Die bekanntesten Kinder- & Jugendbücher. Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221226
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nun wollen wir heimgehen.«

      Da kam ein heißes Flehen in die Augen des Kindes.

      »Onkel,« stammelte Pommerle, »nur noch bis zur nächsten Ecke – ach, es ist so schön!«

      »Aber, liebes Kind, wir können doch nicht immerfort nebenherlaufen. Du wirst ja morgen alles im Zirkus sehen.«

      »Ich will auch sehr artig sein, lieber, lieber Onkel – ach, bitte, komm doch nur noch ein Stückchen.«

      Herr Bender konnte nicht widerstehen. Er sah, daß das Mitgehen für sein Pommerle namenloses Glück bedeutete. Da wollte er dem Kinde die Freude nicht verderben. Es war gut, daß er die Kleine so fest an der Hand hatte, denn Pommerle achtete nicht des Weges, es sah nur die schöne Reiterin an. Und so gingen beide noch eine halbe Stunde mit dem Zirkuswagen.

      Am nächsten Morgen galten Pommerles erste Gedanken dem Zirkus. Heute war der große Tag – heute würde es in den Zirkus gehen! Das Frühstück wollte ihm nicht so recht schmecken, und Tante Bender mußte ziemlich energisch verlangen, daß das Kind die beiden Brötchen aß, die es sonst ohne Schwierigkeiten verspeiste.

      »Darf ich nachher zum Zirkus, liebe Tante?«

      »Der Onkel begleitet dich, aber erst gegen elf Uhr. Um zwölf seid ihr wieder zurück. Vorher gehst du mit dem Onkel zum Herbert und sagst ihm, daß er heute nachmittag mit uns in den Zirkus gehen kann. Seinem Mütterchen geht es etwas besser, doch muß es noch eine ganze Zeit im Krankenhause bleiben.«

      Pommerle verlegte sich aufs Handeln.

      »Möchten wir nicht lieber schon um zehn zum Zirkus gehen, Onkel?«

      »Nein, Kleines, die Tante hat gesagt, um elf Uhr. Vorher kannst du am Strande spielen, doch bleibst du in der Nähe, daß wir dich, wenn wir aus dem Hause treten, sehen können.«

      Da gab es freilich keinen Widerspruch mehr. Pommerle war viel zu brav, um jetzt noch weiter zu bitten. Das Kind wußte, daß es seine Pflegeeltern gar gut mit ihm meinten, und daß alles, was sie ihm befahlen, zu seinem Besten war. So begab es sich ein wenig unmutig zum Strande, denn der Zirkus lockte viel mehr als das sonst über alles geliebte Wasser.

      Spielgefährten waren heute nicht da. Die Glücklichen waren gewiß alle draußen auf dem Schießplatz und durften das Zelt bestaunen. Gelangweilt schaute sich Pommerle um.

      Da kam es plötzlich aus eine glänzende Idee. Etwa zehn Schritte vom Strande entfernt ragte ein flacher Stein aus dem Wasser hervor. Wenn es sich Schuhe und Strümpfe auszog, war der Stein mühelos zu erreichen. Pommerle hatte ihn schon oft mit den Spielgefährten bestiegen. – Oh, das würde ein herrliches Spiel werden! Das Kind lief ins Haus zurück, fand Frau Jäger, die in der Küche hantierte, und bat um ein langes Stück Bindfaden.

      »Kannst du haben, Kleine.«

      »Und kann ich auch 'mal den Besenstiel bekommen, um damit zu spielen?«

      Frau Jäger nickte lächelnd.

      »Bring ihn aber zurück!«

      »Freilich – um elf.«

      Die gutmütige Fischersfrau händigte Pommerle den langen Kehrbesen aus; und fröhlich eilte das Kind mit den Sachen zum Strande zurück. In der Nähe des Steines stieß es den Besen in den Sand, band daran den Bindfaden, zog Schuhe und Strümpfe von den Füßen, ging zu dem Stein hinüber, auf den es sich setzte. Den Bindfaden hielt es in der Hand. Der Stein war das Pferd, der Besen der Kopf des Tieres, der Bindfaden der Zügel. Graziös, wie es Pommerle bei der Reiterin gesehen hatte, schlug es die Beinchen übereinander, dann bemühte es sich, den Tonfall der Reiterin nachzuahmen.

      »Hott, Schimmel – – Brrrr!« Die Zügel wurden angezogen, wieder lockerer gelassen. Pommerle ritt auf seinem steinernen Pferd.

