Es ist wichtig, beim Auswerten von Verhaltensproblemen jeglicher Art das vorliegende Problem so genau und detailliert wie möglich zu bestimmen. Wenn Sie zum Beispiel zu mir kommen und sagen, Ihr Hund habe Angst vor Männern, dann wäre das ein guter Anfang. Ich würde dann versuchen, das Problem genauer einzugrenzen: Hat Ihr Hund Angst vor allen Männern? Konzentriert sich die Angst auf Männer von bestimmter Größe oder Statur? Hat er Angst vor Männern einer bestimmten Hautfarbe? Wie sieht es aus bei Männern mit Bart oder welchen, die Hüte oder Sonnenbrillen tagen? Hat Ihr Hund Angst vor männlichen Besuchern, ist aber bei Männern, die er auf der Straße trifft, zufrieden? Dies sind nur ein paar Beispiele für Details, die ich wissen wollen würde, um ein vollständiges Bild des Verhaltens zu bekommen.
Obwohl es von Fall zu Fall Ähnlichkeiten geben mag, sind keine zwei Szenarien gleich, was Spannungen unter Hunden in häuslicher Umgebung anbelangt. Zehn Hundebesitzer könnten Hunde haben, die zerstritten sind, aber bei jedem von ihnen wäre die Situation anders. Beispielsweise hat Brenda zwei kleine Jack-Russell-Terrier. Kima und Malone verstehen sich die meiste Zeit fantastisch. Sie spielen zusammen, gehen zusammen spazieren und sind sogar dafür bekannt, dass sie sich gemeinsam für ein Nickerchen einrollen. Aber wehe, wenn man die Quietschespielzeuge hervorholt – dann ist alles aus! Binnen einer halben Sekunde verwandelt sich Kima vom süßen Hündchen in einen „Jack-Russell-Terrorist“! Glücklicherweise ist dieses Problem bei Brenda zu Hause auf Spielzeug beschränkt.
Vergleichen Sie einmal Brendas mit Donnas Problem, deren Deutsche-Schäferhunde – Mischlingsrassen sich ständig streiten. Diesel bewacht Fressen, Spielzeug, und sogar Donna vor Jojo. Unglücklicherweise weicht Jojo nicht aus, und Auseinandersetzungen sind die Folge. Dazu kommt noch, dass Spielen oft in Streit ausartet. Und wenn die beiden am Zaun zum Nachbarsgarten entlangrennen, um die Nachbarshunde zu jagen, wandelt sich ihre Erregung oft in Aggressionen gegeneinander um. Während Brenda die Probleme ihrer Hunde ziemlich leicht regeln kann, fühlt Donna sich hilflos, weil sie nie weiß, wann ihre Hunde in ein plötzliches Tohuwabohu ausbrechen. Doch selbst in Donnas Fall kann die Situation bedeutend gebessert werden. Der erste Schritt ist, das Problem auf zwei typische Auslöser zu reduzieren.
Das Schriftstück, das Sie verfassen werden, wird Ihnen bei der präzisen Berücksichtigung und Identifizierung von Auslösern und Problemen behilflich sein. Es wird auch als Basis dienen, von der aus Sie beginnen werden, sodass Sie irgendwann in der Lage sein werden, zurückzublicken und Ihre Fortschritte auszuwerten. Am wichtigsten aber ist, dass Sie dieses Profil beim Lesen des Buches zur Individualisierung eines Plans verwenden, mit dessen Hilfe Sie systematisch jedes Verhaltensthema angehen können.
Wahrscheinlich haben Sie bereits eine Vorstellung davon, was Konflikte zwischen Ihren Hunden schafft. Diese Übung wird Sie dazu bringen, individuelle Auslöser zu betrachten.
Möglicherweise stellen Sie fest, dass sich mit den Ergebnissen ein anderes Gesamtbild abzeichnet als dasjenige, das Sie jetzt im Sinn haben. Zum Beispiel ist Ihnen vielleicht gar nicht klar, wie viele Sachen ein Hund vor dem anderen bewacht. Oder vielleicht finden Sie heraus, dass er nur ganz bestimmte Dinge bewacht, während Ihr anderer Hund andere Dinge wertvoll findet.
Kein Profil ist weder gut noch schlecht. Es gibt keine Wertung. Wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen, um jede Frage sorgfältig zu betrachten und in Ihren Antworten so detailliert wie möglich sind. Schreiben Sie zu jedem Verhalten auf, welcher Hund beteiligt war oder ob es von beiden (oder mehreren) Hunden gezeigt wurde. Auf der linken Seite des Blattes listen Sie jedes Problem auf und auf der rechten die Lösung – sei es nun durch Management, Training oder Verhaltensänderung, und wie diese umgesetzt worden ist. Machen Sie sich keine Sorgen, falls die rechte Seite im Moment noch leer bleibt. Während Sie sich Kapitel für Kapitel vorarbeiten, werden Sie sich zu Ihrem Profil zurückbeziehen und die zu dem speziellen Problem Ihrer Hunde passende Lösung eintragen. Wenn Sie mit dem Buch dann durch sind, sollten Sie ein vollständiges Profil haben.
