Tarzan – Band 2 – Tarzans Rückkehr. Edgar Rice Burroughs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Edgar Rice Burroughs
Издательство: Bookwire
Серия: Tarzan bei Null Papier
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783962817961
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Tar­zan so­fort in die Woh­nung sei­nes al­ten Freun­des d’Ar­not. Der Schiffs­leut­nant war er­freut, ihn wie­der­zu­se­hen, aber er mach­te ihm als­bald Vor­hal­tun­gen dar­über, dass er so tö­richt war, auf den Ti­tel und die Be­sit­zun­gen zu ver­zich­ten, die ihm von Rechts we­gen von sei­nem Va­ter John Clay­ton, dem ver­stor­be­nen Lord Grey­sto­ke, zu­stan­den.

      Sie müs­sen ver­rückt sein, mein Freund, sag­te d’Ar­not, dass Sie leich­ten Her­zens nicht al­lein auf Reich­tum und Stel­lung ver­zich­ten, son­dern auch auf die Ge­le­gen­heit, al­ler Welt zu be­wei­sen, dass das edle Blut von zwei der an­ge­se­hens­ten eng­li­schen Fa­mi­li­en in Ihren Adern fließt, nicht aber das Blut ei­ner wil­den Men­schenäf­fin. Ich ver­ste­he nicht, dass man Ih­nen glau­ben konn­te, am al­ler­we­nigs­ten Miss Por­ter.

      Ich habe nie an Ihre Ab­stam­mung von der Äf­fin ge­glaubt, so­gar da­mals nicht, als ich Sie hin­ten in der Wild­nis des Dschun­gels das rohe Fleisch Ih­rer Jagd­beu­te her­un­ter­rei­ßen und die fet­ti­gen Fin­ger am Schen­kel ab­wi­schen sah. Schon da­mals glaub­te ich nicht, dass Kala Ihre Mut­ter sei, ob­schon ich noch nicht den kleins­ten Be­weis des Ge­gen­teils in Hän­den hat­te. Jetzt aber ken­nen wir Ihres Va­ters Ta­ge­buch. Er hat das schreck­li­che Le­ben dar­in ge­schil­dert, das er mit Ih­rer Mut­ter an der wil­den afri­ka­ni­schen Küs­te füh­ren muss­te. Er er­zählt von Ih­rer Ge­burt und gibt so den über­zeu­gends­ten Be­weis Ih­rer wah­ren Ab­stam­mung, so­gar der Ab­druck Ih­rer klei­nen Kin­der­hand ist dar­in. Al­les dies steht schwarz auf weiß vor uns. Da scheint es mir ein­fach un­glaub­lich, dass Sie trotz al­lem ge­willt sein soll­ten, ein na­men­lo­ser, ar­mer Va­ga­bund zu blei­ben.

      Ich brau­che kei­nen bes­se­ren Na­men als Tar­zan, er­wi­der­te der Af­fen­mensch, und was den ar­men Va­ga­bun­den be­trifft, so habe ich nicht die Ab­sicht, es zu blei­ben. In der Tat soll die nächs­te, und wie ich hof­fe, die letz­te An­for­de­rung, die ich an Ihre un­ei­gen­nüt­zi­ge Freund­schaft stel­len muss, die sein, eine An­stel­lung für mich zu fin­den.

