PRIMORDIA 3 - RE-EVOLUTION. Greig Beck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Greig Beck
Издательство: Bookwire
Серия: Primordia
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354890
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plötzlich ausblieb.

       Oh Scheiße, nein!

      Doch dann wurde das Segel wieder von einer Böe getroffen und das Boot setzte sich langsam aus dem kompletten Stillstand heraus in Bewegung. Doch das ging langsam, so verdammt langsam. Die Geschwindigkeit nahm jetzt zu … fünf Knoten, zehn, fünfzehn, zwanzig … Drake schaute zurück und konnte den aus dem Wasser ragenden Buckel nun ganz genau erkennen. Er war glänzend grau, wie bei einem Wal, aber ein dunklerer Farbton. Das Ding war jetzt so nah, dass er ein paar Seepocken an seinem Rücken erkennen konnte, und erschreckenderweise starrten ihn die Augen eines Jägers an.

      Die Nelly war jetzt wieder mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs und er zählte innerlich einen Countdown bis zum Strand hinunter. Es waren jetzt nur noch etwa hundert Meter, während das Monster nicht mal mehr fünfundzwanzig Meter entfernt war. Er bemerkte, dass es beschleunigte, um ihn noch zu kriegen, bevor es zu spät war.

      Drake lehnte sich nach vorne, als ob dies das Boot schneller machen würde. Wie weit musste er noch fahren, bevor dieses Monster entschied, dass das Wasser zu flach wurde? Oder konnte es vielleicht sogar an Land gehen? Er dachte an die Qualle und den Vogel.

      Unmöglich dachte er und hoffte, dass es das wirklich war.

      Schneller, schneller, schneller, flehte er die Nelly in Gedanken an.

      Vor sich sah er jetzt einen Haufen Algen im Wasser. Es konnte nur noch ein paar Meter tief sein. Er drehte sich um, in der Hoffnung, das Ding hätte vielleicht schon abgedreht, und tatsächlich war es nicht mehr zu sehen. Kein Wunder, so flach wie es hier war. Das Boot schoss auf den Strand zu … zwanzig Meter, zehn, fünf … dann lief es auf Grund und Drake sprang heraus.

      Er hörte erst auf zu rennen, als er auf dem Kamm der ersten Sanddüne ankam, die etwa zehn Meter hoch war, dann wirbelte er herum.

      Das Meer lag ruhig da. Natürlich sah er die weiße Gischt, aber kein riesiges Monster, keinen gigantischen Kopf, der aus dem Wasser schaute. Aber er wusste genau, was er gesehen hatte. Er verzog das Gesicht, als dieses seltsame Kribbeln wieder durch seinen Körper lief. Dann schien die Sonne sich wieder für eine Sekunde zu verdunkeln.

      Drake schaute zum Himmel hinauf. Was soll dieser Quatsch?, fragte er die große, gelbe Sonnenscheibe.

      »Bist du lebensmüde, Junge?«

      »Hä?« Drake wirbelte herum.

      Neben ihm auf der Düne stand jetzt ein alter Mann, der seine Sandalen in einer Hand trug und ein Fernglas um den Hals hängen hatte.

      Drake zeigte mit dem Finger in Richtung Meer. »Haben Sie das gesehen?« Seine Stimme war höher, als es ihm recht war.

      Der alte Mann zuckte mit den Schultern. »Klar habe ich das gesehen.« Er trat einen Schritt zur Seite und deutete mit dem Daumen in Richtung eines Schildes, das aus dem Sand ragte. Drakes Unterkiefer fiel förmlich herunter, als er das riesige, gelbe Schild las.

       Kronosaurier-Saison: Schwimmen, Segeln und Angeln streng verboten – Lebensgefahr!

      Darunter war die stilisierte Silhouette des Meeresreptils zu sehen, das ihn gerade verfolgt hatte.

      »Was?« Drake spürte, wie seine Augen fast aus den Höhlen fielen. »Ist das ein Witz?«

      »Idiot.« Der Alte wandte sich ab. »Es gibt schon einen Grund, warum wir in dieser Jahreszeit nicht ins Wasser gehen. Es ist Brunftzeit für die Kronos. Wenn die hier etwas erlegen, gehen sie vielleicht das ganze Jahr nicht mehr weg.«

      »Das ist doch irre.« Drake rannte ihm hinterher und packte ihn am Arm. »Seit wann ist das so?«

      Der Mann schien auf einmal etwas Angst vor Drake zu bekommen, der selbst mit Mitte fünfzig immer noch sehr muskulös war.

