Wyatt Earp Staffel 1 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863775193
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hatte er es also doch geschafft, der verdammte Schießhund, ihn aus seiner Fassung zu bringen, ihn vom hohen Ross zu stoßen. Auf eine ganz kalte Manier, im letzten Augenblick.

      Holyoke stieß einen Fluch aus. Und in dieser Minute belastete er sein Gewissen mit dem nächsten düsteren Vorsatz. Wenn Flanagan kam, um das restliche Geld abzuholen, würde er ihn töten. Es konnte nicht allzu schwer sein, da der Schießer sicher nicht damit rechnete.

      Der Händler stand mitten auf der Straße, hinter seinem Wagen, er hatte die geballte Faust erhoben – und ließ sie plötzlich kraftlos wieder sinken.

      Vielleicht würde es doch nicht so einfach sein?

      Aber bis dahin hatte er ja noch eine Menge Zeit. Wenn Chesterton tot war, konnte er freier atmen. Dann würde alles anders aussehen. Da er nichts unterschrieben hatte, wusste niemand von der Schuld, die er bei Chesterton hatte. Es war Geld gewesen, dass ihm der einstige Freund auf Treu und Glauben geliehen hatte. Zwölftausend Dollar. Vor fünf Jahren. Am 1. Oktober war die Rückzahlungsfrist verstrichen.

      Dann würde Chesterton kommen und das Geld haben wollen.

      Holyoke hatte das Geld. Es lag auf der Bank in Lamar.

      Sogar fünfzehntausend –, aber er würde sie nicht anrühren. Wie ein Hund hatte er in all den Jahren dafür geschuftet, wie ein Strafgefangener. Nichts hatte er sich gegönnt, um ihretwillen, und sie hatte ihn erhört, die schöne Jenny Walker. Seit fast einem Jahr war sie seine Frau, hatte einen glühenden Sonnenschein über sein bis dahin hartes und arbeitsreiches Leben geworfen …

      Dass sie kalt war, berechnend und egoistisch, das wollte der Mann nicht sehen. Und dass sie es war, die ihn auf die Fährte Hal Flanagans geschickt hatte, wollte er auch nicht wissen. Sicher, sie hatte das nicht etwa gesagt – sie wusste ja nichts von seiner Schuld an Chesterton. Aber ihre Art, ihr Wesen gebot ihm, so zu handeln. Wenn er die Zwölftausend von der Bank genommen hätte, wäre er nicht mehr der Mann gewesen, der er in ihren Augen sein musste, um vor ihr bestehen zu können.

      Holyoke wankte auf den Wagen zu, zog sich hinauf und nahm die Zügelleine auf.

      Die beiden schnellbeinigen Füchse setzten sich in Bewegung.

      *

      Hal Flanagan hatte die gewaltige Strecke über den Canadian hinüber nach Missouri in verhältnismäßig kurzer Zeit überwunden. Er war als Texaner weite Ritte gewohnt, es machte ihm nichts aus.

      Die Tagesstrecken waren so lang gewesen, dass der Rappe, als Flanagan in Joplin einritt, dem Zusammenbrechen nahe war.

      Der rigorose Mann scherte sich nicht darum.

      Vor einem Mietstall rutschte er aus dem Sattel.

      Pat Owens, der Mietstallbesitzer, wischte seine Hände an der grünen Schürze ab, legte das Hornmesser aus der Hand und schob den Braunen, dessen Hufhorn er soeben bearbeitet hatte, knurrend zur Seite.

      Dann sah er Flanagans Pferd.

      Pat Owens war seit dreißig Jahren in diesem Land. Er hatte vielerlei Pferde gesehen in dieser langen Zeit. Aber noch niemals einen so abgetriebenen Gaul.

      Dann erst warf er einen Blick auf den Reiter, und er erschrak.

      Welch ein Gesicht!

      Owens hatte bisher geglaubt, jede Gattung von Mensch gesehen zu haben. Aber das kalkige Gesicht, das ihm da entgegenstarrte, bestürzte ihn zutiefst.

      Flanagan öffnete die Lippen. »Was kriege ich für den Gaul?«

      Der Mietstallbesitzer sah trotz des traurigen Zustandes, in dem sich der Rappe befand, dass es ein gutes Pferd war, wusste aber auch, dass er die Spuren der ausgestandenen Strapazen vielleicht nie wieder aus dem Tier herausbekommen würde.

      »Zwanzig«, sagte er, und es war ein anständiger Preis für einen so abgetriebenen Klepper.