      Ach was, sag­te d’Ar­not, Sie wis­sen, dass ich es so nicht mei­ne. Habe ich Ih­nen nicht ein dut­zend­mal er­zählt, dass ich ge­nug für zwan­zig Mann habe und dass die Hälf­te mei­nes Ver­mö­gens Ih­nen ge­hört? Und wenn ich Ih­nen al­les gäbe, wür­de es auch nur den zehn­ten Teil des Wer­tes dar­stel­len, den ich auf Ihre Freund­schaft lege, Tar­zan? Wür­den da­mit die Diens­te be­zahlt sein, die Sie mir in Afri­ka er­wie­sen? Ich kann nie ver­ges­sen, mein Freund, dass ich ohne Sie und Ihre wun­der­ba­re Tap­fer­keit am Dorf­pfahl von Mbon­gas Men­schen­fres­sern ge­tö­tet wor­den wäre. Ih­rer lie­be­vol­len Auf­op­fe­rung ver­dan­ke ich es, dass ich von den da­ma­li­gen, schreck­li­chen Wun­den ge­ne­sen bin. Ich habe erst spä­ter ent­deckt, wel­che Ent­sa­gung es für Sie war, bei mir im Am­phi­thea­ter der Af­fen aus­zu­har­ren, wäh­rend Ihr Herz Sie zur Küs­te dräng­te.

      Als wir schließ­lich da­hin ka­men und fan­den, dass Miss Por­ter und ihre Ge­fähr­ten fort wa­ren, wur­de mir erst wirk­lich be­wusst, was Sie für einen völ­lig Frem­den ta­ten. Ich ver­su­che auch nicht, Sie mit Geld zu be­zah­len, Tar­zan, aber da Sie ge­gen­wär­tig Geld brau­chen, so stel­le ich Ih­nen selbst­ver­ständ­lich so viel zur Ver­fü­gung, wie Sie wün­schen. Das ist kein Op­fer, das ich Ih­nen brin­ge, son­dern le­dig­lich der Aus­druck mei­ner Dank­bar­keit und mei­ner Freund­schaft.

      Nun, sag­te Tar­zan la­chend, wir wol­len uns we­gen des Gel­des nicht zan­ken. Ich brau­che es zum Le­ben, aber es wäre mir lie­ber, wenn ich es er­ar­bei­ten könn­te. Sie kön­nen mir kei­nen bes­se­ren Be­weis Ih­rer Freund­schaft ge­ben, als in­dem Sie eine An­stel­lung für mich su­chen. Ich kann nicht un­tä­tig le­ben. Was mein Ge­burts­recht be­trifft, so ist es in gu­ten Hän­den. Clay­ton hat mich des­sen nicht be­raubt, denn er glaubt in Wirk­lich­keit, der ech­te Lord Grey­sto­ke zu sein, und er wird vor­aus­sicht­lich ein bes­se­rer eng­li­scher Lord sein als ein Mann, der in ei­nem afri­ka­ni­schen Dschun­gel ge­bo­ren und auf­ge­wach­sen ist. Sie wis­sen, dass ich auch jetzt nur halb kul­ti­viert bin. Wenn ich in Zorn ge­ra­te und es mir rot vor den Au­gen wird, so fe­gen die In­stink­te des wil­den Tie­res, die im­mer noch in mir schlum­mern, das we­ni­ge, das ich mir von der fei­ne­ren Kul­tur an­ge­eig­net habe, völ­lig hin­weg.

      Und dann, hät­te ich ver­ra­ten, wer ich bin, so hät­te ich die Frau, die ich lie­be, des Reich­tums und der Stel­lung be­raubt, die ihre Hei­rat mit Clay­ton ihr jetzt si­chert. Das konn­te ich doch nicht tun, nicht wahr, Paul?

      Ohne eine Ant­wort ab­zu­war­ten, fuhr er fort: Das Ge­burts­recht ist üb­ri­gens von kei­ner großen Wich­tig­keit für mich. So wie ich auf­ge­wach­sen bin, er­ken­ne ich im Men­schen wie im Tie­re nur den Wert an, den sie dank ih­rer geis­ti­gen oder kör­per­li­chen Über­le­gen­heit be­sit­zen. Und so bin ich glück­lich, wenn ich an Kala, als mei­ne Mut­ter, den­ke, denn sie war in ih­rer wenn auch wil­den Art im­mer gut ge­gen mich. Sie muss mich an ih­rer haa­ri­gen Brust ge­nährt ha­ben von je­nem Tage an, da mei­ne ei­ge­ne Mut­ter, die arme un­glück­li­che Eng­län­de­rin, starb. Kala kämpf­te für mich ge­gen die wil­den Be­woh­ner des Wal­des und ge­gen die ro­hen Mit­glie­der un­se­res ei­ge­nen Stam­mes mit dem gan­zen Mute wah­rer Mut­ter­lie­be.