      »Seit wann?« Der Alte schüttelte den Kopf und wirkte verwirrt. »Das war doch schon immer so. Jedes Jahr kommen die Biester mit der warmen Meeresströmung hier die Küste hoch.« Er trat einen Schritt zurück. »Bleiben Sie einfach bis Oktober an Land, okay?«

      »Alles klar«, erwiderte Drake und nickte. »Sicher.«

      Der Mann wandte sich ab und verschwand über die Dünen, während Drake aufs Wasser starrte. Plötzlich sah der Ozean anders aus, irgendwie mysteriös und bedrohlich. Sein Blick wanderte am Strand entlang, wo sein Boot lag. Er hätte liebend gerne geglaubt, dass ihm jemand einen Streich spielen wollte, doch er wusste, was er gesehen hatte, und deswegen musste etwas passiert sein, das absolut unglaublich war.

      Er spürte wieder dieses Kribbeln in seinem Bauch und wusste, dass das, was passierte, immer noch passierte. Sein Handy klingelte und er warf einen Blick darauf. Es war Helen.

      Kapitel 10

      Die Welt steht Kopf

      Ben Cartwright legte das Telefon weg und wandte sich Emma zu. »Das war Drake. Er kommt mit Helen hierher. Sie sind bereits unterwegs und wollen etwas Wichtiges mit uns besprechen.« Er beobachtete sie aufmerksam. »Er klang ziemlich aufgeregt.«

      »Sind sie denn wieder zusammen?« Emma hob die Augenbrauen. »Hat er gesagt, worum es geht?«

      »Nein.« Ben ließ die Hände in seine Hosentaschen gleiten und ging langsam auf sie zu. »Aber du kannst es dir wahrscheinlich denken, oder?«

      »Du meinst, denen ist auch so was Seltsames passiert?« Emma starrte für einen Augenblick auf den leeren Kamin. »Aber warum wir? Warum sind es nur wir, die mitbekommen, dass die ganze Welt plötzlich kopfsteht? Das ist doch irre!«

      »Aber irre ist jetzt offenbar normal.« Er hielt inne und starrte sie an. »Das neue normal.«

      Sie schaute ihn an. »Meinst du, es liegt daran, dass wir dort waren?«

      Ben zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, aber wie könnte das zusammenhängen? Zach merkt zum Beispiel nicht, dass etwas nicht stimmt. Für ihn und die anderen war das alles schon immer so, nur wir sind diejenigen, bei denen etwas nicht stimmt.«

      »Nur wir sehen die Veränderungen«, sagte Emma leise.

      Ben ging zum Fenster hinüber. »Und genau das macht mir Sorgen.« Er sprach über seine Schulter weiter: »Wann hört das auf? Was wird als Nächstes geschehen?«

      Es klingelte an der Tür und Emma stand auf. »Es ist Zeit für ein paar Antworten«, sagte Ben.

      Emma öffnete die Tür, während Ben wieder an ihre Seite trat. Als Drake hereinkam, umarmte sie ihn und ließ ihn dann vorbei, damit er Ben die Hand geben konnte. Anschließend nahm sie Helen in den Arm und begrüßte sie höflich. Es war schon lange her, dass sie sich gesehen hatten, doch für Ben sahen sie immer noch aus wie damals, abgesehen von ein paar silbernen Strähnen im Haar, und dazu vielleicht die eine oder andere Falte im Gesicht. Was jedoch neu war, war der abgehetzte Gesichtsausdruck bei beiden.

      »Kommt herein.«

      Ben führte sie ins Wohnzimmer, wo schon eine dampfende Kaffeekanne auf dem Tisch stand, sowie frisch aufgeschnittener Orangenkuchen, den Emma am Morgen gebacken hatte. Hinter ihnen knisterte das Feuer im Kamin und er hoffte, dass das Ambiente eine Atmosphäre der Ruhe vermittelte; eine Art sicheren Hafen in all diesem Irrsinn.

      »Wo ist denn der Hochbegabte?«, fragte Drake.

      Ben schmunzelte und deutete zur Treppe nach oben. »Ich wette, er kämpft entweder gerade gegen Drachen oder zerhackt irgendwelche Zombies.«

      »Wenn er bloß wüsste, dass sein Vater das in echt gemacht hat … also, zumindest das mit den Drachen.« Drake setzte sich auf das Sofa und bewunderte dessen saubere Oberfläche. »Hey, gar keine Hundedecke voller Haare mehr?«

      »Tja, das ist ja die Sache …« Ben schaute ihn ernst an und legte seine Hände zusammen. »Was ist ein Hund?«

      »Hä?« Drake verzog das Gesicht und seine Gabel mit dem Stück Kuchen darauf schwebte nun ein paar