PRIMORDIA 3 - RE-EVOLUTION. Greig Beck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Greig Beck
Издательство: Bookwire
Серия: Primordia
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354890
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      »Hast du was gefunden?« Sein Kollege, Andy Gallagher, klang nur mäßig interessiert und fütterte seinen eigenen Computer weiter mit Daten.

      »Hier ist ein bisschen Verkehr«, entgegnete Henson. »Da kommt so ein kleiner Bursche aus den unendlichen Weiten angedüst.« Er streckte einen Arm zur Tastatur aus und begann, einhändig zu tippen, um die Daten des galaktischen Besuchers aufzunehmen.

      »Ein Asteroid?«, fragte Gallagher.

      »Ja, gute Größe, und er wird nahe genug vorbeikommen, dass wir ihn genau unter die Lupe nehmen können.« Henson begab sich nun an den Bildschirm des Rechners und war offenbar sehr zufrieden mit dem, was er dort sah. Für einen Durchschnittsmenschen wirkte der Bildschirm einfach schwarz, mit dem einen oder anderen weißen Nadelstich hier und da, doch für das trainierte Auge war es sofort als Schnappschuss eines ganz bestimmten Bereichs unseres Sonnensystems zu erkennen.

      »Ich dachte schon, du sagst mir jetzt, dass Primordia wieder auf dem Rückweg ist.« Gallagher lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Denn aktuell haben wir es doch mit unserer Glückszahl zu tun – der Acht – und unser stets pünktlicher Besucher P/2018-YG874 müsste eigentlich wieder vorbeikommen.«

      »Klar, das tut er auch, aber wir reden hier über etwas ganz anderes.« Henson erstarrte und drehte sich dann ganz langsam um. »Heeeeyyy … du meinst doch nicht etwa …?« Gallagher verzog das Gesicht. »Ich meine …?« Er hob die Augenbrauen. »Meinst du etwa die stoßen zusammen?« Er schnaubte verächtlich. »Bist du auf Drogen? Ich meine, auf mehr Drogen als sonst?«

      Henson lachte auf. »Hey, sehe ich etwa so aus, oder was?«

      Gallagher grinste. »Du siehst aus wie der Weihnachtsmann, wenn er sich seinen Bart ein paar Wochen nicht kämmen und eine Jogginghose tragen würde.«

      »Sie schmeicheln mir, mein Herr.« Henson richtete sich auf. »Der Weihnachtsmann hat übrigens keinen Abschluss in Astrophysik an der technischen Universität Kalifornien gemacht, schon vergessen?«

      »Ja toll, und meiner ist aus Princeton, mit besonderer Auszeichnung, also wissen wir beide, was los ist. Der Weltraum ist quasi leer, und die Chance, dass zwei winzige astrale Körper zusammenstoßen, ist verschwindend klein.«

      »Und doch passiert es.« Henson verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete den sich auf dem Computerbildschirm bewegenden Lichtpunkt. »P/2018-YG874, Primordia, reist jetzt schon seit Millionen von Jahren durchs All.« Er drehte sich um. »Irgendwann hat man halt auch mal Pech.«

      »Unmöglich«, erwiderte Gallagher mit Nachdruck. Dann sagte er: »Obwohl es ziemlich cool wäre.« Er schaute auf. »Hey, du hast ihn entdeckt, du darfst ihn also benennen.«

      Henson strich sich für einen Moment durch den Bart und erhob dann seinen Zeigefinger. »Von nun an möge alle Welt Euch kennen unter dem Namen … Lord Vader

      Gallagher stöhnte, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. »Okay, dann eben Lord Vader. Möge die dunkle Seite mit dir sein.« Er wandte sich wieder seinem Bildschirm zu. »Lass uns Lord Vader mal lieber im Auge behalten, nur um auf Nummer sicher zu gehen.«

      Kapitel 14

      An der südöstlichsten Spitze Nordamerikas, vor 100 Millionen Jahren

      Der riesige Zweibeiner bewegte sich langsam nach vorne und setzte seinen Fuß, der die Größe eines Kleinwagens hatte, langsam auf den weichen Boden auf, anschließend machte er einen weiteren Schritt, doch dann bewegte er sich mehrere Minuten lang kein bisschen. Endlich drehte er den Kopf leicht und lauschte für einen Moment in die Stille, bevor er einen weiteren zögerlichen Schritt machte.

      Er sog die Luft tief durch seine mächtigen Nüstern und untersuchte die vielfältigen Gerüche des ihn umgebenden Dschungels. Er verfolgte etwas – etwas, das er noch nicht sehen konnte, sondern nur riechen, doch sein sechster Sinn, den jedes Raubtier besaß, sagte ihm, dass seine Beute nicht mehr weit weg war.

