PRIMORDIA 3 - RE-EVOLUTION. Greig Beck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Greig Beck
Издательство: Bookwire
Серия: Primordia
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354890
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ja, es gibt sie nicht mehr.«

      Drake und Helen starrten sie an, als Ben weitersprach: »Wir hatten einen Hund, wir wissen es ganz genau. Aber er ist weg.« Er verzog das Gesicht. »Er ist nicht nur weg, er hat nie existiert. Um genau zu sein, gibt es überhaupt keine Hunde mehr.« Er schaute seine Freunde eindringlich an. »Außer in unserer Erinnerung.«

      Emma presste ihre Lippen zusammen. »Irgendwas hat sich verändert. Irgendwie hat sich die ganze Welt verändert.«

      Drake ließ die Hand mit der Kuchengabel sinken. »Ich wusste es!« Er wandte sich Helen zu. »Siehst du?«

      Ben saß auf der Kante seines Stuhls, seine großen Hände umklammerten seine Knie. »Ich habe Dinge gesehen, seltsame Dinge, die ich nicht verstehe, und ich denke, euch geht es genauso, stimmt's?«

      Helen nickte. »Allerdings. Ich habe fleischfressende Pflanzen gesehen, die meine Studenten angegriffen haben. Die hat es vorher definitiv nicht gegeben. Das wüsste ich doch.« Sie schüttelte den Kopf. »Die Studenten aber haben so getan, als wäre ich verrückt, weil ich nie etwas davon gehört hatte.«

      Drake nickte. »Ja, das war für mich auch das Härteste. Jeder tut so, als wäre ich derjenige, mit dem etwas nicht stimmt. Ich war segeln und bin von etwas verfolgt worden, das wie ein riesiger Wal aussah. Aber es war keiner. Es sah aus, als würde eine Riesenechse unter Wasser schwimmen …« Er wandte sich Helen zu. »Was hattest du noch mal gesagt, was es gewesen sein könnte?«

      »Ein Kronosaurus oder ein Tylosaurus … vielleicht einer von denen. Auf jeden Fall längst ausgestorben«, sagte sie leise.

      »Genau, ein Kronosaurus … so einer war es. Ein gottverdammtes Monster. Ich habe es nur mit knapper Not lebendig an den Strand geschafft.« Er lehnte sich zurück und schnaubte verächtlich. »Und wisst ihr, wieso mir das passiert ist? Weil wir gerade die sogenannte Reptiliensaison haben – die Krono-Saison!« Seine Augenbrauen wanderten nach oben. »Was soll dieser Scheiß? Wann soll das denn alles passiert sein? Ich meine, die hatten sogar Warnschilder an dem Strand. Die waren vorher ganz sicher nicht da, das weiß ich genau.«

      Ben nickte. »Die Welt verändert sich gerade. Wir leben nun offenbar in einer Welt, in der es keine Hunde mehr gibt, aber dafür Meeresungeheuer.«

      »Ziemlich beschissener Tausch«, meinte Drake.

      Helen driftete in Gedanken gerade ab. »Hunde haben sich nie entwickelt und andere Spezies sind nie ausgestorben. Die Evolution hat offenbar eine ganz andere Bahn eingeschlagen.« Sie schaute auf. »Etwas ist passiert, das alles verändert hat, und zwar in der Vergangenheit.«

      »Es passiert immer noch«, warf Emma ein. »Hey, hat jemand von euch in letzter Zeit ein komisches Gefühl gehabt? Als ob ein Kribbeln durch den ganzen Körper läuft?«

      »Ja, auf jeden Fall. Es fühlt sich an, als ob ein schwacher elektrischer Strom vom Kopf bis zu den Zehen läuft und sich dann in der Magengegend einnistet«, erwiderte Drake. »Und dabei wird das Licht kurz dunkler … das Sonnenlicht.«

      »Es wird anscheinend immer schlimmer«, sagte Helen. »Wir müssen das gewesen sein. Wir haben etwas in der Vergangenheit verändert … wir haben die Regeln verletzt.« Sie schaute die anderen der Reihe nach an. »… und jetzt bezahlen wir den Preis dafür.«

      Kapitel 11

      Toronto, Kanada – Geschäftsviertel Bay Street

      Chess Monroe schaute kurz über seine Schulter hinweg in Richtung von Mohammed Ibn Aziz, der gerade die Hauptstraße herunterkam. Er wurde von drei riesigen Kerlen begleitet, deren dunkle Anzüge ihre Muskelberge kaum im Zaum halten konnten. Einer lief vor ihm, die beiden anderen klebten praktisch an seinen Schultern.

      Aziz war der Chefbuchhalter des Maghadam-Clans gewesen, einer Verbrecherfamilie, vor der er jetzt vom CSIS beschützt wurde, dem kanadischen Geheimdienst. Gerüchten zufolge war er geschnappt worden und hatte – mit einer langen Haftstrafe konfrontiert – die Seiten gewechselt. Im Tausch gegen Straffreiheit und eine neue Identität wollte er alles offenlegen, was er über die Familie wusste. Jetzt musste er nur noch bis zu seinem Gerichtstermin überleben.