Hunde bewachen Dinge voreinander – sowohl gewöhnliche als auch ungewöhnliche. Hier nur ein Beispiel eines seltsam anmutenden Bewachungsverhaltens unter meinen eigenen Hunden: Bananen gehören zu meinem täglichen Frühstück und ich gebe jedem meiner Hunde immer ein kleines Stück ab. Wenn sie mit Fressen fertig sind, leckt Sierra manchmal Bodhis Schnauze. Ist sie unterwürfig? Nein. Sie versucht, an jedes Stückchen Banane zu gelangen, das übriggeblieben ist. Wenn Bodhi den Kopf wegdreht, knurrt sie. Ja, Sierra bewacht das Fressen in Bodhis Schnauze vor ihm selbst. Da haben Sie es. Nun, das sollte es Ihnen leichter machen, die Fragen dazu zu beantworten, was Ihre eigenen Hunde bewachen! Nachfolgend einige Beispiele, die zum Nachdenken anregen.
FUTTER
Bewacht ein Hund Futter vor dem anderen? Sollte dies der Fall sein, handelt es sich um eine spezielle Art von Futter oder um alles Essbare? Taucht das Verhalten nur auf, wenn das Futter in einer Schüssel serviert wird? Passiert es nur, wenn die Hunde an einem bestimmten Ort gefüttert werden? Bewachen Ihre Hunde auch Nahrung, die sich nicht in ihrem Besitz befindet, wie die auf Ihrem Esstisch? Gibt es irgendwelche anderen Futter-Themen oder mit Futter verbundene Situationen, die Ihnen einfallen?
KAUARTIKEL UND SNACKS
Streiten sich Ihre Hunde um Knochen, Schweineohren, Ochsenziemer oder andere Kauartikel? Falls ja, um welche? Wie steht es mit Snacks wie Hundekeksen? Gibt es eine Neigung zum Konflikt bezüglich allem, was ihnen gegeben wird, oder geht es nur um spezielle Kausachen oder Snacks, die das Bewachungsverhalten hervorrufen? Was passiert, wenn ein Keks oder eine Belohnung auf den Boden fallen gelassen wird? Stürzt sich mehr als ein Hund darauf, gefolgt von einer heftigen Auseinandersetzung?
WASSER
Wasser ist überall und so viele Tropfen sind zum Trinken da. Aber versuchen Sie mal, das so manchem Hund zu sagen. Es ist nicht so verbreitet wie das Bewachen von Nahrung, aber es gibt Hunde, die ihren Wassernapf vor anderen bewachen, weil sie Wasser als eine wertvolle Ressource betrachten. Tun Ihre das?
SPIELZEUG
Gibt es ein bestimmtes Stoff – oder Quietschespielzeug, das ein Hund eher bewacht? Oder streiten sich Ihre Hunde um jedes Spielzeug, das ihnen gegeben wird? Wie sieht es mit Spielzeug aus, das sich nicht in ihrem Besitz befindet, wenn Sie zum Beispiel einen Ball oder ein Frisbee werfen? Die Erregung, die durch das Rennen erzeugt wird und die Aufregung aus dem Nachjagen können eine Konkurrenzsituation leicht in eine gefährliche Situation verwandeln. Führen diese Faktoren verbunden mit dem Verlangen nach dem Besitz des Spielzeugs bevorzugt zu einer Auseinandersetzung? Bedenken Sie auch die Örtlichkeit: Ist es für Ihre Hunde in Ordnung, wenn sie im Garten mit Spielsachen spielen, aber nicht, wenn diese Spielsachen im Haus sind? Gibt es andere beeinflussende Faktoren?
ANDERE DINGE
Es ist unmöglich, alle Dinge aufzuführen, die Hunde voreinander bewachen. Ich kannte Hunde, die Socken oder Unterwäsche aus dem Wäschekorb des Besitzers geholt und bewacht haben. Ich habe Hunde gesehen, die ihre eigenen Fäkalien bewacht haben. Ich kenne sogar einen Hund, der Staubmäuse bewacht hat! (Zum Glück nicht bei mir zu Hause.) Fällt Ihnen noch etwas ein, was Ihre Hunde für wertvoll genug befunden haben, um sich darüber zu streiten?
ÖRTLICHKEITEN
Nehmen Ihre Hunde es anderen übel, wenn diese in die Nähe ihrer Hundedecke, ihres Korbs oder Platzes auf dem Sofa kommen? Liegen sie quer in Türöffnungen, um anderen den Zutritt zu verwehren und werden so effektiv zu fellbedeckten Bremsschwellen? Neigt ein Hund zum Blockieren der Hundeklappe und lässt den anderen Hund nicht durch? Die beiden letztgenannten sind häufig auftretende Situationen, die von Besitzern gerne übersehen werden.
BESITZER
Sie, liebe/r Leser/in, sind eine sehr wertvolle Ressource! Jeder Ihrer Hunde ist ein großer