Die bekanntesten Kinder- & Jugendbücher. Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221226
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Säckchen geben.

      »Wäre es nicht besser, mein Kind, ich schenkte dir für deinen Freund eine Flasche mit Himbeersaft? Ich habe gerade welchen eingekocht. Darüber freut er sich gewiß viel mehr als über den Sand und die Steine.«

      Pommerle war begeistert. Aber den Sand wollte es trotzdem mitnehmen. Es ließ sich also von Frau Jäger in eine mittelgroße Flasche schönen, duftenden Himbeersaft einfüllen, dann korkte man die Flasche zu.

      »Mußt unterwegs gut aufpassen, mein Kind, daß der Korken nicht herausgeht.«

      Die Kleine strahlte. Vom Strande holte es sich den Sand, füllte den Sack prall voll und schleppte etwa zehn Pfund keuchend heim. Oh, was hatte es nun für prächtige Geschenke! Es besaß selbst einen kleinen Koffer, den es tragen durfte. In dieses Gepäckstück sollten die herrlichen Geschenke gelegt werden.

      Aber der Koffer erwies sich als viel zu klein. Allein schon die Steine füllten ihn ganz aus. Der Sandsack hatte nun gar keinen Platz mehr. Aber Pommerle wußte Rat. Den Sandsack wollte es in die eine Hand nehmen, den Koffer in die andere. Zu unterst kam die schöne Flunder, dann wurden die Steine darauf gelegt, dann bohrte Pommerle mit der Flasche eine Vertiefung. Sogar die Flasche fand auch noch Platz. Aber die Puppen und der Gummifrosch gingen nicht hinein. Da war guter Rat teuer!

      Der Gedanke, zwei Puppen in den Arm zu nehmen, mußte fallen gelassen werden, denn es hatte bereits genügend zu tragen. In Hirschberg hatte es einen kleinen Rucksack. Wie schön wäre es gewesen, wenn es den hier gehabt hätte. – Was nun?

      Vielleicht nahm der Onkel den Gummifrosch und die Puppen unter den Arm. Am Ende fanden sie etwa auch noch in dem großen Koffer der Tante Platz. So trug Pommerle seine Schätze hinüber ins Zimmer der Tante und brachte sein Anliegen vor.

      »Du hast recht, Pommerle, das alles wird in dein Köfferchen nicht hineingehen. Du hast so viele neue Sachen bekommen, ich werde die Puppen mit einpacken. Aber den Frosch kannst du allein tragen. Den nimm in den Arm.«

      Da fand Pommerle auch wieder einen Ausweg. Es band den Frosch an einen Bindfaden, indem es dessen eines Bein umschnürte, und hing ihn an den immerhin schweren Koffer.

      »O je,« sagte die Kleine, »ist der aber schwer!«

      Die Steine polterten, als das Kind den Koffer aufhob. »Wird sich der Jule aber freuen!«

      Am nächsten Tage ging es in aller Frühe ans Abschiednehmen. Der Wagen fuhr vor, denn Neuendorf hatte keine Eisenbahn, man mußte im Wagen bis Warnow fahren, um dort den Zug nach Berlin zu erreichen.

      »Hole dein Köfferchen, wir fahren gleich ab.«

      Da Professor Bender und Frau noch mit dem Jägerschen Ehepaar sprachen, merkten sie es nicht, daß das Kind zuerst mit dem Sandsack angeschleppt kam, den der Kutscher lachend in den Wagen legte. Dann kam der Frosch an die Reihe, und schließlich keuchte Pommerle mit seinem kleinen Köfferchen daher.

      »Was nimmst du denn da alles mit?« fragte der Fuhrmann Will. »Der Koffer ist ja mächtig schwer.«

      »Schöne Sachen für den Jule,« erwiderte die Kleine geheimnisvoll.

      Nun noch ein herzliches Abschiednehmen, denn viele Neuendorfer hatten sich vor dem Jägerschen Hause eingefunden; noch ein Winken und Grüßen, dann zogen die Pferde an.

      »Komm bald wieder, Hanna!« rief Herbert, und auch Grete Bauer winkte lebhaft.

      »Im nächsten Jahre bringe ich euch das kleine Pommerle wieder,« rief Herr Professor Bender winkend zurück.

      »Ja – ich komme wieder,« sagte die Kleine und wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.

      In Warnow half der Kutscher die Sachen herausgeben und stellte alles zunächst auf den Bahnsteig.

      »Was hast du denn in dem Sack, mein Kind?« fragte Frau Bender.

