fuhren stolz hinab den Rhein,
und die sommergrünen Ufer
glühn im Abendsonnenschein.
Sinnend sass ich zu den Füssen
einer Dame, schön und hold;
in ihr liebes, bleiches Antlitz
spielt das rote Sonnengold.
Lauten klangen, Buben sangen,
wunderbare Fröhlichkeit!
Und der Himmel wurde blauer,
und die Seele wurde weit.
Märchenhaft vorüberzogen
Berg und Burgen, Wald und Au;
und das alles sah ich glänzen
in dem Aug der schönen Frau.
41 Im Traum sah ich die Geliebte,
ein banges, bekümmertes Weib,
verwelkt und abgefallen
der sonst so blühende Leib.
Ein Kind trug sie auf dem Arme,
ein andres führt sie an der Hand,
und sichtbar ist Armut und Trübsal
am Gang und Blick und Gewand.
Sie schwankte über den Marktplatz,
und da begegnet sie mir,
und sieht mich an, und ruhig
und schmerzlich sag ich zu ihr:
Komm mit nach meinem Hause,
denn du bist blass und krank;
ich will durch Fleiss und Arbeit
dir schaffen Speis und Trank.
Ich will auch pflegen und warten
die Kinder, die bei dir sind,
vor Allem aber sich selber,
du armes, unglückliches Kind.
Ich will dir nie erzählen,
dass ich dich geliebet hab,
und wenn du stirbst, so will ich
weinen auf deinem Grab.
42 „Teurer Freund! Was soll es nützen,
stets das alte Lied zu leiern?
Willst du ewig brütend sitzen
auf den alten Liebes-Eiern!
„Ach! Das ist ein ewig Gattern,
aus den Schalen kriechen Küchlein,
und sie piepsen und sie flattern,
und du sperrst sie in ein Büchlein.“
43 Werdet nur nicht ungeduldig,
wenn von alten Schmerzensklängen
manche noch vernehmlich klingen
in den neuesten Gesängen.
Wartet nur, es wird verhallen
dieses Echo meiner Schmerzen,
und ein neuer Liederfrühling
spriesst aus dem geheilten Herzen.
44 Nun ist es Zeit, dass ich mit Verstand
mich aller Torheit entledge;
ich hab so lang als ein Komödiant
mit dir gespielt die Komödie.
Die prächtgen Kulissen, sie waren bemalt
im hochromantischen Stile,
mein Rittermantel hat goldig gestrahlt,
ich fühlte die feinsten Gefühle.
Und nun ich mich gar säuberlich
des tollen Tands entledge,
noch immer elend fühl ich mich,
als spielt ich noch immer Komödie.
Ach Gott! im Scherz und unbewusst
sprach ich, was ich gefühlet;
ich hab mit dem eignen Tod in der Brust
den sterbenden Fechter gespielet.
45 Den König Wiswamitra,
den treibts ohne Rast und Ruh,
er will durch Kampf und Büssung
erwerben Wasischtas Kuh.
Oh, König Wiswamitra,
oh, welch ein Ochs bist du,
dass du so viel kämpfest und büssest,
und alles für eine Kuh!
46 Herz, mein Herz, sei nicht beklommen,
und ertrage dein Geschick.
Neuer Frühling gibt zurück,
was der Winter dir genommen.
Und wie viel ist dir geblieben,
und wie schön ist noch die Welt!
Und, mein Herz, was dir gefällt,
Alles, Alles darfst du lieben!
47 Du bist wie eine Blume
so hold und schön und rein;
ich schau dich an, und Wehmut
schleicht mir ins Herz hinein.
Mir ist, als ob ich die Hände
aufs Haupt dir legen sollt,
betend, dass Gott dich erhalte
so rein und schön und hold.
48 Kind! es wäre dein Verderben,
und ich geb mir selber Mühe,
dass dein liebes Herz in Liebe
nimmermehr für mich erglühe.
Nur dass mirs so leicht gelinget,
will mich dennoch fast betrüben,
und ich denke manchmal dennoch:
Möchtest du mich dennoch lieben!
49 Wenn ich auf dem Lager liege,
in Nacht und Kissen gehüllt,
so schwebt mir vor ein süsses,
anmutig liebes Bild.
Wenn mir der stille Schlummer
geschlossen die Augen kaum,
so schleicht das Bild sich leise
hinein in meinen Traum.
Doch mit dem Traum des Morgens
zerrinnt es nimmermehr;
dann trag ich es im Herzen
den ganzen Tag umher.
50 Mädchen mit dem roten Mündchen,
mit den Äuglein süss und klar,
du mein liebes, kleines Mädchen,
deiner denk ich immerdar.
Lang ist heut der Winterabend,
und ich möchte bei dir sein,
bei dir sitzen, mit dir schwatzen
im vertrauten Kämmerlein.
An die Lippen wollt ich pressen
deine kleine, weisse Hand,
und mit Tränen sie benetzen,
deine kleine, weisse Hand.
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