Wyatt Earp Staffel 1 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863775193
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      Gewiss, es rief keiner: »Hallo, da kommt Hal Flanagan! Der große Flanagan! Hal, wie geht’s? Bist du endlich wieder da? …« Nein. Es blieb still in der Straße.

      Die Abendsonne schickte ihre flammend roten Strahlen in die Stadt, und alle Gegenstände warfen riesenlange Schatten.

      Vor dem Farewell-Hotel brachte Flanagan seinen Hengst zum Stehen, rutschte unsäglich langsam aus dem Sattel und schlang die Zügelleine um den Querholm. Ehe er auf den Vorbau zuschritt, lockerte er die beiden großen Revolver in den Halftern, die er tief auf den Oberschenkeln trug, wandte sich noch einmal um und blickte die Straße hinunter.

      Gap Lonegan, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Geräte-Handel hatte, zuckte zusammen, als ihn der Blick des Revolvermannes traf. Schnell hob er die Hand und winkte dem »Heimkehrer« gequält lächelnd zu.

      Flanagan erwiderte diesen Gruß nicht.

      Auch Joe Carpentier, der die Sattlerei nebenan hatte, sah mit nicht ganz glücklichen Augen auf den Schießer.

      Tub Harringay stand hinter den Gardinen seiner kleinen Bank, hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt und die Lippen zusammengepresst. Sein massiger Schädel war vorgebeugt. Plötzlich zuckte er zusammen. Er hatte das Gefühl, der Mann drüben müsse ihn durch die Gardinen gesehen haben.

      Harringay wandte sich um, riss seinen Hut vom Haken, rief vorn im Schalterraum einem Clerk etwas zu und stampfte über die Straße.

      Der Schießer sah ihm ausdruckslos entgegen.

      Der Bankier streckte beide Hände aus, so, als wolle er den anderen herzlich begrüßen.

      Flanagan übersah diese Geste.

      »Hallo! Ich sah zufällig durchs Fenster und denke: Du träumst! Er kann es doch gar nicht sein! Aber er ist es! Hal, alter Junge! Willkommen daheim …«

      Die Lippen des Schießers sprangen auseinander. Hohl und rostig klang seine Stimme.

      »Was willst du?«

      Der Bankier versuchte, diese brüske Abweisung zu überspielen.

      »Darf ich dich zu einem Drink einladen, Hal? Du hast sicher einen langen Ritt hinter dir …«

      Der Revolvermann wandte sich ab. Wortlos ging er auf das Hotel zu.

      Auf dem Vorbau hatten mehrere alte Männer mit knorrigen, verbrannten Gesichtern gesessen. Sie standen auf, als der Mann mit dem weißen Hut an ihnen vorbeikam.

      »Hal?«

      »Hallo, Hal!«

      »Wie geht’s?«

      »Wieder im Lande?«

      Der Schießer beachtete dieses Verlegenheitsgestammel nicht. Mit der linken Stiefelspitze stieß er den Hoteleingang auf und blickte in das Halbdämmer der Halle.

      Rechts, an dem kleinen Rezeptionstisch, stand ein alter, gebeugter Mann mit kahlem Schädel und ausgetrocknetem Gesicht. Unsicher blickte er den Ankömmling an.

      Flanagan hielt auf ihn zu. »Ein Zimmer!«, schnarrte er.

      Jeffries Abeathy schüttelte den Kopf.

      »Tut mir leid, Mister. – Alles besetzt! Der Pferdemarkt, übermorgen …«

      Flanagan trat nahe an den Rezeptionstisch.

      »Ein Zimmer!«, wiederholte er mit leiser, drohender Eindringlichkeit.

      Der alte Abeathy zuckte mit den Schultern.

      »Ich bedaure sehr, Mister …« Er kannte Flanagan nicht, er war erst ein halbes Jahr in Panhandle.

      Die Linke des Revolverschwingers zuckte über den Rezeptionstisch, krallte sich in die abgetragene Jacke des alten Mannes, die Rechte flog mehrmals in kurzen, harten Schlägen in Abeathys blasses Gesicht, wo sie rote Flecken hinterließ.

      Aus dem linken Mundwinkel des entsetzten Hotelportiers rann ein dünner Blutfaden.