      Und ich mei­ner­seits lieb­te sie, Paul. Ich wuss­te nicht, wie sehr ich sie lieb­te, bis der grau­sa­me Speer und der ver­gif­te­te Pfeil von Mbon­gas schwar­zem Krie­ger sie von mei­ner Sei­te ge­ris­sen hat. Ich war noch ein Jun­ge, als das ge­sch­ah, und ich warf mich über ihre Lei­che, um mei­nen Schmerz aus­zu­wei­nen, wie ein Kind um sei­ne ei­ge­ne Mut­ter ge­weint ha­ben wür­de. Ih­nen, mein Freund, wäre sie als ein häss­li­ches Ge­schöpf er­schie­nen, aber für mich war sie schön, – so herr­lich ver­klärt die Lie­be den Ge­gen­stand ih­rer Ver­eh­rung. Und so bin ich voll­kom­men zu­frie­den, für im­mer der Sohn von Kala, der Äf­fin, zu blei­ben.

      Ich be­wun­de­re Sie we­gen Ih­rer Treue, sag­te d’Ar­not, aber die Zeit wird kom­men, da sie froh sein wer­den, An­spruch auf Ihre ei­ge­ne Ab­stam­mung zu er­he­ben. Den­ken Sie dar­an, was ich Ih­nen sage, und wir wol­len hof­fen, dass es dann noch eben­so leicht sein wird, den Nach­weis zu füh­ren, wie heu­te. Sie dür­fen nicht ver­ges­sen, dass Pro­fes­sor Por­ter und Mr. Phi­l­an­der die ein­zi­gen Men­schen auf der Welt sind, die schwö­ren kön­nen, dass das klei­ne Ske­lett, das in der Hüt­te zu­sam­men mit dem Ihres Va­ters und Ih­rer Mut­ter ge­fun­den wur­de, das ei­nes jun­gen Men­schen­af­fen war und nicht der Spröß­ling von Lord und Lady Grey­sto­ke. Die­ses Zeug­nis ist äu­ßerst wich­tig. Bei­de sind alte Män­ner und le­ben viel­leicht nicht mehr lan­ge. Und dann, ha­ben Sie nicht dar­an ge­dacht, dass Miss Por­ter, wenn sie ein­mal die Wahr­heit er­füh­re, ihre Ver­lo­bung mit Clay­ton auf­he­ben wür­de? Sie könn­ten mit Leich­tig­keit Ihren Ti­tel, Ihre Be­sit­zun­gen und die Frau, die sie lie­ben, er­rin­gen, Tar­zan. Ha­ben Sie nicht dar­an ge­dacht?

      Tar­zan schüt­tel­te den Kopf. Sie ken­nen sie nicht, sag­te er. Nichts könn­te sie fes­ter an ihr Ver­spre­chen bin­den, als ein et­wai­ges Miss­ge­schick, das über Clay­ton käme. Sie ist aus ei­ner al­ten ame­ri­ka­ni­schen Fa­mi­lie des Sü­dens, und de­nen aus den Süd­staa­ten geht ihre Treue über al­les!

      *

      Die zwei fol­gen­den Wo­chen be­nütz­te Tar­zan, um sei­ne frü­he­re kur­ze Be­kannt­schaft mit Pa­ris zu er­neu­ern. Tags­über be­such­te er die Buch­hand­lun­gen und die Bil­der­ga­le­ri­en. Er las al­les, was ihm in die Hän­de kam,