch bekommen.«

      »Zu dem Gummifrosch sollst du auch dies noch haben.«

      Pommerle griff nach dem gereichten Paket und wandte sich erneut an den Onkel.

      »Siehst du, ich hab's mir doch gleich gedacht, daß er mir was bringt!«

      »Aber, Pommerle, man bedankt sich zuerst.«

      »Wart' 'mal noch ein bißchen, Onkel Magritz, ich will nur schnell 'mal nachgucken, was drin ist.«

      Dem Karton entnahm Pommerle eine reizende Puppe, die in einem kleinen Strandkorbe saß.

      »O je, ist die neidisch – nu dank' ich dir schön, Onkel Magritz, die muß gleich zusehen, wie der Gummifrosch schwimmt.«

      In dem einen Arm den Frosch, im anderen die Puppe, wollte Pommerle schnell wieder fortlaufen; aber Benders hielten das Kind zurück.

      »Man läuft nicht fort, wenn Besuch da ist, Kleines, der Herr Gemeindevorsteher ist deinetwegen gekommen.«

      »Ganz Neuendorf spricht vom kleinen Pommerle, das sich so tapfer benommen hat.«

      »Überall spricht man von mir?«

      »Natürlich. – Wenn hier jemand ertrinken will, ängstigt sich doch der ganze Ort. Und da kommt solch kleines Mädchen daher und zieht den Ertrinkenden heraus. Das ist etwas sehr Schönes.«

      Pommerle wies mit dem ausgestreckten Arm nach Osten.

      »Hat man da ganz hinten auch gehört, daß ich die Hella 'rausgezogen habe?«

      »Freilich – morgen steht es sogar in der Zeitung.«

      »O je – der Vater hat immer die Zeitung gelesen – hört man es auch da ganz hinten, bis an den Wald hin?«

      Professor Bender sah den traurigen Schatten, der sich wieder einmal auf das frische Kindergesichtchen legte. Er wollte aber nicht, daß die Kleine erneut an den toten Vater dachte.

      »So, mein kleiner Liebling,« sagte er schnell, »nun gib dem Herrn Gemeindevorsteher schnell die Hand, und dann laufe zu den Kindern zurück, die alle draußen vor dem Hause stehen. Geht wieder zu eurem Teiche spielen, ich komme dann nachsehen, ob der Frosch auch brav schwimmt.«

      »Komm doch, Hanna,« riefen die Kinder von draußen her.

      Da ließ sich Pommerle nicht länger bitten, es machte einen artigen Knicks, dann stürmte es davon, gefolgt von den Spielgefährten.

      »Der war aber lieb zu dir,« sagte einer der Knaben, »mich schreit er immer an, wenn er mich sieht.«

      »Dann mußt du auch 'mal jemanden aus dem Wasser 'rausziehen.«

      »Eben – das hab' ich ja gemacht, ich bin 'mal 'rausgerudert und hab' die Netze 'rausgerissen, und deswegen hat er mich mächtig ausgezankt.«

      »Netze darf man doch nicht 'rausziehen,« sagte Pommerle, »der Vater hat immer gesagt, das ist Mühe und Arbeit, und die Netze, die andere hinsetzen, müssen uns was wert sein.«

      Da waren die Gedanken des Kindes schon wieder beim Vater. – Wenn man in ganz Neuendorf davon gehört hatte, daß es ein braves Mädchen sei, mußte man es auch dort auf der anderen Seite des Dorfes wissen. Die Sehnsucht, das Vaterhaus wiederzusehen, wurde plötzlich in Pommerle riesengroß. Es wurde immer schweigsamer, achtete nicht mehr auf das fröhliche Spiel, es hatte die Puppe im Strandkorbe in den Sand gesetzt, den Frosch ins Wasser geworfen und stand gedankenvoll ein wenig abseits.

      Wenn der Vater nicht mehr da war – wer mochte da jetzt auf dem Sofa mit den roten Blumen sitzen?

      Pommerle hatte sich umgewandt und schaute den Strand entlang. Es war gar nicht weit. – Wenn es den Strand entlang lief, kam es bald zu dem kleinen Häuschen.

      Die ersten Schritte gen Osten wurden langsam und zögernd gemacht. Das Kind fühlte sich wie von einer unsichtbaren Gewalt nach vorwärts geschoben, es ließ die spielende Schar zurück und lief davon.