      »Ein Zimmer!«, zischte Flanagan.

      Da kam aus dem Büro ein großer hagerer Mann mit braunen Augen und scharfem Gesicht.

      »Aber, Mister Abeathy, das ist doch Mister Flanagan! Für ihn ist hier immer ein Zimmer frei!«

      Der Hoteleigner wandte sich nach einem farbigen Jungen um.

      »Los, schaff den dicken Morris aus Zimmer neun! Das Zimmer bekommt Mister Flanagan!«

      Der Boy nickte und schnellte die läuferbelegte Treppe hinauf.

      Jimmy Dycoster, der Hoteleigner, lächelte Flanagan dünn an.

      »Alles in Ordnung, Hal?«

      Das schien eine passendere Behandlung für den Schießer zu sein. Er nickte, schob sich den weißen Hut aus der Stirn und knurrte: »Ein Steak, aber tellergroß, sonst werde ich ärgerlich. Und wenn ich ärgerlich werde …« Ein galliges Lächeln kroch um seine harten Lippen. »Na, du weißt schon, Jim!«

      Der Hoteleigner nickte. Dann ging er in die Küche und rief dem dicken verschwitzten Koch zu: »Ein Steak, aber groß – und salze es nicht zufällig mit Rattengift!«

      *

      Flanagan verzehrte schmatzend sein Mahl, wischte seine Hände am Tischtuch ab und zündete sich dann genießerisch eine lange, dünne ebenholzfarbene Virginia an.

      In der Hotelhalle herrschte ängstliches Schweigen. Alles dienerte um den staubigen Mann herum, mühte sich, ihm nicht unangenehm aufzufallen.

      Vier Männer, die ein Pokerquartett hatten eröffnen wollen, hockten still auf ihren Plätzen und strengten sich an, den Mann mit dem weißen Hut nicht anzusehen.

      Plötzlich ging die Tür auf, und ein schwerer Mann mit rotem Gesicht und Froschaugen schob sich in die Hotelhalle. Er trug elegantes graues Tuchzeug nach letzter St. Louis-Mode, hatte einen breitrandigen Melbahut auf und geschnürte Bostonstiefel an den Füßen. Über seiner schwarzen bestickten Samtweste sprang ein rüschenbesetztes weißes Hemd mit schwarzer Seidenbinde hervor.

      Der Mann nahm den Hut ab und fuhr sich über das schüttere dunkle Haar. Dann blickte er über die Tische hinweg. Sein Auge blieb an dem weißen Hut des Schießers hängen.

      Flanagan sah kurz auf, als der Mann an seinen Tisch trat.

      »Evening, Mister Flanagan. Ich bin Ed Holyoke und möchte mit Ihnen sprechen.«

      Der Revolvermann hob den Kopf und schob das Kinn vor.

      »Was wollen Sie?«

      »Kann ich mich dazu einen Augenblick setzen?«, fragte Holyoke, wobei er sich schon einen Stuhl heranzog.

      Flanagan antwortete nicht.

      Holyoke setzte sich. Er hatte seine gepflegten Hände auf der Krempe seines Hutes liegen.

      »Mister Flanagan, ich habe einen Job für Sie.«

      Der Revolverschwinger sog an seiner dünnen Zigarre, blies den Rauch ungeniert vor sich hin, dem anderen Mann entgegen.

      Holyoke ließ sich nicht beirren. Er war ein Mann Ende der vierzig, der das Leben von allen Seiten zu kennen schien. Seine wachen wasserblauen Augen hingen an dem gipsfarbenen Gesicht des Schießers.

      »Es ist ein guter Job, Mister Flanagan!«

      Er machte keinen Fehler, der Menschenkenner Holyoke. Er sagte nicht: He, Flanagan! Dazu war er nicht dumm genug, er nannte ihn Mister. Und vielleicht war es das, was dem Schießer behagte.

      Flanagan kniff das linke Auge ein und legte den Kopf etwas auf die Seite.

      »Was ist drin?«

      »Siebenhundert Dollar.«

      »Und auf der anderen Seite?«, forschte der Schießer lauernd.

      »Alles.«

      Flanagan nickte unangenehm grinsend. Und bei