      Niemand sollte wissen, wo er sich momentan aufhielt, und dieser letzte Ausflug in die Öffentlichkeit diente nur dazu, Dokumente aus einem Schließfach zu holen, die die Köpfe der Familie hinter Gittern bringen würden. Der Staatsanwalt würde den Rest machen müssen.

      Das Problem, wenn man sich mit dem organisierten Verbrechen anlegte, waren die enormen Ressourcen, die sie zur Verfügung hatten. Geld, Grundstücke, Unternehmen und Kontakte bis in die höchsten Sphären der Politik, und natürlich auch ein Netzwerk aus Helfern, die bis in die untersten Schichten, zu den Straßenkindern reichten. Daher gab es für jeden Spitzel wie Aziz einen Gegenspitzel, der seine eigene Mutter für ein bisschen Geld verraten würde.

      Deshalb wussten die Maghadams bereits, dass Aziz geschnappt worden war, sie wussten, dass er sich gerade auf seine Aussage vorbereitete, und sie wussten auch von seinem Besuch bei der Bank. Wahrscheinlich waren sie schon wenige Minuten, nachdem der Plan überhaupt beschlossen worden war, darüber unterrichtet worden.

      Die Bay Street in Toronto war um zwei Uhr nachmittags voller Leute. Die Kaffeeläden quollen praktisch über mit Geschäftsleuten, die ihre Meetings abhielten und über die Kollegen lästerten, während gestresste Einkäufer von einem Laden zum nächsten hetzten.

      An einem der Tische draußen in der Sonne saßen zwei Männer und eine blonde Frau, die lachten und an ihren Kaffeetassen nippten. Die Frau lehnte sich gerade nach vorn, um ein Stück Kuchen mit ihrer Gabel zu zerteilen. Falls ein gut ausgebildeter Sicherheitsbeamter die Frau genauer unter die Lupe genommen hätte, wäre ihm sofort aufgefallen, dass sie trotz ihrer teuren Kleidung das Besteck wie ein Bauarbeiter hielt, und dass ihre Handknöchel geschwollen und voller Striemen waren.

      Chess war einer der Männer, die mit ihr am Tisch saßen. Sie waren beide ebenfalls gut gekleidet, in Sportjacketts aus Baumwolle – das eine blau, das andere braun. Ihre Hemden waren frisch gebügelt und gestärkt, doch ihre Gesichter verrieten, dass sie ihr Geld eher mit Gewalttaten als mit Finanzgeschäften verdienten.

      Zwei Blocks weiter, die Straße hinunter, parkte nun ein Lieferwagen langsam ein. Am Steuer saß eine dunkelhaarige Frau, die ein Headset im Ohr hatte und wartete. Im hinteren Bereich des Fahrzeugs befand sich ein Mann an der Schiebetür.

      Als die Gruppe von Aziz näherkam, zählte einer der Männer im Café ihre Schritte mit und ließ dann die Kaffeetasse, die er vor seinen Mund hielt, ein Stückchen sinken.

      »Jetzt.«

      Der Mann mit dem blauen Jackett stand auf und ging auf die Gruppe um Aziz zu. Die beiden anderen Kaffeetrinker blieben ruhig sitzen, lachten und unterhielten sich scheinbar miteinander. Hinter ihren dunklen Brillen waren ihre Augen jedoch starr auf die Männer gerichtet, die sich ihnen näherten.

      Ein Stück die Straße hinunter verlangsamte der Mann im blauen Jackett jetzt seine Schritte, als er den Anführer der Bodyguards fast erreicht hatte. Ganz leise sagte er: »Showtime.«

      Aus seinem Ärmel rutschte nun ein fünfundzwanzig Zentimeter langer Stachel aus Stahl, der in einem rutschfesten Griff endete. Der Mann blieb stehen, wirbelte herum und warf sich dann nach vorne. Bevor sein Gegenüber überhaupt reagieren konnte, hatte er ihm das spitze Metallstück auch schon in den Hals gerammt.

      Aziz klappte der Unterkiefer herunter, und verschreckt hob er die Hände vor sein Gesicht, wie ein kleines Kätzchen. Die beiden Wachen hinter ihm griffen nach ihren versteckten Pistolen, doch in diesem Moment standen auch schon der Mann und die Frau aus dem Café neben ihnen und schossen ihnen mit schallgedämpften Waffen in die Köpfe, was vom Geräusch her an hustende Kinder erinnerte.

      Die drei Toten wurden jetzt vorsichtig an eine Backsteinmauer gelehnt, und als der Lieferwagen mit quietschenden Reifen neben ihnen hielt, wurde die Schiebetür aufgerissen. Aziz wurde gepackt und wie ein kleines Kind durch die offene Tür gehievt.

      »Du