      Flanagan sagte hart: »Dreißig!«

      Owens wusste nicht, was ihn dazu brachte, zu nicken. Er wandte sich um und ging ins Haus.

      »Bleiben Sie, ich brauche ein neues Pferd!«, rief ihm der Texaner nach.

      Owens blieb einen Augenblick unschlüssig stehen, dann ging er auf den Stall zu.

      Flanagan folgte ihm. Bei einem Grauschimmel hielt er inne.

      In diesem Augenblick wusste Owens, dass der Mann wirklich etwas von Pferden verstand: Dieser Graue war das beste Tier im ganzen Stall. Und doch sah man es ihm nicht an. Das heißt, selbst ein guter Pferdekenner hätte einiger Minuten bedurft, um die Vorzüge dieses Tieres festzustellen.

      Der Mann mit dem weißen Hut deutete mit der behandschuhten Rechten auf das Pferd.

      »Wie viel?«

      »Hundertfünfzig.«

      Flanagan zuckte unmerklich zusammen.

      »Sind Sie verrückt?«

      Owens hustete.

      »Sie kommen aus Texas, Mister. Da sind die Pferde billiger. Aber ein solches Tier bekommen Sie nirgends geschenkt.«

      Flanagan krächzte: »Wer will es geschenkt? Neunzig, mit den dreißig!«

      Owens schüttelte den Kopf.

      »Sie können Ihren Gaul wieder mitnehmen, Mister. Ich habe keinen Grund, meine Tiere zu verschenken. Ich habe Ihnen mit dreißig für Ihren Klepper schon ein Geschenk gemacht. Und jetzt soll ich mein bestes Pferd dazu verschleudern?«

      Da trat Flanagan ganz nahe an den Händler heran.

      »Neunzig«, sagte er bedrohlich leise.

      Owens schluckte. »Es geht nicht, Mister. Die Pferde sind mein ganzes Kapital. Der Graue ist doch noch unter Brüdern hundertachtzig wert, Sie wissen es selbst.«

      Flanagans Gesicht erstarrte zur Maske.

      Nur der Unterkiefer bewegte sich, als er jetzt sagte: »Good, schicken Sie mir die dreißig Dollar ins Hotel rüber. Ich kaufe mir anderwärts ein Pferd.«

      Danach wandte er sich um und ging auf das Hoftor zu.

      Pat Owens rief ihm nach: »Ihr Name, Mister …«

      Der Texaner blieb stehen und wandte sich langsam um.

      »Flanagan, Hal Flanagan aus Panhandle!«

      Patrick Owens stand da wie angewurzelt und starrte auf den weißen Hut des Fremden.

      Flanagan? Hal Flanagan? Sollte das vielleicht der berüchtigte Schießer aus Texas sein, der drüben in Wichita Dave Bleasdale erschossen hatte, den gefährlichen Bleasdale, den eine halbe Schwadron Blauröcke monatelang gejagt und nicht gestellt hatte? Sollte es derselbe Hal Flanagan sein, von dem erst vor wenigen Monaten die Rede war, als er drüben in Santa Fé Cap Ronney getötet hatte?

      Der Mann mit dem weißen Hut! Plötzlich fiel es dem Händler wieder ein. Wie ein Paukenschlag hämmerte es in seinem Hirn. Der Mann mit dem weißen Hut, so hatte es ja auch in der Gazette gestanden!

      Pat Owens schluckte, dann sagte er heiser: »Es ist gut, Mister Flanagan: Neunzig Dollar.«

      Der Schießer kam langsam zurück, schnallte seinem Rappen den Sattel ab, gab dem abgetriebenen Tier in herzloser Weise einen Tritt, dass es schmerzlich aufwieherte, und dann legte er dem Grauen den Sattel auf. Anschließend zählte er dem an allen Gliedern zitternden Händler neunzig Dollar hin, zog sich in den Sattel und ritt aus dem Tor hinaus.

      Als Pat Owens sich in Bewegung setzte und zum Tor rannte, sah er den Texaner weit oben in der Straße reiten.

      Jim Chestertons Sägemühle lag am Rande der Stadt. Es waren fünf große Bauten, in denen eine Menge Leute beschäftigt waren.

      Flanagan warf einen prüfenden Blick auf die Häuser, die eine vorübergehende Frau ihm als die Chesterton-Sägerei bezeichnet hatte.

      Es war nur ein kurzer Blick, den der Schießer den Häusern jedes Mannes widmete, dessen Leben