      Die Alpha-Theropoden waren riesige Monster und ernährten sich durchaus auch von Aas, aber sie liebten die Erregung, die sie beim Jagen und auch beim Töten durchströmte. Die zwanzig Zentimeter langen, nach hinten gebogenen Zähne dieser Spezies waren perfekt dafür geeignet, Fleisch und Knochen ihrer riesigen Zeitgenossen ohne Probleme zu zerfetzen.

      Das Tier blieb bewegungslos, und trotz seiner turmhohen Größe und des massigen Körperbaus konnte man es im Zwielicht des Dschungels kaum sehen. Seine Haut bestand aus braunen und grünen Flecken und an seinem dicken Schwanz, den es als Gegengewicht zu seinem schweren Kopf nutzte, waren einige Streifen zu sehen. Von der Schwanzspitze bis zum Kopf maß die Bestie an die zwölf Meter und das Gesamtgewicht lag bei über fünfzehn Tonnen. In der Kreidezeit waren sie einer der größten Fleischfresser Nordamerikas gewesen.

      Die Kreatur drehte nun wieder ganz langsam den Kopf und nahm jeden Quadratmeter des Dschungels unter die Lupe. Gleichzeitig versuchte sie, den Geruch ihrer Beute aufzunehmen. Minuten vergingen, dann machte sie einen weiteren Schritt und dann noch einen, um anschließend wieder zu pausieren und zu suchen.

      Es war unklar, wonach der Fleischfresser suchte. Endlich schien er aufzugeben und weiterzuziehen, wobei er deutlich weniger auf leise Bewegungen achtete, sondern rücksichtslos Bäume aus dem Weg schob, als wären sie bloß riesige Grashalme.

      Andy blieb, wo er war, und bewegte keinen Muskel. Der Schlamm, mit dem er sich bedeckt hatte, war dick aufgetragen und glitschig wie Schmierfett. Er juckte außerdem tierisch. Aber er hielt die Insekten ab und schirmte vor allem seinen eigenen Körpergeruch ab. Zumindest den Großteil davon.

      Das Monster, das ihm nachgestellt hatte, kannte er als Mitglied der Gruppe der Carcharodontosaurier – vermutlich war es ein Siats Meekerorum. Sie hatten in dieser Gegend hundert Millionen Jahre vor Andys eigener Zeit gelebt. Obwohl es Zweibeiner unter den Dinosauriern gab, die noch größer und schwerer waren, gehörte dieses Monster durchaus zu den gefährlichsten und wildesten Exemplaren.

      Andy verfolgte das Verschwinden der Kreatur, die sich ihren Weg inzwischen mit der Eleganz eines Bulldozers bahnte. Er erinnerte sich an Diskussionen, in denen es darum gegangen war, ob diese riesigen Fleischfresser Jäger oder Aasfresser gewesen waren – jetzt wusste er es. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie sie riesigen Beutetieren nachstellten und ihr eigenes Gewicht dazu nutzten, um sie umzuschubsen. Anschließend benutzten sie ihre kraftvollen Kiefer, um Kehlen herauszureißen oder Wirbelsäulen zu zerquetschen. Sie waren auf jeden Fall Jäger, und verdammt gute noch dazu.

      Schließlich bewegte sich Andy in dem riesigen Dschungel und krabbelte unter dem Wurzelgewirr riesiger mangrovenartiger Bäume hervor. Er öffnete seine Tasche und schaute nach dem kleinen, vogelartigen Reptil. Zur Abwechslung hatte Gluck seinen Schnabel fest geschlossen gehalten, vermutlich hatte er den Geruch des Alpha-Jägers wahrgenommen und gewusst, dass es überlebenswichtig war, keinen Mucks zu machen.

      Andy machte ein paar vorsichtige Schritte, hielt dann wieder inne und betrachtete den Weg, der vor ihm lag. Er war nur ein kleiner Wurm in einem Land von Riesen. Langsam drehte er sich um und sah über seine Schulter. Er hatte in den vergangenen Jahren sehr viel über diese Zeit gelernt, und dazu gehörte auch, dass selbst die tonnenschweren Jäger die Möglichkeit besaßen, auf der Jagd leise wie Gespenster zu sein. In einem Moment dachte man noch, man wäre allein, im nächsten tauchte plötzlich ein gigantischer Schatten nur wenige Meter hinter einem auf.

      Andy konnte gar nicht mehr mitzählen, wie knapp er dem Tod schon von der Schippe gesprungen war. Selbst, wenn ich eine Katze wäre, hätte ich all meine Leben schon verbraucht, dachte er und grinste. Seine Zähne und die weißen Augen leuchteten aus dem dunklen Schlamm hervor.

      Es dauerte noch zwanzig Minuten, bis er sich sicher genug wähnte, um sein normales Tempo wiederaufzunehmen. Nach einer Weile blieb er stehen und atmete tief ein. Er war immer noch weit weg, denn es war keine Spur von Salz in der Luft zu riechen, und damit meinte er kein Meersalz, auch nicht das schweflige Salz von Magmabecken, sondern den klaren, eindeutigen Geruch von