Wendungen des Schicksals: Körper & Seele. Sloane Kennedy. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sloane Kennedy
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960894254
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ein bisschen zur Vernunft gekommen und hatte begriffen, dass er für dieses Wetter viel zu wenig anhatte. Ich zwang mich, die Augen von seinem wundervollen Hintern abzuwenden, als er sich über den Fahrersitz lehnte. Er griff nach irgendetwas. Ein kreischender Adler in einem Vogelkäfig vielleicht?

      »Da ist ja mein kleiner Schatz. Braves Mädchen. Es ist okay, Baby, deswegen hat Daddy dir ja den Pullover angezogen, weißt du noch? Weil es in unserem neuen Zuhause kalt ist.«

      Neues Zuhause? Was zur Hölle? »Wer sind Sie?«, platzte es aus mir heraus.

      Er wirbelte herum, ein kleines Fellknäuel war an seine Brust gepresst. Sogar sein Haustier war weiß. Er riss mir den Schal aus den Händen und begann, ihn um seine Schultern zu schlingen. »Können Sie Boo mal für einen Moment halten?«, fragte er und drückte mir das Fellbüschel in die Hand.

      Da ich mir noch immer nicht sicher war, um was für ein Tier es sich eigentlich handelte, hielt ich es vorsichtshalber so weit wie möglich von meinem Körper weg. Das Ding war nicht viel größer als eine meiner Hände und ich hätte schwören können, dass das flauschige Fell nicht echt war. Trug dieses Wesen einen Pelzmantel? Und warum machte es solche Geräusche? Versuchte es etwa, mich anzuknurren?

      »Erkennen Sie mich etwa nicht?«, fragte er überrascht, während er sich noch immer den roten Stoff um den Körper schlang.

      Ich legte den Kopf schief und musterte ihn. »Äh, nein. Sollte ich das? Sind wir uns schon mal begegnet?« Das war eigentlich nicht möglich. An einen so hübschen und zugleich merkwürdigen Menschen hätte ich mich erinnert. Gerade, als ich sagen wollte, dass er seinen Schal falsch um den Hals gebunden hatte, nahm er mir plötzlich sein winziges Haustier weg und platzierte das Wesen vorsichtig zwischen den Stofffalten.

      »Nein«, sagte er abwesend.

      Nein was? Wovon zur Hölle redete er? Ach ja, es ging darum, woher ich ihn kennen sollte. »Na ja, dann … Wahrscheinlich erkenne ich Sie nicht, weil wir uns noch nie begegnet sind«, murmelte ich, während er sein Haustier mit dem … Stoffding umwickelte. »Was ist das eigentlich für ein komischer Schal?«, fügte ich hinzu.

      »Schal?«, fragte er und riss die Augen auf. »Das ist doch kein Schal. Es ist Boo-Bärs Glücksort. So kann sie direkt an meinem Herzen sein. Es beruhigt sie, wenn sie ihrem Daddy nahe ist. Sie war ganz aufgelöst, als das Auto …« Er wedelte mit der Hand in Richtung Cabriolet. »Als das da passiert ist.«

      Vielleicht war er nicht ganz bei Sinnen. »Sir, haben Sie sich den Kopf angeschlagen, als sie mit dem Auto gegen die Schneewehe gefahren sind?«

      »Nein, ich bin nicht dagegen gefahren. Nicht wirklich. Nun ja, ich meine, jetzt steckt das Auto in der Schneewehe, aber … Ähm. Tja. Ich wollte nur halten, ich meine, ich habe versucht, anzuhalten, um auf das Navi auf meinem Handy zu sehen. Und da ist dieser Schneehaufen einfach … aufgetaucht. Und mein Auto blieb stecken.«

      Ich stieß eine Mischung aus Lachen und Schnauben aus. »Die Schneewehe ist Ihnen also in den Weg gesprungen?«

      Er schob das Kinn nach vorn und zog eine Schnute. Oh Scheiße. Nein. Dieser umwerfende junge Mann durfte wirklich nicht noch schärfer aussehen. Das war das Letzte, was ich jetzt brauchte. Ich atmete tief durch.

      Jake, zügele deine verdammte Libido. Denk nicht mal eine Minute daran, dass …

      Der Mann seufzte. Bei dem Geräusch wurde mein Schwanz augenblicklich noch härter. »Ich suche gerade nach dem Knopf für die Winterreifen«, sagte er. »Dann sind wir gleich weg.«

      »Der Knopf für die Winterreifen?«, fragte ich komplett verwirrt.