      »Etwas für die Anna.«

      »Was ist denn das?«

      »Schöner weißer Ostseesand!«

      »Aber, Pommerle – das geht doch nicht. Wie willst du denn den schweren Sack tragen? Wir schütten ein wenig davon aus, und du legst einen Beutel davon in deinen Koffer.«

      »Ach nein, Tante,« sagte Pommerle, indem es sich rasch auf den Sandsack setzte, »die Anna muß doch viel haben. Der Jule bekommt doch auch so viel.«

      »Nein, mein Kind, das geht nicht. Wir müssen in Stettin umsteigen, in Berlin haben wir sogar auf einen anderen Bahnhof zu gehen. Wir wollen wenigstens etwas ausschütten. Anna freut sich, auch wenn sie nur die Hälfte bekommt.«

      »Meinen schönen Sand,« meinte Pommerle kläglich, »ich wollte doch die Anna sehr erfreuen.«

      Die Hälfte des Sandes wurde ausgeschüttet. Frau Bender hätte gern noch mehr fortgetan, aber Pommerle bat so kläglich, daß die gute Frau Professor den Sack wieder zuband, der nun nur noch etwa fünf Pfund enthielt.

      »Im Zuge werden wir zusehen, daß wir ihn in deinen kleinen Koffer legen, damit du nicht zwei Pakete zu tragen hast.«

      Im Zuge gab es aber zuerst allerlei zu sehen. Man fuhr nicht allein; es waren noch zwei Damen im Abteil, die sehr schweigsam waren und sich in die Ecken drückten. Pommerle saß neben dem Onkel am Fenster. Es gab so viel zu fragen.

      »Onkel – gib mir doch bitte 'mal meinen Koffer aus dem Netz, ich möchte 'mal nachgucken.«

      »Richtig, wir wollten ja den Sand hineinlegen.«

      Da der Kutscher den Koffer ins Netz gelegt hatte, ahnte Professor Bender nicht, daß der kleine Behälter so schwer war. Er wollte ihn ohne jede Kraftanstrengung herunterheben, staunte aber über die Last. Mit einem energischen Ruck zog er den Koffer aus dem Netz.

      »Aber, Pommerle – was hast du denn da hineingepackt?«

      »Sehr was Schönes für den Jule,« erwiderte das Kind verzückt.

      In diesem Augenblick hielt der Zug an, eine alte Dame stieg ein, die sich neben Professor Bender setzte. Pommerle hielt den kleinen Koffer auf den Knien.

      Als sich der Zug in Bewegung setzte, streckte Frau Bender die Hand danach aus.

      »Gib 'mal her, Pommerle, jetzt wollen wir rasch umpacken, denn das Sandsäckchen muß noch hinein. Der Onkel trägt dann den Koffer, falls er zu schwer wird, und du nimmst die Schirme.«

      »Aber nichts wegschütten!« bat das Kind, »das ist alles für den Jule.«

      Pommerle drückte den Koffer nochmals recht innig an sich.

      »Warte, ich helfe dir,« sagte Herr Professor Bender, nahm den Koffer, setzte ihn zuerst auf seine Knie und wollte ihn eben seiner Gattin hinreichen, als Frau Bender plötzlich aufschrie:

      »Was tropft denn da heraus! – Pommerle, wie siehst du denn aus?«

      Aber Pommerle betrachtete schon seine Hände. Die waren ganz klebrig. Professor Bender setzte den Koffer hastig auf den Boden, auf seinen Beinkleidern zeigten sich dicke, glänzende Tropfen.

      »Was hast du denn in deinem Koffer, Pommerle?«

      »Pfui, hier hinten läuft ja ein dicker Brei auf der Bank entlang,« rief die zuletzt eingestiegene Dame entrüstet.

      Alle Insassen des Abteils erhoben sich. Der auf der Erde stehende kleine Koffer wurde geöffnet – Steine, Scherben und ein Rest Himbeersaft in einer zerschlagenen Flasche wurden sichtbar.

      »Mein schöner Saft!« schrie Pommerle erschreckt auf, »mein schöner Saft für den Jule!«

      Eine beispiellose Verwirrung entstand. Pommerles Kleid, seine Hände und Strümpfe, alles klebte vor Saft. Professor Bender war ebenfalls beschmutzt, und da Pommerle, als jetzt der Zug eine scharfe Kurve machte, auf die Tante fiel, zeigte auch sie Spuren des klebrigen Saftes.

      Die drei anderen Damen begannen zu schelten. Professor Bender entschuldigte sich zwar sogleich, doch das half gar nichts.

      »Mein