      Aber plötzlich hatte es den Zügel wohl zu fest angezogen, der Pferdekopf gab nach und fiel ins Wasser. Da mußte Pommerle den nassen Besen aus dem Wasser fischen und erneut in den Sand rammen. – So ging das Spiel weiter. Die Vorübergehenden schauten lachend auf das kleine Mädchen, das hoheitsvoll vor sich hinnickte und von Zeit zu Zeit mit der Hand winkte, wie das die rosa Reiterin auch getan hatte.

      Aber schließlich langweilte es auch dieses Spiel. Voller Ungeduld lief es ins Haus, um festzustellen, daß die Uhr erst zehn zeigte. Sogar die Puppe des Vaters vermochte heute nicht die Unruhe der Kleinen zu bannen.

      Endlich war es so weit. Der Professor kam, nahm seinen kleinen Schützling an der Hand, und dann ging man zunächst zu Herbert Affmann.

      Ein ganz seltener Anblick bot sich den Eintretenden. Der Knabe saß in der Küche und putzte die Deckel, den Messingring an der Kochmaschine, die Drücker an den Fenstern, kurzum, er schien sich sehr nützlich zu machen.

      Mit traurigem Gesicht schaute er Professor Bender an. Noch immer drückte ihn der Gedanke nieder, daß er die Krankheit der Mutter verschuldet hatte, zumal er vom Vater häufig hören mußte, daß er durch seine Unart all das Leid verschuldet habe.

      Der Professor sprach freundlich mit dem Knaben und sagte ihm, daß er ihn heute nachmittag in den Zirkus mitnehmen wolle. Ein Freudenschimmer glitt über das Gesicht des Knaben, und zum ersten Male sprach der unartige Knabe herzliche Dankesworte.

      »Willst du jetzt nicht mit zum Zirkus kommen?« fragte Pommerle.

      »Nein,« entgegnete Herbert, »wenn die Mutter heimkommt, muß alles schön sein. Ich will erst alles blank putzen.«

      »Aber sie kommt ja noch nicht,« meinte Pommerle.

      »Vielleicht kommt sie eher, wenn alles blank ist,« meinte Herbert. Er blieb auch wirklich zurück, während das kleine Mädchen glückselig an der Hand des Onkels dem Schießplatz zustrebte.

      »Wollen wir nicht ein bißchen rennen, Onkel, daß wir schneller da sind?« meinte die Kleine.

      »Der Onkel kann nicht mehr so rennen wie das kleine Mädchen.«

      »Ich will dich ein bißchen ziehen.«

      »Ziehst mich schon genug, Pommerle – ich habe fast keinen Atem mehr. – Wir sind ja gleich da.«

      Richtig – da stand das Zelt. Von Pommerles Lippen lösten sich laute Rufe des Erstaunens. Auf dem freien Platze war ein Zelt errichtet worden und dicht daneben noch ein kleineres. Oh, wie war das alles schön! Um das Zelt herum standen Kinder, die von Zeit zu Zeit versuchten, die umhüllende Leinwand ein wenig zu heben, aber einige Männer waren in der Nähe, die der Jugend ihr Treiben verwiesen.

      Pommerle holte aus der Tasche zwei Stückchen Zucker hervor.

      »Die hab' ich mir vom Frühstück abgespart, Onkel, die bekommt das weiße Pferd.«

      »Das weiße Pferd werden wir jetzt gar nicht sehen, das hat noch zu lernen bis heute nachmittag.«

      Aber einer der Zirkusleute hatte Pommerle wiedererkannt, kam heran, und schon brachte Pommerle sein Anliegen hervor.

      »Kannst 'mal ins Zelt hineinschauen,« meinte er gutmütig.

      In dem kleinen Zelte standen vier Pferde, darunter der Schimmel. Pommerle ließ es sich nicht nehmen, dem Tiere den Zucker zu geben, und es bedauerte nur, daß es für die anderen Tiere nichts hatte.

      »Onkel – trink doch morgen deinen Kaffee auch bitter und schenke mir den Zucker.«

      »Wir wollen heute nachmittag den Pferden Zucker mitnehmen, denn morgen zieht der Zirkus schon wieder weiter.«

      Der Professor kaufte die Karten für den Nachmittag, dann ging man noch einige Male um das Zelt herum, und da nichts weiter zu sehen war, mahnte Herr Bender zur Heimkehr. Aber Pommerle hatte schon wieder den Wohnwagen im Auge.

      »Sieh 'mal, aus dem Wagen raucht es oben 'raus.«

      »Nun ja, die Leute kochen eben.«

      »Onkel – die Leute kochen jetzt auf der kleinen Kochmaschine. Wollen wir 'mal zugucken?«

      »Nein, Kind, das dürfen wir nicht.«

      »Aber