      »Ja, der Verkäufer meinte, dass man auch zu Winterreifen wechseln kann. Aber ich habe vergessen, ihn zu fragen, wo der Knopf ist.«

      Ich sah mich um. Das musste ein Streich sein. Xander spielte mir einen Streich. Seit er letzten Sommer zurück nach Colorado gezogen war, beschwerte er sich ständig über meine schlechte Laune. Ich sah den jungen Mann an und schüttelte den Kopf. »Sie verarschen mich, richtig?«

      »Nein, gar nicht«, erwiderte er und knuddelte seinen Hund. »Sie haben genug Platz, um meinem Auto auszuweichen, oder?«

      Als er zu seinem Wagen ging, griff ich vorsichtig nach seinem Arm. »Wie heißen Sie?«

      »Lair…, ähm, Oz.«

      »Lairähmoz?«, fragte ich. Das war der seltsamste Name, den ich je gehört hatte. Andererseits war er einzigartig wie der Mann, zu dem er gehörte.

      »Nein, sorry«, seufzte er, hob den Blick und lächelte mich an.

      Fuck.

      Dieses Lächeln. Es war, als wäre er ein Jedi, der mich mit der Macht anzog.

      »Mein Name ist Oz. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«

      »Jake«, antwortete ich.

      Oz’ weißer Fellball stieß ein leises Knurren aus. »Oh, und das ist Boo.«

      Ich versuchte, keine Grimasse zu schneiden. Ich war noch nie ein Fan von Hunden gewesen, die in eine Handtasche passten. Durch all die Haarbüschel, die auf dem Kopf des Tieres wuchsen, konnte ich kaum etwas erkennen. Doch der Hund versuchte eindeutig, mich mit seinem pathetischen Knurren davon zu überzeugen, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Ich ignorierte den Hund und versuchte, mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. »Oz, du weißt schon, dass Winterreifen nicht ins Auto eingebaut sind, oder? Man muss sie extra dazukaufen und im Winter die Reifen wechseln lassen.«

      Oz’ Miene fror ein. Seine Wangen liefen rot an. Die Situation hätte lustig sein können, aber er starrte mich an, als hätte ich gerade seinen merkwürdigen kleinen Hund getreten. »Nein, ähm, sorry«, stammelte er. »Das ist mein erstes Auto. Gott«, flüsterte er, dann versagte seine Stimme.

      Ich erbarmte mich und fragte: »Wo willst du denn hin? Diese Straße führt nur zu einem Ort, und ich weiß, dass du dort nicht hinwillst.«

      Er richtete sich wieder ein wenig auf und hob den Blick. »Ich suche nach einer Hütte. Sie gehört Xander Reed. Soweit ich weiß, führt diese Straße dorthin.«

      Mein Puls begann zu rasen. »Warum suchst du nach Bennetts und Xanders Hütte?«

      »Na ja, weil ich jetzt dort wohne. Zumindest für eine Weile. Warum? Weißt du, wo sie ist?«

      Ja, das wusste ich. Und wenn er wirklich dort hinwollte, saß ich richtig tief in der Scheiße.

      Kapitel 1

      Oz

      Drei Tage, nachdem ich in meine süße kleine Hütte gezogen war, ging ich mit Boo ein wenig frische Luft schnappen. Bei der Gelegenheit fiel mir auf, dass ich meinen neuen Nachbarn den ganzen Tag nicht gesehen hatte. Nicht, dass es mich störte. Der Typ war total unhöflich und ein richtiger Arsch. Sofort fiel mir sein Blick wieder ein, als ich ihm gesagt hatte, dass ich nach dem Knopf für die Winterreifen suchte. Meine Wangen wurden heiß. Okay, ja, es sprach nicht unbedingt für mich, dass ich keine Ahnung hatte, wie dieser Scheiß funktionierte. Aber ich lebte in New York, seit ich sechzehn war. In der Stadt kam es praktisch einer Todsünde gleich, ein eigenes Auto zu haben. Seit ich groß rausgekommen war, standen Dinge wie Autofahren eben nicht auf meiner Prioritätenliste. Was dieser Besserwisser Jake wohl sagen würde, wenn er erfuhr, dass ich erst vor ein paar Wochen den Führerschein gemacht hatte? Eigentlich war es egal. Dieser Typ war genauso wie all die Designer und Fotografen in meinem Leben. Für ihn war ich nichts weiter als ein Hohlkopf.

      Nachdem ich Jake gesagt hatte, dass ich zu Xander Reeds Hütte wollte, hatte er kaum ein Wort mit mir gewechselt. Nur ab und zu gebellt, dass ich aus dem Weg gehen sollte, während er mein Auto aus der Schneewehe manövrierte. Er hatte ein Seil an seinem eigenen Truck befestigt, um mich rauszuziehen. Bevor ich ihm überhaupt hatte danken können, hatte er mich ermahnt, vorsichtiger zu sein. Dann war er in sein Auto gestiegen und hatte ungeduldig gewartet, bis ich wegfuhr, weil ich ihm den Weg versperrt hatte. Ich hatte ihn noch im Rückspiegel gesehen und er hatte wirklich angepisst gewirkt. Als ich in die kurze Einfahrt eingebogen