      Je näher das Häuschen kam, um so rascher eilte das kleine Mädchen, bis es plötzlich im Laufen innehielt und still dastand.

      Das war das Haus, das war der kleine Zaun mit den grünen Latten, das war das Fenster mit dem Blumenbrett, auf dem auch jetzt wieder mehrere Töpfe standen.

      Schritt für Schritt ging Pommerle näher. Es stand an der hölzernen Gartenpforte, legte die zuckende Kinderhand auf die Klinke. Dann ging es zum Fenster und schaute in die Stube hinein. Es war niemand darin. Der Platz an dem braunen Kachelofen, an dem Tante Bertha meistens saß, die Schüssel zwischen den Knien, war leer. Es war so vieles anders. Nur dort an der Wand stand noch das große Sofa mit den großen roten Blumen.

      Pommerle hatte ein Gefühl, als müsse es laut aufschreien, dann lief es zur Haustür, betrat den verräucherten Flur, lief in die Stube, die ihm so vertraut und doch so fremd war. Im Zimmer schaute es sich um, dann ging es zum Sofa, setzte sich darauf nieder und begann plötzlich zu weinen.

      So fand Frau Pust, die das kleine Häuschen nach dem Tode Strödes erworben hatte, das kleine Pommerle vor. Sie erkannte Hanna Ströde sofort, war doch ihr Mann immer mit dem Fischer Ströde zusammen fischen gefahren.

      »Hannerle, mein kleines Hannerle!«

      Pommerle hob das tränenüberströmte Gesichtchen, legte es aber wieder in die Hände und sagte nichts weiter als die beiden Worte:

      »Der Vater – –«

      Frau Pust setzte sich neben das weinende Mädchen auf das Sofa und nahm ihm die Hände vom Gesicht.

      »Hab' schon gehört, daß du wieder hier bist, Hannerle, mußt nicht weinen, der Vater ist im Himmel. Mußt nicht so traurig sein, Hannchen. Horch 'mal, dort draußen ist auch noch ein alter Freund von dir.«

      Frau Pust war aufgestanden, öffnete die Tür und ließ einen ziemlich großen schwarzen Hund herein, der den Kopf hob, langsam zu Pommerle herankam, an dem Kinde schnupperte.

      »Der Bello!« rief das Kind.

      Da begann das Tier mit dem Schwanze zu wedeln, bellte ein paarmal freudig auf, sprang dann an der Kleinen hoch und wollte ihm die Hände lecken. Er war jetzt fast närrisch vor Freude.

      »Bello, Bello,« rief Pommerle unter Tränen lachend, »ja, kennst du mich denn noch?«

      Immer freudiger bellte der Hund. Wie oft hatte Pommerle im vorigen Jahre mit dem Pustschen Hunde gespielt: das Tier war dem Kinde ein gar lieber Spielkamerad gewesen, und alle Knochen, alle Wurstpellen und Flundergräten hatte es dem Bello gebracht. Nun erkannte der Hund das kleine Mädchen wieder, das so lange fortgewesen war.

      »Ach, Bello, lieber; lieber Bello – ich war in Hirschberg – hast du auch gehört, ich habe der Hella das Leben gerettet?«

      Pommerle hatte sich auf die Erde gekniet, beide Arme um den Hals des Hundes gelegt und sprach lebhaft auf das Tier ein.

      Frau Pust war glücklich, daß die Kleine eine Ablenkung gefunden hatte.

      »Mußt öfters zu Bello kommen, Hannchen, er spielt gern mit dir,« sagte sie.

      Nochmals strich die kleine Kinderhand wie liebkosend über den großblumigen Bezug des Sofas; dann reichte das Kind Frau Pust die Hand.

      In Begleitung des Hundes schritt Pommerle hinab zum Strande. Es ging denselben Weg, den es so oft an der Hand des Vaters gegangen war. Geradeaus, denn gleich vor dem kleinen Häuschen lag das Boot am Strande. Dort setzte sich Pommerle nieder, der Hund tat ein Gleiches, legte den Kopf in des Kindes Schoß und schaute es mit seinen klugen Augen unverwandt an.

      So saßen die beiden lange zusammen.

      Endlich erhob sich Pommerle.

      »Mußt nun wieder heimgehen, Bello, dein Hundebraten wartet auf dich, und ich muß auch gehen. Aber wir sehen uns wieder.«

      Es war, als habe der Hund die Worte verstanden,